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Anwendungen von Differenzengleichungen

Differenzengleichungen bieten einen elementaren mathematischen Zugang zu anspruchsvollen praktischen Fragestellungen, z.B. aus der Populationsdynamik, der Finanzmathematik und der Technik. Das Bearbeiten von Differenzengleichungen umfasst im Wesentlichen das Abarbeiten von iterativen Berechnungsverfahren und rekursiven Bildungsvorschriften, das Finden expliziter Bildungsvorschriften für Folgen, das Lösen von Gleichungssystemen und ähnliche elementare Anforderungen.
Als Beispiele werden aus der Finanzmathematik Ratensparen, Guthabenverrentung und Annuitätendarlehen, aus der Technik die Temperaturanpassung an eine Umgebungstemperatur behandelt.

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Ratensparen, Guthabenverrentung und Annuitätendarlehen

Ein Konto hat einen Stand K ( K > 0...   G u t h a b e n ,  K < 0 ...  Darlehen ) , der sich durch Zinsen und Einzahlungen bzw. Abhebungen mit der Zeit ändert; es gilt also K = K ( t ) . Der Verzinsungszeitraum sei Δ t = 1   J a h r . Die Zinsen werden jeweils am Jahresende auf dem Konto verbucht. Ebenfalls am Jahresende wird eine Rate r auf das Konto eingezahlt ( r > 0 ) oder dem Konto entnommen ( r < 0 ) . Weitere Buchungen gibt es auf dem Konto nicht.

Die Änderung Δ K des Kontostandes K kommt also durch die Rate r und durch die Zinsen Z = p ⋅ K bei einem Jahreszinssatz p zustande. Es gilt:
Δ K = p ⋅ K + r  oder K ( t+ Δ t ) = ( 1 + p ) K ( t ) + r  oder K i   +1 = ( 1 + p ) K i + r

Der letzte Ausdruck ist eine lineare inhomogene Differenzengleichung 1. Ordnung der Form y i   + 1 = a ⋅ y i + b , wobei K i dem y i entspricht sowie a = 1 + p  bzw . b = r gilt.
Der Kontostand nach dem i-ten Verzinsungszeitraum ergibt sich mit a = 1 + p ≠ 1 zu:
K i = c ⋅ ( 1 + p ) i − r 1 + p − 1 = c ⋅ ( 1 + p ) i − r p

Am Anfang ( i = 0 ) beträgt der Kontostand K 0 ( K 0 > 0...  Guthabeneinlage , K 0 < 0...  Darlehnssumme ) ,
woraus sich der Parameter c bestimmen lässt:
K 0 = c ( 1 + p ) 0 − r p = c − r p ,  also c = K 0 + r p

Die partikuläre Lösung lautet somit:
K i = ( K 0 + r p ) ⋅ ( 1 + p ) i − r p bzw. K i = K 0 ⋅ ( 1 + p ) i + r p ⋅ ( ( 1 + p ) i − 1 )

Die erhaltene Gleichung bezeichnet man als nachschüssige Rentenformel.

Mit dem mathematisch beschriebenen Sachverhalt werden mehrere reale Vorgänge erfasst:

  1. Guthabenverzinsung
    Auf einem Konto befindet sich ein Guthaben, das im Zeitraum Δ t bestimmte Zinsen erbringt.
    Im folgenden Zeitraum wird das Guthaben einschließlich der Zinsen verzinst ( K 0 > 0 ,  r = 0 ) .
     
  2. Ratensparen
    Auf einem Konto befindet sich ein Guthaben, das im Zeitraum Δ t verzinst wird.
    Zusätzlich wird am Ende jedes Verzinsungszeitraumes ein fester Betrag eingezahlt ( K 0 > 0 ,  r > 0 ) .
     
  3. Guthabenverrentung
    Auf einem Konto befindet sich ein Guthaben, das im Zeitraum Δ t verzinst wird.
    Am Ende jedes Verzinsungszeitraumes wird ein fester Betrag ( K 0 > 0 ,  r < 0 ) abgehoben.
     
  4. Annuitätendarlehen
    Ein Darlehen eines Bankkunden wird auf einem Konto geführt. Am Ende jedes Verzinsungszeitraums zahlt er einen festen Betrag – die Annuität – auf das Konto ein, um die Zinsen zu zahlen und das Darlehen zu tilgen. Da der Kunde den Kontostand und die anfallenden Zinsen der Bank schuldet, gehen Kontostand sowie Zinsen mit negativem Vorzeichen in die Rechnung ein ( K 0 < 0 ,  r > 0 ) .

Die verschiedenen Fälle sind in der folgenden Abbildung für bestimmte Parameter gegenübergestellt.

  • Entwicklung der Kontostände bei verschiedenen Sparformen und bei einem Annuitätendarlehen

Für den Fall des Annuitätendarlehens ist die Berechnung des Kontostandes, der Zinsen und der Tilgung in nachstehender Tabelle aufgeführt.

Bild

In der Tabelle kann der Kontostand K i im i-ten Jahr ausgehend von K 0 nach der Differenzengleichung oder der nachschüssigen Rentenformel berechnet werden.
Die Zinsen am Ende des i-ten Jahres ergeben sich aus Z i = p  K i .
Die Kontostandsänderung Δ K i ist die Summe der Zinsen und der Rate, kann aber auch als K i   +1 − K i berechnet werden.

