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William Wordsworth

* 07.04.1770 in Cockermouth (County Cumbria)
† 23.04.1850 in Rydal Mount bei Grasmere (County Cumbria)

Der Dichter WILLIAM WORDSWORTH gehört neben ROBERT SOUTHEY und SAMUEL TAYLOR COLERIDGE zu den bedeutendsten englischen Romantikern.

Diese kritisierten die psychische Verarmung, die durch die Industrialisierung mit ihrer monotonen und entfremdenden Arbeit hervorgerufen wurde. In den Mittelpunkt stellten sie stattdessen die Natur: Sie sollte Impulse zur Entfaltung der Vorstellungskraft geben. In ihren Gedichten wollten die Romantiker ihre Vorstellungen von Ursprünglichkeit und Naturnähe verwirklichen.

Die Landschaft des Lake District im Nordwesten Englands wurde deshalb zu einem Anziehungspunkt dieser Dichter. Sie versuchten hier wiederzufinden, was ihnen in der Großstadt verlorengegangen war. In dieser ländlichen Zurückgezogenheit entstand die Sammlung der Lyrical Ballads (1798) von WIILIAM WORDSWORTH und SAMUEL TAYLOR COLERIDGE, die für die englische Romantik richtungsweisend war.

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Lebensgeschichte

WILLIAM WORDSWORTHs Eltern (der Vater war Rechtsanwalt) verstarben früh. WORDSWORTH studierte von 1787 bis 1791 in Cambridge. Im Jahr 1790 unternahm er zahlreiche Wanderungen auf dem europäischen Kontinent. Zwei Jahre darauf verbrachte er einige Zeit in Frankreich und wurde dort zum Anhänger der Französischen Revolution. Nach England zurückgekehrt, schloss er enge Freundschaft mit dem Dichter SAMUEL TAYLOR COLERIDGE. Gemeinsam mit seiner Schwester DOROTHY WORDSWORTH, mit der er sein Leben lang eng verbunden war, zog WORDSWORTH nach Dorset und darauf nach Somerset.

In den Jahren 1798 und 1799 unternahmen die Geschwister WORDSWORTH gemeinsam mit COLERIDGE eine Deutschlandreise. Schließlich ließ WORDSWORTH sich in Grasmere im Lake District im Nordwesten Englands nieder und heiratete 1802 seine Jugendfreundin MARY HUTCHINSON. Weitere Reisen führten ihn unter anderem nach Schottland. Er erhielt Ehrungen mehrerer Universitäten und wurde als Nachfolger seines Freundes ROBERT SOUTHEY 1843 zum Poet laureate ernannt, was ein offizielles, honoriertes Hofamt beinhaltete. Nach seinem Tod im Jahr 1850 wurde er in der Westminster Abbey in London beigesetzt.

Literarische Werke

Anfangs verfasste WORDSWORTH Naturgedichte, in denen er seine Heimat und die Schweizer Alpen in stimmungsvollen Bildern einfängt. Sie entsprechen noch der konventionellen, klassizistischen Tradition („An Evening Walk“, 1793; „Descriptive Sketches“, 1793). Typisch für den Klassizismus, deren wichtigster Vertreter in England ALEXANDER POPE war, ist der Rückgriff auf die Antike, auf deren regelhafte Sprache und klare Formen.

Zwischen 1796 und 1806 arbeitete WORDSWORTH besonders intensiv als Dichter: In dieser Zeit entstanden zahlreiche lyrische Gedichte, Oden und die besten seiner insgesamt über 500 Sonette.
Aus dieser Zeit stammt ebenfalls das für die englische Romantik wegweisende Werk „Lyrical Ballads“, das WORDSWORTH zusammen mit COLERIDGE herausgab. Diese Gedichte richten sich nicht mehr nach den klassizistischen Regeln. WORDSWORTH findet hier zu einer stilistisch schlichten Verssprache. Die zweite Ausgabe der „Lyrical Ballads“ (1800) versah WORDSWORTH mit einem programmatischen Vorwort und begründete so seinen Ruf als Pionier der Romantik.

Romantische Dichtung

Die englischen Romantiker kritisierten die psychische Verarmung durch die Industrialisierung, die

  • durch monotone und entfremdende Arbeit,
  • die Informationsflut,
  • die Wirkung der Sensationspresse und
  • den Konsum billiger literarischer Produktionen

hervorgerufen wurde. Sie stellten daher die Imagination, d. h. die Vorstellungskraft des Einzelnen, in den Mittelpunkt, die sich von der Zweck beherrschenden Vernunft absetzt. Die Natur sollte Impulse zur Entfaltung der Vorstellungskraft geben, eine Idee, die bereits WILLIAM BLAKE formuliert hatte.

Die Themen der Romantik waren:

  • Rückbesinnung auf die Vergangenheit (Mittelalter)
  • Naturhuldigung und -verklärung
  • Irrationales Mythos

Volkspoesie

WORDSWORTHs Interesse galt vor allem der Landbevölkerung, die von den modernen Zivilisationserscheinungen – etwa der monotonen und entfremdenden Industriearbeit und dem städtischen Leben – noch unberührt geblieben war. Um deren Gefühls- und Wahrnehmungswelten angemessen wiederzugeben, wählte er eine ungekünstelte, von der klassischen Regelpoetik abweichende Sprache.

