- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.3 Renaissance (Neuzeit)
- 2.3.5 Manierismus (Spätrenaissance, 1520/30-1600)
- Domenikos Theotocopoulos (El Greco)
EL GRECO wurde um 1541 in Fodele bei Heraklion auf der Insel Kreta, nach anderen Angaben in Candía (Íraklion), Kreta, geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Man vermutet, dass er von Mönchen in der Malkunst unterwiesen worden sei, denn seine frühen Malereien tragen eindeutig Züge der byzantinischen Ikonenmalerei (von griech. ikóna = Bild, Abbild). Diese wurde jedoch vorrangig in den Klöstern der griechisch-orthodoxen Kirche betrieben. Der Maler musste während des Malens in völliger Askese leben. In späteren Zeiten reichte auch die kirchliche Weihe, um die Ikone als Fenster zur himmlischen Welt erscheinen zu lassen.
Gemalt wurden
EL GRECO soll, wie überliefert ist, vor allem Madonnendarstellungen gemalt haben. Auch die Ikone „Passion-Christi Leichnam mit drei Engeln“ von 1566 wird ihm zugeschrieben.
Bevor EL GRECO nach Italien ging, war er in seiner griechischen Heimat als Ikonenmaler bekannt, allerdings sind keine Werke aus seiner Frühzeit, die er im späten byzantinischen Stil malte, erhalten. Seine Heimat gehörte zu seinen Lebzeiten zur Republik Venedig, da lag es nahe, sich in die italienische Lagunenstadt zu begeben, um das Handwerk der Malerei an den großen Renaissancekünstlern zu studieren.
EL GRECO kam wohl 1566 nach Venedig, wo er sich im Umkreis TIZIANs (um 1488–1576), TINTORETTOs (1518–1594) und JACOPO BASSANOs (1510/1515–1592) aufhielt, durch die sein Stil eine erste Formung erlangte. Aus dieser Frühzeit in Venedig stammt „Jesus heilt den blinden Mann“ (1566 oder 1567, Gemäldegalerie Dresden), das in seiner kräftigen Farbigkeit das Vorbild TIZIAN verrät, in seinen kompositorischen Elementen aber an TINTORETTO erinnert.
EL GRECO: Christus heilt den Blinden, um 1570, Öl auf Holz, 65,5 x 84 cm, Dresden, Gemäldegalerie.
Ab 1570 befand er sich in Rom (Einfluss MICHELANGELOs, 1475–1564), das er, nach einem Zwischenaufenthalt in Venedig, wohl um 1576 verließ.
Ab 1577 ist EL GRECO in Toledo nachweisbar.
EL GRECO: Blick auf Toledo, 1604–1614, Leinwand, 121 x 109 cm, New York, Metropolitan Museum of Art.
Es war die Zeit der Gegenreformation. Im selben Jahr erhielt er seinen ersten Auftrag, acht Altarwerke (darunter der Hochaltar) für die Kirche Santo Domingo el Antiguo. Seinen beiden für PHILIPP II. (1527–1598) ausgeführten Bildern („Verehrung des heiligsten Namens Jesu“, 1579, und „Martyrium des heiligen Mauritius und der Thebäischen Legion“, 1580–1582; beide im Escorial) folgten keine weiteren Aufträge vonseiten des Königs mehr.
Zwischen 1586 und 1588 schuf EL GRECO das monumentale Altarbild „Das Begräbnis des Grafen von Orgaz“ für die Pfarrkirche Santo Tomé in Toledo, ein Hauptwerk der europäischen Malerei.
EL GRECO: Begräbnis des Grafen von Orgaz, um 1586, Öl auf Leinwand, 480 x 360 cm, Toledo, San Tomé.
1603 wurde ihm die Ausstattung der Kirche des Hospitals de la Caridad in Illescas übertragen, die er 1605, fast ein Jahr nach der vertraglich festgesetzten Frist, vollendete.
Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Bezahlung wird EL GRECO als der größte Maler aller Zeiten bezeichnet. Sein letzter großer Auftrag (1608–folgende), Hauptaltar und zwei Seitenaltäre für die Kirche des Hospitals San Juan Bautista de Tavera in Toledo, blieb unvollendet.
Er starb am 06. oder 07.04.1614 in Toledo. Sein Grab befindet sich in der Klosterkirche Santo Domingo el Antiguo.
