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- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.6 Literatur des Barock
- 4.6.3 Die Sprachgesellschaften
- Petrarkismus und Schäferidylle als besondere Sujets des Barock
FRANCESCO PETRARCAs Liebeslyrik „Rime in vita e morta di Madonna Laura“ entstand wahrscheinlich zwischen 1336 und 1369 und erschien 1470 (siehe PDF "Francesco Petrarca - Canzoniere"). Die Gedichte waren einer gewissen Laura gewidmet, von der man nicht sicher weiß, dass sie wirklich existiert hat. Jedenfalls erfuhr PETRARCA am 19. Mai 1348 in Parma in einem Brief des LOUIS SANCTUS VON BEERINGEN von ihrem Tod:
„Laura ... trat mir zum ersten Mal zu Beginn meines Jünglingsalters vor Augen, im Jahr der Gnade 1327, am sechsten Tag des April, in der Kirche Sainte-Claire zu Avignon... Und in derselben Stadt, im selben Monat April, zur selben ersten Tagesstunde im Jahr 1348, wurde das Licht ihres Lebens dem Licht des Tages entzogen... Ich bin überzeugt davon, dass ihre Seele in den Himmel zurückgekehrt ist, von dem sie gekommen war ..“
PETRARCAs Gedichte aus dem „Canzoniere“ dienten vielen Komponisten als Vorlage für eine Vertonung. Das Sonnet I in der Übersetzung von AUGUST WILHELM SCHLEGEL (1767–1845) wurde z. B. von FRANZ SCHUBERT (1797–1828) im Jahre 1818 vertont:
Apollo, lebet noch dein hold Verlangen,
Das an thessal'scher Flut die blonden Haare
In dir entflammt, und ist's im Lauf der Jahre,
Nicht unter in Vergessenheit gegangen:Vor Frost und Nebeln, welche feindlich hangen,
Solang' sich uns dein Antlitz birgt, das klare,
Jetzt dies geehrte heil'ge Laub bewahre,
Wo du zuerst, und ich dann ward gefangen.Und durch die Kraft von dem verliebten Hoffen,
Das in der Jugend dich nicht ließ vergehen,
Laß, von dem Druck befreit, die Luft erwarmen.So werden wir, vom Staunen froh getroffen,
Im Grünen uns're Herrin sitzen seh'n,
Und sich beschatten mit den eignen Armen.
PETRARCAs Sonett Nr. 217 aus dem „Canzoniere“ hat der Komponist ARNOLD SCHÖNBERG (1874–1951) im IV. Satz aus der Serenade für Klarinette, Baßklarinette, Mandoline, Gitarre, Geige, Bratsche, Violoncello und eine tiefe Männerstimme vertont:
FRANCESCO PETRARCA
Sonetto (No.217)
Far potess´io vendetta di colei
Che guardando et parlando mi distrugge
Et, per più doglia, poi s´asconde et fugge,
Celando li occhi a me sì dolci et rei!Così li affitti e stanchi spirti mei
A poco a poco consumando sugge,
E ´n sul cor quasi fiero leon rugge
La notte, allor quand´io posar devrei.L´alma, cui Morte del suo albergo caccia,
Da me si parte; et di tal nodo sciolta
Vassene pur a lei che la minaccia.Meravigliomi ben s´alcuna volta,
Mentre le parla et piange et poi l´abbraccia,
Non rompe il sonno suo, s´ella l´ascolta.Sonett (Nr.217)
(übersetzt von KARL AUGUST FÖRSTER)O, könnt´ ich je der Rach´ an ihr genesen,
Die mich durch Blick und Rede gleich zerstöret,
Und dann zu größerm Leid sich von mir kehret,
Die Augen bergend mir, die süßen, bösen!So meiner Geister matt bekümmert Wesen
Sauget mir aus allmählich und verzehret
Und brüllend wie ein Leu ans Herz mir fähret
Die Nacht, die ich zur Ruhe mir erlesen!Die Seele, die sonst nur der Tod verdränget,
Trennt sich von mir, und, ihrer Haft entkommen,
Fliegt sie zu ihr, die drohend sie empfänget.Wohl hat es manchmal Wunder mich genommen,
Wenn die nun spricht und weint und sie umfänget,
Daß fort sie schläft, wenn solches sie vernommen.
