Handzeichnung und Druckgrafik
Eine besondere Nähe und Verwandtschaft besteht zwischen den Genres der Handzeichnung und der Druckgrafik. Zeichnerisches Können und Handwerk sind wichtige Voraussetzungen für die gestalterische und praktische Handhabung der Druckgrafik.
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ALBRECHT DÜRER: Porträt der Agnes Dürer, um 1494; Feder auf Papier, Wien, grafische Sammlung Albertina
Albrecht Dürer - © 2003 The Yorck Project
Handzeichnung und Druckgrafik benutzen oft ähnliche oder identische Gestaltungsmittel:
- Linien,
- Schraffuren,
- Flecken und Punkte,
- gewischte Flächen und
- Korrekturspuren
sind sowohl Mittel der Zeichnung
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HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC: Yvette Gilbert vor dem Vorhang,1894; Kreide und Aquarell auf Papier, Providence (Rhode Island), Rhode Island School of Design, Museum of Art
Henri de Toulouse-Lautrec - © 2003 The Yorck Project
als auch der Druckgrafik.
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HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC, Plakat „Jane Avril“, 1899–1900; Farblithografie
Henri de Toulouse-Lautrec - © 2003 The Yorck Project
Dabei kann auch die Farbe eine Rolle spielen. Während der Zeichner zwischen
- Kohle,
- farbigen Kreiden,
- Buntstiften,
- Aquarellfarben oder
- Tuschen
wählen kann, nutzt der Druckgrafiker die Verschiedenfarbigkeit der Druckerschwärze. Auch Mischtechniken zwischen Druckgrafik und Zeichnung gibt es, so, wenn der Druckgrafiker seine Drucke nachträglich koloriert bzw. zeichnerisch eingreift durch Kreiden, Stifte oder Ähnlichem.
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Die sieben Werke der Barmherzigkeit, Ausführung: J. GILLO, um 1520, Holzschnitt, koloriert, 395 x 225 mm, Barcelona, Instituto Municipal de Historia,
J. Gillo - © 2003 The Yorck Project
Entwicklung der Schrift und Zeichnung
Auch die Entwicklung der Schrift steht in einem sehr engen Wechselverhältnis mit der Zeichnung. Bereits die Vorgänge des Zeichnens und des Schreibens weisen sehr viele Gemeinsamkeiten auf, wie auch grundlegende Elemente des Schrift- und Zeichenduktus. Selbst die verwendeten Arbeitsmittel (Stifte, Pinsel, Federn, Papiere) sind sich oft gleich oder sehr ähnlich in Charakter und Handhabung.
- Buchstaben,
- Schriftzeichen,
- Runen oder
- Ornamente
sind Symbole und Zeichen. Diese wiederum die Ergebnisse zeichnerischer Abstraktionsprozesse.
Besonders anschaulich zeigt sich der Entwicklungsprozess der Schriften z.B. in der Betrachtung historischer Schriftbilder alter Kulturen.
Aus dem bereits stark abstrahierten Bild- oder Bildzeichen entwickelte sich über einen langen Zeitraum durch weitere Wiederholung und der daraus folgenden Vereinfachung eine grafische Kurzform. Diese konnte für einen Gegenstand, Lebewesen oder Vorgang stehen oder wurde zum Buchstaben transformiert und so Bestandteil eines Wortes und damit Bestandteil von Schrift und so auch von Sprache.