Geschichtliche Betrachtungen zur Handzeichnung

Höhlenmalerei

Unsere Vorfahren in der Urgesellschaft ritzten farbige und schwarze Gravuren und zeichneten Linien in und auf die Felswände ihrer Behausungen, (zumeist Höhlen). Mit den einfachsten gestalterischen Mitteln wurden vor allem Jagd- und kultische Szenen dargestellt. Die Szenarien an den Felswänden waren stark vereinfacht und dienten vor allem der Unterstützung mythischer Rituale. Man spricht von Höhlenmalerei.

Ägypten

Auch in der Zeit der ägyptischen Pharaonen sowie in der griechischen und römischen Antike hatten zeichnerische Darstellungen vor allem den Sinn, Szenen des täglichen Lebens und religiöse Inhalte zu illustrieren.

Gebrauchs-, Luxus- und Kultgegenstände wurden dekorativ gestaltet. Die Kunstgeschichte spricht von Vasen- und Wandmalerei, aber die formal reduzierten künstlerischen Darstellungen sind aus unserem heutigen Verständnis eher der Zeichnung zuzuordnen.

Mittelalter

In der Zeit des Mittelalters (475–1500) spielt die Zeichnung in Europa hauptsächlich in der Buchkunst eine Rolle. Vor allem religiöse Schriften wurden aufwendig zeichnerisch – größtenteils farbig – ausgeschmückt oder Holzstiche und Holzschnitte koloriert.

Renaissance

Mit dem Beginn der Renaissance (1430–1600) vollzog sich eine tief greifende, revolutionäre Veränderung des Welt- und Menschenbildes in der Kunst.
Besonders die italienischen und deutschen Künstler wie

  • MICHELANGELO,
  • LEONARDO DA VINCI,
  • ALBRECHT DÜRER,
  • LUCAS CRANACH

(aber auch andere) beschäftigten sich mit wissenschaftlichen – anatomischen und architektonischen – Studien, widmeten sich mit großer Hingabe dem zeichnerischen Naturstudium und dem erklärenden Zeichnen/Zeichnen als Erkenntnisprozess.

Aus ihren fundierten Erkenntnissen entwickelten sie ihre künstlerischen Positionen für ein neues Selbstverständnis des Menschen, eine neue Betrachtungs- und Interpretationsweise der Natur. Nicht mehr die im Mittelalter vorherrschende verklärende Verehrung und Anbetung der Gottesfamilie und der Himmelsscharen stand im Mittelpunkt bildkünstlerischer Betrachtungen, sondern der Mensch als ein sich selbstständig entwickelndes biologisches und gesellschaftliches Wesen.

STEFAN LOCHNER, Rosenhagmadonna, um 1448,Holz, 51 × 40 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum.

STEFAN LOCHNER, Rosenhagmadonna, um 1448,Holz, 51 × 40 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum.

Geschichtliche Betrachtung der Handzeichnung - Rosenhagmadonna

Die „Göttlichkeit des Irdischen“ zeigten die Künstler in Porträt-, Akt- und Landschaftsstudien und Malereien sowie beeindruckenden bildhauerischen Arbeiten. Sie verbanden bildhafte Fantasie mit exakter Naturbeobachtung, künstlerische Meisterschaft mit wissenschaftlichem Forscherdrang. Religiöse Themen, vor allem Madonnen- und Heiligendarstellungen, wurden entmystifiziert. Erstmalig waren die Voraussetzungen einer physischen und psychischen Identifikationsmöglichkeit mit menschlichem Habitus der Maria, des Jesus Christus oder einem seiner Jünger gegeben.

Die Handzeichnung erfuhr in der Zeit der Renaissance eine weit reichende künstlerische Vervollkommnung und eine sich entwickelnde Eigenständigkeit gegenüber den anderen Bereichen der bildenden und angewandten Kunst. Der bis dahin eher vorherrschende Entwurfs- und Skizzencharakter der Handzeichnung trat (kunstgeschichtlich betrachtet) ab jetzt mehr in den Hintergrund, allerdings hat die Handzeichnung die Charakterisierung und Bewertung als dienendes Medium bis heute nicht ganz verloren.

