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Haydns Sinfonik

Von JOSEPH HAYDN (1732–1809) sind 104 Sinfonien bekannt. Als einer der Hauptvertreter der Wiener Klassik schrieb Haydn seine Sinfonien in klassischer Form, also als viersätziges Werk für Orchester nach dem Vorbild der Sonate. Aufgrund der Fülle seines sinfonischen Schaffens gilt er als der Wegbereiter der klassischen Sinfonie. Seine Sinfonien, die in der Schaffenszeit von 1759 bis 1795 entstanden, lassen sich fünf Phasen zuordnen.

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JOSEPH HAYDNs (1732–1809) umfangreiches sinfonisches Werk lieferte der klassischen Sinfonie das Modell. Erfunden hat HAYDN die Formanlage der klassischen Sinfonie jedoch nicht. Denn bereits die Komponisten der Mannheimer Schule aus der Zeit der „Vorklassik“ schrieben Sinfonien, die in der Regel vier Sätze hatten, mit einem Menuett an dritter Stelle und mit der Anlage des ersten Satzes in der Art der (erst viel später so benannten) Sonatenhauptsatzform. Und dennoch hat HAYDN allein durch einen großen Qualitätsunterschied zwischen ihm und seinen Zeitgenossen die Sinfonie zu dem gemacht, was sie werden sollte. Denn HAYDN schuf mit einer individualisierenden Formensprache einen neuen Begriff der Sinfonie.

1. Schaffensperiode: HAYDN in Böhmen

1759 wird HAYDN Kapellmeister bei Graf FERDINAND MAXIMILIAN VON MORZIN (1693–1763) auf Schloss Lukawitz in Böhmen. Hier entsteht seine 1. Sinfonie. Ihr Charakter ist noch der des galanten und heiteren Rokoko, und sie hat auch noch keinen Menuettsatz. In HAYDNs erster Sinfonie sowie in den weiteren vier, die er für den Grafen MORZIN schrieb, lässt sich aber bereits seine besondere Vorstellung von Musik erkennen. Die musiksprachlichen Mittel sind zwar dieselben wie diejenigen, derer sich auch seine Zeitgenossen bedienten, sie werden von HAYDN aber auf eine besondere Weise eingesetzt, die die musikalische Vorstellungskraft anspricht. Zu dieser Zeit war HAYDN noch relativ unbekannt.

2. Schaffensperiosde: Die 1760er-Jahre auf Schloss Eszterháza

1761 wird HAYDN zweiter Kapellmeister (neben GREGOR JOSEF WERNER, 1693–1766) des Fürsten PAUL II. ANTON ESTERHÁZY (1711–1762). Der Nachfolger ESZTERHÁZYs ab 1762, NIKOLAUS I. ESTERHÁZY (1714–1790), baute von 1764–1766 ein neues Schloss „Eszterháza“ am Neusiedler See. Dieses Schloss wurde im Stile Versailles mit Opernhaus und Marionettentheater errichtet und war der Vorstellung verpflichtet, dass Kunst und Natur auf „überaus edle und prächtige Art“ verbunden und immer ein „sanftes Lächeln der Natur, Freude und Entzücken“ zugegen seien sollten. Diese Vorstellung prägte auch den Charakter von HAYDNs Werken.

Für das prächtig inszenierte Leben auf dem Schloss wurde ein größeres Orchester eingesetzt, dem HAYDN inzwischen als erster Kapellmeister vorstand. Für dieses Orchester schrieb HAYDN insgesamt etwa 60 Sinfonien, u.a. die „Jagdsymphonie“ Nr. 31 mit vier Hörnern und Jagdsignalen der Gegend oder die strahlenden C-Dur-Sinfonien mit ihren Trompeten und Pauken, die in der Tradition der barocken Intraden stehen (Intraden-Sinfonien).

Besonders in den ersten etwa 30 Sinfonien ist noch der Einfluss der Traditionen des 17. Jh. zu finden. So schrieb HAYDN Sinfonien mit Soli, durch welche die Solisten gut zur Geltung kamen. Die konzertante Struktur, die sich in diesen Sinfonien zeigt, findet sich in vielen Werken des 17. Jh. Außerdem lässt sich in ihnen noch seine Vorliebe für kontrapunktische Satztechnik ausmachen. HAYDNs frühe Werke entstanden zu einer Zeit, als der kompositorische Stil von JOHANN SEBASTIAN BACH (1685–1750) und GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685–1759) aus der Mode gekommen war, Komponisten jedoch noch nicht zu neuen Wegen gefunden hatten. Es war eine Periode des Umbruchs, der Erforschung und Unsicherheit, und HAYDN war selbst einer der musikalischen Erforscher jener Zeit.

