Kupferstich

Geschichte des Kupferstichs

Der Kupferstich (engl. copperplate engraving) wurde als erstes Tiefdruckverfahren in der Renaissance aus der Gravierkunst der Goldschmiede entwickelt, deshalb auch der französische Begriff „Gravure“ für den Kupferstich. Mit sogenannten Grabsticheln (daher auch die Bezeichnung Grabstichel- oder Linienmanier) ritzten die Goldschmiede Dekore aus dem Metall von Rüstungen, Schmuckstücken, Kannen etc. Die entstehende Vertiefung wurde Creux (frz. = hohl, tief) genannt.

Schon relativ früh begannen die Goldschmiede, sich ihre Dekore auf Papier aufgedruckt zu sichern, indem sie druckbare Pasten in die Vertiefungen einrieben und dann die Gravur mittels Druckeinwirkung auf Papier übertrugen. Sie erkannten auch, dass plane Metallplatten sich gut für den Druck von Grafiken eigneten und waren die ersten wirklichen Kupferstecher. Erste Kupferstiche entstanden um 1430. ALBRECHT DÜRER, gelernter Goldschmied, war durch seine Ausbildung bereits vertraut mit der Gravurtechnik. Er revolutionierte den Kupferstich.

Ritter, Tod und Teufel, Entwurf: ALBRECHT DÜRER, Ausführung: ALBRECHT DÜRER, 1513,Kupferstich, 250 x 190 mm, Privatsammlung

Ritter, Tod und Teufel, Entwurf: ALBRECHT DÜRER, Ausführung: ALBRECHT DÜRER, 1513,Kupferstich, 250 x 190 mm, Privatsammlung

Kupferstich - Ritter, Tod und Teufel

Bekannte Kupferstiche DÜRERs sind:

  • Folge der Kupferstichpassion
  • Adam und Eva
  • Ritter, Tod und Teufel
  • Schmerzensmann mit gehobenen Händen
  • Maria lactans
  • Melancholia I
  • Mondsichelmadonna
  • Nemesis (Das große Glück)
  • Porträt des Philipp Melanchthon
  • Porträt des Willibald Pirckheimer
Schmerzensmann mit gehobenen Händen, Entwurf: ALBRECHT DÜRER, Ausführung: ALBRECHT DÜRER, um 1500,Kupferstich, 115 x 70 mm, New York, The Metropolitain Museum, Department of Drawings

Schmerzensmann mit gehobenen Händen, Entwurf: ALBRECHT DÜRER, Ausführung: ALBRECHT DÜRER, um 1500,Kupferstich, 115 x 70 mm, New York, The Metropolitain Museum, Department of Drawings

Kupferstich - Schmerzensmann mit gehobenen Händen

Technik des Kupferstichs

Für den Kupferstich werden 1 bis 3 mm starke Kupferplatten zunächst geschliffen und poliert. Eine dünne Firnis-, Kreide- oder Wachsschicht, die auf das Metall aufgetragen wird, soll die Negativzeichnung des Motivs sichtbar machen. Das heißt, man legt die Zeichnung seitenverkehrt auf die Metallplatte und überträgt sie so, dass sie auf der aufgetragenen Schicht sichtbar wird. Dann wird mit einem Grabstichel das Motiv in das Metall eingeritzt. Geübte Kupferstecher stechen das Motiv in den Druckstock, ohne auf diese Weise vorzuzeichnen. Sie zeichnen direkt auf das polierte Metall. Die entstehenden Grate werden in jedem Fall entfernt. Vertiefungen im Metall haben die Form von Linien (auch Schraffuren, wenn man Flächen herausarbeiten möchte) oder Punkten. Es lassen sich sehr feine Linien und Punkte aus dem Material herausstechen, sodass die Optik des Kupferstichs auch insgesamt feiner wirkt als die des Holzschnitts.

Druckprozess
Nun kann, üblicherweise mit einer zweiwalzigen Druckerpresse, gedruckt werden. Dazu erwärmt man die Kupferplatte, sodass die Druckerschwärze gut in die Vertiefungen eindringen kann. Anschließend wird die Platte gesäubert, d.h. an den Stellen, die nicht drucken sollen, wird die Druckerschwärze entfernt. In den Vertiefungen bleibt sie erhalten. Trägt man die Druckerschwärze mit einem Stoffballen auf und lässt an den nicht druckenden Stellen etwas Druckerschwärze stehen, entsteht der sogenannte Lappenton auf dem Papier, ein leichter Grauschleier.