Barock und Rokoko

Im Barock und Rokoko, der Zeit des Absolutismus, stand im bildkünstlerischen Sinne die aufwendige Präsentation im Vordergrund. Die Kunst stand im Dienste der Herrschenden und der Festigung ihrer Macht. Der dem Wesen der Zeichnung entsprechende, reduzierte, vergleichsweise bescheidene Charakter genügte nicht, um dem eitlen Darstellungs- und Geltungsdrang der europäischen Königshäuser, des Adels und des Klerus zu entsprechen.

In der Malerei und Plastik wurden Formen und Inhalte idealisiert betont und formal und inhaltlich überzogen. Die malerischen Darstellungen gesellschaftlicher und religiöser Themen übertrafen sich gegenseitig durch kolossale Formate und protzige Ausschmückungen.

HANS BALDUNG GRIEN: Maria, das nackte Kind mit ihren Haaren bedeckend,1510–1511,Feder in Schwarz, auf Papier, Leiden, Universität, Prentenkabinet,

HANS BALDUNG GRIEN: Maria, das nackte Kind mit ihren Haaren bedeckend,1510–1511,Feder in Schwarz, auf Papier, Leiden, Universität, Prentenkabinet,

Die geschichtliche Betrachtung der Handzeichnung - Maria, das nackte Kind mit ihren Haaren bedeckend

Im Gegensatz zum übrigen Europa entwickelte sich im Holland des 17. Jahrhunderts eine liberale und weltoffene Gesellschaftsform. Im sogenannten „Holländischen Goldenen Zeitalter“ erlebten Handel, Wissenschaft und Kunst unter dem Einfluss eines erstarkten Bürgertums eine große Blütezeit. Flämische und holländische Künstler setzten die Traditionen der Renaissance fort und formten ihr eignes fortschrittliches Bild vom Menschen und der Natur.

Die Handzeichnung mit ihrer Eigenart erlangte wieder größere Beachtung und Wertschätzung. Einen besonderen Reiz und einen faszinierenden eigenständigen Charakter besitzen die Zeichnungen des Malers HARMENSZ REMBRANDT VAN RIJN. Wie auch die malerischen Arbeiten besitzen REMBRANDTs Handzeichnungen eine besondere gestalterische, kontrastreiche Tiefe. Vor allem durch die Gestaltung der Hell – Dunkel – Werte und die Platzierung von Licht und Schatten im Bildraum erreichte der Künstler bildkünstlerische Verdichtung und thematische Dramatik.

Bürgerliche Revolution in Frankreich

Durch die großen bürgerlichen Revolutionen (Große Bürgerliche Französische Revolution 1789–1799; bürgerliche Revolution in England 1640–1649) veränderten sich die europäischen Machtverhältnisse grundlegend. In vielen Ländern wurden die gestürzten Monarchien durch die Gründungen von Republiken abgelöst. Durch die industrielle Revolution, die Mitte des 17. Jahrhundert einsetzte, entwickelte sich das Bürgertum zur ökonomisch stärksten und einflussreichsten sozialen Schicht innerhalb der Gesellschaft.

Die philosophische Bewegung der Aufklärung und ihre geistigen Strömungen, deren Zeitraum vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichte, war prägend für alle Bereiche der Gesellschaft. Die geistigen Positionen der Aufklärung förderten wesentlich den bürgerlichen Emanzipationsprozess und die intellektuelle Entwicklung der westlichen Gesellschaft. Ausgehend von den historischen Erkenntnisprozessen der Antike und der Renaissance, galt es vor allem, erstarrte und rückwärts gewandte Denkweisen zu erneuern und eine Akzeptanz für neues Wissen zu schaffen. Die Kultur des Verstandes sollte als ein Garant für den gesellschaftlichen Fortschritt die Rückständigkeit und geistige Unbeweglichkeit des Denkens ablösen.

In allen Bereichen der Kunst bildeten sich verschiedene, zum Teil parallel, auch formal und inhaltlich gegensätzlich verlaufende Strömungen, Positionen und Stile. Nach der überschwänglichen Formenvielfalt des Barocks und Rokokos erfuhren ein sachlich-klärender und der sparsame Umgang mit künstlerischen Formen und Maßen einen neuen Zuspruch.

