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Szenische Darstellung

Für die Gestaltung einer dramatischen Handlung ist die Komposition der Bühnenhandlung entscheidend. Es muss dem Autor gelingen, eine Form der szenischen Darstellung zu finden, die dem Zuschauer das Handlungsganze glaubwürdig vor Augen führt.

Grundsätze der Handlungskomposition sind:

  • Konzentration: Nur die Schwerpunkte einer Geschichte können auf der Bühne szenisch dargestellt werden.
  • Auswahl: Zur Darstellung werden deshalb bestimmte Handlungsabschnitte je nach kompositorischem Konzept des Autors ausgewählt.
  • Konvention: Literarische Konventionen sind bei dieser Auswahl zu beachten (Erwartungshaltung der Rezipienten, Anstands- und Sittlichkeitsregeln).
  • Gliederung: Die Gesamthandlung muss in Segmente zerlegt werden, die geeignet erscheinen, repräsentativ für das Ganze zu stehen.

Ein Merkmal der dramatischen Gattung ist auch das Verhältnis von szenisch dargebotenen und vom Zuschauer ergänzten Handlungsteilen. Nicht gezeigte Handlung muss allerdings von der verdeckten Handlung unterschieden werden. Der Botenbericht und die Mauerschau werden dabei als dramentechnische Mittel eingesetzt, um gleichzeitiges Geschehen, das sich außerhalb des Bühnenraums abspielt, darzustellen.

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Wie wichtig diese Segmentierung ist, zeigt die Arbeit KLEISTs an seinem Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ (siehe PDF "Heinrich von Kleist  - Der zerbrochne Krug"). KLEIST hatte sein Lustspiel als Einakter entworfen. In der Fassung von GOETHE als Dreiakter wurde dieses Stück 1808 in Weimar uraufgeführt und fiel bei Publikum und Kritik durch, obwohl GOETHEs Privatsekretär RIEMER den Misserfolg umzumünzen versuchte:

„Der zerbrochne Krug wurde sehr gut, auch dem Costume nach, gegeben und gefiel im ganzen, ob es gleich zu lang däuchte. Nur einige armselige Patrone unterstanden sich beim Schluß, als applaudiert wurde, zu pochen. Alle Schauspieler hatten sich die größte Mühe gegeben, und wie ungerecht, ja bestialisch, nicht dem Spiel wenigstens Gerechtigkeit widerfahren zu lassen!"
(RIEMER in einem Brief an an Familie FROMMANN, 9. März 1808, in: Sembdner, Helmut: Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. München: Dtv, 1996, S. 180)

Andere Augenzeugen waren sich da sicherer:

„Das Sujet [...] ist recht artig. Ein gewissenloser Dorfrichter wird von dem Justizrevisor der Niederlande an einem Morgen überrascht, da er noch die Spuren einer Verwundung vom vorigen Abend an sich trägt. Der Gerichtsrat will einem Gerichtstage beiwohnen, den jedoch der Dorfrichter, da er seine Perücke verbrannt zu haben angibt, im bloßen Kopfe halten muß. Es erscheint ein Bauerweib, die ihren künftigen Schwiegersohn verklagt, daß er, da er ihre Tochter in dunkler Kammer bei einem entflohenen Galan getroffen, ihren historisch merkwürdigsten Krug zerbrochen. Aus dem scheuen Schweigen der Tochter, der Verlegenheit und den Wunden des kahlköpfigen Dorfrichters erraten wir sogleich, daß nur er am Abend unter irgend einem Vorwande bei Jungfer Even gewesen; aber hilf Himmel, hilf! nun müssen wir noch den zweiten und den (das ganze Stück verdarb dritthalb Stunden) eine Stunde währenden, dritten Akt, alles ein einziges Verhör, mit anhören. Dem Erzähler kommt es wohl zu, und wird bei ihm interessant, aber der dramatische Dichter darf die entdeckte Wahrheit nicht so unendlich weit vom endlichen Bekenntnis entfernen. Daß der Verfasser kein Dramatiker ist, beweist seine Unkunde jeder dramatischen Regel."
(Allgemeine Deutsche Theater-Zeitung, Leipzig, vom 11. März 1808)

GOETHE war, so jedenfalls erscheint es uns aus unserer Position, eben doch kein Genie, wenn es nicht um seine Stücke ging. Der originale kleistsche Einakter wurde ein Welterfolg. Das Stück erschien als Ganzdruck erst im Todesjahr von KLEIST 1811 bei Georg Andreas Reimer in Berlin.

