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Die literarischen Themen der Siebziger- und Achtzigerjahre

Den Siebzigerjahren waren die Studentenunruhen in Paris und Berlin (West) sowie die Niederschlagung des Prager Frühlings vorausgegangen. Der Rückzug der Schriftsteller ins Private seit etwa 1971 hatte hingegen nicht nur Resignation als Anlass.

Krankheiten, eigene Empfindungen, Probleme im privaten Bereich, auch das Erleben der geschichtlichen Abläufe bildeten von nun an die bevorzugten Schreibanlässe. Eine weitere Tendenz war im Protokollieren des „Alltags“ zu beobachten. Gegen Ende der Siebziger-/ Anfang der Achtzigerjahre mehrten sich die Stimmen, die gegen Wettrüsten und Umweltzerstörung waren. Auch innerhalb der DDR-Literatur setzten sich wieder moderne Schreibweisen durch.

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Neue Subjektivität bezeichnet eine Richtung in der deutschen Literatur seit den Siebzigerjahren, die stark subjektive und autobiografische Tendenzen aufweist. Die Neue Subjektivität grenzt sich ab von der stark politisierten Literatur der Zeit um 1968.


Der Begriff Neue Subjektivität wurde von MARCEL REICH-RANICKI geprägt.

Epik der „Neuen Subjektivität“

Nach dem politischen Scheitern der Protestbewegung von 1968 sowie dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag ist in der deutschen Literatur eine Hinwendung zum Privaten zu beobachten. Diese Tendenz gilt gleichermaßen für Ost wie West. Rückzug ins Private meint jedoch nicht, dass die Literatur „entpolitisiert““ worden wäre. Vielmehr wird innerhalb der Epik der neuen Subjektivität die eigene Biografie zum Schreibanlass: eine Krankheit, eigene Empfindungen, Probleme im privaten Bereich, auch das Erleben der geschichtlichen Abläufe.

  • HERMANN KANT (geb.1926) in „Der Aufenthalt“ (1977)
  • CHRISTA WOLF (geb. 1929) in „Nachdenken über Christa T.“ (1968)
  • CHRISTA WOLF (geb. 1929) in „Kindheitsmuster“ (1976)
  • PETER HANDKE (geb. 1942) in „Wunschloses Unglück“ (1972, Biografie seiner Mutter)
  • PETER HANDKE (geb. 1942) in „Die linkshändige Frau“ (1976, autobiografische Themen)
  • PETER WEISS (1916–1982) in „Abschied von den Eltern“ (1961)
  • THOMAS BERNHARD (1931–1989) in „Die Korrektur“ (1975)
  • THOMAS BERNHARD (1931–1989) in „Beton“ (1982)
  • ELIAS CANETTI (1905–1994) in „Die gerettete Zunge“ (1977, „Die Geschichte einer Jugend“, Untertitel)
  • ELIAS CANETTI (1905–1994) in „Die Fackel im Ohr“ (1980)
  • ELIAS CANETTI (1905–1994) in „Das Augenspiel“ (1985)
  • BARBARA FRISCHMUTH (geb. 1941) in „Tage und Jahre“ (1971)
  • FRANZ INNERHOFER (geb. 1944) in „Schöne Tage“

„Schöne Tage“ berichtet aus seiner Kindheit im österreichischen bäuerlichen Milieu. Der sechsjährige Holl wird von allen herumgestoßen, von seinem Vater, dem der uneheliche Sohn eine billige Arbeitskraft ist, von seiner Stiefmutter, von den Knechten und Mägden des Hofes. Niemand kümmert sich um ihn. In der Schule sitzt er auf der „Fenstereselbank“, trotzdem gelingt es ihm einiges zu lernen, bekommt er ein Entlassungszeugnis. „Eigentlich sollte ich ein Verbrecher werden“ resümiert er am Ende des Romans. Und erst in seiner Lehre kommt er zur Ruhe, lebt er nicht mehr unter Bestien, sondern unter Menschen.

