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Moderne Kriege

„Moderne Kriege“ ist ein Sammelbegriff für die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in allen Teilen der Erde geführten militärischen Auseinandersetzungen.
Seit 1990 wird von Neuen Kriegen als neuem vorherrschendem Kriegstyp gesprochen. Der Politikwissenschaftler HERFRIED MÜNKLER hat 2002 diese neuen Kriege auch deregulierte Kriege genannt (= regellose, entstaatlichte Kriege) und ihre Kennzeichen zusammengefasst. Deregulierte Kriege sind Kriege, die ohne Anerkennung von völkerrechtlichen Regeln, humanitären Rücksichten und Vereinbarungen zum Schutz von Zivilisten, Verwundeten und Gefangenen geführt werden. Die Kriegführenden befinden sich außerhalb staatlicher Kontrolle. Es sind Soldaten zerfallender Armeen, paramilitärische Verbände, Söldner und marodierende Banden, ohne jede Bindung außer der an ihre Anführer, die Warlords, die den Krieg für sich privatisieren.

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Merkmale und Vielfalt moderner Kriege

In jeder Epoche gibt es bestimmte vorherrschende Kriegstypen (Art und Weisen der Kriegführung). Kriegstypen wandeln sich mit den gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen. Dieser Wandel war stets mit der Entwicklung der Waffentechnik verbunden, mit der Nutzung neuer Erfindungen, und in der Neuzeit mit der Technisierung des gesamten Militärwesens.

Die Entwicklung der modernen Kriege trägt folgende Merkmale:

  • Die jährliche Zahl der mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikte seit 1945 zeigt, mit Unterbrechungen, eine steigende Tendenz. 1994 zählte man 41 Kriege, seither liegt die Zahl meistens zwischen zwanzig und dreißig. Im Jahre 2002 zählte man 44 Kriege. Von diesen Konflikten dauerte etwa die Hälfte schon über ein Jahrzehnt.
     
  • Regionale Verbreitung: Die meisten bewaffneten Konflikte – über 90 % – betrafen und betreffen noch immer die Regionen des Südens, die Dritte Welt, besonders das subsaharische Afrika. Von 1945 bis 2003 wurden allein in dieser Region 54 Kriege und Bürgerkriege geführt. Im Jahre 2003 gingen Hilfsorganisationen in den Kriegsgebieten der Welt von neun Mio. Flüchtlingen und von 35 Mio. Vertriebenen innerhalb des eigenen Landes aus.
     
  • Die Zahl der klassischen Kriege zwischen Staaten und ihren Armeen hat kontinuierlich abgenommen. Anfang der 1990er-Jahre gab es jeweils zwischen drei und sechs Staatenkriege. Kriege sind seitdem fast ausschließlich Auseinandersetzungen innerhalb von Staaten zwischen Bürgerkriegsparteien, Ethnien, Volksgruppen, Stämmen oder/und Anhängern von Bandenführern und regionalen Warlords (Kriegsherren).
     
  • Der Ost-West-Konflikt, das atomwaffengestützte Abschreckungsystem der USA und der Sowjetunion, hat bis 1990 regionale Konflikte im Süden als Stellvertreterkriege gefördert, aber auch begrenzt. Doch die umfassende Aufrüstung der Dritten Welt, der internationale Waffenhandel und das neue Phänomen der massenhaften Bewaffnung ganzer Bevölkerungen von jungen Männern in manchen Ländern gehen auf die damaligen Rüstungspartnerschaften zurück. Der leichte Zugang zu Handfeuerwaffen (Kalaschnikows, Panzerfäuste, Schulterraketen) und ihr Gebrauch sowie die flächendeckende Verwendung von billigen Personenminen gehören zu den Grundmerkmalen der modernen Kriege.
     
  • Bis 1990 hatten sich die Militärwissenschaftler und die Strategiespezialisten im Westen wie im Osten hauptsächlich auf einen möglichen atomaren Weltkrieg konzentriert und auf die Frage, wie man einen solchen Krieg führen und möglichst überleben könnte. Doch die Vielfalt der modernen Kriege folgten und folgen ganz anderen Prinzipien als denen der atomaren Abschreckung. Es sind der konventionelle Angriff, die Partisanentaktik gegen technische Überlegenheit und die propagandistische Beeinflussung der Weltmeinung, die von den modernen Kriegen genutzt werden. Zu diesen zählen:
     
    • die antikolonialen Befreiungskriege bis 1970,
    • die Interventionen der USA in Lateinamerika und der Sowjetunion in Osteuropa,
    • die regionalen Stellvertreterkriege (Angola, Mosambik u. a.) und
    • die Bürgerkriege in der Dritten Welt

Moderne Kriege sind immer auch Medien- und Meinungskriege.

Die neuen Kriege (Kriege neuer Art) seit 1990

Bestimmte Tendenzen der modernen Kriege – Lokalisierung in der Dritten Welt, Bürgerkriegscharakter, Nachschub von den internationalen Waffenmärkten – haben sich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts generell durchgesetzt. Deswegen sprechen die Politikwissenschaftler von den Neuen Kriegen als neuem vorherrschendem Kriegstyp. Der Politikwissenschaftler HERFRIED MÜNKLER hat 2002 die neuen Kriege auch deregulierte Kriege genannt (= regellose, entstaatlichte Kriege) und ihre Kennzeichen zusammengefasst.

