Die Wüste Gobi – Stammland Dschingis Khans

Das Mongolische Becken – eine flache Hochebene

Die Gobi ist ein Teil des Mongolischen Beckens, das den ausgedehnten Nordosten Hochasiens umfasst. Dazu gehören die Republik Mongolei (histor. Äußere Mongolei), das Autonome Gebiet Innere Mongolei der Volksrepublik China und der westlich des Huanghe (Hwangho) gelegene Teil der chinesischen Provinz Gansu (Kansu).

Das Mongolische Becken ist ein geräumiges, weitgespanntes, über große Strecken flaches Hochbecken, das von Gebirgen eingerahmt wird (Bild 1). Im Osten, zum Großen Chingan hin, steigt das Mongolische Becken an. Im Westen existieren Durchgänge zum Tarim-Becken und zur Dsungarei. Im Süden sind der Nanschan und der Ordos die Grenzgebirge. Aus Nordwesten streichen Gebirgszüge des Altai und Sajan weit in das Mongolische Becken hinein. Im Norden und Nordosten haben Flüsse die Gebirge durchbrochen, um über die Angara den Jenissei bzw. den Amur zu erreichen. Die Gebirge im Nordwesten, Mongolischer Altai (4362 m) und Changaigebirge (3905 m), schließen Becken mit Endseen (z. B. der Uvs Nuur) zwischen sich ein, die oft Salzseen sind.

Das Mongolische Becken erstreckt sich von Nordwest nach Südost über 2400 km und von Südwest nach Nordost über 1600 km. Durchschnittlich liegt es 1580 m über dem Meeresspiegel. Der höchste Punkt mit 4374 m befindet sich im Nordwesten, es ist der Tawan Bogd Uul, der Grenzberg auf dem Dreiländereck Russland, China, Mongolei. Der niedrigste Punkt (552 m) befindet sich im Nordosten am Zufluss eines Endsees. Zwei Drittel dieses großen Gebietes liegen außerhalb der Weltwasserscheide, d. h., sie gehören zum zentralasiatischen Binnenentwässerungssystem. Lediglich im Norden und Nordosten sind Selenga, Orchon, Onon und Kerulen Nebenflüsse von Zubringern der Weltmeere.

Das Mongolische Becken ist auch der einzige Punkt auf der Welt, wo der Dauerfrostboden am weitesten nach Süden und die außertropische Wüste am weitesten nach Norden vordringen, 47° nördlicher Breite (Ulan Bator /Budapest) bzw. 50°30' nördlicher Breite (mittlere mongolische Nordgrenze/Prag).

Jurtenlager und Pferdekoppel im Nordosten des Mongolischen Beckens

Jurtenlager und Pferdekoppel im Nordosten des Mongolischen Beckens

Die Wüste Gobi-Stammland Dschingis Khans - Jurtenlager und Pferdekoppel

Die Wüste Gobi – zentraler Teil des Mongolischen Beckens

Die Wüste Gobi (mongolisch Gow = „Wüste“, chinesisch Hanhai = „trockenes Meer“ oder Schamo = „Sandwüste“) bildet den zentralen Teil des Mongolischen Beckens. Sie nimmt eine Fläche von ca. 2 Mio. km² (5,6 mal so groß wie Deutschland) ein und liegt durchschnittlich auf 1500 m Meereshöhe.

Das Innere der Gobi ist von eiszeitlichen (pleistozänen) Ablagerungen bedeckt. In den Randgebieten, besonders im Norden, treten die Gesteine des Untergrundes an die Oberfläche, die reich an Bodenschätzen sind. m Norden der Gobi herrscht noch die Steppe vor. Die Vegetation wird aber schnell dürftig, dass bald der Zustand einer Halbwüste eintritt. Weiter südlich überwiegen dann die wüstenartigen Gebiete. Eine gewisse Grenzfunktion zwischen Halbwüste und Wüste nimmt der Gobi-Altai (3957 m) ein, der die Fortsetzung des Mongolischen Altai darstellt. Im äußersten chinesischen Süden entstehen wieder halbwüstenartige Verhältnisse.

Die Gobi hat strenges Kontinentalklima. Im Sommer herrschen große Trockenheit und Dürre bei Temperaturen um +35 °C. Die Winter sind sehr kalt und schneearm und haben Temperaturen bei –30 °C, maximal –49 °C. Der Jahresniederschlag bleibt unter 200 mm. Die Durchschnittstemperatur des wärmsten und kältesten Monats in Dalanzadgad, Hauptort des mongolischen Aimaks (Bezirk) Südgobi, ist z. B. 22 °C (Juli) bzw. –16 °C (Januar). Der Jahresniederschlag beträgt 152 mm. Davon fallen 125 mm in den Monaten Juni bis August.

