Neuhochdeutsch

Herausbildung des Neuhochdeutschen

Die neuhochdeutsche Sprachperiode setzt etwa mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ein. Zu den Auswirkungen des Krieges gehörte ein Zustrom fremdsprachlicher Elemente, besonders aus dem Französischen. Gegen Tendenzen der sprachlichen Überfremdung bildeten sich Sprachgesellschaften, so

  • 1617 die „Fruchtbringende Gesellschaft“ in Weimar,
  • 1633 die „Aufrichtige Tannengesellschaft“ in Straßburg,
  • 1642 die „Deutschgesinnte Genossenschaft“ in Hamburg,
  • 1644 der „Pegnesische Blumenorden“ in Nürnberg,
  • 1717 die „Poetische Gesellschaft“ in Leipzig, die
  • 1726 zur „Deutschen Gesellschaft“ umgebildet wurde.

Die Sprachgesellschaften zielten insgesamt auf die Reinigung und Verbesserung der deutschen Sprache.
Zugleich gab es vielfache Versuche einer theoretischen Beschreibung und Normierung der deutschen Sprache, die sich in Werken zur Grammatik, zur Orthografie bzw. in deutschen Wörterbüchern niederschlugen. Dazu zählten

  • „Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs“ von C. STIELER, 1691;
  • „Die Grundlegung einer deutschen Sprachkunst“ von J. C. GOTTSCHED, 1748;
  • „Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen“ (5 Bände) von J. C. ADELUNG, 1774–86.

Insgesamt haben sich in der Zeit von 1650 bis um 1800 die Bemühungen um Vereinheitlichung auf allen Sprachebenen sehr verstärkt.
Im 19. Jahrhundert begann auch die philologische Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache, dabei die historische germanische Sprachforschung und die Sammlung des neuhochdeutschen Wortschatzes einschließend:

  • „Deutsche Grammatik“ (4 Bände), von JACOB GRIMM, 1819–37;
  • „Deutsches Wörterbuch“ von JACOB und WILHELM GRIMM, 1852.

Vereinheitlichung und Normierung der deutschen Sprache

Durch die Reichsgründung 1871 und die damit gegebene politische Einheit erhielten auch die sprachlichen Vereinheitlichungs- und Normierungsbestrebungen Auftrieb. Sie fanden vor allem Ausdruck in der Festlegung der deutschen Rechtschreibung durch KONRAD DUDENS: „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ (1. Auflage 1880). Eine Konferenz, die 1901 unter Beteiligung Österreichs und der Schweiz stattfand, bestätigte diese Regeln im Wesentlichen und legte darüber hinaus fest:

  • eine möglichst phonetische Schreibung der Fremdwörter;
  • die Ersetzung von th durch t in allen deutschen Wörtern;
  • die Beschränkung der ph-Schreibung auf Fremdwörter für das gesamte Sprachgebiet.

Einen vorläufigen Abschluss der Regelungen der deutschen Rechtschreibung bildet die Rechtschreibreform, auf die sich die Vertreter der deutschsprachigen Staaten und von Ländern mit deutschsprachiger Minderheit am 1. Juli 1996 in Wien mit der Unterzeichnung verständigt haben und die am 1. August 1998 in Kraft trat. Mit dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz am 30. März 2006 wurde die Reform in Deutschland rechtskräftig und an allen Schulen ab 1. August 2006 eingeführt.

Sprachwandel, Sprachentwicklung

Neben der fortschreitenden Konsolidierung der deutschen Sprache vollzog sich zugleich ein fortschreitender Wandel des Wortschatzes. Das war und ist eine Folge der naturwissenschaftlichen und technischen Entwicklungen sowie des Prozesses der Industrialisierung. So wurde und wird der an den humanistischen Bildungstraditionen orientierte hochsprachliche Standard durch einen Wortschatz überlagert, der den Gegebenheiten des modernen Lebens entspricht. Aus Fachbereichen (z. B. Computerfachsprache) gelangen Wörter in die Allgemeinsprache. Auch lassen sich in der deutschen Sprache bereits zahlreiche Amerikanismen finden. Ausdrücke wie „Bluejeans“ (bzw. einfach nur „Jeans“), „Jet“, „Talkshow“, „City“, „Management“ haben, aus dem amerikanischen Englisch kommend, Zugang gefunden. In der ehemaligen DDR gehörten Wörter wie „Planerfüllung“, „Kader“, „Brigade“, „Kollektiv“ zum allgemeinen Sprachschatz. Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung werden diese Wörter aber kaum noch verwendet.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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