Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.2 Epik
  5. 3.2.3 Die epischen Genres
  6. Sage

Sage

Sagen sind mündlich tradierte Prosaerzählungen geringeren Umfangs, die eine sehr frühe Stufe poetisch-naiver Weltaneignung repräsentieren. Sagen nehmen oft Bezug auf ein tatsächliches Geschehen oder ein Naturphänomen, das sie auf phantastische Weise erklären. Wie im Märchen geschehen auch in Sagen übernatürliche Dinge. Als Zeugnisse der Volkspoesie wurden Sagen seit dem 19. Jahrhundert systematisch gesammelt und aufgezeichnet.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Begriff und Historie

Die Sage (ahd.: saga = Kunde von Ereignissen) ist eine zunächst mündlich weitergegebene kurze Erzählung, die schon in der Frühzeit der Völker anzutreffen ist. Sie ist eine Urform sprachlichen Ausdrucks und entstand aus dem elementaren menschlichen Bedürfnis, die umgebende Welt mit ihren Naturereignissen zu erklären und historische Vorgänge festzuhalten und weiterzuvermitteln. Erlebnisse, die dem einzelnen Individuum unerklärlich waren, wurden anhand der Glaubensvorstellungen der Gruppe, des Stammes oder des Volkes interpretiert. Damit ist die Sage eng mit dem Mythos verbunden und Ausdruck einer kollektiven Weltauffassung.

Mit der Weitergabe von Geschehnissen und Erfahrungen über Generationen hinweg diente die Sage der Vermittlung von historischem Wissen und trug somit zur Ausprägung des Selbstverständnisses von Völkern bei. Die Griechen und die Römer leiteten über Jahrhunderte ihre Existenz aus den mythischen Stammbäumen der Götter und trojanischen Helden ab. Wie die Götter- und Heldensagen der Antike – in der Überlieferung der homerischen Epen – nachhaltig die Vorstellungen vom antiken Griechenland prägten und seit der Renaissance Einfluss auf ganz Europa erlangten, so sind beispielsweise die deutschen Heldensagen um die Nibelungen fester Bestandteil des deutschen Erzählschatzes und der nationalen Identität geworden.

Als sich im 18. Jahrhundert die Frage nach einem deutschen Nationalbewusstsein zu stellen begann, wurden die Wurzeln nationaler Identität von den Aufklärern und Romantikern vor allem auch in den literarischen Volksüberlieferungen wie Märchen, Legenden, Sagen, Volksliedern gesucht. In dieser Zeit entstanden die ersten bedeutenden Sagensammlungen

  • der Brüder JACOB und WILHELM GRIMM „Deutsche Sagen“ (1816),
  • die von JOHANN KARL AUGUST MUSÄUS („Volksmärchen der Deutschen“, mit den Legenden von Rübezahl (siehe PDF "Johann Karl August Musäus - Legenden vom Rübezahl", 1782) und
  • LUDWIG BECHSTEIN („Thüringische Volksmärchen“, 1823).

Mit der Intention, nationales, volkstümliches Erzählgut zu bewahren, wurden in der Folgezeit Sagen in allen deutschen Regionen gesammelt und aufgezeichnet (z. B. K. MÜLLENHOFF, „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“, 1845).

Mit der Neuzeit und der Herausbildung eines modernen Weltbildes schränkte sich die lebendige Weitergabe von Sagen vor allem auf bäuerlich-plebejische Schichten ein. Seit dem 19. Jahrhundert sind Sagen nahezu ausschließlich zur Lektüre von Kindern geworden. Generationen von Kindern sind mit GUSTAV SCHWABs „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ (1838–1840) oder MUSÄUS' „Legenden vom Rübezahl“ in den „Volksmärchen der Deutschen“ (1782/86) groß geworden. Nacherzählungen der Troja-Sage, „Das hölzerne Pferd“ (1968), und des „Nibelungenliedes“ (1971) für jugendliche Leser hat FRANZ FÜHMANN vorgelegt.

Merkmale

Sagen sind durch typische Merkmale charakterisiert. In Sagen geschehen wie im Märchen wunderbare und phantastische Dinge. Es treten Geister, Götter, Zauberer und andere überirdische Wesen in Erscheinung. Im Gegensatz zum Märchen, wo Wirkliches und Übernatürliches völlig selbstverständlich ineinander übergehen und nebeneinander existieren, wird der Einbruch des Jenseitigen, Übernatürlichen in der Sage jedoch immer als etwas Erschreckendes oder Wunderbares wahrgenommen.
Sagen nehmen oft auf ein reales vergangenes Geschehen oder eine landschaftliche Gegebenheit Bezug, zumindest erwecken sie den Anschein und liefern konkrete Angaben zu Ort, Zeit und Personen. Das phantastische Geschehen soll durch Zeugnisse von Personen oder durch Spuren in der Landschaft oder an Gebäuden beglaubigt werden.