Tadellöser & Wolf

WALTER KEMPOWSKIs (1929) „Deutsche Chronik“ unter dem Titel „Tadellöser & Wolf. Ein bürgerlicher Roman“ (1971) verarbeitete (nach seinem Erstling „lm Block“, 1969, in dem KEMPOWSKIs Haft im Stasi-Gefängnis Bautzen thematisiert worden war) seine Kindheit in Nazi-Deutschland während des Zweiten Weltkrieges. Der Roman setzt 1939 ein und schließt 1945 ab. Die Hauptfigur und gleichzeitig der Ich-Erzähler Walter, so alt wie der Autor, ist bei Handlungsbeginn zehn Jahre alt. Das jugendliche Alter des Haupthelden wirkt sich auch auf die Sprache des Buches aus, die zuweilen eher salopp als „hochliterarisch“ ist.
Walter berichtet aus seinem Leben im „Jungvolk“ und in der „Hitler-Jugend“, davon, wie sein Vater 1940 in den Krieg geschickt wird und 1943 auch sein Bruder Robert. Es wird davon erzählt, wie der Freund Ullas, Sven Sörensen, unter Spionageverdacht verhaftet wird und durch Grete Kempowskis Vorstelligwerden bei der Gestapo endlich wieder frei kommt, wie Ulla jedoch nach der Hochzeit die deutsche Staatsbürgerschaft verliert und das Land mit Sven Sörensen verlässt. Die Bombenangriffe auf Rostock, der Stadt, in der dieser Roman spielt, werden ebenso wahrgenommen und reflektiert, wie die Äußerungen der Familienmitglieder zu Krieg und Hitler-Faschismus. Walter wird als Flakhelfer, später zur kasernierten Hitlerjugend eingezogen. Ihm gelingt es kurz vor der Kapitulation bis nach Rostock zu gelangen. Dort wartet man auf die Engländer.

Der Titel des Romans geht auf einen Ausspruch von Walters Vater zurück, der mit Tadellöser & Wolf etwas Unübertreffliches meinte, war er doch als Raucher Stammkunde der Tabakwarenhandlung Loeser & Wolff, während er zu einem unangenehmen Vorkommnis Miesnitzdörfer & Jenssen zu sagen pflegte.

Die Romanstruktur ähnelt zuweilen einer Collage, wenn Erzählblöcke wie aneinandergereiht erscheinen oder Reklamesprüche, Zeitungsausschnitte oder Liedtexte einzelne Teile des Romans aneinander binden. Das Verbindende der Handlung ist der Blick des Jungen Walter auf das Geschehen.

Gruppenbild mit Dame

HEINRICH BÖLL beschäftigte sich in den Siebzigerjahren mit der bundesrepublikanischen Wirklichkeit. Sein Roman „Gruppenbild mit Dame“ erzählt die Geschichte einer Frau. Leni Gruyten, die Tochter des reichen Bauunternehmers, liebt den russischen Gefangenen Boris. Um ihn zu retten, besorgt sie ihm einen deutschen Pass. Nach dem Krieg erfährt sie, dass er in einem Lager der Amerikaner umgekommen ist. Mitten in den Wirren des Krieges hatte sie ein Kind von ihm empfangen. In den Jahren des Wiederaufbaus und des Wohlstandes lebt Leni bescheiden und zurückgezogen als Hilfsgärtnerin. Man hat sie um ihre Habe und um ihre Liebe betrogen, aber das Wichtigste bleibt ihr: Ein Leben, ihren Gefühlen gehorchend. Der Roman ist von der Kritik sehr gelobt worden. Man feierte die Fülle der Motive, Stoffe, Schauplätze usw. Man bewunderte die überschäumenden Einfälle.

In seinem Roman „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ beschäftigt sich BÖLL mit der bundesrepublikanischen Wirklichkeit der Mittsiebzigerjahre. In einer Zeit der Radikalenerlasse und Berufsverbote liebt Katharina einen Terroristen. Das „Terroristenliebchen“ ist von nun an stigmatisiert. Als sie Ludwig Götten zur Flucht verhilft, beginnt der eigentliche Terror gegen die „Mörderbraut“, der von den Medien gemacht wird. Schließlich erschießt Katharina den für die Pressekampagne verantwortlichen Journalisten. Der Untertitel „Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann“ wird anhand eines „einfachen Schicksals“ beispielhaft vorgeführt.
„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ wurde 1975 von VOLKER SCHLÖNDORFF verfilmt (Co-Regie: MARGARETHE VON TROTTA)