In den Randgebieten der Gobi wurden in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts intensive Erkundungen durchgeführt. Dabei sind wertvolle Erze (u. a. Kupfer-, Blei-, Molybdän-, Eisen- und Golderz), Stein- und Braunkohlen sowie Erdöl entdeckt worden. Dies führte zur industriellen Entwicklung des sonst extensiv agrarischen Landes. In diesem Zusammenhang wurde auch die 1955 fertiggestellte Transmongolia gebaut, die die Gobi durchquert und auf kürzestem Wege Peking mit der Transsibirischen Eisenbahn verbindet. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde diese Entwicklung unterbrochen. Die Industrieanlagen sind weitgehend zerfallen. In jener Zeit wurden auch im Zentrum der Gobi eine Vielzahl von Brunnen gebohrt, die heute nur noch teilweise gewartet werden.

Die Wüste Gobi – Lebensraum für Menschen und Tiere

Die Gobi ist sehr dünn besiedelt. Im Aimak Südgobi (165000 km²; 9,3 mal Fläche der neuen Bundesländer) beispielsweise leben ca. 27000 Personen; das bedeutet: ein Mensch pro 6 km² Landesfläche. Die Bewohner der Gobi sind Viehzüchter (Araten) mongolischer Abstammung, die mit ihren Filzzelten (Jurten) und Herden (Schafe, Ziegen, Kamele, Pferde) umherwandern. Die größte Gefahr für diese nomadisierende Viehwirtschaft sind kalte Winter mit viel Schnee bzw. mit hartgefrorener Schneedecke. Dann können die Tiere die spärlich unter dem Schnee verbliebene Nahrung mit den Hufen nicht mehr freischarren. Sie sterben dann in großer Zahl. Die Natur gibt nicht her, dass größere Futterreserven im Sommer angelegt werden können. Die letzte Katastrophe dieser Art ereignete sich im Winter 2000/2001. Von den ca. 25 Mio. Stück Vieh in der Mongolei, davon ca. 15 Mio. Schafe und 5 Mio. Ziegen, sind annähernd 5 Mio. Stück Vieh verendet. Und dies bei einer Bevölkerungszahl von etwa 2,5 Millionen (2 Einw./km²).

Jurten mit Trampeltieren und Jagd-Falkner zu Pferde in der nordwestlichen Gobi, Mongolei

Jurten mit Trampeltieren und Jagd-Falkner zu Pferde in der nordwestlichen Gobi, Mongolei

Wüste Gobi - Jurten mit Trampeltieren und Jagd-Falkner zu Pferde

Die traditionellen Jurten (mongolisch = „ger“), als vereinzelte, weiße Punkte in der unendlichen Weite erkennbar, sind seit Jahrhunderten die Wohn- und Lebensstätten der Mongolen in der Wüste Gobi und haben sich auch bewährt. Im Winter, mit getrocknetem Kot beheizt, sind sie warm und im Sommer, bei Luftzirkulation durch eine geringe Öffnung in der unteren Wandabdeckung, sind sie angenehm kühl. Sie werden aus einem auseinandergezogenen Scherengitter, das zum Kreis zusammengefasst die Wand bildet, errichtet (Bild 4). In der Mitte des Kreises tragen zwei erhöhte Pfosten eine Art gewölbtes „Wagenrad“. Zu diesem werden fächerartig von der Umwandung Holzstangen gelegt. Auf das Gerüst kommen je nach Außentemperatur eine Anzahl von Filzbahnen übereinander, die mit Kalk, Knochenmehl oder weißer Erde aufgehellt wurden. Die Jurte wird dann mit weißem Leinentuch abgedeckt, das Seile aus Pferdehaar festhalten. Das „Wagenrad“ erhält eine besondere Abdeckung, die mit Seilen nach Belieben geöffnet oder geschlossen werden kann, z. B. zur Be- und Entlüftung, bei Regen oder um das Eisenrohr des „Bullerjans“, des Ofens, herauszuschieben.

An der Südseite der Jurte (heilige Richtung der Mongolen) ist in das Schärengitter eine buntbemalte Eingangstür (mehr eine Klappe) mit hoher Schwelle eingebunden. Auf diese Schwelle darf niemand treten, noch über sie stolpern. In alten Zeiten stand darauf sogar die Todesstrafe.

Die Jurten können unterschiedlich groß und hoch sein, z. B. Durchmesser 8 m, Wandhöhe 1,5 m, höchster Punkt 3 m. Durch ihre Bauart und ihr Eigengewicht (Filzgewicht allein ca. 200 kg) ist die Jurte sehr stabil. Sie kann in kurzer Zeit auf- und abgebaut, auf Kamele oder Karren (heute auch Lkw) verladen und zu einem anderen Standort transportiert werden. Wegen der spärlichen Weidegründe in der Gobi kann dies sogar alle zwei Wochen notwendig werden.

