Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.2 Epik
  5. 3.2.3 Die epischen Genres
  6. Schwank

Schwank

Der Schwank ist eine Form der volkstümlichen Kleinepik, die im 16. Jh. ihre Blütezeit hatte. Mit derber Komik und straff pointiert werden Szenen aus dem Leben der bäuerlich-plebejischen Volksschichten erzählt. Höhepunkte der Schwankliteratur sind

  • die Historien von Till Eulenspiegel und
  • die Geschichten um die Schildbürger.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Begriff, Kennzeichen, Historie

Beim Schwank (mhd.: swanc = schwingende Bewegung, Streich, Hieb) handelt es sich um einen kürzeren erzählenden Text, der meist eine Begebenheit aus dem Leben unterer Volksschichten, der Bauern, Fahrenden und Plebejer, zum Inhalt hat. Die Handlung und Darbietungsweise trug dem Unterhaltungsbedürfnis dieser Bevölkerungsgruppen Rechnung. Sie hat oft komische Züge, wobei diese Komik recht derb und drastisch sein kann. Nicht selten geht es dabei um sexuelle Tabubrüche, Verstöße gegen die guten Sitten und soziale Normverletzungen.

Schwankdichtungen entstanden insbesondere zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert und wurden sowohl schriftlich als auch mündlich überliefert. Meist ist ein Verfassername bekannt, nicht selten bleibt der Verfasser auch anonym. Der Schwank ist in Versen oder Prosa abgefasst und straff auf eine Pointe oder überraschende Wendung hin erzählt.

Häufig ist der Schwank so angelegt, dass gegensätzliche Figuren aufeinander treffen (Armer und Reicher, Herr und Knecht, Einfältiger und Schlauer, Pfaffe und Laie) und der scheinbar Unterlegene triumphiert, indem er Wortwitz und Situationskomik, aber auch List und Gewalt für sich nutzt. Es gibt jedoch auch den Schwanktyp, in dem der Überlegene nach der Provokation seine Position festigen kann. Bestimmte Rollenmuster wiederholen sich: der geizige Bauer, die untreue Ehefrau, der scheinheilige Pfaffe. Es werden meist menschliche Schwächen, aber auch soziale Missstände aufs Korn genommen, indem die missliebige Wahrheit hinter der wohlanständigen Fassade der Frömmigkeit oder Tugend hervorgeholt wird.

Die Quellen des deutschen Schwankes sind

  • die lateinischen Lügenmärchen aus dem 10. und 11. Jahrhundert,
  • die mittelalterlichen Predigtmärlein sowie
  • Volksüberlieferungen und mittelalterliche Versschwänke,
  • später übten auch die Renaissance-Novellen und die Fazetie (komisch-ironische Kurzprosaform mit meist erotischer Thematik) aus Italien Einfluss aus.

Schwanksammlungen

Schwänke wurden meist in Schwanksammlungen zusammengestellt.