Protokoll-Literatur

Die Protokoll-Literatur nimmt ihre Stoffe viel unmittelbarer als die erzählenden Texte der Neuen Subjektivität aus der Wirklichkeit. ERIKA RUNGEs „Frauen. Versuche zur Emanzipation“ (1970), SARAH KIRSCHs (geb. 1935) „Die Panterfrau. Fünf Frauen in der DDR“ (1973), MAXIE WANDERs (1933–1977) „Guten Morgen,du Schöne“ (1978) und KARIN STRUCKs „Klassenliebe“ (1973) sind Beispiele dafür. Sie basieren auf Tonbandinterviews und versuchen, das „wirkliche Leben“ in die Literatur einzubringen. Literarisch knüpfen sie an die Neue Sachlichkeit der Zwanzigerjahre an.

Lyrik der Neuen Innerlichkeit

Die Lyrik der Neuen Innerlichkeit berichtet beiläufig Privates. Persönliche Erfahrungen werden in den größeren gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt. Diese Lyrik ist gekennzeichnet durch ihre Einfachheit, Direktheit und Authentizität. Die sogenannte Alltagslyrik war auch eine Abgrenzung zur hermetischen Lyrik in den Fünfzigerjahren in der Bundesrepublik.

Die Siebzigerjahre in der DDR

Politisch beginnt das 70er-Jahrzehnt in der DDR 1971 mit der Ablösung von WALTER ULBRICHT durch ERICH HONECKER als Erster Sekretär der SED (Generalsekretär). Die anfänglichen Hoffnungen auf eine Liberalisierung der Gesellschaft erfüllten sich jedoch nicht. Zwar sollte nach dem VIII. Parteitag der SED und dem 6. ZK-Plenum eine Ära folgen, in welcher es „keine Tabus auf dem Gebiet von Literatur und Kunst“ (HONECKER) geben sollte. Diese „tabufreie Zeit“ währte nicht lange. Jedoch erschienen in dieser Zeit einige der wichtigsten Werke der DDR-Literatur, u. a. CHRISTA WOLFs „Nachdenken über Christa T.“ und „Kindheitsmuster“, VOLKER BRAUNs „Das ungezwungene Leben Kasts“ (1971), BRIGITTE REIMANNs „Franziska Linkerhand“ (1974, in einer gekürzten Fassung).
Andere wichtige Werke durften jedoch erst viel später (VOLKER BRAUNs „Unvollendete Geschichte“, entstanden 1975, erschienen 1988) oder nie (STEFAN HEYMs „Collin“, 1979, ROLF SCHNEIDERs „November“, 1979) in der DDR erscheinen.

ULRICH PLENZDORFs „Die neuen Leiden des jungen W.“ (entstanden 1968, Prosafassung 1972, dramatisierte Fassung 1973) bringt auf neue Weise den Helden als Arbeiter auf die Bühne. Es ist die Geschichte eines auf Individualismus und respektlosen Umgang mit den Klassikern beharrenden jugendlichen Tüftlers.

Inhalt sangabe:
Der 17-jährige Held Edgar Wibeau schmeißt seine Lehre, nistet sich in einer Berliner Gartenlaube ein. Er findet auf dem Klo einer Laube GOETHEs „Leiden des jungen Werther“ und versucht, in Tonbandbriefen an seinen Freund Willi seine Erlebnisse in Goethes Manier zu schildern. Edgar leidet an den Anpssungszwängen der Gesellschaft. Er protestiert gegen die Welt der Erwachsenen, insbesondere gegen seinen früheren Ausbilder, dessen autoritärer Stil ihn in seiner Lebensqualität einschränkt. Er wendet sich gegen eine Vorbild-Erziehung, die die freie Entfaltung der Persönlichkeit (ein erklärtes Ziel der Pädagogik in der DDR) einschränkt. Edgar stirbt, als er versucht, ein neues Gerät für seine Malerbrigade auszuprobieren, an einem Stromstoß. Seine letzten Botschaften erreichen Willi aus dem Jenseits.

