Schriftsprache

Entwicklung der deutschen Schreibsprache

Bis zur Mitte des 1. Jahrtausends n.Chr. las und schrieb im deutschen Sprachraum fast niemand. Die germanischen Stämme nutzten als Schriftzeichen Runen. Nach den ersten Buchstaben wird dieses Alphabet auch Futhark genannt. Etwa um 400 ist der älteste germanische Stabreimvers belegt.
Um 500 begann die Christianisierung der Franken unter CHLODWIG und ab 700 sind die ersten Schriften mit lateinischen Lettern meist religiösen Inhalts überliefert.
Das Deutsche wird erstmals in althochdeutscher Zeit (etwa ab 750) geschrieben. Dabei entstehen neben kirchlichen auch literarische Texte. Man schätzt den Anteil des Deutschen im Vergleich zu den lateinischen Texten auf etwa 5 Prozent.

Das älteste bekannte Schriftwerk in deutscher Sprache ist der Abrogans (PDF 1), ein lateinisch-althochdeutsches Synonymwörterbuch, dessen Vorstufen wahrscheinlich bis in das süditalienische Kloster Vivarium zurückreichen.
Es wurde in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts, ungefähr um 750, in Freising (oder auch Salzburg) von wahrscheinlich zwanzig verschiedenen Schreibern glossiert und umfasst etwa 3 670 volkssprachliche Wörter.
Es beinhaltet ein aus spätantiken (lateinischen) und frühmittelalterlichen (althochdeutschen) Glossaren zusammengestelltes, alphabetisch geordnetes Verzeichnis seltener Wörter. Diese wurden durch andere, geläufigere lateinische Wörter erläutert.

Althochdeutsche Schriftbelege

Das Althochdeutsche war noch keine Einheitssprache im heutigen Sinn. Es gab, geprägt durch verschiedene Lebensbedingungen und Lebensformen, verschiedene Dialekte. Deshalb ist auch die schriftliche Wiedergabe nicht einheitlich.
So finden sich im Hildebrandslied (etwa 800, PDF 2) langobardische Reste neben bairischen, fränkischen und altsächsischen Formen.

Das Wessobrunner Gebet (PDF 3), auch als Wessobrunner Schöpfungsgedicht bekannt, ist in Althochdeutsch und Altbairisch aufgezeichnet (814).
Der Fundort der frühen schriftlichen Quellen war nicht immer der Schreibort. Althochdeutsche Texte wurden durch Abschreiben in Klosterschulen verbreitet. Diese wirkten in der althochdeutschen Zeitepoche als Kulturträger in weitem Sinn. In den Klöstern sind nicht nur geistliche Texte übersetzt, verfasst und abgeschrieben worden, sondern auch Götter- und Heldensagen, Gelöbnisse, Segens- und Zaubersprüche, so auch die Merseburger Zaubersprüche (9./10. Jahrhundert).
Zu den frühen althochdeutschen Schriften zählen auch die Straßburger Eide, die von LUDWIG DEM DEUTSCHEN und KARL DEM KAHLEN 842 als Treueeid geleistet wurden.

Übergang zur Schriftsprache

Mit Althochdeutsch bezeichnet man die älteste schriftlich überlieferte Form der deutschen Sprache. Der neue Wortschatz für die sich entwickelnde eigenständige deutsche Literatur – etwa ab 800 n.Chr. – wurde vor allem durch Wortentlehnungen aus dem Lateinischen und Griechischen gebildet. Merkmale des Übergangs von der lautlichen Entwicklung – die durch die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung geprägt wurde – zur deutschen Schriftsprache waren:

  • Ablösung des Stabreims durch den Endreim (z. B. ahd. Hildebrandslied, mhd. Der arme Heinrich);

  • Lehnbildung: Aneignung fremder Vorstellungen, vor allem aus dem Lateinischen,

z. B. 

Pforte, später Portal aus porta,
Ziegel, später Tiegel aus tegula,

und aus dem Griechischen

z. B.

Chiricha (Kirche) aus kyriakon,
Priester aus Presbyter;

  • Silbenschwund:
    „In godes minna ind in thes christânes folches ind unsêr bêdhero gehaltnissî“ = „Aus Liebe zu Gott und zu des christlichen Volkes und unser beider Heil“ (aus: Straßburger Eide).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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