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Der historische Roman

Nach den großen politischen Ereignissen in Europa und den wirtschaftlichen sowie sozialen Veränderungen (wie z. B. der französischen Revolution von 1789) wuchs das allgemeine Interesse für Geschichte und damit auch die Akzeptanz der Geschichtswissenschaft. In jene Zeit fällt die Gründung von Historikergesellschaften und das Aufblühen der Geschichtswissenschaft.

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Interesse für Geschichte

Es gab ein starkes Interesse auch für die Geschichte der Sprache und Literatur. Im 19. Jahrhundert erschienen Geschichtswerke und Literaturgeschichten, die bis in das 20. Jahrhundert zu den Standardwerken gehörten. Der Geschichtsroman gehörte zu einer beliebten Form des Lesers ohne Vorkenntnisse. Von 1815 bis 1845 wurden jährlich 40 historische Romane verlegt. Teilweise war jeder dritte erschienene Roman ein historischer. Bekannte Beispiele für den Geschichtsroman stammen von

  • FELIX DAHN (1834–1912) („Kampf um Rom“, siehe PDF "Felix Dahn - Ein Kampf um Rom", 1876–1878: germanisch-deutsche Vergangenheit als Thema im Kontext der nationalstaatlichen Einigungsbemühungen) und
  • GEORG MORITZ EBERS („Eine ägyptische Königstochter“ 1864), der selbst Ägyptologe war.
  • GUSTAV FREYTAG („Die Ahnen“, 1872–1880)

Zeitgenossen nannten diese Romane auch „Professorenromane“. Professorenromane nannte man diese Literatur, weil sie

  • von Professoren geschrieben war und
  • oft eine Unzahl wissenschaftlichen Materials enthielten.
  • BWS-DEU2-0501-03.pdf (1.59 MB)

Die meisten der damals sehr erfolgreichen Autoren historischer Romane sind heute fast oder ganz vergessen:

  • AUGUST VON WITZLEBEN (Ps.: A. von Tromlitz)
  • CARL FRANZ VAN DER VELDE
  • CARL SPINDLER
  • ALEXANDER VON OPPELN-BRONIKOWSKI
  • AUGUST LEIBROCK
  • CLARA MUNDT
  • HERMANN KURZ
  • KARL LUDWIG HÄBERLIN
  • CHRISTOPH HILDEBRANDT
  • JOHANNA NEUMANN-SATORI
  • AMALIE SCHOPPE
  • LUDWIG STORCH
  • WILHELMINE VON GERSDORF

Das Werk des HERMANN KURZ gehört zu den wenigen aus der obigen Liste, das bis heute veröffentlicht wird. KURZ greift u.a. SCHILLERs „Verbrecher aus verlorner Ehre“ auf und schreibt mit „Der Sonnenwirt“ (1855, siehe PDF "Hermann Kurz - Der Sonnenwirt") eine Art Fortsetzung.

Historischer Roman und Literaturkritik

Dabei erfuhr das Genre immer wieder mal heftige Angriffe von Seiten der Literaturkritik: ROBERT EDUARD PRUTZ (1816–1872) schrieb 1847 über den historischen Roman:

„Kaum eine andere Literaturgattung hat bis auf diese Stunde so abweichende, so widersprechende Beurtheilungen erfahren, als der historische Roman, diese jüngste, recht eigentlich moderne Frucht der literarischen Entwicklung überhaupt. Von der Lesewelt gierig verschlungen, zum Liebling des Publikums erklärt, hat die Kritik ihm nur halbe, mißgünstige Blicke zugeworfen. Die Mehrzahl unsrer Aesthetiker hat keinen Anstand genommen, den historischen Roman geradewegs für eine Verirrung, eine Schöpfung weit mehr der Industrie, als der Kunst, ein bloßes Product der unmäßig gesteigerten Schreib- und Leselust unsers papiernen Jahrhunderts zu erklären.“
(ROBERT EDUARD PRUTZ: Stellung und Zukunft des historischen Romans. In: Kleine Schriften zur Politik und Literatur. Teil 1. Merseburg 1847, S. 279)

ADOLF STERN (1835–1907) bemängelte die „äußerste Bildungslosigkeit und klägliche Oberflächlichkeit des lesenden Publikums“.

Historische Abenteuerromane

Zu der Gruppe gehören auch Abenteuergeschichten und Romane über fremde Welten und deren Geschichte und von ausgewanderten Deutschen. In dieser Phase wanderten ca. 2,5 Mio Deutsche nach Amerika aus (u. a. der Österreicher KARL POSTL, d. i. CHARLES SEALSFIELD). In dieser Tradition schrieb im 20. Jahrhundert u. a. B. TRAVEN.

