Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.1 Dramatik
  5. 3.1.4 Dramentheorie und -geschichte
  6. Theater des Sturm und Drang

Theater des Sturm und Drang

Wie GOETHE erlebten die Dichter des Sturm und Drang das Werk WILLIAM SHAKESPEAREs völlig neu, sie begriffen ihn als Genie und großes Vorbild. Die jungen Dichter waren sich einig, mit jeder Regelpoetik zu brechen, vor allem mit den drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung. Eine neue Zeit erforderte auch eine neue Formensprache. Aus diesem Grunde kritisierte GOETHE auch die französischen Trauerspiele, die GOTTSCHED noch zum Vorbild dienten und sich streng am aristotelischen Regelwerk orientierten.

GOETHE ging sogar so weit, das von LESSING erhobene Postulat, im Drama müssten vernunftgemäße Erkenntnisse und vernünftige Moral vermittelt werden, abzulehnen. GOETHE stellte klar, dass entsprechend dem Genieverständnis seiner Generation nicht die Vernunft allein zur totalen Welterkenntnis führt, sondern einer Ergänzung durch die Empfindungen eines genialen Individuums bedarf: Diese Vorstellung sah GOETHE im Theater SHAKESPEAREs verwirklicht. SCHILLER definierte die Funktion des Theaters als Hilfe zur individuellen Lebensbewältigung. Es sollte Humanität vermitteln und Gerechtigkeit zwischen den Menschen schaffen.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

GOETHE und die Dichter des Sturm und Drang zu SHAKESPEARE

Im Gegensatz zu GOTTSCHEDs Orientierung an der französischen Literatur war für GOETHESHAKESPEAREs Werk das Erweckungserlebnis schlechthin:

„Die erste Seite, die ich in ihm las, machte mich auf zeitlebens ihm eigen, und wie ich mit dem ersten Stücke fertig war, stund ich wie ein Blindgeborener, dem eine Wunderhand das Gesicht in einem Augenblicke schenkt. Ich erkannte, ich fühlte aufs lebhafteste meine Existenz um eine Unendlichkeit erweitert, alles war mir neu, unbekannt, und das ungewohnte Licht machte mir Augenschmerzen. Nach und nach lernt' ich sehen, und, Dank sei meinem erkenntlichen Genius, ich fühle noch immer lebhaft, was ich gewonnen habe.“
(in: JOHANN WOLFGANG GOETHE: Zum Schäkespears Tag, siehe PDF)

Die Dichter des Sturm und Drang erlebten SHAKESPEARE völlig neu, sie begriffen ihn als Genie und großes Vorbild. Schnell waren sich die jungen Dichter einig, mit jeder Regelpoetik zu brechen, vor allem mit den drei Einheiten von Ort, Zeit und Handlung. GOETHE betonte:

„Ich zweifelte keinen Augenblick, dem regelmäßigen Theater zu entsagen. Es schien mir die Einheit des Orts so kerkermäßig ängstlich, die Einheiten der Handlung und der Zeit lästige Fesseln unsrer Einbildungskraft. Ich sprang in die freie Luft und fühlte erst, dass ich Hände und Füße hatte. Und jetzo, da ich sahe, wie viel Unrecht mir die Herrn der Regeln in ihrem Loch angetan haben, wie viel freie Seelen noch drinne sich krümmen, so wäre mir mein Herz geborsten, wenn ich ihnen nicht Fehde angekündigt hätte und nicht täglich suchte, ihre Türne zusammenzuschlagen.“ (ebenda)

GOETHE lehnte überzeitliche Regeln für die Produktion von Dramen strikt ab. Für ihn war die griechische Tragödie lediglich Ausdruck des Lebensverständnisses und der moralischen Wertvorstellungen der Antike. Eine neue Zeit erfordert auch eine neue Formensprache. Aus diesem Grunde kritisierte er auch die französischen Trauerspiele, die GOTTSCHED noch zum Vorbild dienten und sich streng am aristotelischen Regelwerk orientierten:

„Und in was für Seelen! Griechischen! Ich kann mich nicht erklären, was das heißt, aber ich fühl's und berufe mich der Kürze halber auf Homer und Sophokles und Theokrit, die haben's mich fühlen gelehrt. Nun sag' ich geschwind hintendrein: Französchen, was willst du mit der griechischen Rüstung, sie ist dir zu groß und zu schwer. Drum sind auch alle französischen Trauerspiele Parodien von sich selbst.“ (ebenda)

GOETHE ging sogar so weit, das von LESSING erhobene Postulat, im Drama müssten vernunftgemäße Erkenntnisse und vernünftige Moral vermittelt werden, abzulehnen. GOETHE stellte klar, dass entsprechend dem Genieverständnis seiner Generation nicht die Vernunft allein zur totalen Welterkenntnis führt, sondern einer Ergänzung durch die Empfindungen eines genialen Individuums bedarf: Diese Vorstellung sah GOETHE im Theater SHAKESPEAREs verwirklicht:

