Beatles

Die frühen Jahre

JOHN LENNON gründete 1956 eine Skiffle-Band, The Quarrymen, der sich 1957 PAUL MCCARTNEY, 1958 GOORGE HARRISON und 1959 Bassgitarrist STUART SUTCLIFFE (* 1940 in Edinburgh, † 1962 in Hamburg) anschlossen.

Als 1960 Schlagzeuger PETE BEST (* 1941 in Liverpool) hinzukam, benannte sich die inzwischen als The Silver Beetles auftretende Gruppe in The BEATLES um und schuf sich mit regelmäßigen Auftritten in Liverpool und der umliegenden Region eine begeisterte Anhängerschaft.

Ihr Repertoire setzte sich aus Rock'n'Roll-Songs, US-amerikanischen Pop-Balladen und afroamerikanischen Rhythm-and-Blues-Songs zusammen. Als STUART SUTCLIFFE die Band 1961 wieder verließ, wechselte PAUL MCCARTNEY von der Gitarre zum Bass. Nachdem man sich zugunsten RINGO STARRs von PETE BEST getrennt hatte, war die endgültige Zusammensetzung der Beatles komplett: LENNON spielte Rhythmus-, HARRISON Leadgitarre, alle vier sangen, die hauptsächlichen Vokalisten waren jedoch LENNON und MCCARTNEY.

Nach mehreren Engagements in diversen Hamburger Clubs in den Jahren 1960–1962 brachte ihr Manager BRIAN EPSTEIN (1934–1967) die Gruppe 1962 bei Parlophone, einem Schallplattenlabel der EMI, unter. Von Label-Chef GEORGE MARTIN (*1926) produziert, erschien die erste Single „Love Me Do“ im Oktober desselben Jahres.

Beatlemania

Der Erfolg in Großbritannien kam schon 1963 mit drei Nr. 1-Singles, darunter „She Loves You“, und zwei LP-Bestsellern, die eine Mischung aus Eigenkompositionen und Cover-Versionen amerikanischer Rock'n'Roll- und Rhythm and Blues-Songs enthielten. Ende 1963 wurden die BEATLES bereits in ganz Europa imitiert.

Tausende Bands entstanden, die aussahen wie die BEATLES mit ihren legendären Pilzfrisuren und die zu klingen versuchten wie die „Fab Four“ – so ihr Spitzname in den britischen Medien.

Im Februar 1964 lösten Auftritte im amerikanischen Fernsehen die sogenannte „British Invasion“ des amerikanischen Popmusikmarktes aus – die BEATLES hielten im April 1964 mit „Can’t Buy Me Love“, „Twist and Shout“, „She Loves You“, „I Want to Hold Your Hand“ und „Please Please Me“ die fünf ersten Plätze der US-Single-Charts, was es in der an Superlativen reichen Geschichte der US-Popmusik nie zuvor und auch seither nie wieder gegeben hat.

Dokumentiert ist ihr früher Stil am ausgeprägtesten mit den Alben „Beatles For Sale“ (1964) und „A Hard Day's Night“ (1964) sowie „Help!“ (1965), beide mit erfolgreichen Spielfilmen verbunden.

Der spektakuläre Erfolg des Quartetts aus Liverpools war mit einer an Hysterie grenzenden Begeisterungswelle Heranwachsender verbunden, für die 1964 in der britischen Presse die Bezeichnung „Beatlemania“ aufkam.

Schreikrämpfe, Weinkrämpfe, Ohnmachtsanfälle und Nervenzusammenbrüche waren tatsächlich nicht selten die Begleiterscheinungen von Auftritten der BEATLES. Allerdings ist dieses Phänomen in den Medien maßlos übertrieben worden, was den Live-Auftritten der BEATLES wiederum schon im vorhinein eine Aura des Sensationellen gab, die dann ihrerseits zum Auslöser derartiger Exzesse wurde.

Plakatwerbung für die BEATLES in Los Angeles, USA

Plakatwerbung für die BEATLES in Los Angeles, USA

Beatles - Plakatwerbung für die BEATLES in Los Angeles, USA

Von der Bühne ins Studio

Von 1964 bis 1966 waren die Beatles nahezu ohne Unterbrechung weltweit auf Tournee. Am 28. August desselben Jahres fand ihr letztes Konzert in San Francisco statt.

