Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.2 Epik
  5. 3.2.2 Erzähltechniken
  6. Ich-Erzähler

Ich-Erzähler

Ein Geschehen kann aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. In einer Ich-Erzählung tritt der Erzähler persönlich in Erscheinung. Er lässt seine ganz individuelle Sicht deutlich werden.

Ich-Erzählungen bieten viele Erzählmöglichkeiten. Vor allem können in dieser Erzählform sehr gut Gedanken, Gefühle, Ansichten, Auseinandersetzungen, der Widerstreit mit sich selbst dargestellt werden. Es kann gleichzeitig über ein Geschehen erzählt und das Erlebte reflektiert werden.
Die Ich-Form ist auch geeignet, um nacherlebbar zu machen, wie sich ein Mensch entwickelt, wie er an Aufgaben und an Reibung mit anderen wächst. Die Zeitebene lässt sich unproblematisch wechseln, ohne den Leser/Hörer zu verwirren.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Auch für im Schreiben weniger Geübte ist die Ich-Form eine gute Möglichkeit, sich im Erzählen zu üben. Es ist empfehlenswert, sich einen bestimmten Abschnitt aus der eigenen Kindheit zu wählen, sich an sein Denken und Tun, an seine Ansichten, seine Umgebung zu erinnern, und es einmal zu versuchen.

Ein Beispiel für eine Ich-Erzählung:

DORIS MEISSNER JOHANNKNECHT: Am Ende das Bett ...

Meine Mutter findet mich schön. Das sagt sie immer dann, wenn ich mal wieder vor dem Spiegel steh und über Pickel und Zahnspange fluche. Und sie sagt es so, dass ich ihr glauben könnte ... Aber ich glaube ihr nicht. Ich finde mich schrecklich! Nur mit meiner Haarfarbe kann ich mich inzwischen anfreunden. Echtes Rot. Nicht das Rot aus der Tüte, das sich momentan die halbe Menschheit auf die Haare schmiert. Aber sonst? Zufrieden bin ich nicht.
Du brauchst einfach einen Freund, das ist alles! Das sagt meine Freundin Anne. Der stabilisiert dein Selbstwertgefühl! Das sagt meine Freundin Judith. Damit sind mit einem Schlag deine ganzen Probleme erledigt! Das sagt meine Freundin Meike. Ha! Sage ich da bloß. Wenn das so wäre! Ist es aber nicht! Sie machen sich bloß was vor!
Erst letzte Woche war Meike mal wieder nah am Abgrund. Seit vier Tagen überfällig. Wieder mal der Gang zur Apotheke für den Test. Zum Glück war er negativ. Und dann Anne mit ihren Lovern! Also, für den Alexander kaufe ich lieber kein Weihnachtsgeschenk. Das lohnt nicht mehr, hat sie gesagt. Ich mach’ vorher Schluss. Das war auch letzte Woche.

Nur Judith ist zufrieden. Mein Benny! sagt sie tausendmal am Tag und verdreht die Augen. Sie kriegt nichts mehr mit von der übrigen Welt. In Englisch, Russisch und Mathe hat sie sich inzwischen auf eine glatte Fünf hinabgearbeitet. Nur in Deutsch hat sie sich kometenhaft nach oben bewegt. Wir interpretieren gerade Liebesgedichte ...
Ich finde, sie haben alle bloß Stress mit der Liebe oder wie man das nennt – also, wenn ich ehrlich bin – dann hab ich mich schon gefragt, wer es denn sein könnte ... so als Freund ... mehr nicht. Aber ich weiß gar nicht, ob das geht. Anne und Meike sagen, ohne Bett geht es nicht. Ganz schnell verfolgen sie dieses eine Ziel. Damit musst du rechnen. Das ist eben so! Ich finde es total blöd, dass es so ist! Ich bin schließlich erst vierzehn!

