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Sage

Sagen sind mündlich tradierte Prosaerzählungen geringeren Umfangs, die eine sehr frühe Stufe poetisch-naiver Weltaneignung repräsentieren. Sagen nehmen oft Bezug auf ein tatsächliches Geschehen oder ein Naturphänomen, das sie auf phantastische Weise erklären. Wie im Märchen geschehen auch in Sagen übernatürliche Dinge. Als Zeugnisse der Volkspoesie wurden Sagen seit dem 19. Jahrhundert systematisch gesammelt und aufgezeichnet.

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Begriff und Historie

Die Sage (ahd.: saga = Kunde von Ereignissen) ist eine zunächst mündlich weitergegebene kurze Erzählung, die schon in der Frühzeit der Völker anzutreffen ist. Sie ist eine Urform sprachlichen Ausdrucks und entstand aus dem elementaren menschlichen Bedürfnis, die umgebende Welt mit ihren Naturereignissen zu erklären und historische Vorgänge festzuhalten und weiterzuvermitteln. Erlebnisse, die dem einzelnen Individuum unerklärlich waren, wurden anhand der Glaubensvorstellungen der Gruppe, des Stammes oder des Volkes interpretiert. Damit ist die Sage eng mit dem Mythos verbunden und Ausdruck einer kollektiven Weltauffassung.

Mit der Weitergabe von Geschehnissen und Erfahrungen über Generationen hinweg diente die Sage der Vermittlung von historischem Wissen und trug somit zur Ausprägung des Selbstverständnisses von Völkern bei. Die Griechen und die Römer leiteten über Jahrhunderte ihre Existenz aus den mythischen Stammbäumen der Götter und trojanischen Helden ab. Wie die Götter- und Heldensagen der Antike – in der Überlieferung der homerischen Epen – nachhaltig die Vorstellungen vom antiken Griechenland prägten und seit der Renaissance Einfluss auf ganz Europa erlangten, so sind beispielsweise die deutschen Heldensagen um die Nibelungen fester Bestandteil des deutschen Erzählschatzes und der nationalen Identität geworden.

Als sich im 18. Jahrhundert die Frage nach einem deutschen Nationalbewusstsein zu stellen begann, wurden die Wurzeln nationaler Identität von den Aufklärern und Romantikern vor allem auch in den literarischen Volksüberlieferungen wie Märchen, Legenden, Sagen, Volksliedern gesucht. In dieser Zeit entstanden die ersten bedeutenden Sagensammlungen

  • der Brüder JACOB und WILHELM GRIMM „Deutsche Sagen“ (1816),
  • die von JOHANN KARL AUGUST MUSÄUS („Volksmärchen der Deutschen“, mit den Legenden von Rübezahl (siehe PDF "Johann Karl August Musäus - Legenden vom Rübezahl", 1782) und
  • LUDWIG BECHSTEIN („Thüringische Volksmärchen“, 1823).

Mit der Intention, nationales, volkstümliches Erzählgut zu bewahren, wurden in der Folgezeit Sagen in allen deutschen Regionen gesammelt und aufgezeichnet (z. B. K. MÜLLENHOFF, „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“, 1845).

Mit der Neuzeit und der Herausbildung eines modernen Weltbildes schränkte sich die lebendige Weitergabe von Sagen vor allem auf bäuerlich-plebejische Schichten ein. Seit dem 19. Jahrhundert sind Sagen nahezu ausschließlich zur Lektüre von Kindern geworden. Generationen von Kindern sind mit GUSTAV SCHWABs „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ (1838–1840) oder MUSÄUS' „Legenden vom Rübezahl“ in den „Volksmärchen der Deutschen“ (1782/86) groß geworden. Nacherzählungen der Troja-Sage, „Das hölzerne Pferd“ (1968), und des „Nibelungenliedes“ (1971) für jugendliche Leser hat FRANZ FÜHMANN vorgelegt.

Merkmale

Sagen sind durch typische Merkmale charakterisiert. In Sagen geschehen wie im Märchen wunderbare und phantastische Dinge. Es treten Geister, Götter, Zauberer und andere überirdische Wesen in Erscheinung. Im Gegensatz zum Märchen, wo Wirkliches und Übernatürliches völlig selbstverständlich ineinander übergehen und nebeneinander existieren, wird der Einbruch des Jenseitigen, Übernatürlichen in der Sage jedoch immer als etwas Erschreckendes oder Wunderbares wahrgenommen.
Sagen nehmen oft auf ein reales vergangenes Geschehen oder eine landschaftliche Gegebenheit Bezug, zumindest erwecken sie den Anschein und liefern konkrete Angaben zu Ort, Zeit und Personen. Das phantastische Geschehen soll durch Zeugnisse von Personen oder durch Spuren in der Landschaft oder an Gebäuden beglaubigt werden.