KLEIST drängt das Bühnengeschehen an einem Ort zusammen und lässt die Handlung ohne zeitliche Unterbrechung fortlaufen. Die Figuren verbleiben nach ihrem Auftreten fast ausschließlich auf der Bühne, so dass ihnen keine Möglichkeit bleibt, in ihrer Abwesenheit die Bühnenhandlung nachdrücklich zu beeinflussen.

Grundsätze der Handlungskomposition sind:

  • Konzentration: Nur die Schwerpunkte einer Geschichte können auf der Bühne szenisch dargestellt werden.
  • Auswahl: Zur Darstellung werden deshalb bestimmte Handlungsabschnitte je nach kompositorischem Konzept des Autors ausgewählt.
  • Konvention: Literarische Konventionen sind bei dieser Auswahl zu beachten (Erwartungshaltung der Rezipienten, Anstands- und Sittlichkeitsregeln).
  • Gliederung: Die Gesamthandlung muss in Segmente zerlegt werden, die geeignet erscheinen, repräsentativ für das Ganze zu stehen.
  • BWS-DEU2-0850-01.pdf (248.44 KB)

Elemente der Dramenhandlung

Nicht immer lässt sich die dramatische Handlung derartig konzentrieren wie am Beispiel „Der zerbrochene Krug“, in dem nur das Ende einer Geschichte auf der Bühne dargestellt wird.
Die konstituierenden Elemente der Dramenhandlung sollen im Folgenden am Beispiel der Gretchentragödie in GOETHEs „Faust“-Drama (siehe PDF "Johann Wolfgang von Goethe - Faust I") beispielhaft herausgehoben werden. Der Stoff stammt aus zwei Quellen:

  • der Liebe Fausts zu einer einfachen Magd aus der volkstümlichen Faust-Tradition und
  • dem Fall der Frankfurterin Margaretha Brandt, die 1772 als Kindsmörderin hingerichtet wurde.

Das Motiv der Kindsmörderin war ein typisches Motiv der Dramatiker des Sturm und Drang.
GOETHE änderte das Thema der Faustsage allerdings dahingehend, dass er Gretchen in seinem Drama zur Gegenspielerin Mephistos aufbaut und am Ende die Kraft der Liebe über die Teufelsmacht triumphieren lässt.

Vom Aufbau her ist die Gretchentragödie ein synthetisches Drama. Der entscheidende Vorfall wird in der Handlung selbst vorbereitet und ereignet sich im Höhepunkt. Die Komposition der Gretchenhandlung von der ersten Begegnung bis hin zur Katastrophe (Niederkunft, Kindsmord, Gerichtsverfahren) schließt sämtliche äußeren Höhepunkte aus dem Bühnengeschehen aus.

Den Zuschauern werden nur Bruchstücke der insgesamt mindestens ein Jahr dauernden Handlung vorgestellt. Der Phantasie des Zuschauers bleibt es überlassen, daraus ein Handlungsganzes herzustellen.

Im Gegensatz zur Handlung in KLEISTs Lustspiel konzentriert sich GOETHE auf die Darstellung der inneren Vorgänge der Hauptfiguren. Die lange Zeit der Schwangerschaft, die in Szene 13 angekündigt wird, überbrückt GOETHE mit der Walpurgisnacht-Szenenfolge (14), während der Szene 15 der Kindsmord bereits vorausgegangen ist und Gretchen sich schon im Kerker befindet. Der Einsatzpunkt (point of attack) der Bühnenhandlung liegt zwar am Beginn der Handlung, das bruchstückhafte Geschehen auf der Bühne spiegelt aber nur die Fortsetzung dessen wider, was sich hinter der Bühne bereits abgespielt hat. Das Problem, unmöglich die ganze Handlung auf der Bühne darstellen zu können, löst GOETHE hier durch Schnitte und Unterbrechungen. Die zahlreichen Leerstellen muss der Rezipient unter Zuhilfenahme der Andeutungen aus dem Bühnengeschehen füllen.

