Evangelista Torricelli

EVANGELISTA TORRICELLI lebte in einer Zeit der sich schnell entwickelnden Naturwissenschaften, in denen zunehmend Experimente genutzt wurden, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Zeitgenossen von ihm waren u.a. GALILEO GALILEI (1564 bis1642), JOHANNES KEPLER (1571 bis 1630) sowie BLAISE PASCAL (1623 bis1662). Da in Mitteleuropa von 1618 bis 1648 der Dreißigjährige Krieg tobte, waren die italienischen Städte Rom, Florenz, Siena und Pisa die geistigen Zentren Europas.

EVANGELISTA TORRICELLI wurde am 15. Oktober 1608 in Faenza, einem kleinen Ort nordöstlich von Florenz, geboren. Seine Eltern starben sehr zeitig, sodass das verwaiste Kind von einem Onkel, einem gelehrten Mönch, erzogen wurde.

Nach dem Besuch einer Jesuitenschule in Faenza wurde TORRICELLI im Jahr 1626 nach Rom geschickt. An der dortigen Universität beschäftigte er sich mit Mathematik und verschiedenen Naturwissenschaften. Einer seiner Lehrer war BENEDETTO CASTELLI, ein Schüler GALILEIS. In Rom lernte TORRICELLI auch GALILEIS 1638 erschienene Gespräche (Discorsi) über die Physik kennen. Sie veranlassten ihn, sich mit dessen Gedanken zu beschäftigen und diese weiterzuentwickeln. Um 1640 schrieb er die Abhandlung „De motu gravium“, in der er die Erkenntnisse von GALILEI über den freien Fall von Körpern auf ausfließende Flüssigkeiten übertrug.

Auf Empfehlung CASTELLIS reiste TORRICELLI im Jahre 1641 zu dem mittlerweile 78-jährigen GALILEI (was auch einem Wunsch des greisen Gelehrten entsprach). Dieser lebte seit einigen Jahren infolge des Inquisitionsprozesses in seinem Landhaus in Arcetri bei Florenz, stand unter Hausarrest und war bereits völlig erblindet. TORRICELLI arbeitete deshalb als eine Art Sekretär für GALILEI. Leider sollte die Zusammenarbeit nur kurz sein, denn GALILEI starb drei Monate später.

TORRICELLI wurde nun dessen Nachfolger als Hofmathematiker des Großherzogs von Toskana in Florenz und Professor an der dortigen Universität. Er war Mitglied der Accademia del Cimento (Akademie des Experiments). Solche Vereinigungen von Naturwissenschaftlern waren im 17. Jahrhundert neben den Universitäten entstanden, und viele von ihnen sind bis heute erhalten. Die Accademia del Cimento war eine der ersten solcher Einrichtungen, fiel aber nach kurzer Zeit dem Widerstand der Kirche zum Opfer.

TORRICELLI untersuchte ruhende und strömende Flüssigkeiten und gilt als Begründer der Physik der Gase. Neben der Erfindung des Barometers entdeckte er die Veränderlichkeit des Luftdrucks bei unterschiedlichem Wetter. Zahlreiche Untersuchungen TORRICELLIS galten den Schwankungen des Luftdrucks und dessen Einfluss auf die Höhe der Quecksilbersäule. Seine Überlegungen wurden von PASCAL bestätigt. Die Quecksilberbarometer begannen ihren Siegeszug als Luftdruck- und Höhenmesser in allen Ländern. Nach TORRICELLI wurde die heute nur noch im medizinischen Bereich bei der Messung des Blutdruckes gebräuchliche Einheit Torr (mm Quecksilbersäule, mm Hg) benannt. Der normale Luftdruck beträgt 760 Torr (etwa 1013 hPa).

TORRICELLI war auch ein guter Mathematiker. So beschäftigte er sich im Zusammenhang mit Flächeninhaltsberechnungen besonders mit Quadraturproblemen. Auch berechnete er das Volumen von Rotationskörpern, wobei er erstmals ein uneigentliches Integral benutzte. Seine Ergebnisse bei der Anwendung infinitesimaler Methoden bei der Inhaltsbestimmung veröffentlichte er im Jahre 1644 in seinem Hauptwerk „Opera geometrica“, welches die weitere Entwicklung der Integralrechnung maßgeblich beeinflusste.

TORRICELLI untersuchte ferner das Problem der Rektifizierbarkeit von Kurven, insbesondere die der logarithmischen Spirale und Spiralen höherer Ordnung. Er löste dies mithilfe eines Verfahrens, welches inhaltlich auf die Einführung von Polarkoordinaten hinauslief.

TORRICELLI entwickelte auch eine Methode zur Bestimmung des Schwerpunktes von Körpern und war zudem ein hervorragender Linsenschleifer (eine Kunst, die zur damaligen Zeit nur wenige beherrschten). Er starb am 25. Oktober 1647 in Florenz.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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