Der Klassizismus (1760–1830) berief sich inhaltlich und formal auf die Positionen der griechischen Antike, konnte aber seinen historisierenden Charakter nicht überwinden. Das Studium der Natur und des Menschen stand wieder im Mittelpunkt der künstlerischen Bemühungen, die eine Grundlage für einen idealisierten Humanismusbegriff bildeten. Der deutsche Dichter JOHANN WOLFGANG VON GOETHE beschäftigte sich neben seiner literarischen Arbeit auch intensiv mit den Naturwissenschaften und der bildenden Kunst. So zeichnete er vor der Natur und beschäftigte sich mit Fragen der Malerei.

Romantik/Naturalismus/Realismus

Auch die Künstler der deutschen Romantik (1800–1830) widmeten sich intensiv dem zeichnerischen Naturstudium. In der Geschichte der Handzeichnung setzten die Künstler des Naturalismus (1870–1900), aber vor allem die des zeitlich parallel verlaufende Realismus (1850–1890), neue qualitative Maßstäbe und bereiteten durch ihre Arbeit eine wesentliche Ausgangsposition für den Beginn der klassischen Moderne in der bildenden Kunst. Ihr wirklichkeitsnaher Darstellungsstil wiederum suchte seine Anregungen in den Positionen der Kunst der Antike und der Renaissance. Künstler wie

  • ADOLPH VON MENZEL (1818– 1908),
  • MAX LIEBERMANN (1847–1935),
  • GUSTAV COURBET (1819–1877) und
  • ILJA REPIN (1844–1930)

widmeten der Zeichnung in ihrem Werk größte Aufmerksamkeit. Die äußere Gestalt der Dinge wurde konzentriert und zugleich mit tiefem Einfühlungsvermögen intensiv zeichnerisch untersucht, um sich so der „inneren Wirklichkeit“ der Dinge zu nähern. Die Formate der Zeichnungen wurden größer und die zeichnerischen Auffassungen wurden formal malerischer, da auch die Farbe eine zunehmend größere Rolle im Entstehungsprozess spielte.

ADOLPH VON MENZEL: Hessische Bauern auf dem Markt,1848,Pastell auf braunem Papier, Berlin, Kupferstichkabinett,

ADOLPH VON MENZEL: Hessische Bauern auf dem Markt,1848,Pastell auf braunem Papier, Berlin, Kupferstichkabinett,

Geschichte der Handzeichnung - Hessische Bauern auf dem Markt

Impressionismus

Der Realismus des 19. Jahrhundert kann auch als Vorläufer des Impressionismus (1860–1910) verstanden werden. Interessanterweise sind im Werk vieler Künstler dieser Zeit gestalterisch-formale Positionen beider Stile vorhanden und fließen zum Teil ineinander über. Verwiesen sei auf eine vergleichende Betrachtung früher und später Werkperioden des deutschen Malers MAX LIEBERMANN oder des französischen Malers und Zeichners EDGAR DEGAS.

Auch die Abgrenzung von Malerei und Zeichnung wird durchlässiger und transparenter. Mit zeichnerischen Mitteln entstehen malerische Effekte und Elemente/Formen und umgekehrt. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Pastelle DEGAS’, die zeichnerische und malerische Elemente miteinander verknüpfen und ergänzen.

EDGAR DEGAS: Ballettänzerinnen in Halbfigur, um 1896–1899,Pastell auf Papier, New York, Privatsammlung,

EDGAR DEGAS: Ballettänzerinnen in Halbfigur, um 1896–1899,Pastell auf Papier, New York, Privatsammlung,

Geschichte zur Handzeichnung - Ballettänzerinnen in Halbfigur

In einem besonderen Maße weisen die Zeichnungen VINCENT VAN GOGHs auf einen neuen Umgang mit zeichnerischen Elementen hin.

  • Linien,
  • Striche,
  • Strichbündel,
  • Schraffuren und Flecken,
  • Punkte und Flecken

beschreiben und kennzeichnen das gesehene und erlebte Naturbild, schaffen aber durch ihre starke Vereinfachung und starke Rhythmisierungen ein eigenes neuartiges Bildgefüge; eine abstrakte Formsprache entsteht, die auch ohne den Naturbezug einen eigenen Reiz und künstlerische Qualität besitzt.

