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Charles Ives und die musikalische Collage

* 20.10.1874 Danbury, Connecticut
† 19.05.1954 New York

CHARLES IVES gilt als „Urvater der amerikanischen Moderne“, der in seinen Kompositionen mit Collagetechniken, der Einbeziehung des Raums und eigenständigen Dissonanzen experimentierte und sich so schon um 1900 mit Atonalität, formaler und rhythmischer Mehrschichtigkeit sowie Vierteltonmusik auseinandersetze. Der hauptberuflich als Versicherungsvertreter tätige „Sonntagskomponist“ fand erst posthum zu großer Anerkennung.

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Lebenslauf

CHARLES IVES wurde am 20. Oktober 1874 in Danbury, Connecticut, als Sohn eines US-Army-Kapellmeisters geboren. Bereits in frühem Alter bekam er Musikunterricht von seinem Vater, wurde als 14-Jähriger mit Organistenstellen betraut, studierte dann 1894–1898 Musik an der Yale University bei HORATIO PARKER (1863–1919). Er entschloss sich anschließend zur Laufbahn als Versicherungsverkäufer und betrieb die Komposition als Hobby.

Nach seiner Hochzeit 1908 mit HARMONY TWITCHELL (1876–1979) zog IVES nach New York und wurde Teilhaber an der Versicherung „Ives & Myrick“. Infolge von Erkrankungen (ein erster Herzinfarkt 1918, Diabetes) und Depressionen schränkte er das Komponieren mehr und mehr ein, 1925 entstand sein letztes Stück „A Farewell to Land“.

1930 zog sich Ives aus dem Berufsleben zurück, er lebte fast ohne Kontakt zum zeitgenössischen Musikgeschehen und ohne sich um die Aufführung seiner Werke zu bemühen. Erst durch die Unterstützung des Komponisten LOU HARRISON (1917–2003), den er 1940 kennen lernte, erreichte er eine größere Öffentlichkeit, und erhielt für die von HARRISON dirigierte 3. Sinfonie 1947 den Pulitzer Preis für Musik. Er starb am 09.05.1954 in New York.

IVES’ Kompositionstechnik

Nur einen Monat nach ARNOLD SCHÖNBERG (1874–1951) geboren, entwickelt IVES vor dem Hintergrund klassischer Satztechniken einen eigenen Weg in die Moderne („Vater der modernen amerikanischen Musik“). Sein Schlüsselerlebnis von räumlich entfernt spielenden Gruppen findet sich in vielen seiner Werke in Form von

  • bitonalen,
  • bimetrischen oder
  • tatsächlich räumlich getrennten musikalischen Vorgängen

wieder, woraus sich atonale harmonische Felder ergeben. Etwa in „The Unanswered Question“ von 1908 arbeitet IVES mit drei unabhängigen Schichten:

  • einer Trompete,
  • vier Flöten (auch zwei Flöten, Oboe, Klarinette) sowie
  • einem Streicherensemble.

Während die Streicher in dreifachem Pianissimo, mit Dämpfer und in räumlicher Entfernung ein langsames Klangband reiner Dreiklänge spinnen (IVES notiert in der Partitur: „die Stille“), intoniert die Trompete siebenmal eine „fragende“ Zweitaktphrase (IVES: „die ewige Seinsfrage“), die von der Holzbläsergruppe in zunehmend längerem, lauterem und tonreicherem dissonanten Satz nur unzureichend beantwortet wird (IVES: „die Jagd nach der unsichtbaren Antwort“), bis nach der letzten Frage nur noch die Klangfläche der Streicher übrig bleibt. IVES nimmt hier auch Bezug auf die transzendentalistischen Schriftsteller

  • RALPH WALDO EMERSON (1803–1882) und
  • HENRY DAVID THOREAU (1817–1862),

denen er schließlich in seiner zweiten Klaviersonate mit dem programmatischen Titel „Concord, Mass., 1840–1860“ jeweils einen Satz widmet.

IVES verarbeitet auch, durchaus humorvoll, folkloristisches Material als Ausdrucksmedium amerikanischer Geschichte und Lebensart in seine collagierten Kompositionen, wie den

  • Ragtime („Central Park in the Dark“, 1906),
  • Spirituals und Märsche („Three Places in New England“, 1914) oder
  • die Simulation eines Football-Spiels („The Yale-Princeton-Footballgame“, 1898).

IVES’ letztes, unvollendetes Projekt war die „Universe Symphony“, zu der erste Skizzen 1911–1915 entstanden, an der er aber 1927/1928 und bis drei Jahre vor seinem Tod weiterarbeitete. Zunächst schwebte IVES eine Besetzung von 4 520 Musikern vor, die in 5–14 Gruppen aufzuteilen wären. Die von dem amerikanischen Komponisten LARRY AUSTIN (* 1930) schließlich nach nahezu 20-jähriger Arbeit zusammengestellte und 1994 uraufgeführte Version kam zwar mit 200 Musikern in sieben Gruppen aus, ließ aber die Grundidee unangetastet: Ein riesig besetztes und im Freien aufgeführtes Werk, das den Zuhörern durch ihr Wandern im Raum zwischen den Ensembles vielfältige Zusammenklänge der verschiedenen musikalischen Schichten eröffnete.

Werke

IVES’ Gesamtwerk umfasst:

  • diverse, auch ungewöhnlich besetzte Orchesterwerke, u.a.:
    – 4 Sinfonien
     
  • Kammermusik, u.a.:
    – 2 Streichquartette
    – 4 Violinsonaten
     
  • Klavierwerke
     
  • Vokalwerke, u.a.:
    – 114 Lieder
    – Psalmvertonungen
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Charles Ives und die musikalische Collage." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/charles-ives-und-die-musikalische-collage (Abgerufen: 20. May 2025, 20:57 UTC)

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