Die Gedichte des „Canzoniere“ haben fast ausschließlich PETRARCAs unerwiderte Leidenschaft zu Laura zum Inhalt. Der Autor benutzte die lyrischen Formen des
Die wichtigsten Repräsentanten des nachahmenden Petrarkismus kamen aus
Im Gedicht „Beschreibung vollkommener Schönheit“, einem typisch petrarkistischen Gedicht, von HOFFMANNSWALDAU wird nach dem Muster des literarischen Manierismus in für den heutigen Leser „schwulstiger“ und „gekünstelter“ Weise die Schönheit einer Frau beschrieben. Sprachbilder wollen einander übertreffen im Preisen der Schönheit. Dabei bediente sich der Autor der strengen Form des Sonetts. Diese Formstrenge bekommt vor allem in der Kopplung der Zahlwörter eins und zwei an einen Relativsatz ihren sichtbaren Ausdruck:
CHRISTIAN HOFMANN VON HOFFMANNSWALDAU
„Beschreibung vollkommener Schönheit“Ein haar so kühnlich trotz der Berenice spricht /
Ein mund / der rosen führt und perlen in sich heget /
Ein zünglein / so ein gifft vor tausend hertzen träget /
Zwo brüste / wo rubin durch alabaster bricht /Ein hals / der schwanen-schnee weit weit zurücke sticht/
Zwey wangen / wo die pracht der Flora sich beweget /
Ein blick / der blitze führt und männer niederleget /
Zwey armen / derer krafft offt leuen hingericht /Ein hertz / aus welchem nichts als mein verderben quillet /
Ein wort / so himmlisch ist / und mich verdammen kan /
Zwey hände / derer grimm mich in den bann gethan /Und durch ein süsses gifft die seele selbst umhüllet /
Ein zierrath / wie es scheint / im paradieß gemacht /
Hat mich um meinen witz und meine freyheit bracht.
Grammatikalisch handelt es sich bei HOFFMANNSWALDAUs Gedicht um einen einzigen Satz, in dem das lyrische Subjekt erst im letzten Vers auftritt. Die aufgezählten Körperteile „haar“, „mund“, „zünglein“, „brüste“ u.s.w. werden im Vers 13 durch das Wort „zierrath“ zusammengefasst.
Das Sonett ist in zwei Quartette und zwei Terzette gegliedert und reimt abba, abba, cdd, cdd. Auch hier wird die strenge Form beibehalten.
Zwei Komponenten zeichnen den Petrarkismus aus:
– die Ambivalenz der Liebe und
– der Schönheitskatalog.
WILLIAM SHAKESPEARE (1564–1616) gehörte zu den Vertretern des Antipetrarkismus (Texte unterschiedlicher Gattungen, die in komisierender und parodistischer Weise auf Elemente des Petrarkismus Bezug nehmen).
sonnet 130 von
WILLIAM SHAKESPEARE (1564–1616)My mistress’ eyes are nothing like the sun;
Coral is far more red than lips’ are red;
If snow be white, why then her breasts are dun;
If hairs be wires, black wires grow on her head.
I have seen roses damasked, red and white,
But no such roses see I in her cheeks,
And in some perfumes is there more delight
Than in the breath that from my mistress reeks.
I love to hear her speak, yet well I know
That music has a far more pleasing sound.
I grant I never saw a goddess go;
My mistress when she walks treads on the ground.
And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare.Sonett CXXX
WILLIAM SHAKESPEARE
Übersetzung: SCHLEGEL/ TIECKDer Liebsten Aug' ist nicht wie Sonnenschein, Nicht wie Korallen rot der Lippen Paar, Gilt Schnee als weiß, muß braun ihr Busen sein, Sind Haare Draht, ist schwarzer Draht ihr Haar. Weiß sind und rot die Rosen an dem Strauch, Doch solche Rosen sind nicht ihre Wangen, Von Wohlgerüchen strömt ein süßrer Hauch, Als meines Mädchens Atem hat empfangen. Ich höre gern sie sprechen, doch gegeben Ist der Musik noch angenehmrer Klang, Ich sah zwar niemals eine Göttin schweben, Doch auf der Erde ruht der Liebsten Gang. Und doch beim Himmel ist sie mir so Wert wie jede, die verlognes Gleichnis ehrt.