3. Schaffensperiode: Die 1770er-Jahre auf Schloss Eszterháza

Die 1770er-Jahre sind die Jahre des Empfindsamen Stils und des Sturm und Drang. Auch HAYDNs Werke zeigen zu dieser Zeit mehr Expressivität und Leidenschaft, die sich in seiner Musik durch das Verwenden von Moll-Tonarten, erregten Tremoli und Synkopen ausdrücken. In den Sinfonien dieser Phase entwickelt HAYDN auch die Technik der thematischen Arbeit, die statt der kontrapunktischen Struktur nun Motive des thematischen Materials über die einzelnen Stimmen verteilt. Die Entwicklung der oft sehr einfachen musikalischen Themen innerhalb eines Werkes ist zu einem Hauptkriterium für die Kategorie „sinfonisch“ geworden.

Auffällig sind auch die langsamen Einleitungen der ersten Sätze in HAYDNs Sinfonien. Sie sind ebenfalls Vorbild für nachfolgende Komponisten geworden. In ihnen spiegelt sich der Wille, die Gattung Sinfonie aus dem ursprünglichen Unterhaltungszweck zu befreien und ihr einen tieferen Anspruch zu geben. Die meisten Sinfonien mit den Nummern zwischen 34 und ungefähr 59 sind von dieser Art.

4. Schaffensperiode: Die 1780er-Jahre auf Schloss Eszterháza

Die 1780er-Jahre gelten als HAYDNs Reifezeit. Inzwischen reicht der Ruf HAYDNs als einer der bedeutendsten Komponisten der Zeit weit über die Landesgrenzen hinaus. In dieser Phase entstanden unter anderem die sechs sogenannten „Pariser Symphonien“ Nr. 82–87, die er als Kompositionsauftrag für die „Concerts de la Loge Olympique“ schrieb. Diese Sinfonien ragen sicher besonders deswegen aus den übrigen Sinfonien heraus, weil der Auftrag dazu aus der Metropole Paris mit ihren nahezu unbegrenzten musikalischen Möglichkeiten kommt, und weil HAYDN in Paris mehr als an anderen Orten in Konkurrenz zur gesamten europäischen Musikproduktion treten musste. HAYDN formulierte selbst, er hätte in Paris „6 Prächtige Symphonien“ geschrieben.

Der Außenbau des Schlosses Eszterháza in Eisenstadt (Burgenland, Österreich): Eine bereits 1622 übernommene Wasserburg wurde unter Fürst PAUL I. ESTERHÁZY (1635–1713) 1663–1672 in frühbarocke Formen umgestaltet.

5. Schaffensperiode: HAYDN in London

Die Sinfonien, die in den 1790er-Jahren entstanden, gelten als HAYDNs Spätwerk und gleichzeitig als Höhepunkt seiner nahezu lebenslangen Arbeit an dieser Gattung.
Im Herbst 1790 stirbt Fürst NIKOLAUS und HAYDN zieht zurück nach Wien. Von dem Geiger und Konzertveranstalter JOHANN PETER SALOMON (1745–1815) eingeladen, reist er von Wien aus zweimal nach London. Auf der ersten Reise, von 1791 bis 1792, entstehen die ersten sechs und auf der zweiten Reise, von 1794 bis 1795, entstehen die zweiten sechs sogenannten „Londoner Symphonien“.

Satzstruktur, Instrumentation, Ausdruck sowie Gehalt der „Londoner Symphonien“ verbinden sich hier zu einer charakteristischen Form der Instrumentalmusik. Reife, Allgemeinverständlichkeit und Anspruch sind die drei Merkmale, welche diese Sinfonien HAYDNs auszeichnen. Die damaligen Musikliebhaber und Kenner waren sich darin einig, dass sie zum Größten in der Musik seiner Zeit schlechthin gehören. Diese letzten Sinfonien HAYDNs entstanden nach WOLFGANG AMADEUS MOZARTs (1756–1791) letzten großen Sinfonien und bilden den Ausgangspunkt für LUDWIG VAN BEETHOVENs (1770–1827) Sinfonik.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Haydns Sinfonik." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/haydns-sinfonik (Abgerufen: 20. May 2025, 09:25 UTC)

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Sinfonie

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Die Werke greifen die Traditionen der Quartette JOSEPH HAYDNs (1732–1809) und WOLFGANG AMADEUS MOZARTs (1756–1791) auf. BEETHOVEN entwickelt aber auch eine neue eigene Formensprache. In klar voneinander getrennten Gruppen durchlaufen die Quartette alle Schaffensphasen des Komponisten. Auf die frühen Quartette op. 18 folgen die Quartette op. 59 der mittleren Schaffensperiode. Die Quartette op. 74 und op. 95 stehen in einer Übergangszeit, denen sich nach mehreren Jahren Pause die späten Quartette anschließen.

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