„Schäkespears Theater ist ein schöner Raritätenkasten, in dem die Geschichte der Welt vor unsern Augen an dem unsichtbaren Faden der Zeit vorbeiwallt. Seine Plane sind, nach dem gemeinen Stil zu reden, keine Plane, aber seine Stücke drehen sich alle um den geheimen Punkt (den noch kein Philosoph gesehen und bestimmt hat), in dem das Eigentümliche unseres Ichs, die prätendierte Freiheit unsres Wollens, mit dem notwendigen Gang des Ganzen zusammenstößt.“ (ebenda)

Der Dichter ist zu einer Welterkenntnis fähig, die dem nur mit dem Verstand arbeitenden Philosophen versagt bleibt. Der Dramatiker zeichnet jedoch nicht nur ein Bild der Welt, sondern das besondere Verhältnis des Einzelnen zu ihr. Hier wird angedeutet, was das Drama noch lange thematisch bestimmen sollte: der Konflikt des Individuums mit der Gesellschaft.

  • BWS-DEU2-0039-03.pdf (19.58 KB)

SCHILLER definierte die Funktion des Theaters als Hilfe zur individuellen Lebensbewältigung. Es sollte Humanität vermitteln und Gerechtigkeit zwischen den Menschen schaffen. Auch für ihn war SHAKESPEAREs Werk ein „Erweckungserlebnis“ geworden. In seinem Aufsatz „Über naive und sentimentalische Dichtung“ schrieb er über sein Verhältnis zu SHAKESPEARE:

„Als ich in einem sehr frühen Alter den letztern Dichter zuerst kennen lernte, empörte mich seine Kälte, seine Unempfindlichkeit, die ihm erlaubte, im höchsten Pathos zu scherzen, die herzzerschneidenden Auftritte im Hamlet, im König Lear, im Macbeth u. s. f. durch einen Narren zu stören, die ihn bald da festhielt, wo meine Empfindung forteilte, bald da kaltherzig fortriß, wo das Herz so gern still gestanden wäre. Durch die Bekanntschaft mit neuern Poeten verleitet, in dem Werke den Dichter zuerst aufzusuchen, seinem Herzen zu begegnen, mit ihm gemeinschaftlich über seinen Gegenstand zu reflektieren, kurz, das Objekt in dem Subjekt anzuschauen, war es mir unerträglich, daß der Poet sich hier gar nirgends fassen ließ und mir nirgends Rede stehen wollte. Mehrere Jahre hatte er schon meine ganze Verehrung und war mein Studium, ehe ich sein Individuum lieb gewinnen lernte. Ich war noch nicht fähig, die Natur aus der ersten Hand zu verstehen. Nur ihr durch den Verstand reflektiertes und durch die Regel zurecht gelegtes Bild konnte ich ertragen, und dazu waren die sentimentalischen Dichter der Franzosen und auch der Deutschen, von den Jahren 1750 bis etwa 1780, gerade die rechten Subjekte. Uebrigens schäme ich mich dieses Kinderurtheils nicht, da die bejahrte Kritik ein ähnliches fällte und naiv genug war, es in die Welt hineinzuschreiben.“
(FRIEDRICH SCHILLER: „Über naive und sentimentalische Dichtung“, siehe PDF)

  • BWS-DEU2-0039-04.pdf (238.46 KB)

Die „Erfurthische Gelehrten Zeitung“ nannte SCHILLER anlässlich der Veröffentlichung der „Räuber“ 1781 bereits den „teutschen Shakespeare“. SCHILLERs Begeisterung für SHAKESPEARE ging soweit, dass er begann, dessen Stücke zu übersetzen (siehe PDF "William Shakespeare – Macbeth").

Politisch fand sich SCHILLER auf der Ebene der Herrscher wieder. Im klassischen Drama SCHILLERs und GOETHEs wurde die gehobene Sprache (keine Umgangssprache) und eine gebundene Sprache (meist mit Blankvers = 5-hebiger Jambus, ungereimt) bevorzugt.

  • BWS-DEU2-0039-05.pdf (499.04 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Theater des Sturm und Drang." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/theater-des-sturm-und-drang (Abgerufen: 09. June 2025, 13:28 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Barocktheater
  • Lessing
  • GUSTAV FREYTAG
  • Volltext
  • Standardstruktur des Dramas
  • neue Formensprache
  • GOTTSCHED
  • Drama des Expressionismus
  • Konflikt des Individuums mit der Gesellschaft
  • Hegel
  • Dramatiker
  • SCHILLER
  • Pdf
  • Regelpoetik
  • Dramentheorie
  • GOETHE
  • Shakespeare
  • pyramidaler Dramenaufbau
  • Theater SHAKESPEARES
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Wilhelm Tell

GOETHE berichtete über die Arbeitsweise SCHILLERs am „Tell“:

