Kritik

Die Kritik ist eine Meinungsäußerung über Werke aus Literatur, Kunst, Theaterschaffen und Wissenschaft unter aktuellen Gesichtspunkten. Die traditionelle Form ist die Rezension (lat. recensio = Musterung; Untersuchung).
Die Literatur- und Kunstkritik erfolgt aber auch in Artikeln, Kommentaren, Betrachtungen, Glossen und Feuilletons, des Weiteren in Briefen, Stellungnahmen und Diskussionen.

Beispiel für eine neugierig machende Kritik
(Tagesspiegel-Beilage „Ticket“ v. 21.–27. Februar 2002, S. 18):

PREMIERE DER WOCHE
NORMAL VERRÜCKT

„Don Quixote“ oder: Was bedeutet es, ein Held zu sein?

Einleitung (Worum geht es?):

[...] In „Don Quixote“, dem neuen Stück am Hans-Otto-Theater, wird Grundsätzliches angesprochen:

Subjektive Sicht und Inhaltsangabe:

Der Autor will neugierig machen. Deshalb hält er seine Eindrücke in einer Schwebe, arbeitet mit Andeutungen:

Die Sicht auf eine mehr oder minder normale Welt und die Menschen die auf ihr leben.  

Der Autor nutzt seine rhetorischen Kenntnisse, spielt hier mit dem Xiasmus (normal verrückt – verrückt normal)

Es wird mit Idealismus gespielt, mit Einbildung und Wirklichkeit, mit normal Verrücktem und verrückt Normalem.

Erst jetzt stellt der Autor den Helden des Stückes vor, dabei spielt er wieder mit dem Wort, lässt seine Kenntnisse in Rhetorik aufscheinen, indem er statt „zu Papier gebracht“, wie es vom Leser zu erwarten gewesen wäre, „zu Blatt gebracht“ schreibt:

Held der Anfang des 17. Jahrhunderts von Miguel de Cervantes zu Blatt gebrachten Geschichte ist der Abenteurer Don Quixote:

Nun lässt der Autor all die Klischees folgen, die sich um den Helden Don Quixote angesammelt haben:

ein wirklichkeitsfremder Idealist und selbst ernannter Star, der durch die Lande zieht, um ritterliche Großtaten zu vollbringen, für Gerechtigkeit zu kämpfen [...]

Dabei bemüht er sich, trotzdem originell zu bleiben, wenn er neuzeitliche Begriffe wie „Star“ verwendet. Nebenbei wird der zweite Held der Geschichte eingeführt: Sancho Pansa. Ihn verortet der Autor der Rezension sofort in einer realistischen Denkweise, denn dieser

[...] versucht, mit seinen realistisch trockenen Kommentaren den Möchtegernritter von seinen illusionären Höhenflügen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Auffallend ist, dass der Rezensent, trotz der Leichtigkeit des Schreibstils, einen gewissen Anspruch an seinen Leser vermitteln möchte. Das zeigt sich besonders an den Attributen. Der Idealist ist nicht einfach ein Idealist, sondern ein „wirklichkeitsfremder“, und Sancho Pansas Kommentare sind „realistisch trocken“. Aber aquch Komposita sollen die Helden charakterisieren, etwa „Möchtegernritter“. Der Autor fährt fort:

[...] Don Quixote ist einer dieser unbeirrbaren Menschen, die auf ihrem Weg weitergehen, selbst wenn es objektiv gesehen klüger wäre, umzukehren.

Offensichtlich liegt die Sympathie des Rezensenten beim „Nachbarn“ Sancho Pansa, während der Ritter von der traurigen Gestalt für ihn eher eine Verlachfigur bleibt.

Der Rezensent stellt im Folgenden Regisseur und Darsteller vor und vergisst nicht zu erwähnen, dass dieses Theaterstück für Kinder produziert wurde.

Die Wertung am Schluss der Rezension mündet in den Schlusssatz:

Eine sinnreiche Verbildlichung der in den Sprichwortschatz übergegangenen Heldengeschichte.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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