Der Leser soll die Geschichte zuende denken: War Edgars Tod ein Unfall oder ein Selbstmord, ähnlich dem des goetheschen Vorbildes? PLENZDORF führt in seinem Buch einen Helden vor, der lebt um des Lebens willen, ähnlich der Charaktere BÜCHNERs. Hier wird die Unbedingtheit des Lebens beschworen jenseits aller Richtlinien, Bevormundungen durch Staat und Partei und der verknöcherten Pädagogik, die MARGOT HONECKER als Frau des ersten Mannes im Staate DDR mit harter Hand führte. Die Sprache orientierte sich an der Jugendsprache , ähnlich wie in J. D. SALINGERs „The catcher in the Rye“ (1951, dt. „Der Fänger im Roggen“).

Literatur gegen Umweltzerstörung und Wettrüsten

In den Achtzigerjahren mehrten sich die Stimmen, die sich gegen Umweltzerstörung und Wettrüsten erhoben. GRASS' Roman „Die Rättin“ ist so eine Endzeitvision. Auch CHRISTA WOLFs „Störfall“ thematisiert die nukleare Katastrophe angesichts der Zerstörung eines Kernreaktors im ukrainischen Tschernobyl im Jahre 1986. MONIKA MARONs Roman „Flugasche“ beschäftigt sich mit der Umweltzerstörung in der Region um Bitterfeld. Auch VOLKER BRAUN nimmt zu den Umweltzerstörungen in „Bodenloser Satz“ Stellung.

Innerhalb der Lyrik wurde und wird das Thema ausführlich behandelt. GÜNTER HERBURGER beschwört den „Der Gesang der Wale“, HANS MAGNUS ENZENSBERGER denkt über „das ende der eulen“ nach. SARAH KIRSCH nennt ihr trauriges Fazit „Bäume“:

Früher sollen sie
Wälder gebildet haben und Vögel
Auch Libellen genannt kleine
Huhnähnliche Wesen die zu
Singen vermochten schauten herab.

(Kirsch, Sarah: Landwege. Ebenhausen b. Müpnchen: Langewiesche-Brandt, 1985, S. 135)

In seinem Gedicht „Grünanlage“ bringt ARNFRIED ASTEL (geb. 1933) das Verhältnis der menschlichen Gesellschaft der Umwelt gegenüber lakonisch auf den Punkt:

Die Überlebenden
planieren die Erde.
Sie sorgen
für eine schönere
Vergangenheit.

(Astel, Arnfried: Notstand. 100 Gedichte. Wuppertal: Peter Hamm Verlag, 1968)

Der Einfluss der Moderne

HEINER MÜLLER wandte sich in „Wolokolamsker Chaussee“ (1985–1989) dem brechtschen Lehrstück zu. Die Panzer werden bei ihm zu Geburtshelfern der DDR, später zu ihren Wächtern. Die vier Teiles des Stückes thematisieren:

  • die Schlacht um Stalingrad 1943
  • den Arbeiteraufstand in der DDR 1953
  • den Aufstand in Ungarn 1956
  • den Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag 1968

Sie sind Ausdrucksversuche einer von Müller konstatierten Stagnation von Raum und Zeit und symbolisieren die vertanen Chancen einer Entwicklung in Richtung eines demokratischen Sozialismus statt einer Rückkehr in die statische Enge der DDR.

Der fremde Freund – Drachenblut

CHRISTOPH HEINs „Der fremde Freund“ (1982, in der Bundesrepublik u.d.T. „Drachenblut“) erzählt die Geschichte der erfolgreichen Ärztin Claudia, die sich eingerichtet hat im Sozialismus. Sie hat keine Probleme, hat Arbeit, geht einem Hobby nach, lebt in einer Single-Wohnung und fährt ein Auto. Sie ist hilfsbereit und genießt bei ihren Patienten einen guten Ruf. Für ein Jahr tritt ihr „fremder Freund“ Henry in ihr Leben und mit ihm das Unerwartete, die Spontaneität. Er droht ihr Leben zu verändern, denn er stellt sich bewusst gegen die Konventionen der Gesellschaft, fährt gern schnelle Autos. Als er stirbt (er wird erschlagen), erobert die Eintönigkeit ihr Terrain im Leben der Frau zurück: „Meine undurchlässige Haut ist eine feste Burg“, äußert sie in Anlehnung an LUTHERs „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die letzten Sätze der Novelle lassen die Vermutung aufkommen, die (Anti-)Heldin sei zufrieden mit ihrem Leben: „Alles was ich erreichen konnte, habe ich erreicht. Ich wüßte nichts, was mir fehlt. Ich habe es geschafft. Mir geht es gut.“

