Elvis Presley

ELVIS PRESLEY wurde 8. Januar 1935 in Tupelo, Miss., in überaus ärmlichen Verhältnissen als Sohn eines Gelegenheitsarbeiters und einer Saisonarbeiterin geboren. Er wuchs dennoch als behütetes Einzelkind (der Zwillingsbruder war bei der Geburt verstorben) in einer typischen Südstaatenfamilie auf – zwar arm, aber bodenständig und wertkonservativ. Dies hat das Verhältnis zu seinen Eltern, der früh verstorbenen Mutter GLADYS PRESLEY (1912–1958) und seinem Vater VERNON PRESLEY (1916–1979) zutiefst geprägt. Ungeachtet des ihm anhaftenden Rebellen-Images hat PRESLEY stets großen Wert darauf gelegt, auch in der Öffentlichkeit als dankbarer und vorbildlicher Sohn zu erscheinen. In der von ihm auf einzigartige Weise verkörperten Verbindung von Rebellion und Konservatismus liegt wohl auch der tiefere Grund für seinen phänomenalen Erfolg.

Lebensstationen

1948 zog die Familie nach Memphis, wo PRESLEY die L. C. Humes High School besuchte und in seiner Nachbarschaft die reichhaltige afroamerikanische Musiktradition kennen lernte. Im Kirchenchor der Assembly of God Church von Memphis machte er seine ersten musikalischen Erfahrungen.

  • Autodidaktisch lernte er Gitarre spielen und
  • nahm als Schüler an lokalen Talentwettbewerben teil.

Nach Beendigung der Schule im Juni 1953 arbeitete er als ungelernte Hilfskraft in diversen Jobs. Wie viele andere wurde PRESLEY von den populären Recording Services angezogen,

  • die sich nach dem Zweiten Weltkrieg überall in den USA auf der Basis der 1944 von der RCA vermarkteten Home Disc Recorder etablierten und
  • selbstbesungene Aufnahmen auf einer direkt geschnittenen lacküberzogenen Aluminiumplatte (Acetate) zum Mitnehmen anboten.

ELVIS PRESLEY ließ im Sommer 1953 bei dem später als Sun Records bekannt gewordenen Memphis Recording Service

  • „My Happiness“ and
  • „That’s When Your Heartaches Begin“

schneiden. Im Januar 1954 tauchte er erneut hier auf und diesmal, so will es die Legende, fiel er SAM PHILLIPS (1923–2003), dem Eigentümer des Ladens auf, der ihn zusammen mit zwei lokalen Studiomusikern,

  • dem Gitarristen SCOTTY MOORE (* 1931) und
  • dem Bassisten BILL BLACK (* 1926), ins Studio stellte.

Die erste Single, die Kombination

  • eines Blues auf der A-Seite, „That’s Allright Mama“ (ARTHUR ‘BIG BOY’ CRUDUP),
  • mit einem Country-Song auf der B-Seite, „Blue Moon of Kentucky“ (BILL MONROE),

wurde zum moderaten Erfolg und begründete eine Strategie, der PRESLEY seine einmalige Karriere weitgehend verdankte. Es ist die kommerziell kalkulierte Repertoirepolitik, die ihn eigentlich einander ausschließende Hörergruppen gleichermaßen erfolgreich bedienen lässt:

  • Schwarze und Weiße,
  • Jugendliche und Erwachsene,
  • Hörer aus urbanen und solche aus den ländlichen Regionen.

Diese Brückenschläge sind in seinem

  • chamäleonhaften Talent als Performer und
  • seiner ungemein modulationsreichen Stimme

verankert, die es ihm erlaubte, die verschiedenartigen Stränge der populären Musikformen in den USA glaubwürdig in sich zu vereinen. Dass sich diese Strategie mit der Entdeckung Heranwachsender als Zielgruppe für viele Segmente der Konsumgüterindustrie paarte – die Musikindustrie eingeschlossen, die für den neu entdeckten Teenager-Markt mit der Single eigens ein neues Schallplattenformat bereitstellte –, ist eine glückliche Fügung, die aus ELVIS PRESLEY in der kurzen Zeit von kaum zwei Jahren ein kulturindustrielles Investitionsobjekt bislang nicht gekannter Größenordnung werden ließ.

Geburtshaus von ELVIS PRESLEY (1935–1977)

Geburtshaus von ELVIS PRESLEY (1935–1977)

Elvis Presley - Geburtshaus von Elvis Presley

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er im Oktober 1954 in einer wöchentlichen Country Music Show, Louisiana Hayride, die der Radiosender KWKH in Shreveport, Louisiana, veranstaltete und live über 190 Stationen in 13 US-Staaten übertrug. Es folgten weitere Auftritte in dieser Show, die ihn mit „Colonel“ TOM PARKER (1909–1996),

  • Manager eine Reihe weiterer hier auftretender Musiker sowie
  • Mitveranstalter der Show,

bekannt machten. Mitte 1955 unterschrieb PRESLEY einen Management-Vertrag bei Parker, der ihn zum Spielball eines um ihn herum aufgebauten, gigantischen und immer komplexeren Netzes von kommerziellen Interessen machte. Noch im gleichen Jahr nahm ihn einer der Großen der US-Musikbranche, die RCA Victor, für eine damals spektakuläre Summe unter Vertrag. Hier erschienen 1956 mit

  • „Heartbreak Hotel“,
  • „Hound Dog“ und
  • „Don’t Be Cruel“

eine Reihe seiner größten Hits sowie die erste Langspielplatte.
Hinter dem überwiegenden Teil seiner Songs stand das Autoren- und Produzententeam JERRY LEIBER (* 1933) und MARK STOLLER (* 1933), die sich als Songschreiber für eine Reihe von Rhythm & Blues-Künstlern bereits einen Namen gemacht hatten. Ebenfalls 1956 begann PRESLEY mit „Love Me Tender“ eine ganze Serie von Hollywood-B-Movies zu drehen, ein frühes Beispiel für konsequentes Cross Media Marketing. Parallel dazu startete Parker eine Merchandising-Offensive mit Elvis-Souvenirs, die allein in den ersten drei Monaten über 20 Millionen Dollar einbrachten.