Ganz in diesem Sinne stehen in WORDSWORTHs Gedichten wiederholt ungebildete Landarbeiter oder Kinder im Mittelpunkt, die ein Wissen vermitteln sollen, das dem gebildeten Stadtbewohner verlorengegangen ist. Verschiedene Gedichte werden an die dramatische Form des Dialogs angelehnt, um den Eindruck menschlicher Nähe entstehen zu lassen.
In einigen seiner bekanntesten Gedichte (The Prelude, dt. Präludium) stellt WORDSWORTH aus der erinnernden Perspektive des Erwachsenen imaginativ das Lebensgefühl des Kindes dar. Der Prozess des Erwachsenenwerdens wird von ihm als Verlustgeschichte illustriert.

Lake School

Die Landschaft des Lake District im Nordwesten Englands, wo sich WORDSWORTH niedergelassen hatte, wurde zu einem Anziehungspunkt für die Dichter der ersten Generation der Romantik – daher die Bezeichnung Lake Poets oder Lake School. Auch SOUTHEY und COLERIDGE hatten hier ihr Domizil aufgeschlagen. Sie versuchten, in bewusster Abkehr zur Großstadt ihre Vorstellungen von Ursprünglichkeit und Naturnähe zu verwirklichen.
In dieser ländlichen Zurückgezogenheit vollendete WORDSWORTH 1805 den ersten Entwurf der COLERIDGE gewidmeten bekenntnishaft-autobiografischen Dichtung „The Prelude, or, Growth of a Poet's Mind“ (dt. „Präludium oder das Reifen eines Dichtergeistes“), in der er die Entwicklung seiner dichterischen Imagination behandelt. The Prelude sollte den ersten von drei Teilen des philosophischen Hauptwerkes „The Recluse“ bilden, eines unvollendet gebliebenen Epos über Mensch, Natur und Gesellschaft. Nur der zweite Teil, ein philosophisches Lehrgedicht, erschien zu WORDSWORTHs Lebzeiten unter dem Titel „The Excursion“ (1814).

Mit der zweibändigen Ausgabe „Poems“ (1807), die WORDSWORTH nochmals als Dichter der kleinen Dinge zeigt, endete seine große Schaffensperiode. Als prominentes Beispiel sollte man das Gedicht „Daffodils“ (dt.: Osterglocken) lesen: Das lyrische Ich ist beim Anblick von Osterglocken in der freien Natur so entzückt, dass es sich dieses Bild zu Hause auf dem Sofa liegend immer wieder gern in seine Erinnerung zurückruft:

Daffodils

I WANDER'D lonely as a cloud
That floats on high o'er vales and hills,
When all at once I saw a crowd,
A host, of golden daffodils;
Beside the lake, beneath the trees,
Fluttering and dancing in the breeze.

Continuous as the stars that shine
And twinkle on the Milky Way,
They stretch'd in never-ending line
Along the margin of a bay:
Ten thousand saw I at a glance,
Tossing their heads in sprightly dance.

The waves beside them danced; but they
Out-did the sparkling waves in glee:
A poet could not but be gay,
In such a jocund company:
I gazed-and gazed-but little thought
What wealth the show to me had brought:

For oft, when on my couch I lie
In vacant or in pensive mood,
They flash upon that inward eye
Which is the bliss of solitude;
And then my heart with pleasure fills,
And dances with the daffodils.

(Arthur Quiller-Couch [ed.]: The Oxford Book of English Verse, 1919)

Eine deutsche Übersetzung der„Osterglocken“ lautet:

„Ich wandert’ einsam wie die Wolke,
die treibt dahin in ihrer Höhe,
als plötzlich ich vor einem Volke
von goldnen Osterglocken stehe:
Am See, dort wo die Bäume sind,
flattern und tanzen sie im Wind.

So endlos, wie die Sterne scheinen
und funkeln auf der Himmelsstraße,
erstrecken sich der Blumen Reihen
die Bucht entlang am Kiesgestade:
Zehntausend faßte da mein Blick,
Köpfe all wiegend wie verzückt.

Im Hintergrund der Wellen Tanz,
doch munterer der Blumen Reigen!
Vor Freude spachlos war ich ganz,
in froher Runde durft’ ich schweigen:
Ich schaute, schaute, kaum bedachte
die Wohltat, die dies Schauspiel brachte:

Wenn ich mal liege auf Couch,
gestimmt, daß man den Tag vergißt,
sie blitzen auf vorm innern Aug’,
was des Alleinseins Segen ist:
Das Herz wird froh, es tanzt beschwingt,
von der Narzissenschar umringt.“

(Mit freundlicher Genehmigung von Dietrich H. Fischer, www.william-wordsworth.de)

Später begeisterte sich WORDSWORTH immer weniger für die Ideale der Französischen Revolution. Seine nun eher konservativen Ideen von Staat und Kirche prägen die zahlreichen Sonette und Gedichte seiner Spätphase.

Werke (Auszug)

  • Die Verstragödie The Borderers (1842)
    und
  • die Briefe The Letters of William and Dorothy Wordsworth (hg. 1967–1982).
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "William Wordsworth." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/william-wordsworth (Abgerufen: 20. August 2025, 12:03 UTC)

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