VINCENT VAN GOGH: Die Brücke von Arles,1888–1889,Rohrfeder in brauner Tusche, auf Papier, Los Angeles, Los Angeles County Museum

VINCENT VAN GOGH: Die Brücke von Arles,1888–1889,Rohrfeder in brauner Tusche, auf Papier, Los Angeles, Los Angeles County Museum

Handzeichnung, Geschichte - Die Brücke von Arles

20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert erfährt die vielfältige Formensprache der Handzeichnung eine schnelle und kreative Weiterentwicklung. Individuell-orientierte Ausdrucksformen stehen im Vordergrund künstlerischer Bemühungen und diese orientieren sich zwar an den Vorbildern der jüngeren Kunstgeschichte, fordern aber auch gleichzeitig ein neues inhaltliches und formales Sehen und Umwerten und die Bereitschaft für ein lustvolles Experimentieren.

Gleich zu Beginn des neuen Jahrhunderts setzten die Künstler der europäischen Jugendstilbewegung (1895–1910) völlig neue Akzente. Sie befreiten die Kunst von rückständigen Positionen des Historismus und Eklektizismus. Angeregt durch die fernöstliche Kunst und Kultur entwickelten sie eine revolutionäre Linien- und Flächenkunst, die alle Bereiche der bildenden Kunst, des Designs und der Architektur erreichte. Die Linie – in ihrer bestechend klaren und einfachen Form (das Hauptgestaltungsmittel der Zeichnung) – wurde das wichtigste Gestaltungsmittel.

In Wien, einem Zentrum des Jugendstils arbeiteten und lebten viele begabte und wichtige Künstler dieser Zeit. Als ein außerordentlich begabter Zeichner sei der Maler GUSTAV KLIMT erwähnt. Mit seiner konzentrierten, reduzierten, aber hochsensiblen Linienführung gelang ihm Abstraktion und Kennzeichnung des Wesentlichen.

Auch EGON SCHIELE und OSKAR KOKOSCHKA waren herausragende Zeichner, die wiederum mit ihrem kreativen Potenzial die Grenzen der Stilkunst um 1900 überschritten und sich den neuen Positionen des Expressionismus zuwandten und ihn maßgeblich mitgestalteten.

EGON SCHIELE: Junge in gestreiftem Hemd,1910–1913;Schwarze Kreide und Aquarell, Wien, Privatsammlung

EGON SCHIELE: Junge in gestreiftem Hemd,1910–1913;Schwarze Kreide und Aquarell, Wien, Privatsammlung

Handzeichnung und ihre Geschichte - Junge in gestreiftem Hemd

Neben den vielen, nun zeitlich dicht aufeinanderfolgenden Stilen und Positionen der Kunstentwicklung sind die Künstler des europäischen Expressionismus als herausragende Zeichner hervorzuheben. Ihren explosiven, oft kantig-schroffen und symbolhaften Zeichenstil übertrugen sie auch in ihre farbintensive Malerei. Die individuelle Sichtweise, die Authentizität und die Direktheit der Empfindung des Künstlers standen im Mittelpunkt des Schaffens ohne akademische Zwänge und Maßregelungen.

Aber auch traditionelle Positionen und Ansichten entwickelten sich weiter. Verwiesen sei auf das umfassende Werk der deutschen Zeichnerin und Grafikerin KÄTHE KOLLWITZ (1867–1945), das sich neben der künstlerischen Meisterschaft vor allem durch seine inhaltliche Aussagekraft und humanistischen Positionen auszeichnet.

PAUL CÉZANNE: Baumallee,1906,Aquarell über Bleistift, auf weißem Papier, 616 × 457 mm, New York, Sammlung Pearlman,

PAUL CÉZANNE: Baumallee,1906,Aquarell über Bleistift, auf weißem Papier, 616 × 457 mm, New York, Sammlung Pearlman,

Geschichtliche Betrachtungen zur Handzeichnung - Baumallee

Stellvertretend für die vielen bildenden Künstler der klassischen Moderne, die sich zeichnerisch betätigten, seien

  • PAUL CÉZANNE (1839–1906),
  • AUGUSTE RODIN (1840–1917),
  • FERNAND LÉGER (1881–1955),
  • GEORGE GROSZ (1893–1959),
  • PABLO PICASSO (1881–1973),
  • WASSILY KANDINSKY (1866–1944),
  • PAUL KLEE (1879–1940),
  • PAUL HOLZ (1883–1938),
  • ERNST BARLACH (1870–1938),
  • PAULA MODERSOHN–BECKER (1876–1907),
  • HANS BALUSCHEK (1870–1935)
  • HEINRICH ZILLE (1858–1929) und
  • LOVIS CORINTH (1858–1925)

erwähnt.