Der Jungfernstein
In Meißen, unweit der Festung Königstein, liegt ein Felsen, genannt Jungfernstein, auch Pfaffenstein. Einst verfluchte eine Mutter ihre Tochter, welche sonntags nicht zur Kirche, sondern in die Heidelbeeren gegangen war. Da wurde die Tochter zu Stein und ist ihr Bild gegen Mittag noch zu sehen.
Im Dreißigjährigen Krieg flüchteten dahin die Leute vor den Soldaten.

(Brüder GRIMM, Deutsche Sagen, Nr. 229, 1816)

Sagen zeichnen sich durch ein einfaches Erzählschema aus, die Handlung ist einsträngig, das Geschehen konzentriert sich auf einen Helden oder eine feste Gruppe von Menschen. Volkssagen, die in bestimmten Regionen entstanden und fortleben, enthalten mundartliche und umgangssprachliche Redewendungen.

Die Brüder GRIMM bemühten sich nicht nur um die systematische Sammlung und schriftliche Fixierung der Volkssagen, sondern auch um die Definition und Abgrenzung des Genres. Seither gilt der höhereRealitätsgehalt der Sagen gegenüber den Märchen als wichtiges Bestimmungskriterium.

„Das Märchen ist poetischer, die Sage historischer; jenes stehet beinahe nur in sich selber fest, in seiner angeborenen Blüte und Vollendung; die Sage, von einer geringern Mannigfaltigkeit der Farbe, hat noch das Besondre, daß sie an etwas Bekanntem und Bewußtem hafte, an einem Ort oder einem durch die Geschichte gesicherten Namen.“
(Vorrede der Brüder GRIMM zum ersten Band der „Deutschen Sagen“, 1816)

  • BWS-DEU2-0050-03.pdf (209.37 KB)

Sagentypen

Eine feste Typologie der Sagen ist wegen der Vielgestaltigkeit der Stoffe und Motive kaum zu erstellen. Wie auch beim Märchen kommt es zu Wanderungen von Motiven, zu Varianten und Kontaminationen (Verschmelzungen). Die Brüder GRIMM unterschieden

  • Volkssagen und
  • historische Sagen.

Zu den ältesten Sagentypen gehören sogenannte dämonologische Sagen, die sich auf einer ganz frühen Stufe der naiv-poetischen Weltaneignung aus naturmagischen und mythischen Vorstellungen speisen. Hierzu gehören vor allem die Göttersagen, z. B.

  • die griechische Troja-Sage oder
  • die nordische Edda-Sage. (siehe PDF "Die Edda")

Mit der Ablösung gentilgesellschaftlicher Stammesstrukturen und der Herausbildung feudaler Strukturen entwickelte sich die historische Sage oder Heldensage, deren Stoffe uns in den Heldenliedern und Heldenepen begegnen:

  • Nibelungenlied,
  • Hildebrandslied,
  • keltischer Sagenkreis um die Artusritterrunde,
  • sumerisches Gilgamesch-Epos.

In den Sagenaufzeichnungen des 19. Jahrhunderts, die das volkstümliche Erzählgut einzelner deutscher Regionen sammelten, spielt vor allem der Typ der Ortssage oder Natursage eine Rolle.

  • BWS-DEU2-0050-04.pdf (482.84 KB)

Sagenstoffe in Literatur und Kunst

Für die Literatur und Kunst sind Sagenstoffe mit ihren archetypischen (urbildhaften) Mustern ein unerschöpflicher Fundus. Antiker, sagenhafter Stoffe bedienen sich z. B.

  • JOHANN WOLFGANG VON GOETHEs klassisches Drama „Iphigenie auf Tauris“ (1779) (siehe PDF "Johann Wolfgang von Goethe - Iphigenie auf Tauris"),
  • HEINRICH VON KLEISTs „Amphitryon“ (1807) und
  • HUGO VON HOFMANNSTHALs „Elektra“ (1904).

Die keltischen Sagen der Artusritterrunde sind in den höfischen Ritterepen verarbeitet und bieten in unseren Tagen reichlich Filmstoff. In den nordischen Göttersagen und deutschen Heldensagen hat RICHARD WAGNER Stoffe für seine Opern gefunden. Nicht zuletzt sind Motive aus Sagen, vor allem der antiken Sagenwelt, immer wieder Gegenstand in der bildenden Kunst.

