JAMES BROWN wurde am 3. Mai 1933 in Macon, Georgia (USA) geboren und wuchs in ebenso ärmlichen wie problematischen sozialen Verhältnissen auf. Schon als Minderjähriger geriet er wegen eines bewaffneten Raubüberfalls mit dem Gesetz in Konflikt. Der Fürsprache des Sängers und langjährigen späteren Mitstreiters BONNY BYRD war es zu danken, dass die anstehende mehrjährige Gefängnisstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. BYRD nahm den jungen JAMES BROWN unter seine Fittiche und startete mit ihm eine Gospelgruppe, die FLAMES, die es binnen kurzer Zeit zu lokaler Berühmtheit brachte.
Als die Gruppe 1955 von „King Records“ unter Vertrag genommen wurde und im Jahr darauf mit „Please, Please, Please“ ihren ersten Charterfolg hatte, war der Name bereits in JAMES BROWN AND THE FAMOUS FLAMES geändert, was der Tatsache Rechnung trug, dass Stimme, Temperament und eine geradezu charismatische Ausstrahlung JAMES BROWN zum natürlichen Mittelpunkt des Quintetts hatte werden lassen. Die Nachfolge auf diesen Anfangserfolg ließ allerdings lange auf sich warten. Erst 1959 sollte mit „Try Me“ die Karriere von JAMES BROWN einigermaßen in Fahrt kommen.
Die Jahre dazwischen waren von bemerkenswerter Beharrlichkeit geprägt, die ebenso charakteristisch für diesen Musiker werden sollte wie seine notorischen Gesetzverstöße. Wegen Drogen-, Straßenverkehrs- und Aggressionsdelikten geriet er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, was ihm 1988 sogar eine – in der amerikanischen Öffentlichkeit allerdings heftig umstrittene – sechsjährige Gefängnisstrafe einbrachte. Die Beharrlichkeit, mit der er an sich arbeitete, war für seine Mitmusiker ein Alptraum und führte häufig zu Zerwürfnissen, da er die Rücksichtslosigkeit, die er gegen sich selbst an den Tag legte, auch seinen Kollegen angedeihen ließ.
Obwohl JAMES BROWN in den 1960er-Jahren zum Superstar der afroamerikanischen Popmusik aufstieg, erwiesen sich seine mangelnden Fähigkeiten als Songschreiber als sein größtes Handicap. BROWN mochte sich nicht mit der Rolle des Interpreten abfinden, hatte als Songschreiber jedoch Grenzen, die er trotz seines Fleißes – er gilt im US-Show-Geschäft als „the hardest working man“ – auch nicht völlig zu überwinden vermochte. Einer unüberschaubaren Zahl von Produktionen steht so eine vergleichsweise geringe Zahl an Hits gegenüber, verbunden mit Phasen, in denen er völlig von der Bildfläche verschwunden schien. Nicht von ungefähr war sein größter, sowohl mehrfach veröffentlichter wie mehrfach wiederholter Erfolg 1964 der Live-Mitschnitt eines Auftritts im New Yorker Apollo Theater, der übrigens gegen den Willen seiner Plattenfirma und auf eigenes finanzielles Risiko zustande kam.
BROWNs unbestrittene Stärke besteht in seinen charismatischen Bühnenauftritten. Die Querelen mit seiner Plattenfirma „King Records“, an die ihn ein zehnjähriger Exklusivvertrag band, entwickelten sich zu einem handfesten und langwierigen Rechtsstreit, als BROWN 1964 ungeachtet der Vertragslage für „Smash Records“ zu produzieren begann. Zwar blockierte er sich damit über ein Jahr selbst, da ihm eine einstweilige Verfügung während des anhängigen Verfahrens die Veröffentlichung von Material verbot, am Ende aber hielt er einen Vertrag in der Hand, der ihm bis zum Auslaufen der Frist, die ihn an „King Records“ band, ein erheblich größeres Maß an künstlerischer Kontrolle einräumte. Sein Beispiel sollte Schule machen, war er doch einer der ersten, der vorführte, dass Künstler der Musikindustrie nicht wehrlos ausgeliefert sein müssen.
Als er 1965 wieder als Musiker öffentlich in Erscheinung trat, hatte er mit „Papa's Got a Brand New Bag“ einen Hit, der ihn schließlich auch dem weißen Publikum in den USA zu einem Begriff werden ließ und ihm den Titel „Godfather of Soul“ einbrachte. Bis Anfang der siebziger Jahre konnte er sich mit zahllosen Hits am Status eines internationalen Superstars erfreuen, der als Repräsentant der afroamerikanischen Bevölkerungsminderheit auch vom damaligen Vizepräsidenten der USA, HUBERT HUMPHREY, empfangen sowie von anderen einflussreichen Politikern hofiert wurde.
Eben das aber löste bei ihm einen Prozess der Rückbesinnung auf seine Wurzeln aus, in dessen Folge er sich konsequenter und kompromissloser wieder seinem afroamerikanischen Publikum zuwandte, um den Preis freilich, dass er Mitte der siebziger Jahre außerhalb der Black Community in den USA kaum noch zu hören war.
In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre wirkte er nicht nur ausgebrannt, sondern war hauptsächlich damit beschäftigt, seine Haut vor dem US-Fiskus zu retten, der in seinem ausgedehnten Finanzimperium Steuerhinterziehung in beträchtlichen Größenordnungen aufgedeckt hatte. Dass es Mitte der achtziger Jahre dennoch für JAMES BROWN ein bemerkenswertes Comeback gab, war der nachfolgenden Generation von Rap- und Hip-Hop-Musikern zu danken, die ihn nicht nur als eine Symbolfigur für afroamerikanische Musik tief verehrten, sondern durch wiederholtes Sampling seinen Songs zu einer neuerlichen Aktualität verhalfen. Im Zusammenhang damit wurde sein gesamtes Œuvre durch sorgfältig edierte CD-Editionen erneut zugänglich gemacht, was ihm zu einer neuer Popularität verhalf.
Obwohl der Zenit seines Schaffens überschritten ist, tritt JAMES BROWN nach wie vor regelmäßig mit Veröffentlichungen in Erscheinung, auch wenn dabei das Recycling früherer Erfolge heute einen großen Raum einnimmt. Seine Bühnen-Auftritte haben jedoch bis heute nichts von ihrer hypnotischen Ausstrahlungskraft verloren.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von