Bild

Das angefeuchtete Papier nimmt die Druckerschwärze, die sich in den Vertiefungen befindet, während des Tiefdruckprozesses auf. Dazu muss jedoch ein starker Druck auf Platte und Papier ausgeübt werden. Dazu dienen die Andruckrollen. Der entstehende Rand, der durch den Druck auf dem Papier zurückbleibt, nennt man Plattenrand.

Venus stutzt Amor die Flügel, Entwurf: JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT, 1869–1870,Radierung und Kupferstich, 240 x 160 mm, Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes

Venus stutzt Amor die Flügel, Entwurf: JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT, 1869–1870,Radierung und Kupferstich, 240 x 160 mm, Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes

Kupferstich - Venus stutzt Amor die Flügel

Die Kupferstichtechnik kann auch mit anderen Tiefdrucktechniken kombiniert werden, wie es einige Impressionisten taten, unter ihnen JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT. Aber bereits im Barock hatte man Radierung und Kupferstich kombiniert.

Heiliger Bruno, Entwurf: WENZEL HOLLAR, Ausführung: WENZEL HOLLAR, 1649,Radierung und Kupferstich, 245 x 180 mm, Köln, Sammlung Günther Leisten

Heiliger Bruno, Entwurf: WENZEL HOLLAR, Ausführung: WENZEL HOLLAR, 1649,Radierung und Kupferstich, 245 x 180 mm, Köln, Sammlung Günther Leisten

Kupferstich - Heiliger Bruno

Vorteil des Kupferstiches

Vorteil des Kupferstiches ist, dass man hohe Auflagen drucken kann, so hat ALBRECHT DÜRER bis zu 500 Abzüge von einem Druckstock drucken lassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass jede Linie ganz scharf und sauber gestochen wird, da kein Grat auf der Platte verbleibt.

Üblich war es, das gedruckte Blatt nachträglich zu beschriften. Man benutzte französische bzw. lateinische Bezeichnungen für bestimmte Zustände des Druckes:

  • avant la lettre = vor der Beschriftung
  • epreuves d'artiste = Künstler-Proben
  • après la lettre bzw. avec la lettre = nach der Schrift bzw. mit der Schrift

Anmerkungen hatten dabei die Bedeutungen

  • Inv. ( invenit) = er hat (es) erfunden, entworfen,
  • del (delineavit) = er hat (es) gezeichnet,
  • sc. (sculpsit) = er hat (es) gestochen und
  • exc. (excudit) = er hat (es) gedruckt.

Bedeutende Kupferstecher waren:

  • MARTIN SCHONGAUER (um 1445–1491)
  • ALBRECHT ALTDORFER (1480–1538)
  • ALBRECHT DÜRER (1471–1528)
  • ANDREA MANTEGNA (1431–1506)
  • HANS BALDUNG GRIEN (1484/1485–1545)
  • LUCAS VAN LEYDEN (1494–1534)
  • MATTHIAS MERIAN (1593–1650)
  • HEINRICH ALDEGREVER (1502–1555/1561)
  • MICHELANGELO BUONARROTI (1475–1564)
  • JOST AMMAN (1539–1591)
  • JACOPO DE BARBARI (um 1440/1450 bis um 1511/1515)
  • ISRAHEL VAN MECKENEM (um 1440–1503)
  • REMBRANDT HARMENSZ VAN RIJN (1606–1669)
  • DANIEL CHODOWIECKI (1726–1801)
  • WILLIAM HOGARTH (1697–1764)
  • FRANCISCO DE GOYA (1746–1828)
  • KÄTHE KOLLWITZ (1867–1945)
  • JOHANNES WÜSTEN (1896–1943)
Bacchanal mit Silenos, Entwurf: ANDREA MANTEGNA, Ausführung: ANDREA MANTEGNA, um 1494,Kupferstich, 327 x 450 mm, Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes

Bacchanal mit Silenos, Entwurf: ANDREA MANTEGNA, Ausführung: ANDREA MANTEGNA, um 1494,Kupferstich, 327 x 450 mm, Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes

Kupferstich - Bacchanal mit Silenos

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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