Schon in ihren Alben „Rubber Soul“ (1965) und stärker noch in „Revolver“ (1966) führten sowohl die Möglichkeiten einer avancierten Studiotechnik als auch der Einfluss von Musikern wie BOB DYLAN (* 1941) und ein neues Lebensgefühl zu einem reflektierteren Kunstverständnis in ihrer Musik.

Während die BEATLES in das Umfeld von Hippiekultur, Drogengebrauch und fernöstlichen Mystizismus gerieten, präsentierten ihre äußerst einflussreiche LP „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ (1967) und die Musik zu „Magical Mystery Tour“ (1967), einem surrealistischen Fernsehfilm, den in der damaligen Zeit fortgeschrittensten Gebrauch der Aufnahmetechnik sowie ein völlig neuartiges Verständnis von Popmusik als „Pop-Kunst“.

Auflösung

Ab 1968 fiel die Gruppe zunehmend auseinander, da die einzelnen Mitglieder eigene Interessen verfolgten: so wurde LENNON z.B. durch seine Beziehung zu der Avantgarde-Künstlerin YOKO ONO auch in seinem künstlerischen Schaffen beeinflusst. Musikalisch spiegelt sich dieses Auseinanderfallen in den Produktion von 1968–1970 wider, die zwar viele ausgezeichnete Songs enthalten, einen zusammenhängenden „Gruppenstil“ aber nicht mehr erkennen lassen.

Im Dezember 1970 folgte dann die formelle Auflösung. Alle vier Ex-BEATLES verfolgten danach Solokarrieren. Allerdings blieben die BEATLES auch als Gruppe noch lange auf dem Musikmarkt präsent: Bald nach der Auflösung begann die Wieder- bzw. Erstveröffentlichung von wenig bekannten frühen Aufnahmen.

In den 1990er-Jahren führte das erneute Interesse an der Popmusik der 1960er-Jahre zu der Veröffentlichung von Anthologien mit frühen Radio-Aufnahmen, sogenannten Alternate Takes (verworfenen Versionen) von „klassischen“ Titeln und dokumentarischem Studio-Material.

Die Musik

Obwohl die frühen Beatles eine beeindruckende Live-Band waren, ist ihre Musik wie bei noch keinem ihrer Vorgänger von den Möglichkeiten der Aufnahmetechnik im Studio geprägt. Sie waren Meister im Erfinden eingängiger, klanglich effektvoller Melodien, die sie unter voller Ausschöpfung der aufnahmetechnischen Möglichkeiten des Studios realisierten. Ihre Alben waren die ersten, die noch vor der Geburt des „Konzeptalbums“ in Auswahl und Abfolge der Songs einem erkennbaren Konzept verpflichtet waren und nicht – wie vordem üblich – eine bloß zufällige Aufeinanderfolgen von Songs darstellten. Damit verwandelten sie die Schallplatte in ein eigenständiges künstlerisches Medium, was in „Sgt. Pepper“ mit einem durchgestalteten Songzyklus seinen Höhepunkt findet.

Die Musik der BEATLES wurde von vielfältigen Einflüssen geprägt, neben den zeitgenössischen afro- und euroamerikanischen Stilen auch vom anglo-irischen Volkslied und dem traditionellen populären Lied. Im Laufe ihrer Entwicklung erweiterten sich diese Einflüsse auch auf eine Reihe älterer Genres wie Ragtime, Walzer, Music Hall sowie auf klassische, asiatische und elektronische Musik sowie diverse Anregungen aus der musikalischen Avantgarde. Allerdings gingen die musikalischen Interessen und Vorlieben der vier BEATLES jenseits des Rock'n'Roll beträchtlich auseinander, ergänzten jedoch einander, z.B. MCCARTNEYs Gespür für interessante Melodien und ungewöhnliche harmonische Wendungen und LENNONs Sinn für Rhythmus, Klang und Wortspiel.

Die Zusammenarbeit von LENNON und MCCARTNEY als Songschreiber war nicht immer gleich eng, doch die Musik, die sich in der Studioarbeit entwickelte, war immer ein gemeinsames Produkt aller vier, ergänzt durch GEORGE MARTINs Beitrag vor allem zu Orchestration und Arrangement. Solche Formen einer kollektiven Kreativität waren für die Popmusik neuartig und wurden zum Modell.

