Ilias

HOMER

Der blinde Sänger HOMER gilt als Dichter der bis heute in der Weltliteratur einen hervorragenden Platz einnehmenden „Ilias“ und „Odyssee“. Diese Epen gehören zur ältesten literarischen Gattung der Griechen, dem Heldenepos. Ähnlich wie das Gilgamesch-Epos sind die „Ilias“ und die „Odyssee“ auf mündliche Vorstufen frühgriechischer Stämme zurückzuführen, als diese in die Mittelmeerwelt vordrangen. Möglich sind sogar kretisch-mykenische Kulturreste in der „Ilias“.

Die „Ilias“ gilt als das ältere der beiden Epen, die von HOMER überliefert sind. Es ist demnach das älteste schriftlich erhaltene Zeugnis der abendländischen Kultur. Der Name des Epos leitet sich vom zweiten Namen Trojas, Illion, her.

Homerische Frage

Man ist sich bis heute nicht sicher, ob tatsächlich HOMER der eigenständige Autor der „Ilias“ ist oder ob er nicht das Epos aus verschiedenen Einzelteilen zusammengesetzt hat. Daraus ergibt sich die „homerische Frage“: Steht HOMER am Anfang oder am Ende? Ist er der kreative Dichter oder hat er lediglich geordnet? Diese Frage wurde bereits im Altertum aufgeworfen und wird bis heute diskutiert.
Im 6. Jahrhundert hatte PEISISTRATOS eine Durchsicht des HOMERtextes vornehmen lassen. Auch schrieb man ihm lange Zeit noch andere Epen zu.
Im Zeitalter der Aufklärung wurde die homerische Frage durch den Hallenser Universitätsprofessor FRIEDRICH AUGUST WOLF in dessen Schrift „Prologomena ad Homerum“ (1795) erneut aufgeworfen. In der Vorrede (Prologomena) des homerischen Textes äußerte er sich

über die alte und echte Gestalt der homerischen Dichtungen, ihre verschiedenen Umänderungen und die vernünftige Art der Textverbesserung“ (Untertitel).

WOLF gilt seitdem als Begründer der modernen Altertumswissenschaften. Er hatte die These vertreten, dass an den Werken viele Dichter mitgewirkt hätten. Zu dieser Annahme kam er, weil die Schrift zu HOMERs Zeiten nicht sehr weit verbreitet gewesen sei, da sie nicht eigentlich im literarischen Sinne verwendet wurde. Zudem wiesen die einzelnen Passagen des Urtextes unterschiedliche stilistische Ausprägungen auf.
GOETHE reagierte in seinem Xenion „Der Wolfische Homer“ auf die Auffassungen WOLFs:

Sieben Städte zankten sich darum, ihn geboren zu haben ;
Nun da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ein Stück
.“

Form und Sprache

Die „Ilias“ ist in daktylischen Hexametern verfasst, d. h., einem dreisilbigen Versfuß mit langer erster Silbe, auf die zwei kurze Silben folgen. Im Deutschen entsprechend wird der Daktylus einmal betont und zweimal unbetont bzw. schwächer betont. Pro Vers weist der homerische Text sechs Hebungen (Hexameter) auf.
Die Sprache des Epos besteht aus ionischen und äolischen Bestandteilen, auch das ist ein Hinweis darauf, dass mehrere Autoren sich die Verfasserschaft geteilt haben könnten bzw. dafür, dass der Urtext historisch gewachsen ist.
Die Einteilung der „Ilias“ in 24 Gesänge stammt erst von alexandrinischen Philologen.

„Die Welt der Ilias“

Die Welt der Ilias“ Viele Forscher gehen heute davon aus, dass die „Ilias“ von einem Autor, der im 8. Jahrhundert v. Chr. gelebt hat, aus unterschiedlichen Quellen neu zusammengestellt wurde, der die Vorlagen relativ frei benutzte und dazu auch die gesellschaftlichen Umstände zu seinen Lebzeiten beschrieb. Diesen Autor nennen die Forscher HOMER. Er wird, so die Annahme, die kleinasiatische Griechengemeinde gekannt haben, eventuell dort geboren sein und vielleicht die Ruinen des bronzezeitlichen Troia gesehen haben. Diese Erfahrungen werden ins Epos eingeflossen sein.

Der Volltext der „Ilias“ des HOMER ist in der PDF "Homer - Ilias" in der Übersetzung von VOSS zu finden.

Inhaltsangabe

Die Ilias schildert in 24 Büchern innerhalb von 49 Tagen das Ende der 10 Jahre währenden Belagerung Trojas.
Auf beiden Seiten nehmen Götter am Kampf teil. Zentrales Thema ist der Zorn des Achilleus. Dieser, von Agamemnon seiner Sklavin Brisëis beraubt, bleibt grollend dem Kampfe fern. Dieser Streit stellt den Beginn des Epos dar. Der Übersetzer VOSS fasst den ersten Gesang so zusammen:

Den Priester Chryses zu rächen, dem Agamemnon die Tochter vorenthielt, sendet Apollon den Achaiern eine Pest. Agamemnon zankt mit Achilleus, weil er durch Kalchas die Befreiung der Chryseïs fordern ließ, und nimmt ihm sein Ehrengeschenk, des Brises Tochter. Dem zürnenden Achilleus verspricht Thetis Hilfe. Entsendung der Chryseïs, und Versöhnung
Apollons. Der Thetis gewährt Zeus so lange Sieg für die Troer, bis ihr Sohn Genugtuung erhalte. Unwille der Here gegen Zeus. Hephästos besänftigt beide.
(vgl. PDF)

Achill gilt als der beste Kämpfer der Griechen, während Agamemnon der oberste Heerführer in der Schlacht war. Beide Kämpfer sind aufeinander angewiesen. Leitmotivisch wird Achills Zorn besungen (I,1):

Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus“.

Da Achill sich vom Kampf entfernt, ist der Ausgang der Schlachten ungewiss. Damit die Griechen keine Niederlage erleiden, bittet Thetis, die Meeresgöttin und Mutter Achills, Zeus um seine Unterstützung im Krieg. Aber auch andere Götter greifen in den Kampf der Griechen gegen die Trojer ein. So kämpft Athena auf der Seite der Griechen und Apollo auf der Seite der Trojer.
Nachdem sein Freund Patroklos gefallen ist, greift Achilleus wieder in den Kampf ein, um Rache zu nehmen. Er war durch seine Mutter Thetis bis auf die Ferse unverwundbar gemacht worden (daher Achillesferse; empfindliche Stelle) und erhält nun von ihr die von Hephaistos geschmiedete Rüstung. Achills Beteiligung am Kampf ist notwendig für den Sieg der Griechen. Er tötet Hektor im Kampf. Mit den Leichenspielen zu Ehren des Patroklos endet das Epos.

Verfilmungen

Die Ilias ist zuletzt 2004 von WOLFGANG PETERSEN unter dem Titel „Troja“ verfilmt woren. BRAD PITT spielte den Achilles, ERIC BANA den Hektor, ORLANDO BLOOM übernahm die Rolle des Paris und DIANE KRUGER die der Helena. Der Regisseur lehnte sich zwar an den Sagenstoff und die Vorlage HOMERs an, interpretierte aber Vieles neu. So stirbt Achilles erst erst bei der Erstürmung der Stadt, nicht, wie in der Sage, bevor das trojanische Pferd in die Stadt gelangt. Auch kämpfen die Trojaner im Film allein gegen die Griechen, während sie in der Sage unter anderem durch die Amazonen unter ihrer Anführerin Penthesilea Unterstützung finden.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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