Entwicklung des Menschen

Vormenschen

Eine Gruppe dieser Vormenschen waren die Australopithecinen („Affenmenschen“). Vor 3 bis 4 Millionen Jahren spaltete sich diese Gruppe in zwei Linien auf, Australopithecus robustus und Australopithecus africanus.

Durch Fossilienfunde aus Afrika konnte belegt werden, dass diese Vormenschen aufrecht gingen und menschenähnliche Hände und Gebisse besaßen. Ihr Schädel mit der stark fliehenden Stirn hatte ein Hirnschädelvolumen von ca. 400 Kubikzentimetern. Sie nutzten Naturgegenstände wie Steine, Knochen und Holz. In kleinen Gruppen zogen sie durch die Savannen und stellten sich der Konkurrenz der Fleisch- und Pflanzenfresser.
Im Jahre 1974 wurde in Äthiopien ein 3,8 Millionen Jahre altes Australopithecus-Skelett („Lucy“) entdeckt. Anhand von Bruchstücken des Beckens und des Schädels rekonstruierte man das Skelett.

Während von Australopithecus robustus keine weitere Entwicklung ausging, stellt die Form Australopithecus africanus  nach heutigen Erkenntnissen die Wurzel der Menschen dar.
Ursache für die bessere Angepasstheit von Australopithecus africanus war sicher auch die abwechslungsreiche Nahrung. Neben pflanzlichem Eiweiß wurde tierisches Eiweiß aufgenommen, das von gefundenen Tierkadavern, Vogeleiern und gefangenen kleinen Tieren stammte. Tierisches Eiweiß ist u. a. eine der Voraussetzungen für das Wachstum des Gehirns.

Frühmenschen

Vor ca. 2 Millionen Jahren traten in den afrikanischen Savannen die ersten Vertreter der Frühmenschen auf. Sie erhielten von den Wissenschaftlern den Namen Homo habilis („geschickter Mensch“).
Diese Formen hatten ein größeres Hirnvolumen als Australopithecus africanus und bedienten sich verschiedenster selbst hergestellter Steinwerkzeuge. Ihr regelmäßiger Gebrauch hatte Auswirkungen auf die Evolution des Menschen.
Gruppen, die gutes Werkzeug herstellten, hatten erhebliche Vorteile beim Nahrungserwerb.
Dadurch erhöhte sich ihre Fortpflanzungsrate, sie konnten ihre Gene und damit z. B. die Tendenz zur Hirnzunahme weitergeben. Vor ungefähr 1,7 Millionen Jahren haben mehrere menschliche Arten parallel gelebt.

Homo erectus („aufrechter Mensch“) entwickelte sich aus Homo habilis. Man geht heute davon aus, dass es mindestens drei verschiedene Formen von Homo erectus gegeben hat.

Das Hirnvolumen stieg auf 940 Kubikzentimeter, ihr Körperbau entsprach schon weitgehend dem unseren. Die Homo-erectus-Formen stellten Werkzeuge aus Feuersteinknollen her und bauten zeltartige Behausungen. Mit der Anfertigung von Lanzen und dem Gebrauch des Feuers verschafften sich die Gruppen von Homo erectus einen Vorteil gegenüber den anderen Menschenarten. Vor ungefähr 1,2 Millionen Jahren gab es nur noch Homo erectus, die anderen Menschenarten waren verschwunden

Rund 200 000 Jahre später begannen Gruppen von Homo erectus, den afrikanischen Kontinent in Richtung Asien und Europa zu verlassen. Anhand fossiler Funde kann man diesen Weg verfolgen. Dabei führten die veränderten Umweltbedingungen zu veränderten Anpassungen.
Aus einer Form des Homo erectus, die als Homo ergaster („Handwerker“) bezeichnet wird, entwickelten sich in den besiedelten Kontinenten verschiedene Formen des Homo sapiens („wissender Mensch“). Mit einer zweiten Auswanderungswelle aus Afrika, die vor ungefähr 100 000 Jahren begann, erreichten unsere Vorfahren vor ca. 40 000 Jahren den europäischen Kontinent. Dort trafen sie auf Gruppen des Homo sapiens neanderthalensis („Neandertaler“), mit denen sie wahrscheinlich um die vorhandenen Ressourcen konkurrierten. Nur wenige Tausend Jahre nach dem Erscheinen unserer Vorfahren verschwand der Neandertaler aus Europa.