Das Leben der Gesine Cresspahl

UWE JOHNSONs Werk ist von den modernen Erzählern JAMES JOYCE und WILLIAM FAULKNER beeinflusst. Sein vierbändiges Hauptwerk „Jahrestage. Aus dem Leben der Gesine Cresspahl“ (1970–1983) umfasst nahezu 2 000 Seiten. Es setzt die Geschichte der Gesine Cresspahl aus „Mutmaßungen über Jakob“ (1959) fort.

Die Ästhetik des Widerstands

„ Die Ästhetik des Widerstands“ (3 Bde., 1975–1981) von PETER WEISS versucht eine „erzählerische Synthese der politischen und ästhetischen Strömungen des 20. Jahrhunderts“ (Klappentext). Er begleitet seinen Erzähler von dessen Weggang 1937 aus Berlin in die Tschechoslowakei, nach Spanien (wo er am Bürgerkrieg teilnimmt) und Paris (wo er das Scheitern einer Volksfront zwischen KPD und SPD erlebt) und schließlich nach Schweden. Hier wird er ansässig (wie eben der Autor selbst). Der Leser erfährt von den Ränkespielen unter den Kommunisten in Moskau, von ihren Enttäuschungen, den Verrätern und den Verratenen. Das Werk ist als Roman angelegt, jedoch treten durchaus reale Figuren der Zeitgeschichte auf: WEISS reflektiert u. a. über BRECHT, LENIN, THÄLMANN, EBERLEIN, MÜNZENBERG und DAHLEM, über das Verhältnis von Sozialdemokratie und Kommunisten, über den Reichstagsbrandprozess und über den Weltkrieg. So entstand eine Art „Wunschbiografie“ und zugleich eine Geschichte der Arbeiterbewegung von 1918 bis 1945.

HEINER MÜLLERs Stücke

HEINER MÜLLERs Stücke der Siebziger- und Achtzigerjahre sind sehr stark diskutiert worden. In der DDR wurden sie z. T. gar nicht erst gespielt. Seine Dramen

  • „Germania Tod in Berlin“ (1977, Uraufführung 1978),
  • „Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei“ (Uraufführung 1979) und
  • „Die Hamletmaschine“ (Uraufführung 1979)

gehören zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Mithilfe der Montagetechnik lässt MÜLLER in „Die Hamletmaschine“ die „ ... Welt ihre Runden drehn im Gleichschritt der Verwesung.“ Den Autor interessiert, wie Faschismus entstehen und „überleben“ konnte, wie ewige Gewalt – revolutionäre Gewalt, Staatsterror – „funktioniert“ und den Menschen verändert. Die Frage: Welchen Preis bezahlt der Einzelne für eine bessere Zukunft aller Menschen? beantwortet MÜLLER resigniert:

„Der Humanismus kommt nur noch als Terrorismus vor. Der Molotowcocktail ist das letzte bürgerliche Bildungserlebnis.“
(Heiner Müller: Brief an Reiner Steinweg, 4. 1. 1977.)

Sein letztes Stück „Germania 3 – Gespenster am toten Mann“ wurde im Mai 1996 unter der Regie von LEANDER HAUSSMANN am Bochumer Schauspielhaus uraufgeführt, fünf Monate nach dem Tod des Autors.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Die literarischen Themen der Siebziger- und Achtzigerjahre." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/index.php/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/die-literarischen-themen-der-siebziger-und-achtzigerjahre (Abgerufen: 15. June 2025, 02:23 UTC)

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Günter Wallraff

* 01.10.1942 in Burscheid (bei Köln)

Der Journalist und Schriftsteller GÜNTER WALLRAFF wurde in den 1960er-Jahren durch seine kritischen Industrie- und Betriebsreportagen und seine ungewöhnlichen Recherchemethoden bekannt.