Der Jungfernstein
In Meißen, unweit der Festung Königstein, liegt ein Felsen, genannt Jungfernstein, auch Pfaffenstein. Einst verfluchte eine Mutter ihre Tochter, welche sonntags nicht zur Kirche, sondern in die Heidelbeeren gegangen war. Da wurde die Tochter zu Stein und ist ihr Bild gegen Mittag noch zu sehen.
Im Dreißigjährigen Krieg flüchteten dahin die Leute vor den Soldaten.

(Brüder GRIMM, Deutsche Sagen, Nr. 229, 1816)

Sagen zeichnen sich durch ein einfaches Erzählschema aus, die Handlung ist einsträngig, das Geschehen konzentriert sich auf einen Helden oder eine feste Gruppe von Menschen. Volkssagen, die in bestimmten Regionen entstanden und fortleben, enthalten mundartliche und umgangssprachliche Redewendungen.

Die Brüder GRIMM bemühten sich nicht nur um die systematische Sammlung und schriftliche Fixierung der Volkssagen, sondern auch um die Definition und Abgrenzung des Genres. Seither gilt der höhereRealitätsgehalt der Sagen gegenüber den Märchen als wichtiges Bestimmungskriterium.

„Das Märchen ist poetischer, die Sage historischer; jenes stehet beinahe nur in sich selber fest, in seiner angeborenen Blüte und Vollendung; die Sage, von einer geringern Mannigfaltigkeit der Farbe, hat noch das Besondre, daß sie an etwas Bekanntem und Bewußtem hafte, an einem Ort oder einem durch die Geschichte gesicherten Namen.“
(Vorrede der Brüder GRIMM zum ersten Band der „Deutschen Sagen“, 1816)

  • BWS-DEU2-0050-03.pdf (209.37 KB)

Sagentypen

Eine feste Typologie der Sagen ist wegen der Vielgestaltigkeit der Stoffe und Motive kaum zu erstellen. Wie auch beim Märchen kommt es zu Wanderungen von Motiven, zu Varianten und Kontaminationen (Verschmelzungen). Die Brüder GRIMM unterschieden

  • Volkssagen und
  • historische Sagen.

Zu den ältesten Sagentypen gehören sogenannte dämonologische Sagen, die sich auf einer ganz frühen Stufe der naiv-poetischen Weltaneignung aus naturmagischen und mythischen Vorstellungen speisen. Hierzu gehören vor allem die Göttersagen, z. B.

  • die griechische Troja-Sage oder
  • die nordische Edda-Sage. (siehe PDF "Die Edda")

Mit der Ablösung gentilgesellschaftlicher Stammesstrukturen und der Herausbildung feudaler Strukturen entwickelte sich die historische Sage oder Heldensage, deren Stoffe uns in den Heldenliedern und Heldenepen begegnen:

  • Nibelungenlied,
  • Hildebrandslied,
  • keltischer Sagenkreis um die Artusritterrunde,
  • sumerisches Gilgamesch-Epos.

In den Sagenaufzeichnungen des 19. Jahrhunderts, die das volkstümliche Erzählgut einzelner deutscher Regionen sammelten, spielt vor allem der Typ der Ortssage oder Natursage eine Rolle.

  • BWS-DEU2-0050-04.pdf (482.84 KB)

Sagenstoffe in Literatur und Kunst

Für die Literatur und Kunst sind Sagenstoffe mit ihren archetypischen (urbildhaften) Mustern ein unerschöpflicher Fundus. Antiker, sagenhafter Stoffe bedienen sich z. B.

  • JOHANN WOLFGANG VON GOETHEs klassisches Drama „Iphigenie auf Tauris“ (1779) (siehe PDF "Johann Wolfgang von Goethe - Iphigenie auf Tauris"),
  • HEINRICH VON KLEISTs „Amphitryon“ (1807) und
  • HUGO VON HOFMANNSTHALs „Elektra“ (1904).

Die keltischen Sagen der Artusritterrunde sind in den höfischen Ritterepen verarbeitet und bieten in unseren Tagen reichlich Filmstoff. In den nordischen Göttersagen und deutschen Heldensagen hat RICHARD WAGNER Stoffe für seine Opern gefunden. Nicht zuletzt sind Motive aus Sagen, vor allem der antiken Sagenwelt, immer wieder Gegenstand in der bildenden Kunst.

  • BWS-DEU2-0050-05.pdf (221.87 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Sage." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/sage (Abgerufen: 16. June 2025, 01:55 UTC)

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  • Volkssagen
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  • Heldensage
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  • historisches Ereignis
  • Literatur und Kunst
  • Natursage
  • Ortssage
  • historische Sage
  • Hildebrandslied
  • Redewendung
  • Edda-Sage
  • Mythos
  • sumerisches Gilgamesch-Epos
  • Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig
  • Amphitryon
  • Das hölzerne Pferd
  • JOHANN KARL AUGUST MUSÄUS
  • 18. Jahrhundert
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  • Holstein und Lauenburg
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Entwicklung der germanischen Sprachen

Etwa 2000 v. Chr. begann mit der Neubesiedlung des westlichen Ostseeraumes die Abtrennung der germanischen Sprachen aus dem Indoeuropäischen. Dies war ein Prozess, der etwa 500 v. Chr. beendet war.