Temperaturanpassung an Umgebungstemperatur

Befindet sich ein Körper mit der Temperatur T in einer Umgebung der Temperatur T u , so wird sich seine Temperatur in Richtung der Umgebungstemperatur so lange ändern, bis ein Temperaturausgleich erfolgt ist. Dabei wird in einer Zeiteinheit Δ t die Temperaturänderung Δ T umso größer sein, je größer der Unterschied der Temperaturen T und T u ist.

Es gilt Δ T ∼ T u ∼ T ( n e w t o n s c h e s  Abkühlungsgesetz ) , also auch
Δ T = k ( T u − T )  bzw . T ( t + Δ t ) = k T u + ( 1 − k ) T ( t ) oder T i   + 1 = ( 1 − k ) T i + k T u ,  i ∈ ℕ , wobei k ein auf das Zeitintervall Δ t bezogener Temperaturkoeffizient ist, der die Geschwindigkeit des Temperaturausgleichs charakterisiert.

Das newtonsche Abkühlungsgesetz entspricht der linearen homogenen Differenzengleichung y i     +   1 = a ⋅ y i + b .
Dem T i entspricht y i und es gilt a = 1 − k und b = k T u .

Da k ≠ 0 und damit a ≠ 1 vorausgesetzt werden kann, ist folgende Funktion Lösung der Differenzengleichung:
T i = c ( 1 − k ) i − k T u l − k − l = c ( 1 − k ) i + T u ,  also T i = c ( 1 − k ) i + T u ,  c ∈ ℝ

Ist zur Zeit t 0 = 0 die Temperatur des Körpers T = T 0 , so kann c bestimmt werden:
T 0 = c ( 1 − k ) 0 + T u ,  also  c = T 0 − T u und damit T i = T u + ( T 0 − T u ) ( 1 − k ) i

Sind k, T 0 und T u für einen Körper bekannt, so kann nach der erhaltenen Gleichung die Temperatur T i dieses Körpers zu allen Zeiten t = t 0 + i   Δ t berechnet werden. Der umgekehrte Weg ist jedoch auch möglich und praktisch wichtig, um den Temperaturkoeffizienten k eines Körpers oder die Umgebungstemperatur T u zu bestimmen. Dazu muss eine Folge von Messwerten T i mit konstantem Zeitabstand zwischen den einzelnen Messungen vorliegen.

Beispiel

Ein Becherglas wird mit Leitungswasser gefüllt und in ein Wasser-Eis-Gemisch getaucht, in dem ein Magnetrührer arbeitet. Über einen Temperaturfühler wird im Abstand von Δ t die Temperatur aufgezeichnet. In einem solchen Experiment mit einem 50-ml-Becherglas, T u = 2,8 ∘ C  und  Δ t = 60 s ergaben sich die in Tabelle 1 enthaltenen Messwerte. Tabelle 2 enthält die Werte für das T i   + 1 / T i -Diagramm .

Bild

Das T i   + 1 / T i -Diagramm bestätigt, dass die Messwerte T i einer linearen Differenzengleichung gehorchen. Für die Gerade durch die Messpunkte müssen nun Anstieg und Verschiebung berechnet werden, um die Parameter der Gleichung T i   + 1 = ( 1 − k ) T i + k T u bestimmen zu können:

Anstieg (berechnet aus erstem und letztem Punkt in Tabelle 2):
1 − k = 4,6 ∘ C − 6,0 ∘ C 5,2 ∘ C − 7,1 ∘ C = − 1,4 ∘ C − 1,9 ∘ C = 0,7368 , also k = 0,2632
Verschiebung (berechnet aus dem erstem Punkt in Tab. 3):
k T u = 6,0 ∘ C − 1,4 1,9 ⋅ 7,1 ∘ C = 0,7684 , also T u = 2,9 ∘ C
Als die an die Messpunkte angepasste Lösung der Differenzengleichung erhält man somit T i = 2,9 ∘ C + 4,2 ∘ C ⋅ 0,7368 i .

Die Abkühlkurve zeigt sowohl die Messdaten als auch die über die gefundene Differenzengleichung ermittelten Werte. Die kleinen Abweichungen sind durch Messfehler bedingt.

Bild

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Anwendungen von Differenzengleichungen." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/mathematik-abitur/artikel/anwendungen-von-differenzengleichungen (Abgerufen: 20. May 2025, 15:39 UTC)

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Beispiele für gewöhnliche Differenzialgleichungen sind x   y ′ − y + c     x = 0 oder auch y ″ = c   y .

Die Theorie der Differenzialgleichungen untersucht, ob es eine oder mehrere Funktionen gibt, die (in die Differenzialgleichung eingesetzt) diese für jeden Wert der Variablen erfüllen und wie diese Funktion bzw. diese Funktionen gefunden werden können. Für einige Typen von Differenzialgleichungen lassen sich exakte Verfahren zum Auffinden von Lösungen angeben, sonst müssen Näherungsverfahren oder numerische Verfahren verwendet werden. Für numerische Verfahren werden auf modernen Rechenanlagen leistungsfähige Programme angeboten.

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Ist das Wachstum durch eine Obergrenze G der Individuenzahl beschränkt, so wird sich bei noch kleiner Individuenzahl ein annähernd unbeschränktes Wachstum einstellen, mit wachsender Zahl N wird die Wachstumsrate jedoch kleiner, um schließlich bei N = G den Wert 0 anzunehmen. Eine Beschränkung kommt beispielsweise zustande, wenn die Population in einem isolierten Gebiet lebt, in dem sich höchstens G Individuen ernähren können.

Die modifizierte Wachstumsrate
k b = k ( 1 − N G )
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