Kirchentonarten
Von der Antike bis zur Renaissance ist in der europäischen Musik ein siebenstufiges Tonmaterial (diatonische Materialskala) gebräuchlich, das den weißen Tasten der Klaviatur entspricht. Versetzungszeichen wurden bis ins 17. Jahrhundert nur in Ausnahmefällen verwendet.
Modalität: Kirchentonarten vom Mittelalter bis heute
In der Musikpraxis vom Mittelalter bis heute findet sich dieses Tonmaterial in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen, und Musiktheoretiker und Komponisten verschiedener Epochen haben Modelle und Schemata entwickelt, um dieses Tonmaterial zu kategorisieren, zu beschreiben oder für die eigenen Kompositionen nutzbar zu machen.
Musiktheoretiker des Mittelalters und der Renaissance ordneten das Tonmaterial in Form von Skalen (Modi) an. Diese Darstellungsweise ist bis heute gebräuchlich.
Die Modi (Dorisch, Phrygisch, Lydisch und Mixolydisch, sowie später hinzugekommen: Ionisch, Äolisch und Lokrisch) unterschieden sich darin, welchen Ausschnitt aus dem Tonmaterial sie benutzten und welches jeweils der Hauptton (Tenor, Repercussa) für die Melodiebildung war.
Man spricht von Modi bzw. Kirchentonarten, um diese Tonskalen von den heute gebräuchlichen 24 Tonarten (12 Dur- und 12-Molltonarten) zu unterscheiden.
Außerdem sind die Kirchentonarten keine Tonleitern im modernen Sinn, sondern Skalenausschnitte, die das Tonmaterial von modellartig verwendeten Melodien enthalten.
Man unterscheidet 7 modale Tonleitern, die sich durch die unterschiedliche Anordnung der Halbtonschritte voneinander unterscheiden:
- Ionisch (c–c),
- Dorisch (d–d),
- Phrygisch (e–e),
- Lydisch (f–f),
- Mixolydisch (g–g),
- Äolisch (a–a),
- Lokrisch (h–h).
Die Bezeichnungen „Dorisch“, „Phrygisch“ usw. gehen auf die Namen zurück, die die Musiktheoretiker der Antike diesem Tonmaterial gaben.
Modi
Der dorische Modus hat einen Tonumfang von d–d. Der Ton a ist der Tenor, auf dem sich die Melodie oft aufhält. Als Beispiel ist im Folgenden ein Introitus (ein mittelalterlicher liturgischer Gesang in lateinischer Sprache) im dorischen Modus dargestellt:
Auch im modernen Jazz werden die Kirchentonarten zur Bildung von Melodie und Harmonie und zur Improvisation benutzt (Modal Jazz). Das folgende Thema des Jazz-Titels „So What“ von MILES DAVIS steht in D dorisch:
Selbst die BEATLES wurden von den Kirchentonarten angeregt.