Sonett 130
WILLIAM SHAKESPEARE
Übersetzung: GOTTLOB REGISVon Sonn’ ist nichts in meines Liebchens Blicken:
Wenn Schnee weiß, ist ihr Busen graulich gar:
Weit röter glüht Rubin als ihre Lippen:
Wenn Haare Draht sind, hat sie drahtnes Haar.
Damaskusrosen weiß und rot erblickt’ ich
Doch nicht auf Liebchens Wangen solchen Flor:
Und mancher Wohlgeruch ist mehr erquicklich,
Als der aus ihrem Munde geht hervor.
Gern hör’ ich, wenn sie spricht; doch zu gestehen
Bleibt, daß Musik mir weit ein süßrer Gruß.
Zwar keine Göttin hab’ ich schreiten sehen:
Mein Liebchen, wenn es wandelt, geht zu Fuß.
Und doch, gewiß, so hoch beglückt sie mich
Als irgendeine, die man schlecht verglich.
Dabei verfassten einige Autoren sowohl „petrarkistische“ Gedichte als auch „antipetrarkistische“ Parodien, wie PIETRO BEMBO, FRANCESCO BERNI (ca. 1497–1535) und der Pléiade-Dichter JOACHIM DU BELLAY.
PIETRO BEMBO
5. SONETT DER „RIME“Crin d’oro crespo e d’ambra tersa e pura
ch’a l’aura su la neve ondeggi e vole,
occhi soavi e più chiari che ’l sole,
da far giorno seren la notte oscura,riso, ch’acqueta ogni aspra pena e dura,
rubini e perle, ond’escono parole
sì dolci, ch’altro ben l’alma non vòle,
man d’avorio, che i cor distringe e fura,cantar, che sembra d’armonia divina,
senno maturo a la più verde etade,
leggiadria non veduta unqua fra noi,giunta a somma beltà somma onestade,
fur l’esca del mio foco, e sono in voi
grazie, ch’a poche il ciel largo destina.
5. SONETT DER „RIME“
in der Übersetzung von HANS-JÜRGEN SCHLÜTTER:Haar aus gekräuseltem Gold und aus reinem und klarem Bernstein,
das in der Luft über dem Schnee wogt und schwebt,
Augen, süß und heller als die Sonne,
[geeignet] um die dunkle Nacht zu hellem Tag zu machen,Lachen, das alle rauhe und harte Pein stillt,
Rubine und Perlen, aus denen Worte hervorkommen
so süß, daß die Seele kein anderes Gut will,
Hand aus Elfenbein, die das Herz zerreißt und raubt,Singen, das wie die göttliche Harmonie ist,
reifer Geist im grünsten Alter,
Anmut, niemals unter uns [Menschen] gesehen,verbunden mit höchster Schönheit höchste Züchtigkeit,
waren Speise meines Feuers und es sind in Euch
Gnaden, die der weite Himmel nur wenigen [Frauen] zuteil werden läßt.
Schäferdichtung (auch Bukolik, Hirtendichtung, Pastorale, bukolische Dichtung, arkadische Dichtung genannt) bezeichnet jede Form der Dichtung, die Sujets des Hirtenlebens nutzt. THEOKRIT schrieb nach 300 v. Chr. Hirtengedichte (Idylle), an die im 1. Jahrhundert v. Chr. VERGIL mit seiner „Bucolica“ (auch „Eclogae“ genannt) anknüpfte. Die Pastorelle der Troubadours enthielt Hirtenmotive; ihr gab ADAM DE LA HALLE im 13. Jahrhundert eine dramatische Form.
Schäferdichtung gab es vom 15. bis 18. Jahrhundert in Italien, Spanien, Frankreich, England und Deutschland. In der italienischen Renaissance nutzten
die Sujets der Bukolik und schufen in
Kunstwelten sentimentalen Lebens, die vollkommene Menschlichkeit symbolisierten und als utopische Gesellschaftsentwürfe der realen Welt entgegen standen.
Berühmte Idyllendichtungen der damaligen Zeit waren:
In Deutschland pflegten die Sprachgesellschaften, insbesondere der Pegnesische Blumenorden die Schäferdichtung.
Schäferdichtung wurde gattungsübergreifend gepflegt. Einer der damals berühmtesten Schäferromane ist „Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie“ von HEINRICH ARNOLD STOCKFLETH (1643–1708) und MARIA KATHARINA STOCKFLETH (ca.1633–1692).