Jetztmenschen

Vor 40 000 Jahren wanderte eine Teilpopulation des Homo sapiens nach Europa aus. Die ältesten europäischen modernen Menschen sind die Cromagnonmenschen, die nach ihrem Fundort in Frankreich benannt wurden.

Die Cromagnonmenschen waren nun bereits in der Lage, filigrane Steinwerkzeuge herzustellen. Nicht nur in der Werkzeugtechnik waren die modernen Menschen ihren Vorgängern überlegen. Sie konnten z. B. die Ressourcen der Umwelt besser nutzen, ihr Skelett- und ihr Muskelbau waren weniger energieaufwendig, die Kindersterblichkeit war niedriger, sie erreichten ein höheres Alter und waren fruchtbarer. Damit gelang es ihnen, den in Europa seit Jahrtausenden lebenden Homo sapiens neanderthalensis zu verdrängen.

Dieser Jetztmensch unterschied sich anatomisch von seinen Vorgängern. Das Hirnschädelvolumen des eiszeitlichen Jetztmenschen betrug etwa 1 200 bis 1 700 Kubikzentimeter und entspricht damit sowohl dem des Neandertalers als auch dem des lebenden Menschen.
Der Schädel ist dünnwandiger als beim Neandertaler, wie insgesamt das Skelett graziler wirkt. Es fehlen die Überaugenwülste. Der kleine Gesichtsschädel wirkt wie ein Anhang an der großen und hohen Schädelkapsel. Am Unterkiefer ist ein Kinnvorsprung vorhanden.

Bei Grabungen wurde zusammen mit den fossilen Knochenfunden auch eine Vielzahl von Gerätschaften entdeckt, durch die sich recht genaue Rückschlüsse auf die Lebensweise dieser Menschen ziehen lassen.

Als neue Errungenschaften in kulturell-technischer Hinsicht gelten:

  • Fernwaffen wie Pfeil und Bogen, Wurfspeere, Harpunen und Schleudersteine (zusammengesetzte Werkzeuge),
  • Behausungen aus Holz und Stein, oft mit Tierfellen bespannt,
  • Schmuck aus Zähnen, Muschelschalen und Schneckengehäusen.

Beeindruckend sind auch Zeugnisse der künstlerischen Betätigung wie Höhlengemälde und Plastiken. Die Vielfalt der Gerätschaften lässt auf Arbeitsteilung innerhalb der Horde schließen.

Bis vor 15  000 Jahren lebten die Menschen nur von dem, was die Natur ihnen bot – sie waren noch Jäger und Sammler.
Vor etwa 10 000 Jahren gingen die Menschen dazu über, Tiere nicht mehr nur zu jagen, sondern sie auch lebendig einzufangen und zu zähmen. Auf diese Weise schufen sie sich Nahrungsreserven. Wenig später fingen die Menschen an, in einigen Gebieten der Erde den Boden zu bearbeiten und Pflanzen zu kultivieren. Damit begann die Zeit der Ackerbauer und Viehzüchter.

Aus dem eiszeitlichen (fossilen) Jetztmenschen entwickelte sich der heute lebende Jetztmensch (hypothetischer Stammbaum). Es kam zu einer stürmischen kulturellen Entwicklung des Menschen. Pflanzen und Tiere wurden nicht mehr nur gehalten, sondern schrittweise durch Züchtung nach den Vorstellungen und Bedürfnissen des Menschen verändert.
Der Mensch lernte, Energieformen ineinander umzuwandeln und diese für technische Zwecke zu nutzen. Er hat unzählige Erfindungen gemacht und ist heute damit in der Lage, großflächige Landschaften nach seinen Vorstellungen zu verändern.
Der Mensch wurde zum Gestalter seiner Umwelt und seines Lebens und trägt damit eine große Verantwortung.

Hypothetischer Stammbaum des Menschen

Hypothetischer Stammbaum des Menschen

Entwicklung des Menschen - Stammbaum

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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