Der absolute Star unserer Schule ist Tim. Aber der ist unerreichbar. Bei meinen Pickeln und der Zahnspange – also, da brauch’ ich mir überhaupt keine Hoffnungen zu machen. Und dann mein Alter! Tim ist achtzehn. Alle Frauen liegen ihm zu Füßen. Er spielt Schlagzeug in der Schulband. Und wie er da so weltentrückt mit seinen Stäben rumhackt – das finde ich ziemlich beeindruckend. Grüne Augen hat er und blonde Haare, länger als ich, hinten zusammengebunden. Neuerdings fährt er sogar einen Wagen. Einen alten Volvo. Das passt alles. Und dann die Rosen! Die faszinieren mich besonders. Seine Mutter hat eine Rosenzucht. Zehn riesige Glashäuser stehen auf ihrem Gelände – und alle voller Rosen. Millionen Rosen ... Wahnsinnig!
Ja, und dann ist er noch der Star der Theatergruppe ... das Schicksal hat es besonders gut mit ihm gemeint. Eigentlich ziemlich unfair, finde ich. Kein einziger Pickel klebt an seiner Nase – und eine Zahnspange haben seine geraden Zähne sowieso nicht nötig ... Na, ja! Aber er interessiert sich ja eh nicht für mich ... Genauso wenig, wie ich mich für Sören interessiere. Dabei ist schon echt beeindruckend, wie hartnäckig er mich mit seinem Dackelblick verfolgt. Und das seit einem Jahr! Aber ich will ihn nicht. Niemals! Da kann er noch so hinreißend gucken. Wir passen nicht zusammen. Ich steh nicht auf Fußball und Bier. Und ich steh erst recht nicht auf seine Sprüche. Die sind mir zu rechts. Und er kommt nicht davon runter.
Ach, was mach’ ich mir den Kopf heiß! Ich brauch’ keinen Freund! Ich hab ja meine Clique. Genau!
Also, ich hab ja echt nicht geglaubt, dass es auf dieser Welt noch Wunder gibt! Aber es gibt sie! Das, was mir heute Abend nach der Premiere von „Anatevka“ passiert ist, das ist ein echtes Wunder! Also, ich warte auf Anne, bei der ich heute übernachten will, steh noch herum und rede mit diesem und jenem, da steht er plötzlich vor mir! Vor mir! Der große Tim, der mal wieder den meisten Beifall abgekriegt hat, steht vor mir und fragt: Soll ich dich mitnehmen? Wir haben ja den gleichen Weg! Das sagt er so dahin, als wären wir uralte Freunde ...
Und ich, wie hypnotisiert, sage ja ... ohne zu überlegen, ob es gut für mich ist.
Anne ist sauer, dass ich sie sitzen lasse. Der Stress mit der Liebe – oder was es auch ist – hat schon angefangen! Also, passiert ist nichts! Überhaupt nichts! Er hat mich nach Hause gefahren und ist mir kein bisschen zu nahe gerückt! Echt edel! Ich ruf dich morgen an, ja? Hat er gesagt. Dabei hat er mich angelächelt, mehr nicht! Und ist davongedüst mit quietschenden Reifen, so dass bestimmt die halbe Nachbarschaft aufgewacht ist! Jetzt lieg ich im Bett und fühl’ mich wohl wie lange nicht – trotz Pickel und Zahnspange. ...

(Aus: Zwischen Nicht Mehr und Noch Nicht. Humanist. Verband Deutschlands. Mercedes Druck März 2000.)

Nacherzählung des Beispiels:

Einleitung

Die Erzählung ist aus der persönlichen Sicht eines 14-jährigen Mädchens geschrieben. Sie hat mit ihrem Äußeren so ihre Probleme und setzt sich damit intensiv auseinander. Dabei prüft sie auch die Meinungen und Handlungsweisen ihrer Freundinnen.

Hauptteil

Zunächst setzt sie sich mit der Mutter auseinander. Immer wenn sie vor dem Spiegel steht und ihre Pickel und Zahnspange verabscheut, meint die Mutter, sie sei schön. So recht glauben will das Mädchen ihr nicht. Das Einzige, was ihr gefällt, sind ihre roten Haare.
Auch die Ratschläge der Freundinnen können ihr nicht so recht helfen. Die meinen, dass nur ein Freund ihr Selbstwertgefühl erhöhen könnte und sie sich dann besser fühlen würde. Doch wenn sie die Probleme der Freundinnen sieht, kann sie auch ihnen nicht richtig glauben. Da ist z. B. Meike, die bereits Angst vor einer Schwangerschaft hatte – Gott sei Dank aber einen negativen Befund erhielt. Anne hat sehr viele Freunde und macht gerade wieder einmal Schluss mit einem. Glücklich ist nur eine Freundin. Die hat allerdings in ihren schulischen Leistungen sehr nachgelassen, da sie nur noch ihren Benny im Kopf hat. Außer im Fach Deutsch, da hat sie sich stark verbessert, es wird nämlich gerade die Interpretation von Liebesgedichten behandelt.
Das Mädchen möchte all den Stress ihrer Freundinnen nicht erleben – sie hat ja schließlich ihre Clique.
Und für den Typ, für den sich alle interessieren, fühlt sie sich nicht attraktiv genug. Dieser Junge, Tim, ist bereits 18 Jahre alt, sieht gut aus und spielt in der Schulband sehr beeindruckend Schlagzeug. Außerdem fährt er auch noch einen alten Volvo.
Dagegen bemüht sich Sören intensiv um das Mädchen. Doch den lehnt sie ab. Seine Interessen sind Fußball und Bier. Hinzu kommt, dass er Ansichten vertritt, die das Mädchen nicht teilt.
Doch dann geschieht das Wunder! Nach der Premiere von „Anatevka“ spricht Tim, der große Tim, sie an und lädt sie ein, sie nach Hause zu fahren, da sie den gleichen Weg haben. Er sagte das so, als wären die beiden uralte Freunde. Das Mädchen war wie hypnotisiert. Zu Hause setzte er sie mit einem Lächeln ab und versprach, sie am nächsten Tag anzurufen. Nichts war sonst passiert.