Spätere europäische Dichter stützten sich vor allem auf PETRARCAs Eklogen-Sammlung „Bucolica“:
In Deutschland wird die Schäferdichtung erst im Barock und später durch die Dichter der Anakreontik aufgegriffen. JOHANN WOLFGANG VON GOETHE verfasste ein Schäferspiel mit dem Titel „Die Laune des Verliebten“.
Schauplatz der Schäferdichtung ist oft Arkadien, ein locus amoenus (lat. „lieblicher Ort“) des befreiten Geistes, als Hort der Wissenschaften und Künste. (Das reale Arkadien liegt in der Mitte der Peloponnes. In der griechischen Mythologie gilt diese gebirgige Landschaft ohne Zugang zum Meer als Zufluchtsort der Zentauren nach deren Vertreibung aus ihrer Heimat Thessalien.)
Die Natur wird zur reinen Kulisse idealisiert. Für die deutsche Schäferdichtung des Barock kann Arkadien nach Wüstenei und Tod des Dreißigjährigen Krieges als Anspielung auf das goldene Zeitalter der Antike und somit als Friedenssehnsucht gelten, als Gegenstück zum allgegenwärtigen locus horribilis, dem Furcht-, Unglücks- und Schreckensort.
FRIEDRICH VON SPEEs „Trutz Nachtigall“ sind 52 Gedichte, deren religiöse Thematiken von der Tradition der Schäferdichtung beeinflusst sind. In SPEEs Lyrik treten Hirten mit antiken Namen auf, die über Geburt, Leiden, Tod und Auferstehung Christi sprechen bzw. Gott preisen.
FRIEDRICH SPEE VON LANGENFELD
Ein kurtz Poëtisch Christ-Gedicht, vom Ochß, und Eselein bey der Krippen.I.
Der Wind auff lären strassen
Streckt auß die flügel sein:
Streicht hin gar scharpff ohn massen /
Zur Bethlems krippen ein;
Er brummlet hin / und wider
Der fliegend winter-bott /
Greifft an die gleich / und glieder
Dem frisch vermenschten Gott.
II.
Ach / ach / laß ab von brausen /
Laß ab / du schnöder wind:
Laß ab von kaltem sausen /
Und schon dem schönen kind.
Vielmehr du dein Schwingen
Zerschlag im wilden Meer /
Alda dich satt magst ringen
Kehr nur nit wider her.III.
Mit dir nun muß ich kosen /
Mit dir / O Joseph mein /
Daß futter misch mit rosen
Dem Ochß / und Eselein /
Mach deinen frommen Thieren
So lieblichs misch-gemüß /
Bald / bald / ohn zeit verlieren /
Mach ihn den athem süß.IV.
Drauff blaset her / ihr beyden /
Mit süssem Rosen-wind;
Ochß / Esel wol bescheiden /
Und wärmets nacket kind.
Ach blaset her / und hauchet /
Ahà / ahà / ahà.
Fort / fort / euch weidlich brauchet /
Ahà / ahà / ahà.
GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER (1607–1658), Gründer des Pegnesischen Blumenordens, und JOHANN KLAJ (1616 –1656), Meister der Lautmalerei, schrieben Schäferpoesie von zeitloser Schönheit.
GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER
Das Leben des Menschen
Das Leben ist ein Laub,
das grünt und falbt geschwind,
ein Staub, den leicht vertreibt der Wind,
ein Schnee, der in dem Nu vergehet,
ein See, der niemals stille stehet,
die Blum', die nach der Blüt' verfällt,
der Ruhm, auf kurze Zeit gestellt,
ein Gras, das leichtlich wird verdrücket,
ein Glas, das leichter wird zerstücket,
ein Traum, der mit dem Schlaf aufhört,
ein Schaum, den Flut und Wind verzehrt,
ein Heu, das kurze Zeite bleibet,
die Spreu, so mancher Wind vertreibet,
ein Kauf, den man am End bereut,
ein Lauf, der schnaufend schnell erfreut,
ein Wasserstrom, der pfeilt geschwind,
die Wasserblas, die bald zerrinnt,
ein Schatten, der uns macht schabab,
die Matten, die gräbt unser Grab.
