Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.10 Literatur von 1945 bis zur Gegenwart
  5. 4.10.4 Die Literatur der 1960er-Jahre
  6. Bitterfelder Weg

Bitterfelder Weg

Im sogenannten Nachterstädter Brief (1955) hatten Arbeiter in einem offenen Brief an die Schriftsteller der DDR gefordert, es sollten „mehr Bücher über den gewaltigen Aufbau, der sich auf allen Gebieten der Deutschen Demokratischen Republik“ vollzöge, geschrieben werden. In der Folge kam es in Bitterfeld zu zwei kulturpolitischen Konferenzen, die das gesamte gesellschaftliche Leben in der DDR nachhaltig beeinflussten.

Von der Losung „Greif zu Feder Kumpel“ bis zu „Sozialistisch arbeiten, sozialistisch lernen, sozialistisch leben“ lagen rund vier Jahre. Der Mauerbau lag dazwischen und es stand das 11. Plenum bevor, auf dem Filme und Bücher verboten wurden.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

„Bitterfelder Weg“ bezeichnet eine künstlerische, insbesondere literarische Bewegung in der DDR, die das künstlerische Laienschaffen fördern und thematisch die Probleme der Arbeitswelt aufgreifen sollte.

Eingeleitet wurde der Bitterfelder Weg mit den beiden „Bitterfelder Konferenzen“.

Vorgeschichte

Zur Vorgeschichte gehört der sogenannte Nachterstedter Brief: 1955 hatten Arbeiter des Nachterstedter Braunkohlewerks in einem offenen Brief an die Schriftsteller der DDR gefordert:

„ Wir möchten mehr Bücher über den gewaltigen Aufbau, der sich auf allen Gebieten der Deutschen Demokratischen Republik vollzieht, über das Schaffen und Leben der Werktätigen. Schreiben Sie und gestalten Sie ... den Enthusiasmus, unsere Leidenschaft und das große Verantwortungsbewußtsein, das die Arbeiter im Kampf um das Neue beseelt.“
( vgl.: Der Nachterstedter Brief. Verlag Tribüne, [o. J.], 96 S.)

Vorbild des Bitterfelder Weges im bildkünstlerischen Bereich war die Bitterfelder Brigade „Nikolai Mamai“, die der Maler WALTER DÖTSCH in einem Gemälde festgehalten hatte. Nach dem Vorbild dieser Zusammenarbeit zwischen Künstler und Werktätigen sollte sich in der Folgezeit orientiert werden.

Erste Bitterfelder Konferenz

Die erste Bitterfelder Konferenz fand am 24.04.1959 statt (siehe PDF "Rede Walter Ulbrichts auf der 1. Bitterfelder Konferenz") und stand unter der Losung: „Greif zur Feder Kumpel, die sozialistische deutsche Nationalliteratur braucht dich!“.

Sie sollte zur Schaffung einer eigenständigen, DDR-geprägten Nationalkultur beitragen. Ziele sollten sein:

  • Verbindung von Kunst und Leben.
  • Verbindung von Künstler und Arbeiterklasse.

Die erste Konferenz sollte das künstlerische Laienschaffen entwickeln helfen sowie die Autoren anregen, in die Betriebe zu gehen, um von dort über die Probleme der Arbeitswelt zu schreiben.

Zweite Bitterfelder Konferenz

Die zweite Bitterfelder Konferenz vom 24.–25.04.1964, modifizierte das Ziel. Das Motto der Konferenz lautete: „Sozialistisch arbeiten, sozialistisch lernen, sozialistisch leben“.

Dies machte deutlich, dass diese kulturelle Bewegung in der DDR sich auf das gesamte gesellschaftliche Leben erstrecken sollte bis in den Freizeitbereich hinein.

Das Ziel des Bitterfelder Weges

Über das Ziel des Bitterfelder Weges erklärte der damalige 1. Sekretär des ZK der SED, WALTER ULBRICHT, in seiner Rede auf der 2. Bitterfelder Konferenz 1964:

„… dass es darum gehe, unserer Literatur, der bildenden Kunst, den schönen Künsten überhaupt, einen neuen, sozialistischen Inhalt zu geben und sie dem ganzen Volk zugänglich zu machen. Wir stellten die Forderung an die Schriftsteller und Künstler, sie möchten aktiv am sozialistischen Aufbau teilnehmen, das Neue erkennen und begreifen, aufspüren und schöpferisch darstellen und selbst mithelfen, das Leben zu verändern, dem Neuen zum Siege zu verhelfen. Gleichzeitig wurden die Arbeiter und Bauern aufgefordert, die Höhen der Kultur zu erstürmen.“ (WALTER ULBRICHT. In: Zweite Bitterfelder Konferenz 1964. Protokoll der von der Ideologischen Kommission beim Politbüro des ZK der SED und dem Ministerium für Kultur am 24. und 25. April im Kulturpalast des Elektrochemischen Kombinats Bitterfeld abgehaltenen Konferenz.Berlin: Dietz Verlag, 1964)

Der Redner bezeichnete die Umwälzungen auf dem Gebiet der Kultur als „sozialistische Kulturrevolution“.
Als Aufgabe des Kulturschaffenden bezeichnete er es, „Mängel und Unzulänglichkeiten“ des Sozialismus aus dem Wege zu räumen.

ULBRICHT führte aus:

„Große Konflikte in der Literatur und Kunst können nicht nur privater Art sein, ihnen liegen echte gesellschaftliche Widersprüche zugrunde“. (ebenda)

Als die Schriftsteller begannen, genauer auf die Wirklichkeit in der DDR zu schauen, wurden 1965 auf dem11. Plenum genau die kritischen Werke und Stimmen verboten, die vorher so kräftig eingefordert worden waren (siehe PDF "Walter Ulbricht - Schlußwort auf der 11. Tagung des ZK der SED").

Allerdings hatte Ulbricht offenbar auch die Gefahren bedacht, die einen kritischen Blick auf die DDR-Wirklichkeit durch die Kunst mit sich brachten, denn er wandte sich zugleich gegen jene Stimmen, die „eine absolut „freie Kunst“ fordern, in der es „keinen Rahmen für den Sozialismus“ gibt, wenn sie nach einer „Rückbesinnung auf die allererste Periode des Freiwerdens aller, auch der kulturellen und künstlerischen Kräfte“ rufen,…“
Es konnte also nur eine solche Kunst geduldet werden, die genau im Sinne der SED-Politik war. Dies aber bedeutete die Vorherrschaft der Partei in allen Fragen der Kunst und Kultur. Damit erreichte die SED eine Kontrolle des gesamten gesellschaftlichen Lebens in der DDR.

Sozialistische Brigaden

Es sollte die „Entgegensetzung von Berufs- und Laienkunst“ beseitigt (HORST BIEN) und zugleich Probleme des Alltags gestaltet werden. Diese angestrebte Gleichstellung von Laien und professionellen Künstlern drückte sich auch im gesellschaftlichen System selbst aus: Die Brigaden, später sozialistischen Brigaden, als „kleinste Zellen der Produktion“ verpflichteten sich nicht nur zu Arbeitshöchstleistungen. Um Prämien zu erhaschen oder Auszeichnungen zu bekommen, mussten sie auch kulturelle Höhepunkte in ihre sogenannten Brigadepläne aufnehmen. So planten sie Theaterbesuche, die zwar oft gebucht, aber weniger besucht waren.

Ergebnisse des Bitterfelder Weges

In der Folge des Bitterfelder Weges wurden Zirkel schreibender Arbeiter, Arbeitertheater und -kabaretts und Volkstanzgruppen gegründet, Ergebnisse künstlerischer Arbeit wurden bei sogenannten Arbeiterfestspielen präsentiert. Auch die Poetenseminare der FDJ gehörten zu den Ergebnissen des Bitterfelder Weges.

  • BWS-DEU2-0836-01.pdf (64.41 KB)

Professionelle Künstler leiteten entsprechende Zirkel und Arbeitsgemeinschaften und führten interessierte Werktätige in ihre spezifischen Künste ein. Ihr Engagement war oftmals tatsächlich ernst gemeint, glaubte man doch, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse sich stetig bessern, demokratisieren würden.

Zwischen 1960 und 1961 absolvierte CHRISTA WOLF ein Betriebspraktikum im Waggonwerk Ammendorf.

Ein Ergebnis ihrer Studien wurde der Roman „Der geteilte Himmel“.

BRIGITTE REIMANN arbeitete 1959/1960 im Braunkohletagebau in Hoyerswerda. Sie beschrieb ihren Eindruck in zeitgenössischen Briefen als

„überwältigend, das Kombinat von einer Großartigkeit…. H. [Hoyerswerda] und das Kombinat werden noch oft genug – falls dies literarisch überhaupt zu bewältigen ist – in Erzählungen oder sogar einem Roman auftauchen“.
(BRIGITTE REIMANN: Tagebucheintrag vom September 1959)

Eine Bewegung zur Überwindung der Grenzen zwischen Autor und Leser in der Bundesrepublik wurde seit 1961 die „Gruppe 61“ und später der aus ihr hervorgegangene „Werkkreis Literatur und Arbeitswelt“.

