Nordwestpassage

Obwohl sie ihr eigentliches Ziel nie erreichten, trugen diese Expeditionen fiel zur Erforschung des Nordpolarmeeres bei. Erst dem Norweger ROALD AMUNDSEN ist die Suche der Nordwestpassage zwischen 1903 und 1906 erfolgreich geglückt. Der Bau des Suez-Kanals in Ägypten 1859-69 verkürzte den Seeweg nach Indien, China und Südostasien. Von nun an war es nicht mehr erforderlich, den afrikanischen Kontinent zu umfahren, um Asien zu erreichen. England sicherte sich das Einflussgebiet um den Suez-Kanal und leitete die Hochphase seiner imperialistischen Politik ein.

JOHN CABOT

1497 entdeckte JOHN CABOT (1450-1498) Cape Breton Island und Nova Scotia an der amerikanischen Ostküste. Wie CHRISTOPHER COLUMBUS war er auf der Suche nach einer Westpassage von Europa nach Indien. Er hoffte in nordwestlicher Richtung den Weg in den indischen Ozean zu finden. Die Umrisse des amerikanischen Kontinents und der Pazifische Ozean waren ihm und seiner Zeit noch unbekannt. Nach dem Wikinger LEIF ERIKSSON war JOHN CABOT der erste Europäer, der das nordamerikanische Festland erreichte. JOHN CABOTs Berichte vom Fischreichtum vor der Küste Neufundlands zog in den Sommern der Folgezeit viele Fischer aus den europäischen Küstengebieten nach Neufundland und Nova Scotia, die sich dort für den Fischfang an provisorischen Lagerplätzen niederließen.
JOHN CABOT hieß eigentlich GIOVANNI CABOTO; er war italienischer Seefahrer im Dienste der englischen Krone.

SIR MARTIN FROBISHER

1576 entdeckte der Engländer SIR MARTIN FROBISHER (1535-1594), der ebenfalls eine Nordwestdurchfahrt zu finden hoffte, Baffin Island. Er und seine Mannschaft waren die ersten Europäer, die mit Eskimos in Berührung kamen. Sie glaubten in den Menschen mit den tatarischen Gesichtszügen, die sich den Europäern gegenüber feindselig verhielten, endlich Asiaten zu treffen und kehrten in der Überzeugung nach England zurück, Asien erreicht zu haben.

HENRY HUDSON

HENRY HUDSON unternahm von England aus mehrere Seeexpeditionen auf der Suche nach einer Nordwestdurchfahrt. Bei dem Versuch, entlang der Ostküste Nordamerikas nach einem Durchlass in Richtung Asien zu suchen, stieß er auf die Mündung des Hudson River an der Stelle des heutigen New York (1609). Er segelte mehr als 200 km flussaufwärts und erkundete das Tal des Hudson River. Seine Verdienste liegen außerdem in der Entdeckung der Jan Mayen - Insel vor der Küste Grönlands (1607), und der Hudson Bay (1610-1611), die nach ihm benannt ist. Auf die letzte Expedition begab er sich mit einem Schiff namens The Discovery. Nachdem er die Hudson Strait durchfahren hatte (ebenfalls nach ihm benannt), glaubte er in der riesigen Wasserfläche der Hudson Bay den Pazifik vor sich zu sehen. Er wandte sich weiter nach Süden, geriet in immer dichter werdende Eisfelder und musste schließlich in der James Bay überwintern. Als er im Frühjahr die Suche nach einer Passage wieder aufnehmen wollte, meuterte seine Mannschaft. Er wurde zusammen mit seinem Sohn und fünf loyalen Männern in einem offenen Boot ausgesetzt und blieb verschollen.
HENRY HUDSONs Berichte von Walen und Walrossen im Meer nördlich des Polarkreises lösten eine Welle von Walfang- und Fischerei-Expeditionen aus. Engländer und Niederländer lieferten sich in der Errichtung von Walfangstationen einen erbitterten Konkurrenzkampf.