SIGMUND VON BIRKEN und JOHANN KLAJ:
Befärbet / Um närbet (1645)
Befärbet / Um närbet / Du heitrer Blumen=glantz Du buntlicher runder KRANTZ / Artlich gewunden / und zartlich gebunden / Ein Dank * * * Ein Zank und Himmelsgabe: * * der Sinnen=haabe. Deine Zier * * doch dafür Ist jetzt ringer worden / * * blüht ein schöner Orden Es wird noch dieses Riß * * ein starkes Band gewiß beginnen * *anspinnen: und dein Blumenbewirten * * weil die Pegnitz=Hirten grünt an Ruhm * * * krönt die Blum Bezüngtes Gerüchte / Trieb unser Gedichte / Mach unsren Verbindungs=Bund Kund in dem weiten Rund Mit Stifften / in Schrifften. |
PHILIPP VON ZESEN (1619 bis1689) war stärker sprachschöpferisch tätig, während CHRISTIAN HOFFMANN VON HOFFMANNSWALDAU (1616–1679) und DANIEL CASPER VON LOHENSTEIN (1635–1683) eher höfisch-galante Dichtung verfassten.
DANIEL CASPER VON LOHENSTEIN
Satz der SchäferWie selig sind / di den Schmaragd der Auen /
Für der Paläste Gold erwehln !
Di nicht auf's Eiß der glatten Ehrsucht bauen /
Und sich mit eig'nen Lastern quäln !
Di in den Kummer-freien Wiesen /
Umb einen Kristallinen Fluß /
Di Hürden für den Thron erkiesen /
Ein frey Gemütte für Verdruß;
Di ausser schönen Schäferinnen /
Sonst keinen Ab-gott libgewinnen.
MARTIN OPITZ verwendete in seiner Prosaekloge„Schäfferey von der Nimfen Hercinie“ (1630), einer Mischung aus Prosa und Versen, Material aus SANNAZAROs „Arcadia“(1482 bzw. 1504) und den Eklogen VERGILs:
„ES lieget dißeits dem Sudetischen gefilde/ welches Böhaimb von Schlesien trenne/ vnter dem anmutigen Riesenberge ein thal/ deßen weitschweiffiger vmbkreiß einem halben zirckel gleichet/ vndt mitt vielen hohen warten/ schönen bächen/ dörffern/ maierhöfen vndt schäffereyen erfülle ist. Du köndtest es einen wohnplatz aller frewden/ eine fröliche einsamkeit/ ein lusthauß der Nimfen vndt Feldtgötter/ ein meisterstücke der Natur nennen. Daselbst befandt ich mich/ nach dem ich die zeit zue vertreiben/ vndt meinen gedancken deso freyer nach zue hengen/ vor zweyen agen von einem andern orte/ welcher eben mitt diesem gebirge gräntzet/ vndt des außgestandenen vbels wegen bey jtzo schwebenden jämmerlichen kriegen/ nicht vnbekandt ist/ entwiechen war.
Der Monde machte gleich mehr stunden zue den träwmen/
Der stock stundt ohne wein/ das obst war von den bäwmen/
Der strenge Nortwindt nam den püschen jhre ziehr/
Vndt auff die Wage tratt der Scorpion herfür;Mit einem worte: es war zue ende des Weinmonats/ als die hirten im felde ein fewer zue machen/ vndt der ackersmann/ welcher nun vber winter außgeseet/ seinen rock herfür zue suchen begundte.“
Auf die Utopien der Rokokozeit antworteten die Dichter des Sturm und Drang schließlich mit der Umdeutung der Schäferidylle. Typische Vertreter der Idyllendichtung sind MALER MÜLLER („Die Schafschur“, „Der Satyr Mopsus“, 1775, „Der Faun“, 1775 und „Bacchidon und Milon“ 1775) und VOSS.
Der schlafende Satyr
JOHANN HEINRICH VOSS
(Epigramm 1794)Tretet leise heran. Den Satyr hat Diodoros Eingeschläfert, so sanft, daß er wie Marmor erscheint.
Die PDF-Datei "Johann Heinrich Voss - Zweite Idylle" enthält außerdem die zweite Idylle „Alexis“ von VOSS.
Das Volkstümliche wird bei den Stürmern und Drängern realistisch geschildert.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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