  • BWS-DEU2-0836-02.pdf (85.72 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Bitterfelder Weg." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/bitterfelder-weg (Abgerufen: 24. May 2025, 10:29 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • CHRISTA WOLF
  • Nachterstedter Brief
  • Volkstanzgruppe
  • WALTER DÖTSCH
  • Bitterfelder Weg
  • WALTER ULBRICHT
  • Werkkreis Literatur und Arbeitswelt
  • sozialistische Kulturrevolution
  • Bitterfelder Konferenzen
  • BRIGITTE REIMANN
  • Arbeitertheater
  • Kabarett
  • Zirkel schreibender Arbeiter
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Die Gruppe 47

Nach dem Verbot der Zeitung „Der Ruf“ gründeten HANS WERNER RICHTER und ALFRED ANDERSCH 1947 mit GÜNTER EICH, WALTER KOLBENHOFF u. a. die Gruppe 47, die einflussreichste literarische Gruppe in Westdeutschland und der BRD bis in die Sechzigerjahre. Bis 1967 gab es Begegnungen auf insgesamt 29 Tagungen.

Der endgültige Bruch ereilte die Gruppe 1967 in der Gaststätte Pulvermühle in Waischenfeld im Bayreuther Land. Eine Art Fortführung der Tradition der Gruppe 47 gelang in den Siebzigerjahren mit der Etablierung des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbes des ORF und des Landes Kärnten in Österreich.

Neue Subjektivität

Neue Subjektivität bezeichnet eine Richtung in der deutschen Literatur seit den Siebzigerjahren, die stark subjektive und autobiografische Tendenzen aufweist.

Die Neue Subjektivität grenzt sich ab von der stark politisierten Literatur der Zeit um 1968. Den Begriff der Neuen Subjektivität prägte MARCEL REICH-RANICKI.

Zur Neuen Subjektivität zählen Werke wie WOLFGANG KOEPPENs „Jugend“, HERMANN KANTs „Der Aufenthalt, CHRISTA WOLFs „Kindheitsmuster“, PETER HANDKEs „Wunschloses Unglück“ u. a.

Václav Havel

* 05. Oktober 1936 in Prag
† 18. Dezember 2011 in Vlčice-Hrádeček

Der tschechische Schriftsteller und Politiker VÁCLAV HAVEL arbeitete seit 1960 als Dramaturg und Hausautor an Prager Theatern.

In seinen Stücken lehnte er sich an das absurde Theater EUGEN IONESCOs an. Bereits sein Erstling, „Familienabend. Eine Tragödie“ von 1960, ist „eine Übertreibung“, ist „Entfernung zur Realität“, „in der viele Menschen – überflüssigerweise – ihr Leben fristen“. (HAVEL)

Literatur und Arbeitswelt

Die „Gruppe 61“ im Westen und die Bewegung des „Bitterfelder Weges“ im Osten Deutschlands ähnelten sich von ihrem Schreibanlass her – der Beschreibung von Problemen innerhalb der Arbeitswelt – ihre Ergebnisse waren jedoch grundverschieden. Am 31. März 1961, anlässlich des Kongresses „Möglichkeiten und Formen moderner Arbeiter- und Industriedichtung“, gründete sich der „Arbeitskreis für künstlerische Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt“.

Im Juli desselben Jahres gab der Arbeitskreis sich den Namen „Dortmunder Gruppe 61“. 1970 gründete eine Gruppe Hamburger Arbeiterschriftsteller den „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“.

Lyrik der Sechzigerjahre

Die Sechzigerjahre waren das Jahrzehnt der Lyrik in der DDR. Hier traten junge Lyriker auf den Plan, die nicht nur „neue Töne“ anschlugen, sondern auch neue Impulse gaben.

Mit Kunstformen, wie Agitationskunst und Protest-Song, versuchten Autoren der Bundesrepublik, sich gegen die tradierten Formen der Kunst, wie der Naturlyrik, abzugrenzen. Die Teilung Deutschlands war ein Thema, zu dem sich in Ost wie West die Stimmen häuften. Auf HANS MAGNUS ENZENSBERGERs Gedichtband „landessprache“ folgte ein innerdeutscher Disput zwischen Ost und West.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025