Die tropischen Wirbelstürme

Wirbelstürme gehören zum natürlichen Klimarhythmus über den tropischen Meeren. Die Wassertemperatur dieser Meere erreicht wenigstens 27 °C, nicht selten aber noch höhere Temperaturen. Mit der kräftigen Verdunstung wird der unteren Atmosphäre (Troposphäre) von der Wasseroberfläche aus viel Energie zugeführt. An Wellenstörungen im Grenzbereich zu kühleren Luftmassen bilden sich deshalb Tiefdruckgebiete. In ihren warmen Kern strömt die Luft entgegen dem Uhrzeigersinn mit hoher Geschwindigkeit ein. Ein Sturmtief ist entstanden (Bild 1):

Der Durchmesser eines solchen Tiefdruckgebietes erreicht etwa 500 km. Er unterscheidet sich damit deutlich von den außertropischen Zyklonen der Westwindzone, die unser Wettergeschehen stark beeinflussen. Die Windgeschwindigkeit ist groß. Meist liegt sie über 75 km/h (Windstärke 9). Es wurden aber bereits Werte von über 200 km/h (Windstärke 12) gemessen. Von den 14 Hurrikanen, die 1998 im mittleren Atlantik registriert wurden, erreichten 10 eine Windgeschwindigkeit von 110 km/h. Spitzenreiter mit 290 km/h war der Hurrikan MITCH, der weite Teile der Karibik und Mittelamerikas verwüstete und 11000 Todesopfer forderte.

Tropischer Wirbelsturm mit Flutwelle an der Küste

Tropischer Wirbelsturm mit Flutwelle an der Küste

Im Kern des Wirbelsturms ist der Luftdruck sehr gering. Er kann bis auf 900 hPa sinken. Besonders auffällig ist in der aufsteigenden Luft das Wolkenbild aus spiralförmig geordneten hochreichenden Haufenwolken (Kumulus). Im unmittelbaren Zentrum des tropischen Wirbelsturms liegt das sogenannte „Auge“, ein oft kreisrundes, wolkenarmes Gebiet mit 40 bis 50 km Durchmesser.

Im Inneren des Sturmwirbels um das Auge stehen mächtige Wolkentürme (Kumulonimbus). Diese Gewitterwolken reichen bis an die Grenze der Troposhäre in 12 bis 13 km Höhe. An ihrer Obergrenze tragen sie einen weißen Schirm von Eiswolken (Cirrus), der oft ambossförmig verbreitert ist. Aus den Haufenwolken fallen sintflutartige Regenschauer. Mehr als 300 mm in wenigen Stunden sind keine Seltenheit. Der Regen mischt sich mit der windgischtenden See und verwischt die Grenze zwischen Meer und Atmosphäre.

Die tropischen Wirbelstürme „wandern“ mit der Höhenströmung täglich 400 bis 500 km. Ihre Lebensdauer liegt allgemein bei 4 bis 5 Tagen, in Extremfällen bis zu 15 Tagen. Über kälterem Wasser oder bei Übertritt auf das Festland lösen sie sich meist rasch auf.

Die Bildung tropischer Wirbelstürme ist an mindestens folgende Bedingungen gebunden:

  • Erstens sind großflächige Wassertemperaturen von über 27 °C erforderlich. Dadurch wird ihre geografische Verbreitung auf der Nordhalbkugel im Atlantik und westlichen Pazifik durch den 35. Breitengrad nördlicher Breite begrenzt. Alle anderen Gebiete, in denen Wirbelstürme zu befürchten sind, liegen zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis.
  • Zweitens muss die ablenkende Wirkung der Erdrotation auf die Luftströmungen, die Corioliskraft, so groß sein, dass ein rascher und direkter Druckausgleich verhindert wird. Das ist aber erst jenseits von 10° nördlicher und südlicher Breite der Fall. Deshalb gibt es in den äquatornahen Regionen auch keine Wirbelstürme.

Unter diesen Gesichtspunkten können global mehrere Zentren tropischer Wirbelstürme unterschieden werden (Bild 3):

Auf der Nordhalbkugel sind es

  • die Karibik und der östliche Pazifik mit dem Auftreten von Hurrikanen,
  • der Golf von Bengalen mit den Bengalen-Zyklonen sowie
  • die China-See und das Japanische Meer mit den Taifunen.

Auf der Südhalbkugel gibt es

  • vor der Nordküste Australiens die Willy-Willy und
  • im Indischen Ozean die Mauritius-Orkane.

Auf dem offenen Ozean erzeugen Wirbelstürme turmhohe Wellen und gefährden die Schifffahrt. Erreichen sie aber die Küsten, dann richten sie durch das Zusammenwirken von hoher Windgeschwindigkeit, auflaufenden Sturmwellen und Starkregen gewaltige Verwüstungen an. So warf der schon erwähnte Hurrikan MITCH einige Staaten der Karibik in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung um Jahrzehnte zurück.

Am stärksten betroffen sind aber regelmäßig die Küsten des Golfs von Bengalen. Hier, vor allem im Mündungsdelta von Ganges und Brahmaputra, wird die Existenz von Millionen Menschen, ja die der ganzen Kulturlandschaft durch Stürme und Überschwemmungen gefährdet: Weite Teile des dicht besiedelten Landes liegen weniger als 5 m ü. d. M. Wenn dann Sturmwellen bis 10 m Höhe, oft verbunden mit dem Hochwasser der Flüsse, alles Land überfluten, sind die Schäden unübersehbar: Ernteverlust, Zerstörung der Dörfer, Vernichtung der Fischfangflotte. Noch bedrückender sind die Verluste an Menschenleben. So ertranken 1876 in einer Nacht mehr als 100000 Menschen im Backergunge-Zyklon, im November 1970 war es gar die dreifache Zahl an Opfern.

Einen funktionierenden Hurrikanwarndienst haben die USA aufgebaut. Ein Netz von Radarstationen, Wettersatelliten und Wetterflugzeuge überwachen die gefährdeten Gebiete im Atlantik (Miami) und mittleren Pazifik (Honululu auf Hawai). In Bangladesh (Bengalen) wurden höher gelegene Schutzräume angelegt, die die Bevölkerung aufnehmen können.

Geografische Verteilung und Zugbahnen tropischer Wirbelstürme

Geografische Verteilung und Zugbahnen tropischer Wirbelstürme

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