LOVIS CORINTH: Selbstporträt,1924;Schwarze Kreide auf weißem Papier, 311 × 248 mm, Cambridge (Massachusetts), Fogg Art Museum, Department of Prints and Drawings

LOVIS CORINTH: Selbstporträt,1924;Schwarze Kreide auf weißem Papier, 311 × 248 mm, Cambridge (Massachusetts), Fogg Art Museum, Department of Prints and Drawings

Handzeichnung und ihre geschichtliche Betrachtung - Selbstporträt

Nachkriegsjahre bis etwa 1950

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren bis etwa 1950 suchte eine junge Künstlergeneration vor allem in den USA und in Europa neue Aspekte und neue Arbeitsansätze. Auch vorbereitet durch die Positionen des

  • Kubismus,
  • Futurismus (UMBERTO BOCCIONI: Die Stadt erhebt sich),
  • Dadaismus,
  • Konstruktivismus und
  • Surrealismus

in der ersten Hälfte des 20. Jh. entwickelten sich die abstrakte Kunst bereits in den 1940er-Jahren sowie die Pop-Art ab 1960.

UMBERTO BOCCIONI: Die Stadt erhebt sich,1910, Schwarze Kreide auf weißem Papier, 587 × 867 mm, New York, Museum of Modern Art

UMBERTO BOCCIONI: Die Stadt erhebt sich,1910, Schwarze Kreide auf weißem Papier, 587 × 867 mm, New York, Museum of Modern Art

Betrachtung der Geschichte der Handzeichnung - Die Stadt erhebt sich

Postmoderne

Von der Postmoderne spricht man ab 1980.
Die Suche nach neuen und „unverbrauchten“ Bild-, Zeichen- und Ausdrucksformen fordert seit dem 20. Jahrhundert enorme kreative Potenziale der Künstler heraus. Die Wertschätzung des gesteigerten individuellen Erlebens und dessen so unterschiedliche Umsetzung in künstlerische Erkenntnis- und Arbeitsprozesse, erzeugt auch die Vielzahl und die große Unterschiedlichkeit künstlerischer Ergebnisse.

Da die Maßregelungen eines naturnahen Realismus- und Kunstbegriffes längst aufgehoben sind und ersetzt wurden durch komplizierte kunstwissenschaftliche Theorien zum Thema der künstlerischen Denk- und Handlungsfreiheit, hat fast jede subjektiv gezeichnete Linie die Aussicht als künstlerisch wertvoll betrachtet zu werden. Das ist die Schwierigkeit für den eventuell verunsicherten Betrachter, herauszufinden oder herauszufühlen:

„Ist diese Zeichnung (oder dieses Bild) das Ergebnis eines sinnlichen kreativen Arbeitsprozess oder purer Dilettantismus, um etwa viel Geld zu verdienen?“

Das individuelle Moment und seine Ausprägung spielen jetzt eine sehr große Rolle in der Zeichnung. Viele Künstler stellten sich dieser Herausforderung. Handwerklich wurde der Begriff der Handzeichnung immer wieder erneuert und erweitert. Es entwickelten sich freie abstrakte sowie auch interessante realistische Positionen. Als einen Klassiker der Zeichnung in der modernen Kunst nach 1950 ist ALBERTO GIACOMETTI (1901–1966) zu nennen. Als Bildhauer beschäftigte ihn vorrangig das Thema der Räumlichkeit und der Figur im Raum.

Wichtige Vertreter der Handzeichnung dieser Zeit sind auch

  • BASQUIAT (1960–1988),
  • JOSEPH BEUYS (1921–1986),
  • DAVID HOCKNEY (geb. 1937),
  • ARNULF RAINER (geb. 1929),
  • HORST JANSSEN (1929–1995).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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