Wiederholt schlüpfte er in verschiedene fremde Rollen, um sich in Unternehmen unerkannt bewegen zu können. Trotz verschiedener Präventivmaßnahmen („Wallraff-Steckbriefe“) und diverser Prozesse gegen ihn gelang es WALLRAFF immer wieder, in die Intimsphäre von Wirtschaft und Staat einzudringen, und über skandalöse, unmenschliche und undemokratische Arbeits- und Herrschaftsverhältnisse zu berichten.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen seine „Industriereportagen“ (1970), seine BILD-Trilogie und „Ganz unten“ (1985), ein Buch, das in der BRD in kürzester Zeit zum Bestseller wurde.

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In den Osten Deutschlands kehrten unmittelbar nach dem Krieg vor allem im sowjetischen Exil gewesene und der sozialistischen Idee und der Kommunistischen Partei nahestehende Autoren zurück. Sie fühlten sich einem moralischen Erziehungskonzept verpflichtet.

Im Westen Deutschlands lebten nach dem Krieg vor allem Schriftsteller, die das Land nicht verlassen hatten.Westemigranten ließen sich mit der Rückkehr nach Deutschland Zeit. Zum Teil trug die Debatte um innere und äußere Emigration um FRANK THIESS und THOMAS MANN dazu bei, die Rückkehr hinauszuzögern. Andere Autoren kehrten nie nach Deutschland zurück. Bei ihnen war es vor allem die Enttäuschung über das NS-Konforme Verhalten der meisten Deutschen während des Zweiten Weltkrieges, die ihnen eine Rückkehr unmöglich machte.

Die literarischen Themen der Sechzigerjahre

Die literarischen Themen der 1960er-Jahre in Ost und West ähnelten sich in einigen Teilen. Allerdings legte man bei Alltagsbeschreibungen in der DDR Wert auf das Angekommensein im sozialistischen Alltag, während man in der BRD, in Österreich und in der Schweiz stärker einen kritischen bzw. satirischen Blick auf die Wirklichkeit warf. Auch stellte man oft Menschen in Isolation, Krisensituation, Vereinsamung in den Mittelpunkt des Geschehens.

Sowohl in der DDR als auch in den westlichen deutschsprachigen Staaten reflektierten Autoren die Zeit des Nationalsozialismus, des Krieges, der Gefangenschaft und die Nachkriegszeit. Allerdings kamen sie diesseits wie jenseits des eisernen Vorhangs zu unterschiedlichen Positionen.

Lyrik der Sechzigerjahre

Die Sechzigerjahre waren das Jahrzehnt der Lyrik in der DDR. Hier traten junge Lyriker auf den Plan, die nicht nur „neue Töne“ anschlugen, sondern auch neue Impulse gaben.

Mit Kunstformen, wie Agitationskunst und Protest-Song, versuchten Autoren der Bundesrepublik, sich gegen die tradierten Formen der Kunst, wie der Naturlyrik, abzugrenzen. Die Teilung Deutschlands war ein Thema, zu dem sich in Ost wie West die Stimmen häuften. Auf HANS MAGNUS ENZENSBERGERs Gedichtband „landessprache“ folgte ein innerdeutscher Disput zwischen Ost und West.

Günter Grass

* 16.10.1927 in Danzig (Polen))
† 13.04.2015 in Lübeck

GÜNTHER GRASS zählt zu den weltweit bekanntesten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Romane erschienen in über 40 Sprachen und brachten ihm u.a. den Nobelpreis für Literatur ein. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete er als Grafiker und Bildhauer. Er engagierte sich zunehmend politisch, um gegen die Verhältnisse der Sechziger- und Siebziger- und besonders der Neunzigerjahre in Deutschland zu protestieren. Sein politisches Engagement spiegelte sich in seinen Werken wider.
Zu den bekanntesten Werken von GRASS zählen:

  • „Die Blechtrommel“ (1959),
  • „Die Rättin“ (1986) und
  • „Ein weites Feld“ (1995).

„Die Blechtrommel“ war der erste große Roman von GRASS; er brachte ihm Weltruhm ein und gilt heute als wichtigster deutscher Roman der Nachkriegszeit.

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