Die Hudson Bay galt bald als der ideale Ausgangspunkt für den Pelzhandel in der Region. Die Hudson Bay Company (kurz für: Company of Adventurers of England Trading into Hudson's Bay) wurde 1670 als private Handelsgesellschaft gegründet und erhielt vom englischen König CHARLES II. die Rechte für den Pelzhandel und der Jagd im Umland der Bucht. Sie konkurrierte mit den benachbarten Handelsgesellschaften der französischen Kolonisten in Kanada. Die Hudson's Bay Company kontrollierte das gesamte Gebiet um die Hudson Bay und die James Bay. Sie errichtete Handelsniederlassungen (1682 Fort Nelson, das später in York Factory umbenannt wurde) und knüpfte Handelskontakte zu den Inuit und Indianern der Region. Diese spielten nicht nur als Pelzlieferanten eine wichtige Rolle, sondern waren mit ihren Kenntnissen auch als Führer bei der Erschließung des Landesinneren eine große Hilfe. Die Hudson's Bay Company trug maßgeblich zur Erforschung und Kartierung dieser Region Kanadas bei. Sie beanspruchte schließlich das gesamte Gebiet der sogenannten Northwest Territories (d.h. ein Drittel der Fläche Kanadas) als von ihr verwaltetes Eigentum. 1869 verkaufte die Hudson's Bay Company dieses ausgedehnte Territorium an das neu gegründete Dominion of Canada.

SIR JOHN FRANKLIN

Die Expedition, zu der SIR JOHN FRANKLIN im Alter von 59 Jahren am 19. Mai 1845 aufbrach, endete als Tragödie. FRANKLIN hatte schon mehrere Forschungsreisen im Norden Kanadas geleitet. Diese nun, die seine letzte werden sollte, wurde mit zwei Segelschiffen, Erebus und Terror, die zusätzlich mit Dampf angetriebene Schiffsschrauben besaßen, durchgeführt. Ihr Auftrag lautete, eine Nordwestdurchfahrt über den Lancaster Sound bis zur Bering Straße, d.h. bis zum Pazifik, zu finden. Nordöstlich der Baffin Island wurden sie im Juli 1845 von einem Walfangboot aus das letzte Mal gesichtet. Mit Hilfe zahlreicher Suchexpeditionen, die ab 1848 durchgeführt wurden, war man schließlich in der Lage, das Schicksal FRANKLINs und seiner Leute zu rekonstruieren:
Nach einem mehr als einjährigen Kampf gegen das Packeis war es der Erebus und der Terror gelungen, durch das Labyrinth der Inseln und Kanäle zunächst nach Westen und dann nach Süden bis in die Nähe der King William Island zu gelangen. Hier wurden sie im Winter 1846 vom Eis eingeschlossen. Ihr Proviant reichte noch für anderthalb Jahre. Als es den Mannschaften auch bis zum April 1848 nicht gelungen war, eins der Schiffe aus dem Eis zu befreien, verließen die Männer die Schiffe und versuchten zu Fuß über Hunderte von Kilometern eine Station der Hudson's Bay Company zu erreichen. Erschütternde Spuren, die später gefunden wurden, bewiesen eindeutig, dass keiner der von Hunger und Kälte geschwächten Männer überlebte.
Diese Tragödie sowie die folgenden Such- und Hilfsexpeditionen machten klar, dass die Nordwestpassage, selbst als sie gefunden worden war, für die Handelsschifffahrt aufgrund der Gefahren und Hindernisse, die das Polareis ihr entgegenstellte, überhaupt nicht nutzbar war.

ROBERT EDWIN PEARY und MATTHEW A. HENSON

Die Amerikaner ROBERT EDWIN PEARY und MATTHEW A. HENSON erreichten am 6. April 1909 als erste Menschen den Nordpol. Marineoffizier PEARY plante seit 23 Jahren ehrgeizig dieses Unternehmen. Schon mehrmals hatte er vergeblich versucht, zum Nordpol zu gelangen. Seine dabei gesammelten Erfahrungen kamen ihm bei seinem letzten Anlauf zu Gute. Er entwarf selbst die Pläne für das Schiff Roosevelt, das gegen den Druck des Packeises besonders verstärkt war und mit einem 1000 PS starken Dampfmotor weiter nach Norden vordringen konnte als je ein anderes Schiff vor ihm. PEARY wählte Inuit als seine Begleiter aus. Von den Inuit hatte er gelernt, dass Iglus in der Arktis den besten Schutz gegen Kälte und Sturm bieten. Er ließ von den Inuit Fellkleidung für alle Teilnehmer anfertigen. Hundeschlitten sollten als Transportmittel für den letzten Abschnitt der Reise dienen. Vortrupps, die regelmäßig ausgewechselt wurden, bereiteten den Weg durch zum Teil fünfzehn Meter hohe Eisbarrieren vor. So kam die Expedition kräfteschonend voran. Schließlich legten PEARY, HENSON sowie vier Inuit alleine die letzten 240 km bis zum Nordpol zurück.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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