Schluss

Trotz Pickel und Zahnspange lag dann das Mädchen glücklich wie lange nicht in ihrem Bett.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Ich-Erzähler ." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/ich-erzaehler (Abgerufen: 20. May 2025, 07:08 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Aufsatz
  • Ich-Erzähler
  • Nacherzählung
  • Perspektiven
  • Beispiel
  • Erzählperspektive
  • Erzählhaltung
  • Erzählform
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Gedichtinterpretation

Das Gedicht gehört zur Gattung Lyrik. Lyrik kommt vom griechischen „lyra“ = „Leier“, „harfenähnliches Zupfinstrument“. Zu den Gedichten gehören Sprüche, Lieder, Hymnen, Oden, Sonette, Balladen.
Stärker als in anderen Genres der Literatur spielen im lyrischen Gedicht die Gefühle eine Rolle. Der lyrische Sprecher teilt sein Verhältnis zum Gegenstand des Gedichts, zur Welt, mit. In vielen Gedichten schreibt er direkt in der Ich-Form. Der Satzbau in Gedichten muss nicht immer den Regeln der Syntax folgen, dem Dichter bleibt einiger Freiraum. Der Rhythmus des Gedichtes ergibt sich aus seinem Satzbau und dem Aufbau aus Versen und Strophen.

Die Siebzigerjahre in der DDR

Politisch begannen die Siebzigerjahre in der DDR mit der Ablösung von WALTER ULBRICHT durch ERICH HONECKER im Mai 1971. Schon zuvor hatte in der BRD mit der „Neuen Ostpolitik“ WILLY BRANDTs eine Trendwende in den Beziehungen zu Osteuropa stattgefunden.

Diese politischen Entwicklungen weckten Hoffnungen bei Künstlern auf eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Aber nach wie vor wurde relativ willkürlich entschieden, welche Druckerzeugnisse den ostdeutschen Markt erreichen durften.

Der König und sein Narr

Der Roman „Der König und sein Narr“ von MARTIN STADE ist eine Parabel für die problematische Situation des kritischen Intellektuellen gegenüber einer sich selbst absolut setzenden Macht, einer Macht, die sich zudem mit diesem Anspruch in der Kunst und in der Kultur repräsentiert sehen will.

Der Schimmelreiter


THEODOR STORMs Novelle „Der Schimmelreiter“ erschien 1888. Der Dichter erzählt darin, er habe als Kind eine Geschichte gelesen. Diese Geschichte sei jedoch nicht mehr auffindbar, sodass er für die Wahrheit des Erzählten nicht bürgen könne. Laut Erinnerung erzählte ein Schulmeister die Geschichte von Hauke Haien, der vom Kleinknecht zum Deichgrafen aufgestiegen war. Er wäre besessen gewesen von der Idee, die Deiche technisch zu verbessern und sicherer zu machen. Die Dorfbewohner hätten ihm misstraut und seine Vorhaben geneidet, auch wenn Haiens Projekte ihnen Vorteile gebracht hatten. Beim Neubau eines Deiches wäre Hauke in offene Konfrontation zu seinem Feind, einem Großknecht geraten, der den Aberglauben der Deicharbeiter ausnutzte: Haien hätte sich wider besseren Wissens auf einen Kompromiss bei den Reparaturarbeiten an jener gefährdeten Stelle eingelassen, wo der alte und der neue Deich aneinanderstießen. Bei einer Sturmflut wäre der alte Deich gebrochen; wären Frau und Kind ertrunken und Haien hätte sich auf seinem Schimmel hinterhergestürzt. Als Zeichen der Warnung erschiene von da an bei Gefahr das Bild des Schimmelreiters, erzählte der Schulmeister.

Nacherzählung

Die Nacherzählung ist eine Erzählung auf der Grundlage einer schon bekannten Fabel, Geschichte oder einer beliebigen Textvorlage. Es geht darum, das Wichtigste des Inhalts zu erfassen und es sachgerecht und anschaulich nachzuerzählen. Grundidee, Personen, Handlungsverlauf sowie das Ergebnis der Geschichte müssen in der Nacherzählung erhalten bleiben. Die Geschichte wird mit eigenen Worten wiedergegeben und übernimmt die Zeitform der Vorlage.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025