  • Den ersten deutschen Schwankzyklus, „Der Pfaffe Amîs“, schuf DER STRICKER um 1230.
  • Im 15. Jahrhundert waren Schwänke um die Figur des NEIDHART VON REUENTHAL verbreitet. Als Sammlung unter dem Titel „Neidhart Fuchs“ wurden sie 1482 gedruckt.
  • Eine weitere Sammlung waren die „Geschichten des Pfarrers vom Kahlenberg“, zusammengestellt von PHILIPP FRANKFURTER und 1473 gedruckt.
  • BWS-DEU2-0046-01.pdf (10.56 MB)
  • Einen Höhepunkt in der Schwankliteratur bildet die berühmteste mittelalterliche Schwanksammlung um die Gestalt des Schelms Till Eulenspiegel (siehe PDF "Hermann Bote - Till Eulenspiegel"), für die es aller Wahrscheinlichkeit nach ein historisches Vorbild gab. Um 1478 wurde diese Schwanksammlung erstmals in niederdeutscher Sprache gedruckt. 1515 erfolgte der Druck in Hochdeutsch unter dem Titel „Ein kurzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel“. Till wählt entgegen dem Rat seiner Mutter ein Leben als fahrender Gesell und schlägt sich mit kleinen Gaunereien durch. Er wandert umher und vollbringt seine Schelmenstreiche auf Kosten der Reichen, Geizigen und Überheblichen. Mit Schalkhaftigkeit erleichtert er einen Bauern um sein Brot, einen Pfaffen um sein Pferd, eine Bäuerin um ihr Mus und übertölpelt sogar König und Papst. Seine Gewitztheit und Welterfahrenheit machen ihn seinen mächtigeren Widersachern überlegen. Die witzigen Situationen führt der Schalk Till Eulenspiegel oft dadurch herbei, dass er wörtlich nimmt, was die anderen im übertragenen Sinne meinen. „Till Eulenspiegel“ wurde in viele Sprachen übersetzt und im Laufe der Jahrhunderte vielfach nacherzählt und in anderen Kunstgattungen nachgestaltet.
  • Die erste locker gefügte Schwanksammlung ohne eine zentrale Figur war „Schimpff und Ernst“ von JOHANNES PAULI (1522 gedruckt).
  • Diesem Vorbild folgte das „Rollwagenbüchlein“ (1505) von JÖRG WICKRAM (1505–1562). Seine Schwankdichtungen zeichnen sich durch besonders detailgenaue Abbildung der Wirklichkeit aus.
  • Weit in die folgenden Jahrhunderte gewirkt hat auch das „Lalebuch“, besser bekannt unter dem Titel der Ausgabe von 1597 „Die Schildbürger“ von VALENTIN SCHUMANN und dessen siebenbändiges „Wendunmut“ (1565–1603). Die Streiche der einfältigen Schildbürger sind wie die Historien des Till Eulenspiegel zu einem festen Bestandteil der Kinderliteratur geworden.
  • Weitere Schwanksammlungen des 16. Jahrhunderts waren „Rastbüchlein und Katzipori“ (1558) von MICHAEL LINDENER und das „Nachtbüchlein“ (1559) von VALENTIN SCHUMANN.
  • Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts ging die Schwankdichtung zurück. 1645 entstand die Sammlung „Kurtzweilige Reißgespahn“ von J. L. TALITZ und 1656 die „Lustige Gesellschaft“ von JOHANN PETER DE MEMEL. Ein Jahrhundert später erschienen die zehn Bände des „Vade Mecum für lustige Leute“ (1764/92), wovon Band 8 und 10 die Lügengeschichten des Barons von Münchhausen enthalten.

Der Schwank nach dem 16. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert verlor der Schwank allmählich seine Bedeutung als eigenständiges Genre. Er half aber, die größeren Erzählformen wie Erzählung und Roman vorzubereiten und schwankhaftes Erzählen floss bald auch in andere literarische und gebrauchssprachliche Texte ein.

Schwankhafte Züge tragen bis in heutige Zeit vor allem Theaterpossen, die ihre unterhaltende Wirkung aus vordergründiger Situationskomik und Wortwitz beziehen und seit dem 18. Jahrhundert in recht großer Zahl entstanden. Die beliebten Comedyshows im Fernsehen bedienen sich dieses Prinzips wie auch die Sitcoms.

Wesentliche Funktionen des Schwankes hat heute die epische Kleinform des Witzes übernommen.

  • BWS-DEU2-0046-02.pdf (457.95 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Schwank." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/schwank (Abgerufen: 20. May 2025, 20:34 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • DER STRICKER
  • Lalebuch
  • Theaterpossen
  • JÖRG WICKRAM
  • Die Schildbürger
  • Till Eulenspiegel
  • JOHANNES PAULI
  • Schimpff und Ernst
  • Rollwagenbüchlein
  • Rollenmuster
  • Sitcom
  • Comedyshow
  • Lügenmärchen
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Wernher der Gartenaere

* 13. Jahrhundert
† nicht bekannt

WERNHER DER GARTENAERE war ein mittelhochdeutscher Dichter, der wahrscheinlich im 2. Drittel des 13. Jahrhunderts geboren wurde. Er ist durch die Verserzählung „Meier Helmbrecht“, die etwa um 1280 entstanden ist und heute noch in zwei Handschriften vorliegt, bekannt. Sein Name ist den Schlussversen der Erzählung entnommen.