Weitere Merkmale der dramatischen Gattung

Hier zeigt sich ein weiteres epochenübergreifendes Merkmal der dramatischen Gattung: das Verhältnis von szenisch dargebotenen und vom Zuschauer ergänzten Handlungsteilen.

Von dieser nicht gezeigten Handlung muss allerdings die verdeckte Handlung unterschieden werden, die der Zuschauer zwar nicht als Aktion auf der Bühne vorgeführt bekommt, über deren Verlauf ihm aber auf der Bühne mitgeteilt wird.
Der Botenbericht lässt vergangene Ereignisse, die in räumlicher und zeitlicher Entfernung zum Bühnengeschehen stehen, von einer Figur erzählen. Meist handelt es sich dabei um technisch schwer darstellbare Begebenheiten, die

  • in der Zwischenzeit außerhalb der Bühnenhandlung geschehen sind,
  • um Ereignisse, deren Darstellung die Moral verbietet, oder
  • um Handlungselemente, die der Wahrscheinlichkeit der Darstellung abträglich sind.

Als weiteres dramentechnisches Mittel wird die Mauerschau eingesetzt, um gleichzeitiges Geschehen, das sich außerhalb des Bühnenraums abspielt, darzustellen. Sie ist eng verwandt mit dem Botenbericht, unterscheidet sich jedoch dadurch von ihm, dass sie nicht von vergangenen, sondern von gegenwärtigen Ereignissen erzählt. Der Berichtende nimmt meist einen erhöhten Standpunkt ein (auf einer Mauer, einem Turm, einem Hügel usw.) und beobachtet einen Vorgang, der auf der Bühne nicht oder nur schwer darstellbar ist (Schlachten, einen Schiffsuntergang). Seine besondere dramatische Qualität erhält er vor allem durch die Gleichzeitigkeit des von ihm Beschriebenen, wodurch die hier erzeugte Spannung und Suggestion im Vergleich zum Botenbericht ungemein erhöht wird.

  • BWS-DEU2-0850-02.pdf (319.47 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Szenische Darstellung." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/szenische-darstellung (Abgerufen: 10. June 2025, 13:23 UTC)

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Wilhelm Tell

GOETHE berichtete über die Arbeitsweise SCHILLERs am „Tell“:

„Schiller fing damit an, alle Wände seines Zimmers mit so viel Spezialkarten der Schweiz zu bekleben, als er auftreiben konnte. Nun las er Schweizer Reisebeschreibungen, bis er mit Weg und Stegen des Schauplatzes des Schweizer Aufstandes auf das Genauste bekannt war. Nachdem er alles Material zusammen gebracht hatte, setzte er sich über die Arbeit, und buchstäblich genommen, stand er nicht eher vom Platze auf, bis der „Tell“ fertig war. Überfiel ihn die Müdigkeit, so legte er den Kopf auf den Arm und schlief. Sobald er erwachte, ließ er sich nicht, wie fälschlich nachgesagt worden ist, Champagner, sondern starken schwarzen Kaffee bringen, um sich munter zu halten. So wurde der „Tell“ in sechs Wochen fertig; er ist aber auch wie aus einem Guss.“

Das Stück geht auf eine alte Schweizer Legende zurück, nach der ein gewisser Tell das Signal für den Unabhägigkeitskampf ausgelöst hätte, indem er nach einem erzwungenen Schuss auf einen Apfel, der sich auf dem Kopf seines Sohnes befand, den Reichsvogt ermordete.