EL GRECOs Frühwerk zeigt in der Farbanlage und der manieristisch-perspektivisch übersteigerten Art der Raumbehandlung venezianischen Einfluss.
Erst in Spanien setzte die Entwicklung des eigenen Stils ein (hier nannte man ihn erstmals „El Greco“, der Grieche): Beschränkung der Farbskala auf wenige, stark expressiv eingesetzte Farben mit einer Vorliebe für fahle Violett-, Rosa-, Gelb- und Grautöne und Anordnung des ikonografischen Geschehens in einem in der Tiefe unbestimmten, von Licht und atmosphärischen Phänomenen dramatisierten Raum.
Die religiöse Intensität der Bilder EL GRECOs ist teilweise bis zu visionärer Ekstase gesteigert, wozu die manieristische Überlängung der Figuren in kompliziert geschraubten Bewegungen, was entscheidend ist für den vergeistigten Ausdruck der Gestalten, wesentlich beiträgt. Besonders auffällig wird dies in dem Gemälde „Auferstehung Christi“.
EL GRECO: Auferstehung Christi, 1584–1594, Öl auf Leinwand, 275 x 127 cm, Madrid, Museo del Prado.
EL GRECOs Bildnisse erfassen die Dargestellten mit psychologischer Eindringlichkeit, was u. a. an dem „Bildnis des Kardinals Niño de Guevra“ (um 1596–1600; New York, Metropolitan Museum) deutlich wird. Kardinal NIÑO DE GUEVARA war Großinquisitor der katholischen Kirche.
EL GRECO: Porträt des Kardinalinquisitors Don Fernando Niño de Guevara, 1596–1601, Öl auf Leinwand,171 x 108 cm, New York, Metropolitan Museum of Art.
EL GRECOs Auftraggeber war die katholische Kirche, dementsprechend war die Religion sein Thema. Das Gemälde „Laokoon“ ist das einzige noch vorhandene, das ein mythologisches Thema behandelt. Es zeigt jenen Moment im Leben des Priesters, in dem er um sein Leben kämpft. Noch gelingt es ihm, die Schlangen abzuwehren, aber er ist bereits zu Fall gebracht worden und schaut angstvoll gen Himmel. Neben ihm sein Sohn ist bereits tot. Der zweite Sohn kämpft verzweifelt gegen seinen eigenen Untergang an. Er kann die Schlange in seinen Händen nicht mehr lange abwehren.
Im Hintergrund erscheint nicht etwa eine Fantasielandschaft des antiken Troja, wo die Sage eigentlich beheimatet ist, sondern das zeitgenössische Toledo, das er mehrfach malte. Im Vordergrund schauen zwei Gestalten (wahrscheinlich Götter) der Szene zu.
EL GRECO: Laokoon, 1604–1614, Öl auf Leinwand, 142 x 193 cm, Sanlucar de Barrameda (Cadiz),Sammlung A. de Orleans.
Die Zeit, in der EL GRECO lebte, ist das „goldene Zeitalter“ der spanischen Malerei, das „Siglo de oro“. EL GRECO und die Spanier DIEGO VELÁZQUEZ (1599–1660) und GOYA (1746–1828) sind seine wesentlichen Vertreter. EL GRECOs Œuvre wurde jedoch zu seinen Lebzeiten nicht nur begeistert aufgenommen. Und nach seinem Tode geriet es nahezu in Vergessenheit. Trotzdem war es bis hin zur modernen Malerei des 20. Jahrhunderts von weit reichender Wirkung. Besonders die Maler des Expressionismus waren beeindruckt von EL GRECOs starken Farb- und Lichtkontrasten und der von TIZIAN und TINTORETTO übernommenen freien, skizzenhaften Malweise. Aber nicht nur Maler, sondern auch andere Künstler des 20. Jahrhunderts waren von GRECOs Gemälden fasziniert:
„Seine Fähigkeit, einen Gegenstand hinzureißen, über sich hinaus –, schlug mir damals wie eine Flamme entgegen,“
äußerte RAINER MARIA RILKE (1875–1926) in einem Brief an MATHILDE VOLLMOELLER (1876–1943) am 20. Dezember 1911.
Zu den Werken EL GRECOs gehören:
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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