Karl Theodor Wilhelm Weierstraß

KARL THEODOR WILHELM WEIERSTRASS (richtige Schreibweise: Weierstraß) wurde am 31. Oktober 1815 im westfälischen Ostenfelde geboren. Der Vater war ein gebildeter Mann, der zu jener Zeit als Sekretär des Bürgermeisters arbeitete und später in den preußischen Staatsdienst eintrat. Die Mutter verstarb sehr früh.

KARL WEIERSTRASS besuchte (bedingt durch Versetzungen seines Vaters) zunächst verschiedene Elementarschulen, ab 1829 dann das Gymnasium Theodorianum in Paderborn. Hier gehörte er zu den besten Schülern, wurde mehrfach ausgezeichnet und konnte sogar eine Klasse überspringen, sodass er bereits nach fünfeinhalb Jahren mit hervorragendem Ergebnis das Abitur ablegte.

Schon während seiner Schulzeit hatte sich WEIERSTRASS intensiv mit Mathematik beschäftigt, indem er u.a. das an der Schule vorhandene „Journal für reine und angewandte Mathematik“ (das sogenannte crellesche Journal) studierte.

Den Wünschen seines Vaters entsprechend begann KARL WEIERSTRASS im Jahre 1848 an der Universität Bonn ein Studium der Kameralistik, bei dem Kenntnisse auf den Gebieten der Rechtswissenschaften und des Finanzwesens vermittelt wurden. Dieses (zum Teil recht anspruchslose) Studium entsprach jedoch wenig seinen Neigungen, sodass er sich nebenbei weiterhin mit grundlegenden mathematischen Werken, wie etwa den Abhandlungen JACOBIS zu ellliptischen Funktionen, beschäftigte.

Sehr zum Leidwesen seiner Familie brach WEIERSTRASS im Jahre 1834 das Studium in Bonn ab und kehrte nach Hause zurück. Gern hätte er ein Studium der Mathematik aufgenommen, das verbot aber die finanzielle Situation der Familie. Gewissermaßen als Notlösung schrieb er sich deshalb 1839 an der Akademie in Münster zu einem Lehramtsstudium ein und meldete sich bereits nach einem halben Jahr zum Staatsexamen.

Mathematik hörte er ausschließlich bei CHRISTOPH GUDERMANN (1798 bis 1852), der ihm durch seine Abhandlungen über elliptische Funktionen bekannt war. Es war auch WEIERSTRASS' Wunsch, die Prüfungsarbeit auf diesem Gebiet schreiben zu können, was er auch erfolgreich tat. (Die Ergebnisse der Arbeit und weiterer in dieser Zeit erfolgter Untersuchungen veröffentlichte WEIERSTRASS erst 54 Jahre später.)

Nach einem Probejahr in Münster wurde KARL WEIERSTRASS zunächst Lehrer im ehemaligen Deutsch-Krone (Westpreußen) und ab 1848 am Gymnasium in Braunsberg (Ostpreußen). Neben Mathematik unterrichtete er auch in anderen Fächern wie etwa Deutsch, Geschichte und Botanik, und zwar bis zu 30 Stunden pro Woche. Für seine mathematischen Forschungen blieben ihm oft nur die Nachtstunden.

Im Jahre 1854 veröffentlichte WEIERSTRASS im crelleschen Journal Ergebnisse seiner Untersuchungen „Zur Theorie der abelschen Funktionen“. Dieser Beitrag fand unter den Mathematikern seiner Zeit viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. So verlieh ihm die Königsberger Universität die Ehrendoktorwürde, und durch Vermittlung von ALEXANDER HUMBOLDT und CRELLE wurde KARL WEIERSTRASS im Jahre 1856 Professor am Berliner Gewerbeinstitut und kurze Zeit später auch außerordentlicher Professor an der Berliner Universität sowie Mitglied der Akademie der Wissenschaften.

Die ersten Jahre in Berlin waren für WEIERSTRASS zwar sehr anstrengend (was zu größeren gesundheitlichen Problemen führte), jedoch durch den direkten Gedankenaustausch mit führenden Mathematikern auch sehr fruchtbringend. Ab 1864 wurde WEIERSTRASS ordentlicher Professor an der Berliner Universität. Aufgrund seiner vielen neuen Ideen waren die Vorlesungen bei ihm stets überaus gut besucht, mehr als 200 Zuhörer (für damalige Verhältnisse eine enorme Zahl) füllten oft die Hörsäle.

Sein Einfluss auf die Entwicklung der Mathematik, aber auch auf die Entwicklung der Akademie der Wissenschaften wuchs ständig. Obwohl von schwerer Krankheit gezeichnet hielt WEIERSTRASS bis zum Wintersemester 1889/90 Vorlesungen. Zu seinen Studenten gehörten unter anderem GEORG CANTOR, FELIX KLEIN und HERMANN MINKOWSKI (1864 bis 1909) sowie SOPHIA KOWALEWSKAJA (1850 bis 1891), die er privat unterrichtete.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte WEIERSTRASS (kaum noch zu geistiger Arbeit fähig) im Rollstuhl, er verstarb (ein Leben lang unverheiratet geblieben) am 19. Februar 1897.

Die mathematischen Leistungen KARL WEIERSTRASS' lassen sich nur schwer in wenigen Worten würdigen. Sie liegen vor allem in einer exakten Fundierung der Analysis sowie in der Funktionentheorie auf Basis der Potenzreihenentwicklung. Wesentliche Beiträge leistete er zudem zur Differenzialgeometrie, zu elliptischen Funktionen und zur Variationsrechnung. Nach ihm wurde der Satz von Bolzano-Weierstraß über beschränkte Zahlenfolgen benannt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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