In den wenigen Jahren von der ersten Veröffentlichung der BEATLES 1963 bis zu ihrer Auflösung als Gruppe 1970, ist ihre Musik durch eine beachtliche Zunahme der Komplexität von Text und Musik gekennzeichnet. Ihr Stil war geprägt vom Prinzip der Synthese. Bluesharmonien, Rockriffs, traditionelle Reihungsformen, modale Wendungen, folkloristische Melodien, eine Vielzahl von Gesangstechniken und andere Elemente verschmolzen in ihren Produktionen zu einem einzigartigen Ganzen.

Um 1965/66 sind neue Einflüsse erkennbar: Neben extrovertierten Rocksongs wie „Day Tripper“ (1965) und einfache strukturierten Balladen wie „Yesterday“ (1965) stehen nun Songs mit sorgfältig ausgearbeiteten unorthodoxen Akkordwechsel, ungewöhnlichen Phrasenverbindungen und irregulären rhythmische Mustern („Drive My Car“, 1956; „She Said, She Said“, 1966; „Good Day Sunshine“, 1966) oder unkonventionellen Arrangements (die Streicher in „Eleanor Rigby“, 1966; die Bachtrompete und die Flöten in „Penny Lane“, 1967; das Flügelhorn in „For no One“, 1966).

In diese Periode fallen auch der erstmalige Einsatz synthetischer Klänge, die Nutzung von elektronisch bearbeiteten vokalen und instrumentalen Klangfolgen und von Tonbandcollagen („Rain“, 1966; „Tomorrow Never Knows“, 1966; „Strawberry Fields Forever“, 1967; „Being for the Benefit of Mr. Kite“, 1967; u.a.).

Die Bedeutung

Auch wenn die direkten musikalischen Einflüsse, die von den BEATLES und ihrer Musik ausgingen, in einem merkwürdigem Missverhältnis zu ihrem Erfolg stehen – ihr Stil blieb ohne Folgen und Nachfolger –, ihre Songs gehören dennoch zu denen, die in immer wieder neuem musikalischen Gewand zu Nachproduktionen herausforderten und dadurch zu Klassikern wurden. So brachte es „Yesterday“ (1965) bis heute auf die meisten Versionen, die in der Geschichte der Popmusik von einem einzelnen Song erschienen sind und noch immer kommt er in neuen Fassungen auf den Markt.

Der strukturelle Einfluss dagegen, den die BEATLES auf die Popmusik und ihre Entwicklung ausübten, ist kaum zu überschätzen. Insbesondere das Gruppenkonzept, die kollektive Organisation kreativer Prozesse, hatte weitreichende Folgen für die Entwicklung der populären Musik. Es gab den Musikern die Kontrolle über ihre Musik zurück, die sie im Zuge der Aufsplitterung der kreativen Funktionen an spezialisierte und unabhängig voneinander arbeitende Texter, Komponisten, Arrangeure und Produzenten an die diese Funktionen zusammenführenden Musikverlage und Plattenfirmen verloren hatten. Die BEATLES realisierten mit Hilfe ihres engagierten Produzenten GEORGE MARTIN so nicht nur ihre eigenen, oft unorthodoxen Ideen, sondern sie komponierten den Großteil ihres Repertoires auch selbst – in der Popmusik bis dahin eher die Ausnahme. Dabei gehörten sie zu den ersten, die die nahezu grenzenlosen musikalischen Möglichkeiten der Aufnahmetechnik im Studio erkannten und für die Realisierung ihrer Ideen auch konsequent nutzten.

Mit dem Namen der BEATLES verbindet sich schließlich auch die Herausbildung eines modernen Musikmarketing. Der Stellenwert des Exportartikels „Beatles“ in der Außenhandelsbilanz Großbritanniens – der Musikexport hatte sich durch die Gruppe verzwanzigfacht – veranlasste 1965 das britische Repräsentantenhaus zu dem ungewöhnlichen Schritt, die BEATLES dem britischen Königshaus für die Verleihung des prestigeträchtigen Ordens M.B.E. (Most Excellent Order of the British Empire) vorzuschlagen. JOHN LENNON allerdings sandte seinen Orden 1970 wegen der Rolle Großbritanniens im Vietnamkrieg zusammen mit einem offenen Brief an die britische Königin zurück.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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