Er schloss massenhafte Migrationsbewegungen unter den germanischen Stämmen, Stammesteilen und Stammesverbänden ein, was zu einer Durchmischung der Stämme und zu ihrer weiteren Aufspaltung führte.

Üblicherweise werden die germanischen Stämme in drei Hauptgruppen unterteilt:

  • Ost-,
  • Nord- und
  • Westgermanen.

Dementsprechend werden auch die germanischen Sprachen klassifiziert.

Homer

* wahrscheinl. im 8. Jh. v. Chr. in Kleinasien
† wahrscheinl. im 8. Jh. v. Chr. in Kleinasien

Nach heutigen Erkenntnissen lebte der griechische Dichter HOMER im 8. Jahrhundert v. Chr. und war der Begründer der ältesten literarischen Gattung – des Heldenepos. HOMER stand damit am Beginn der antiken griechischen Literatur. Er gilt als der Verfasser der beiden wichtigsten altgriechischen Epen, der „Ilias“ und der „Odyssee“.

Da HOMERs historische Existenz nicht belegt ist, wurde er lange Zeit als fiktive Persönlichkeit angesehen. Die Frage, ob tatsächlich beide Epen von ihm bzw. überhaupt in allen Teilen von ein und demselben Verfasser oder doch eher von zwei verschiedenen Verfassern stammen, ist bis heute nicht sicher geklärt und wird nach wie vor als sogenannte „homerische Frage“ diskutiert. Unabhängig davon steht vollkommen außer Zweifel, dass die „Ilias“ und die „Odyssee“ die gesamte nachfolgende griechische Literatur maßgeblich beeinflussten.

Wolfgang Borchert

* 20.05.1921 in Hamburg
† 20.11.1947 in Basel

WOLFGANG BORCHERT hatte nur den einen Traum: auf der Bühne zu stehen. Er verbrachte seine Jugend in Deutschlands dunkelster Zeit, denn schon wenige Wochen nach seinem Schauspielexamen musste er in den Krieg und kehrte erst 1945 als kranker Mann zurück. An das Krankenbett gefesselt, blieb ihm nur das Schreiben und so entstanden die Kurzgeschichten, die zum Faszinierendsten deutscher Nachkriegsliteratur gehören und der so genannten Trümmerliteratur zugeordnet werden.

BORCHERT wurde besonders bekannt mit seinem Erzählband „Die Hundeblume“ (1947), der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ (1946–1947) und seinem Heimkehrerstück „Draußen vor der Tür“ (1947).

Die Judenbuche

ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFFs Novelle „Die Judenbuche“ von 1842 ist eine Kriminalgeschichte und zugleich die Milieustudie eines Mörders. Sie beschreibt den Weg der Selbstzerstörung bis hin zur Selbstrichtung:

Friedrich Mergels Vater, ein Säufer, wird tot aufgefunden. Seitdem haftet dem Neunjährigen etwas Unheimliches an. Sein Onkel Simon adoptiert ihn. Seines Rufs im Dorf wegen wird er bewundert und gefürchtet. Als Förster Brandis erschlagen wird, gilt Friedrich als Hauptverdächtiger. Doch man kann ihm nichts beweisen. Vier Jahre später ereignet sich wieder ein Mord im Dorf. Der Jude Aaron ist getötet worden. Der Verdacht fällt auf Friedrich. Den Baum, neben dem der tote Jude Aaron gefunden worden ist, nennt man die Judenbuche. Friedrich und sein Freund Johannes Niemand, „sein verkümmertes Spiegelbild“, bleiben unauffindbar, bis Johannes nach 28 Jahren ins Dorf zurückkehrt. Er kommt aus türkischer Sklaverei und hat Friedrich seit der gemeinsamen Flucht aus den Augen verloren. Eines Tages verschwindet Johannes und wird vom ganzen Dorf gesucht. 14 Tage später findet der Sohn des Försters Brandis einen Erhängten unter der Judenbuche. Es ist Friedrich Mergel.

 

Pedro Calderón de la Barca

17. Januar 1600 in Madrid
25. Mai 1681 in Madrid

PEDRO CALDERON DE LA BARCA Y BARREDA GANZALEZ DE HENAO RUIS DES BLASCO Y RIAÑO wurde als Sohn eines Schatzmeisters am spanischen Königshof geboren. 1614 begann er eine Ausbildung am angesehenen Colegio Imperial der Jesuiten. Danach studierte er an der Universität Salamanca. Als Neunzehnjähriger gewann er bereits seinen ersten Literaturpreis.
CALDERÓN DE LA BARCAs unter dem Einfluss von Konzeptismus und Culteranismo gestalteten Werke gelten als Höhepunkt des spanischen Barock.

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