Euripides

* 485–484 v. Chr. wahrscheinl. in Salamis (Griechenland)
† 407–406 v. Chr. wahrscheinl. in Pella (Makedonien)

Der griechische Dichter EURIPIDES gehörte zusammen mit AISCHYLOS und SOPHOKLES zu den herausragendsten altgriechischen Tragöden. EURIPIDES selbst war kein Anhänger einer speziellen philosophischen Schule, in seinen Werken finden sich jedoch Einflüsse der Naturphilosophie des 5. Jahrhunderts v. Chr. sowie Einflüsse der Sophisten.

EURIPIDES führte die menschliche Figur anstelle antiker griechischer Götter oder Helden in die Tragödie ein – mit all ihrer Leidenschaftlichkeit und Widersprüchlichkeit. Er wurde außerdem besonders bekannt durch den Einsatz eines ungewöhnlichen dramatischen Mittels, des Deus ex machina (latein.: Gott aus der Maschine).

Als Rationalist, Skeptiker und Vertreter sophistischen Gedankengutes sowie aufgrund formaler Kritikpunkte wurde EURIPIDES von den Dichtern seiner Zeit oft angegriffen. Seine Werke beeinflussten jedoch in Folgezeiten maßgeblich die Entwicklung der abendländischen Tragödie und die Dichter kommender Epochen, vor allem das hellenistische, das römische und das klassizistische französische Drama.

Hamlet

Prinz Hamlet kommt von seinem Studium in Wittenberg nach Haus zurück und findet seinen Vater, den König von Dänemark ermordet vor. Sein Onkel Claudius heiratet die Mutter und wird neuer König. Hamlet will des Vaters Ehre wahren, bleibt jedoch unentschlossen. Mutter und Onkel sollen des Komplotts überführt werden. Versehentlich ersticht Hamlet seinen zukünftigen Schwiegervater, den Vater Ophelias. Ihr Bruder Laertes muss Rache üben, als Ophelia Selbstmord begeht. Während eines Duells verletzen sich Laertes und Hamlet mit vergifteten Waffen. Hamlet ersticht den Onkel. Seine Mutter trinkt vom vergifteten Wein. Die Tragödie ist vollendet.

„Es ist was faul im Staate Dänemark“

oder, wie es der Übersetzer WIELAND sagte:

„Es muß ein verborgnes Uebel im Staat von Dännemark liegen.“

Das ist einer der berühmtesten Sätze des Stückes. Ein zweiter fragt nach „Sein oder Nichtsein“ und ist wohl am meisten kolportiert worden.

Faust – Der Tragödie Zweiter Teil

Erst 1825 wird der „Faust“ nach langer Zeit wieder in GOETHEs Tagebuch erwähnt. Diese Arbeit beendete er 1830. Das Manuskript wurde versiegelt mit dem Hinweis: „Erst nach meinem Tode zu öffnen“. Schon 1833 erschien die Erstausgabe von „Faust. Eine Tragödie von Goethe. Zweyter Theil“ in der Cotta'schen Buchhandlung. Das Stück galt lange Zeit als unspielbar. Erst im 20. Jahrhundert, bedingt durch die Fortschritte der Technik, wurde GOETHEs Meisterwerk öffentlich aufgeführt, zuletzt anlässlich der „Expo 2000“ in Hannover in der Regie von PETER STEIN.

Titus Maccius Plautus

* um 250 v. Chr. in Sarsina (Umbrien)
† um 184 v. Chr.

PLAUTUS war ein römischer Dramatiker. Er gilt neben TERENZ als der bedeutendste altrömische Komödiendichter. Seine Stücke waren aufgrund ihrer sprudelnden Komik bereits zu seinen Lebzeiten sehr populär und beeinflussten die europäische Dramatik nach der Renaissance nachhaltig.
Die Komödien von PLAUTUS weichen nicht nur in ihrem Handlungsverlauf oft stark von den griechischen Vorlagen ab, sondern auch in ihrem Charakter: aus den Sprechstücken der Griechen werden bei PLAUTUS römische Singspiele mit derber Situationskomik und kühnem Wortwitz. Auch werden nicht prinzipiell die „Guten“ belohnt, sondern oft der Intrigant, zumeist in Gestalt eines listigen Sklaven. PLAUTUS zeichnet damit in seinen Stücken ein eher verzerrtes Gesellschaftsbild.

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