Ende 1956 ist ELVIS PRESLEY zu einem Symbol der inzwischen als Rock ’n’ Roll vermarkteten Repertoire-Mixtur und zur Ikone eines als Teenager-Rebellion gefeierten Jugendkults geworden.

Im folgenden Jahr entstanden drei weitere Filme. Daneben absolvierte PRESLEY unzählige Live-Auftritte und wirkte in diversen Fernsehshows mit. 1958 wurde er zur Armee eingezogen und im Herbst des gleichen Jahres nach Deutschland versetzt. Er diente in einem Stützpunkt der US Army in Friedberg (Hessen), lebte jedoch mit Vater und Großmutter, die Mutter war inzwischen verstorben, außerhalb der Kaserne in Bad Nauheim. Auch als Soldat blieb er in den US-Medien präsent, war aus Anlass seines 24. Geburtstages per Telefon in der ABC-Fernsehshow American Bandstand zu Gast und pflegte mit tatkräftiger Unterstützung seines Managers das Image eines „good American boy“.

Nach der Entlassung aus der Armee und Rückkehr nach Memphis im März 1960 drehte PRESLEY hauptsächlich Filme. Konzertauftritte waren selten und entsprechend spektakulär, zeigten in zunehmendem Maße aber nun einen Künstler, der sich von seinem jugendlichen Rebellenimage weit entfernt hatte und zum nationalen Entertainer geworden war. Zwischen 1960 und 1965 entstanden

  • 15 Spielfilme mit ihm in der Hauptrolle.
  • Die meisten Plattenveröffentlichungen aus dieser Zeit sind Filmsongs.

Insgesamt sollten es 31 Filmproduktionen werden, die freilich allesamt keinen Zweifel daran lassen, dass es dabei um nichts anderes als das rasche Abschöpfen eines Marktpotenzials ging. PRESLEY selbst hatte keinerlei Kontrolle über seine Karriere, sondern musste sich Bedingungen fügen, die er zwanzigjährig und damit nach amerikanischen Recht noch nicht einmal volljährig mit Einverständnis seiner Eltern unterschrieben hatte.

Erst 1968 begann er wieder mit regelmäßigen Tourneen, inzwischen jedoch innerlich und äußerlich gezeichnet

  • von dem immensen Druck, der auf ihm lastete,
  • sowie den Folgen eines sich kontinuierlich steigernden Tablettenmissbrauchs.

Ab Sommer 1969 wurde die Bühne des Las Vegas International Hotel (heute Las Vegas Hilton) und damit die Glitzerwelt von Las Vegas seine Hauptarena. Wochenlang stand er hier mehrmals im Jahr Abend für Abend auf der Bühne, um den Spielern an den Roulette-Tischen Abwechslung zu bieten. Im Januar 1973 schrieb er mit der Show „Elvis: Aloha from Hawaii“ Fernsehgeschichte. Der Abend wurde via Satellit aus der Honolulu International Center Arena in 41 Länder an 1,5 Milliarden Zuschauer übertragen.

Dass PRESLEY längst im Schatten seines eigenen Mythos lebte, dass der durch seine lasziven Hüftschwünge und die explosive Bühnenpräsenz einmal Aufsässigkeit und Rebellion verkörpernde „King of Rock ’n’ Roll“ von einst mit dem übergewichtigen und im Spielerparadies Las Vegas von seinem Publikum abgeschirmten Nervenbündel nicht mehr viel zu tun hatte, fiel dank eines cleveren Marketings kaum jemandem auf. Der junge PRESLEY wurde neben dem früh alternden Entertainer gleichermaßen präsent gehalten. ELVIS PRESLEY stand damit zu sich selbst in Konkurrenz – ein Wettbewerb, der nicht zu gewinnen war. Er starb mit 42 Jahren an den Folgen eines Herzschlags.

Das PRESLEY-Imperium

PRESLEY, dessen Aufnahmen inzwischen in einer Gesamtauflage von weit mehr als einer Milliarde Tonträgern verkauft wurden, ist die geradezu perfekte Inkarnation des amerikanischen Traums. Dahinter ist sein zweifellos überragendes Talent als Sänger und glaubwürdiger Interpret eines Repertoires, das tief in der populären Kultur der USA verwurzelt ist, nahezu verblasst. Seine Erbe wird durch die ELVIS PRESLEY Enterprises vermarktet, die gemeinsam von seinem

  • 1979 verstorbenen Vater,
  • seiner 1980 verstorbenen Großmutter und
  • bis zum 25. Geburtstag seiner 1968 geborenen Tochter LISA von seiner geschiedenen Frau PRISCILLA BEAULIEU PRESLEY

verwaltet wurde. Seit 1993 laufen die Fäden des PRESLEY-Imperiums in den Händen seiner Tochter zusammen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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