  • BWS-DEU2-0501-04.pdf (1.3 MB)

KARL MAY

KARL MAY (1842–1912) schrieb Roman- und Geschichtsserien mit Welterfolg. Seine Werke hatten eine Gesamtauflage von ca. 50 Mio. Exemplaren. Der Autor wurde am 25. Februar 1842 als fünftes von vierzehn Kindern im sächsischen Ernstthal geboren. Sein Vater war ein armer Weber. MAY unterrichtete als Volksschullehrer, wurde aber mit 19 Jahren von der Schule relegiert, hielt sich mit Taschenspielertricks und hochstaplerischem Tun über Wasser. Er war damals schon sehr fantasiebegabt. Nach 1874 begann er zu schreiben. Die Schauplätze der Romane, die der Autor seine Helden stellte, hat MAY nie gesehen. Er begann „Reiseerzählungen“ zu verfassen, die sehr erfolgreich wurden. Besonders gern gelesen und verfilmt wurden die „Winnetou“-Romane (siehe PDF "Karl May – Winnetou I").

In seinen Abenteuern beweist der Einzelheld

  • Mut,
  • Gerechtigkeitssinn,
  • Treue,
  • Mitgefühl,
  • Verantwortungsgefühl,
  • Nächstenliebe (einfache, kindliche christliche Moral und Werte).

Charakteristisch sind

  • Heroisierung,
  • Humor,
  • die Fähigkeit, spannend zu erzählen,
  • das Angebot zu Traumidentifikationen mit Einzelhelden,
  • Bilder von fremden, exotischen Welten und
  • klare Figurentypen.

In MAYs Werk werden zwei große Gruppen von Romanen unterschieden:

Die Amerika-Erzählungen
Der Sohn des Bärenjägers
Der Schatz im Silbersee
Das Vermächtnis des Inka
Der Ölprinz
Der schwarze Mustang
Am Rio de la Plata
In den Cordilleren
Winnetou I
Winnetou II
Winnetou III
Winnetou IV
Satan und Ischariot I
Satan und Ischariot II
Satan und Ischariot III
Old Surehand I
Old Surehand II
Old Surehand III
Weihnacht!

Die Orient-Erzählungen
Khong-Kheou, das Ehrenwort
Die Sklavenkarawane
Durch die Wüste
Durchs wilde Kurdistan
Von Bagdad nach Stambul
In den Schluchten des Balkan
Der Schut
Im Lande des Mahdi I
Im Lande des Mahdi II
Im Lande des Mahdi III
Im Reich des silbernen Löwen I
Im Reich des silbernen Löwen II
Im Reich des silbernen Löwen III
Im Reich des silbernen Löwen IV
Am stillen Ocean
Orangen und Datteln
Auf fremden Pfaden
Ein Abenteuer auf Ceylon

  
  • BWS-DEU2-0501-05.pdf (2.23 MB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Der historische Roman." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/der-historische-roman (Abgerufen: 24. May 2025, 08:31 UTC)

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Bunte Steine

Der Schriftsteller, Pädagoge und „begeisterte Landschaftsmaler“ (mehr als 160 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder stammen aus seiner Hand) ADALBERT STIFTER (1805–1868) veröffentlichte seine Erzählungen „Bunte Steine“ 1853. Benannt sind diese sechs Geschichten nach Gesteinsvorkommen in seiner Heimat Oberösterreich. Außer der Erzählung „Katzensilber“ waren sie alle bereits in Zeitschriften abgedruckt worden. „Kalkstein“, z. B., erschien 1848 unter dem Titel „Der arme Wohltäter“, „Granit“ 1849 als „Die Pechbrenner“ und „Turmalin“ 1852 unter dem Titel „Der Pförtner im Herrenhause“.

STIFTER gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Unumstritten ist er jedoch der bedeutendste Biedermeierautor Österreichs. In unnachahmlicher Detailtreue und Ausdrucksgabe schilderte er Menschen, Landschaft und Natur. Seine Figuren „sollen nur durch das wirken, was sie sind ...“, bemerkte der Autor in der Vorrede zu seiner Sammlung. Er bevorzugte den mittleren Helden:

„Großes oder Kleines zu bilden, hatte ich bei meinen Schriften überhaupt nie im Sinne ...“

THOMAS MANN sagte über den Verfasser der „Bunten Steine“:

„Stifter ist einer der merkwürdigsten, heimlich kühnsten und wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur“.