„Schiller fing damit an, alle Wände seines Zimmers mit so viel Spezialkarten der Schweiz zu bekleben, als er auftreiben konnte. Nun las er Schweizer Reisebeschreibungen, bis er mit Weg und Stegen des Schauplatzes des Schweizer Aufstandes auf das Genauste bekannt war. Nachdem er alles Material zusammen gebracht hatte, setzte er sich über die Arbeit, und buchstäblich genommen, stand er nicht eher vom Platze auf, bis der „Tell“ fertig war. Überfiel ihn die Müdigkeit, so legte er den Kopf auf den Arm und schlief. Sobald er erwachte, ließ er sich nicht, wie fälschlich nachgesagt worden ist, Champagner, sondern starken schwarzen Kaffee bringen, um sich munter zu halten. So wurde der „Tell“ in sechs Wochen fertig; er ist aber auch wie aus einem Guss.“

Das Stück geht auf eine alte Schweizer Legende zurück, nach der ein gewisser Tell das Signal für den Unabhägigkeitskampf ausgelöst hätte, indem er nach einem erzwungenen Schuss auf einen Apfel, der sich auf dem Kopf seines Sohnes befand, den Reichsvogt ermordete.

Johann Wolfgang von Goethe

* 28.08.1749 in Frankfurt am Main
† 22.03.1832 in Weimar

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE war einer der berühmtesten deutschen und zugleich weltweit bekanntesten Dichter der „Sturm- und-Drang-Zeit“. Mit dem in dieser Epoche entstandenen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) wurde er weltberühmt. In der später folgenden „Klassischen Periode“ GOETHEs entstanden vor allem Dramen wie „Iphigenie auf Tauris“ (1787), Egmont (1788), „Torquato Tasso“ (1790) oder die „Faust“-Tragödien, aber auch weitere Romane und zum Abschluss seines Schaffens seine Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ (1833, posthum). Eine Vielzahl der Werke GOETHEs entsprang der anregenden Freundschaft mit FRIEDRICH VON SCHILLER.
GOETHE hinterließ ein gewaltiges, an Widersprüchen reiches Werk, in dem sich seine große Persönlichkeit widerspiegelt und das zugleich Spiegelbild einer Epoche ist, die in ihrem inneren Widerspruch zu den fruchtbarsten und folgenreichsten in der deutschen Literatur gehört. Mit diesem seinem Werk nimmt GOETHE in der deutschen Literaturgeschichte eine herausragende Stellung ein. Die Schriften des Gelehrten, Naturforschers und Dichters GOETHE hatten von seinen Lebzeiten bis in die Gegenwart hinein enorme Wirkung auf die Literatur.

Trivialliteratur

Trivialliteratur will auf leichte, lockere Weise unterhalten. Sie ist sprachlich durch einfache Strukturen gekennzeichnet, oft sehr bildhaft. Die Handlungsfiguren entsprechen typisch trivialen Mustern.
Die Trivialliteratur ist im 18. Jahrhundert während der Aufklärung entstanden. Sie bediente sich weniger Sujets und trat als Liebesgeschichte, Historie, Räuberpistole, Gruselgeschichte, Kriegsgeschichte in Erscheinung. Verbreitet wird die Trivialliteratur heute zumeist über das Groschenheft. Triviale Varianten des Films sind u.a. die soap operas.

Literaturbegriff

Literatur bezeichnet im weitesten Sinne alles Geschriebene. In diesem Sinne ordnet man die Literatur nach:

  • Sach- bzw. Fachliteratur und
  • schöngeistiger Literatur.

Die schöngeistige Literatur als Teilgebiet der Kunst wird im Allgemeinen in

  • die hohe Literatur und
  • die Trivialliteratur bzw. Unterhaltungsliteratur

untergliedert. Die Unterteilung der Literatur in

  • fiktionale Texte und
  • nicht-fiktionale Texte

folgt dem Aspekt, ob es sich um wirkliches oder nicht wirkliches Geschehen handelt.

Matthias Claudius

* 15.08.1740 in Reinfeld (Holstein)
† 21.01.1815 in Hamburg

MATTHIAS CLAUDIUS (Pseudonym: ASMUS) war ein deutscher Journalist und Dichter des 18. Jahrhunderts, der heute weitgehend unbekannt ist. Bekannt wurde er vor allem als Herausgeber und Mitautor der Zeitschrift „Der Wandsbeker Bothe“ und durch seine lyrischen Dichtungen, die durch ihre volkstümliche Schlichtheit und tiefe Frömmigkeit beeindrucken. So ist sein „Abendlied“ („Der Mond ist aufgegangen“) noch heute in den Volksliederbüchern zu finden.
Neben seinen journalistischen Artikeln und volksliedhaften Dichtungen verfasste CLAUDIUS – selbst Mitglied einer Freimaurerloge – freimaurerische Tafellieder und übersetzte freimaurerische Bücher aus dem Französischen und Englischen.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025