Gotthold Ephraim Lessing

* 22.01.1729 in Kamenz/Oberlausitz
† 15.02.1781 in Braunschweig

GOTTHOLD EPHRAIM LESSING gilt als der herausragendste Autor der Literatur der deutschen Aufklärung und als der erste moderne deutsche Schriftsteller. Er war Tragödien- und Komödienschreiber, Verfasser von Fabeln und Gedichten, Literatur-, Kunst- und Kirchenhistoriker und -kritiker, Literaturtheoretiker und Philosoph. Die von ihm verfassten Dramen bildeten den Auftakt für das – vom antiken Vorbild gelöste – neuere deutsche Drama. LESSING war der Begründer des bürgerlichen Trauerspiels in Deutschland, er führte den Begriff der Empfindsamkeit in die Literatur- und Geisteswissenschaften ein, er hatte großen Anteil an der Profilierung der Ästhetik als allgemeiner Kunsttheorie und an der Einführung der Kritik als eigenständiger Disziplin.

Die schwarze Spinne

JEREMIAS GOTTHELFs parabelhafte Schauergeschichte von der schwarzen Spinne (1842) ist eine Binnenerzählung:

Ein grüner Jäger will einem Bauerndorf um den Preis eines ungetauften Kindes gegen die Fronlasten des Feudalherren helfen. Die Bauern wollen nicht auf den Handel eingehen, nur Christine schließt diesen Pakt: Der Kuss des Jägers auf die Wange der Frau brennt wie Feuer. Die Aufgabe des Feudalherrn wird nun mit magischer Hilfe vollendet. Als das erste Kind im Dorf geboren wird, tauft es der Pfarrer. So ist es für den Jäger verloren. Ein stechender Fleck auf Christines Wange wird zu einer schwarzen Spinne, der Schmerz wird unerträglich. Das zweite Kind wird geboren und getauft. Nun gebärt die Spinne viele kleine Spinnen, die das Vieh töten. Die Bauern sind ratlos und wollen dem Jäger ein ungetauftes Kind übergeben. Christine entreißt einer Mutter ihr Neugeborenes in einer Gewitternacht und bringt es dem Teufel. Der Pfarrer eilt zum Ort der Übergabe. Pfarrer und Teufel kämpfen miteinander, dabei schrumpft Christine zur Spinne zusammen. Der Teufel aber flieht vor dem Weihwasser, das Kind wird getauft. Kind und Pfarrer sterben. Die Spinne sucht das Dorf, schließlich die Burg heim, die Menschen sterben. Und nur eine Gott gläubige Mutter bringt die Fähigkeit auf, die Spinne zu fassen und einzusperren.

 

Hyperion

FRIEDRICH HÖLDERLIN gilt als einer der größten Lyriker Deutschlands. Sein einziger, zweibändiger Bildungsroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“ erschien 1797 und 1799. HÖLDERLINs Held entwickelt sich von kindlicher Unschuld hin zur Ausgeglichenheit der Seele. Hyperions Lehrer sind Adamas, Alabanda und Diotima. Adamas bildet ihn in den Wissenschaften, Adamas zeigt ihm, dass es sich für die Freiheit zu kämpfen lohnt, und Diotima lehrt in das seelische Gleichgewicht und die Liebe. Nachdem Hyperion zunächst Lehrer werden will, um sein Volk zu unterrichten, bekennt er sich zum Freiheitskampf der Griechen. Denn ohne Freiheit kann man keine harmonische Gesllschaft erwarten. Seine Freunde sterben. Hyperion bleibt allein zurück.

Wolfgang Borchert

* 20.05.1921 in Hamburg
† 20.11.1947 in Basel

WOLFGANG BORCHERT hatte nur den einen Traum: auf der Bühne zu stehen. Er verbrachte seine Jugend in Deutschlands dunkelster Zeit, denn schon wenige Wochen nach seinem Schauspielexamen musste er in den Krieg und kehrte erst 1945 als kranker Mann zurück. An das Krankenbett gefesselt, blieb ihm nur das Schreiben und so entstanden die Kurzgeschichten, die zum Faszinierendsten deutscher Nachkriegsliteratur gehören und der so genannten Trümmerliteratur zugeordnet werden.

BORCHERT wurde besonders bekannt mit seinem Erzählband „Die Hundeblume“ (1947), der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ (1946–1947) und seinem Heimkehrerstück „Draußen vor der Tür“ (1947).

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025