Der Erzählband war ursprünglich als Kinderbuch geplant. Die Erzählung „Bergkristall“ geht auf eine Begegnung des Autors mit zwei Kindern in Hallstatt zurück, die beim Erdbeerensammeln von einem Unwetter überrascht worden waren und unter einem Felsen Schutz gesucht hatten. Er komponierte daraus eine Weihnachtsgeschichte (1845: „Der heilige Abend“), der einen glücklichen Ausgang schenkte: Die Kinder werden zwar von den Gewalten der Natur geprüft, können aber gerettet werden .

 

Realismus in Frankreich

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Er konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln.

Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.
Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC. Weitere Vertreter waren u. a. GUSTAVE FLAUBERT, STENDHAL und VICTOR HUGO.

Der Hessische Landbote

1834 schrieb der damals 21 Jahre alte GEORG BÜCHNER gemeinsam mit FRIEDRICH LUDWIG WEIDIG seine Flugschrift „Der Hessische Landbote“.

In ihr kritisierten die Verfasser die hessischen Staatsausgaben und prangerten sie als Raub am vom Volk erarbeiteten Vermögen an. Die Armen würden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Das Geld sei der Blutzehnte, „von dem Leib des Volkes genommen“. Diese Wahrheit, das wusste BÜCHNER, war eine unbequeme Wahrheit, und sie war verboten. Trotzdem deckte er schonungslos auf, was im Namen und Gesetz des Fürsten geschah.

Der Autor glaubte viele Protestierer hinter sich, denn zwei Jahre vorher war das Hambacher Fest (Mai 1832) gewesen, auf dem sich die deutsche Opposition versammelt hatte. BÜCHNER kam zu der Erkenntnis, das deutsche Volk müsste „sich die Freiheit erringen“. Ein Traum, der auch 14 Jahre später, während der bürgerlich-demokratischen Revolution nur von kurzer Dauer war.

Der bekannteste Ausspruch der Flugschrift ist: „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ („Paix aux chaumières! Guerre aux châteaux!“ riefen die französischen Soldaten während der Französischen Revolution, der Ausspruch wird dem französischen Schriftsteller NICOLAS CHAMFORT zugeschrieben).

Der Urtext von BÜCHNER ist verloren gegangen, erhalten blieben zwei Versionen des von WEIDIG bearbeiteten und abgeschwächten Textes. Trotzdem musste BÜCHNER 1835 wegen seiner politischen Flugschrift „Der Hessische Landbote“ seine Heimat verlassen.

Der realistische Roman

Der Roman setzt sich, als Genre umstritten, gegenüber dem hochgeschätzten Epos in diesem Jahrhundert durch und wird zur modernen Großform des Erzählens im beginnenden Zeitalter der Soziologie.

Schwerpunkte sozialkritischer Dichtung des poetischen Realismus waren die Darstellung:

  • des Stadtlebens,
  • des Industriealltags und
  • der Massenverelendung (vor allem in den Vierzigerjahren),
  • der Arbeit der bürgerlichen Schicht im Unterschied zum Leben der aristokratischen, adligen Schicht,
  • der scheiternden Liebes- und Eheverbindungen vor allem aus der Perspektive der Frau zwischen Partnern aus
  • unterschiedlichen sozialen Schichten.

Der Schimmelreiter


THEODOR STORMs Novelle „Der Schimmelreiter“ erschien 1888. Der Dichter erzählt darin, er habe als Kind eine Geschichte gelesen. Diese Geschichte sei jedoch nicht mehr auffindbar, sodass er für die Wahrheit des Erzählten nicht bürgen könne. Laut Erinnerung erzählte ein Schulmeister die Geschichte von Hauke Haien, der vom Kleinknecht zum Deichgrafen aufgestiegen war. Er wäre besessen gewesen von der Idee, die Deiche technisch zu verbessern und sicherer zu machen. Die Dorfbewohner hätten ihm misstraut und seine Vorhaben geneidet, auch wenn Haiens Projekte ihnen Vorteile gebracht hatten. Beim Neubau eines Deiches wäre Hauke in offene Konfrontation zu seinem Feind, einem Großknecht geraten, der den Aberglauben der Deicharbeiter ausnutzte: Haien hätte sich wider besseren Wissens auf einen Kompromiss bei den Reparaturarbeiten an jener gefährdeten Stelle eingelassen, wo der alte und der neue Deich aneinanderstießen. Bei einer Sturmflut wäre der alte Deich gebrochen; wären Frau und Kind ertrunken und Haien hätte sich auf seinem Schimmel hinterhergestürzt. Als Zeichen der Warnung erschiene von da an bei Gefahr das Bild des Schimmelreiters, erzählte der Schulmeister.

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