  • BWS-DEU2-0050-05.pdf (221.87 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Sage." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/sage (Abgerufen: 20. October 2025, 15:51 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Volkssagen
  • HOMER
  • JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
  • Deutsche Sagen
  • volkstümlich
  • Brüder JACOB und WILHELM GRIMM
  • Nibelungensage
  • Göttersagen
  • HEINRICH VON KLEIST
  • Artusritterrunde
  • Sagensammlungen
  • Märchen
  • Oper
  • Iphigenie auf Tauris
  • HUGO VON HOFMANNSTHAL
  • Sagentypen
  • Die schönsten Sagen des klassischen Altertums
  • Heldensage
  • Legende
  • historisches Ereignis
  • Literatur und Kunst
  • Natursage
  • Ortssage
  • historische Sage
  • Hildebrandslied
  • Redewendung
  • Edda-Sage
  • Mythos
  • sumerisches Gilgamesch-Epos
  • Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig
  • Amphitryon
  • Das hölzerne Pferd
  • JOHANN KARL AUGUST MUSÄUS
  • 18. Jahrhundert
  • umgangssprachlich
  • Holstein und Lauenburg
  • Nibelungenlied
  • Volkspoesie
  • Sagen
  • RICHARD WAGNER
  • Elektra
  • FRANZ FÜHMANN
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Das Nibelungenlied

Das „Nibelungenlied“ entstand vermutlich zwischen 1198 und 1204, wohl im Umkreis des Bischofs WOLFGER in Passau an der Donau. Es besteht aus 39 Abschnitten („Aventiuren“) und gliedert sich in zwei ursprünglich selbstständige Teile:

  • Das „Siegfriedlied“ und
  • das „Burgundenlied“.

Dem zweiten Teil liegen geschichtliche Ereignisse zugrunde: die Vernichtung der Burgunden am Rhein durch die Hunnen 436 oder 437 und der Tod ATTILAs 453 in der Nacht seiner Hochzeit.
Das „Nibelungenlied“ wurde nach einem sagenhaften Zwergenkönig benannt, dem König Nibelung.

Hildebrandslied

Das „Hildebrandslied“ (auch: „Hildebrandlied“) erzählt die Begegnung zweier Helden. Sie stehen sich als Feinde gegenüber. Durch Befragung des Jüngeren erkennt der Ältere, dass sein Sohn vor ihm steht. Doch diese Erkenntnis kann den Kampf nicht verhindern. Mitten in dem Zweikampf bricht das Manuskript ab: Der folgende Text ist in althochdeutscher Sprache geschrieben. Ihm schließt sich eine neuhochdeutsche Übersetzung an.

Brüder Grimm

JAKOB LUDWIG CARL GRIMM
* 04.01.1785 in Hanau
† 20.09.1863 in Berlin

WILHELM KARL GRIMM
* 24.02.1786 in Hanau
† 16.12.1859 in Berlin

„Keine andere Sprache befindet sich in einem so erbarmungswürdigen Zustand wie die deutsche.“

Dies ist kein Zitat unserer heutigen Zeit, es ist ein Ausspruch WILHELM GRIMMs aus dem 19. Jahrhundert. Die Brüder JACOB und WILHELM GRIMM haben nicht nur umfangreiche Forschungen auf dem Gebiet der deutschen Grammatik, der Rechtsgeschichte und der Geschichte der deutschen Sprache betrieben, sie haben eine Vielzahl von Werken herausgegeben, die auch heute noch Bedeutung haben. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die „Kinder- und Hausmärchen“, die im Dezember 1812 erschienen und ursprünglich für Erwachsene geschrieben worden sind. Die reichen Illustrationen dieses Märchenbuches stammen von LUDWIG GRIMM – einem begabten Zeichner. 1814 kam der zweite und 1840 der dritte Band der Märchen heraus.

Der Mythosbegriff

Literatur gibt es seit Menschengedenken. Sie entspringt dem unendlich scheinenden Reservoir der Mythen aller Völker mit geordneten, aber irrationalen Weltvorstellungen und menschlichen und übermenschlichen Wesen.
Der Mythos ist eine religiös-weltanschauliche Erzählung über den Ursprung des Kosmos, der Götter und Menschen.
Bis in die heutige Zeit bilden Mythen die Grundlage für das Erzählen von Geschichten.

Theodor Fontane

* 30.12.1819 in Neuruppin
† 20.09.1898 in Berlin

THEODOR FONTANE zählt zu den bedeutendsten Erzählern des poetischen Realismus im 19. Jahrhundert. Er hat entscheidend auf die Entwicklung des deutschen Romans eingewirkt und hatte u.a. großen Einfluss auf THOMAS MANN.

Erst im Alter von ungefähr sechzig Jahren entschloss FONTANE sich, ausschließlich als Schriftsteller zu arbeiten. So entstanden die meisten seiner Werke in seinem letzten Lebensabschnitt, in den Jahren nach 1876. Es sind vor allem Romane, die die preußische Geschichte behandeln und sich mit Problemen von Liebe und Ehe und sozialen Fragen auseinandersetzen. So wurde FONTANE zum Chronisten der preußisch-deutschen Realität.

Seine Romane spiegeln die überkommenen und sich auflösenden, aber noch gültigen Formen der damaligen Gesellschaft wider. Der bekannteste und mehrfach verfilmte Roman von FONTANE ist seine „Effi Briest“ (1895).

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025