Deregulierter Krieg = innerstaatlicher Krieg, der ohne Anerkennung von völkerrechtlichen Regeln, humanitären Rücksichten und Vereinbarungen zum Schutz von Zivilisten, Verwundeten und Gefangenen geführt wird. Die Kriegführenden befinden sich außerhalb staatlicher Kontrolle. Es sind Soldaten zerfallender Armeen, paramilitärische Verbände, Söldner und marodierende Banden, ohne jede Bindung außer der an ihre Anführer, die Warlords, die den Krieg für sich privatisieren.

Kennzeichen deregulierter Kriege sind:

  • Kriegführung außerhalb von Regeln und Normen
  • Krieg als Folge von Staats- und Gesellschaftsverfall, den er beschleunigt
  • Massaker und Plünderungen der Zivilbevölkerung als Teil der Kriegführung
  • Leichte Bewaffnung, Partisanentaktik gegen reguläre Streitkräfte
  • Entstehung einer Raub- und Gewaltökonomie, Bodenschätze und Drogenhandel finanzieren den Krieg
  • Kriegführung ohne politische oder ideologische Ziele, ohne Friedensforderungen, nur für die Selbsterhaltung von Gewaltregimen 

Ausbreitung der neuen Kriege

„Jeder vierte Staat Afrikas zerfällt oder hat bereits aufgehört zu existieren. Im Sudan, in Somalia, Burundi, Angola, Sierra Leone, Liberia, in der demokratischen Republik Kongo ebenso wie in der Republik Kongo (Brazzaville) herrschen Willkür und Anarchie ...
Der Reichtum der Krisenregionen ist ihr Fluch. Die Bodenschätze und Hölzer des Kongobeckens, das schwarze Gold in Angola, die Diamanten Westafrikas und das Öl im Südsudan ermöglichen es den Kriegsherren, ihre Kriege unabsehbar fortzuführen und zu finanzieren
“ (Analyse eines Afrika-Korrespondenten, 2003).

Langandauernde bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Ethnien, politischen und religiösen Gruppen bestimmen die innere Lage in den Kaukasusrepubliken, in Afghanistan, Pakistan und Nepal, in Sri Lanka, Burma, Indonesien und auf den Philippinen. Deswegen sprechen Politikwissenschaftler von einem Krisenbogen von Staaten im Süden Eurasiens.

Irakkrieg als neuer Kriegstyp?

Der Krieg, den die USA mit Alliierten gegen den Irak und sein diktatorisches Regime im Frühjahr 2003 führten, wird von einigen Politikwissenschaftlern als die zweite Art neuer Kriege in der Gegenwart angesehen, nämlich als ein Hegemonial- und Ordnungskrieg der Supermacht USA.

Der Irakkrieg der USA war ein Krieg zur regionalen Neuordnung der Verhältnisse im Nahen Osten, geführt für die eigenen geostrategischen Interessen von der einzigen Hegemonialmacht im internationalen System gegen einen in jeder Beziehung unterlegenen Staat. Die Charakteristik dieses Krieges besteht darin, dass die amerikanische Supermacht mit ihm den Weg einer unilateralen (= einseitigen) Macht- und Interessenpolitik mit der Demonstration riesiger militärischer Überlegenheit fortgesetzt hat. Dabei haben sich die USA der Bindungen an internationales Recht, insbesondere an die UNO-Charta, weitgehend entledigt.

Die internationale Diskussion um diesen neuen Krieg konzentriert sich auf folgende Probleme:

  • Es war ein Angriffskrieg ohne UNO-Mandat.
  • Die von der amerikanischen Regierung vorgebrachten Kriegsgründe (Irak gefährdet Weltfrieden mit Massenvernichtungswaffen und unterstützt internationalen Terror) konnten nicht belegt werden und wechselten mehrfach.
  • Der öffentlich eingestandene Zweck des Krieges war der Regimewechsel im Irak, der den Nahen Osten stabilisieren und den arabischen Ländern ein demokratisches und wirtschaftlich erfolgreiches Vorbild präsentieren sollte, dem sie folgen müssten.
  • Der Krieg ermöglichte die Abkehr der USA von ihrem Hauptverbündeten, Saudi-Arabien, und den Zugriff auf die zweitgrößten Ölreserven der Welt.
  • Der Krieg war militärisch sofort gewonnen, doch hat er politisch weder Stabilität im Irak oder in der Region noch den Beginn von wirtschaftlichem Aufschwung gebracht.

Der Kriegshistoriker und Politologe HERFRIED MÜNKLER, von dem die Theorie der neuen, deregulierten Kriege stammt, hat den Irakkrieg 2003 als den anderen neuen Kriegstyp unserer Zeit beschrieben („Der neue Golfkrieg“). Er nannte ihn imperialer Krieg. Es sei anzunehmen, dass dem Irakkrieg, wenn er die von den Amerikanern erwarteten Ergebnisse zeige, weitere Kriege ähnlichen Typs folgen werden.

  • bewaffnete Konflikte seit 1990

    Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) der Universität Hamburg: www.akuf.de

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Moderne Kriege." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/moderne-kriege (Abgerufen: 20. May 2025, 05:48 UTC)

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