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Boethius

* um 480 Rom
† 23.10.524 Mailand

Der römische Philosoph und Staatsmann BOETHIUS entwickelte in seinem ca. um 500 entstandenen Traktat „De institutione musica“ die Grundlagen der mittelalterlichen Musiktheorie. Unter Bezugnahme auf das griechische Musiksystem gründete sich die harmonische Ordnung bei BOETHIUS auf den antiken mathematischen Disziplinen (Quadrivium) und führte zu der für das Mittelalter verbindlichen Dreiteilung der Tonkunst in musica mundana, musica humana und musica instrumentalis. BOETHIUS’ Musikanschauung und Musiktheorie blieben im gesamten Mittelalter unangefochten.

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Leben

ANICIUS MANLIUS TORQUATUS SEVERINUS BOETHIUS wurde etwa 480 n.Chr. als Mitglied einer alten römischen Patrizierfamilie in Rom geboren. Früh zum Waisen geworden, wuchs er bei seinem späteren Schwiegervater QUINTUS AURELIUS MEMMIUS SYMMACHUS (um 345–nach 402) auf, von dem er eine klassische und christliche Erziehung erhielt. Ein nachweisbarer Studienaufenthalt in Alexandrien verschaffte ihm ausgezeichnete Kenntnisse in der griechischen Sprache und antiken Philosophie.

510 wurde er Konsul und avancierte zum Ratgeber des Ostgotenkönigs THEODERICH DES GROßEN (453–526). 523 wurde er des Hochverrats beschuldigt und in Pavia verhaftet. Während der Inhaftierung verfasste er sein philosophisches Hauptwerk „De consolatione philosophiae“.

Am 23.10.524 wurde er in der Nähe von Mailand hingerichtet. Nach seinem Tod erhielt BOETHIUS in Pavia den Status eines Märtyrers und wurde heilig gesprochen. Seine sterblichen Überreste ruhen in der Kirche San Pietro in Ciel d’Oro in Pavia.

Werk

Neben Übersetzungen antiker Werke von ARISTOTELES (384–322 v.Chr.) hinterließ BOETHIUS philosophische, theologische und mathematische Dokumente. Der fünfbändige Traktat „De institutione musica“ (um 500) ist BOETHIUS’ einzige Schrift, die er ausschließlich der Musik widmete und die BOETHIUS’ Reputation als wegweisenden Musiktheoretiker des Mittelalters begründete. Sein Verdienst liegt in der Erforschung und Überlieferung der antiken Musiktheorie, welche er durch Übertragung in die lateinische Sprache der christlichen Kultur des Mittelalters zugänglich machte. „De institutione musica“ errang im Mittelalter geradezu kanonische Geltung. Aufgrund der Nähe zur Lehre des griechischen Philosophen und Mathematikers PYTHAGORAS VON SAMOS (582–496 v.Chr.) zählt „De institutione musica“ zu seinen mathematischen Werken. Ebenso wie PYTHAGORAS bindet sich BOETHIUS an die antike Weltvorstellung von der Zahl als Prinzip aller Dinge. Im Zentrum seiner musiktheoretischen Überlegungen steht daher die Einordnung der Musik in die mathematischen Fächer.

  • BOETHIUS etablierte in diesem Kontext den Terminus des Quadriviums (lat.: Ort, an dem vier Wege zusammentreffen), welches die vier mathematischen Disziplinen Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik (ars musica) vereinte.
  • Gemeinsam mit den drei sprachlichen Disziplinen Grammatik, Rhetorik und Dialektik, dem sog. Trivium, konstituierte das Quadrivium die 7 freien Künste (lat. septem artes liberales) und damit die Basis des abendländischen Bildungssystems im Mittelalter.

Ars musica definierte BOETHIUS gleichermaßen als Wissenschaft und Kunst, die

  • sowohl die Musiklehre und Theorie (musica theoretica)
  • als auch die Musikpraxis (musica practica)

beinhalten sollte, doch gab er der Musiktheorie den Vorzug gegenüber der Musikausübung und erhob sie zum universalen Ordnungsprinzip.

Die Grundlage der ars musica ist die Idee einer alles umfassenden Harmonia (lat. Einklang, Harmonie), welche mathematischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist. Seinem Verständnis nach steht Musik in berechenbarer Wechselbeziehung zum gesamten Kosmos und zu den seelischen und körperlichen Vorgängen des Menschen. Daraus entwickelte BOETHIUS die Dreiteilung der Musik in musica mundana, musica humana und musica instrumentalis.

  • Die musica mundana verstand BOETHIUS als Lehre des Einklangs zwischen Musik und dem Kosmos bzw. den Himmelskörpern, in der sich Ton- und Gestirnsystem abbildhaft entsprechen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der sog. Sphärenharmonie.
     
  • Die musica humana hingegen erfasste die Verwandtschaft von Musik, der menschlichen Seele und des Körpers. Hier liegt der Ursprung einer ethischen Betrachtung von Musik, welche der Musik reinigende, erheiternde und vor allem erzieherische Wertigkeit zuschrieb.
     
  • Der Gegenstand der musica instrumentalis war das Verhältnis der klingenden und sinnlich wahrnehmbaren Töne zueinander und involvierte sowohl vokale als auch instrumentale Musik. Die musica instrumentalis stützte sich auf die Proportionenlehre der Intervalle.

Die vermittelnde Funktion zwischen Altertum und Mittelalter sowie die Anwendung griechisch-klassischer Lehren auf die christlich-theologische Reflexion des römischen Reiches können als wissenschaftliche Leitmotive von BOETHIUS bezeichnet werden und sind in ihrer Nachhaltigkeit nicht hoch genug einzuschätzen. So galt die Klassifikation der ars musica in musica mundana, musica humana und musica instrumentalis sowie die Vorrangstellung der musica theoretica uneingeschränkt für das gesamte Mittelalter. Erst im 18. Jh. rückte die Musikpraxis und die damit verbundenen handwerklichen Aspekte der Musikausübung in den Vordergrund und löste die philosophische, rein theoretische Musikauffassung ab.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Boethius." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/boethius (Abgerufen: 20. May 2025, 04:41 UTC)

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