Aufbau des Holzgerüstes für eine Jurte

Aufbau des Holzgerüstes für eine Jurte

Gobi, Wüste - Aufbau des Holzgerüstes für eine Jurte

Im Inneren der Jurte herrscht eine strenge Ordnung. Gegenüber dem Eingang, an der Nordseite, steht eine größere Truhe, die durch Teppiche gepolstert, auch als Sitzgelegenheit für Gäste benutzt wird (Bild 5). Im Osten steht das Bett der Hausfrau und im Westen das Bett des Hausherrn. Die Kinder schlafen in den Betten der Eltern oder auf dem Boden. Neben dem Eingang auf der Frauenseite befinden sich die Küchengeräte und die Vorräte (Bild 6).

Die prächtige Nordseite gegenüber dem Eingang in der Jurte mit dem Platz für die Gäste

Die prächtige Nordseite gegenüber dem Eingang in der Jurte mit dem Platz für die Gäste

Dabei dürfen airag (bei Russen und Turkvölkern Kumyß genannt), das ist vergorene Stutenmilch, bjaslag, das ist Weichkäse (für den Winter luftgetrocknet und beinhart heißt er aaruul) nicht fehlen sowie auch archi, ein aus Milch gewonnener klarer Hausbrand-Schnaps, und suutei tsai, grüner Ziegeltee (gepresste Stiele und Blätterreste der Teepflanze) mit Salz, Milch, etwas (ranziger) Butter oder Hammelfett versetzt.

Auf der anderen Seite des Einganges, auf der Männerseite, ist der Platz für Sattel, Zaumzeug, Arbeitsgeräte und evtl. ein Verschlag für frühgeborene Lämmer von Schafen und Ziegen. In der Mitte der Jurte steht der „Kanonenofen“ und dahinter, vor der Truhe, ein niedriger Tisch mit Hockern. Bei Prachtjurten ist das Holzgerüst in der Jurte in leuchtendem Rot mit goldenen Verzierungen gestrichen. Auf die Hölzer sind prächtige Seidenstoffe gelegt, was die orientalische Atmosphäre vervollständigt.

Die Frauenseite im Inneren der Jurte mit Küchengerät und Vorräten

Die Frauenseite im Inneren der Jurte mit Küchengerät und Vorräten

Stammland Dschingis Khans - Die Frauenseite im Inneren der Jurte

Die Herden der Viehzüchter sind in der Gobi viel größer, als in dieser kargen Landschaft erwartet wird. Schafe werden zur Fleisch- und Wollproduktion gehalten; Hammelfleisch gehört zu den Hauptnahrungsmitteln. Ziegen, vor allem die Kaschmir-Ziege, liefern das flaumig-seidige Haar für die Herstellung von feinen Kaschmirprodukten (Bild 7).

Pferde dienen vorwiegend als Reittiere und werden teilweise auch für den Einsatz in unwirtlichen Gegenden exportiert. Das mongolische Pferd ist winterhart und von der Größe mit dem Pony vergleichbar.
Alle genannten Tierarten werden auch zur Gewinnung von Milch für die Herstellung von Getränken, Butter und Käse herangezogen. Zu diesem Zweck werden die weiblichen Tiere mehrmals am Tag gemolken, die Stuten sogar 4- bis 7-mal.

Von den Kamelen dienen die Trampeltiere, im Gegensatz zum einhöckrigen Dromedar, auch der Wollproduktion. Sie verlieren ihr Winterfell im Juni. Das Kamelhaar schlabbert dann in großen Fetzen an ihrem Körper. Ansonsten sind die Kamele recht schnelle Reittiere und das traditionelle Transportmittel in der Gobi, mit denen auch Jurten und Gerätschaften umgesetzt werden.

Der im Norden der Mongolei weit verbreitete Yak, der bis auf Höhen von 5000 m geht, Steigungen von 75 % überwindet und Temperaturen bis –50 °C erträgt, ist in der Gobi selten zu finden.

Im chinesischen Teil der Gobi ist das Land teilweise schon parzelliert. Sesshaftigkeit ist bei den Viehzüchtern eingezogen. Dort gibt es Koppelzäune und Lehmhütten.

Tränken von Schafen, Ziegen und Trampeltieren an einem Brunnen in der Südgobi

Tränken von Schafen, Ziegen und Trampeltieren an einem Brunnen in der Südgobi

Die Wüste Gobi - Tränken von Schafen, Ziegen und Trampeltieren an einem Brunnen

Die Wüste Gobi und der Tourismus

In zunehmendem Maße wurde die Gobi auch für den Tourismus erschlossen. Dies begann in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Von Ulan Bator fuhr man mit dem Jeep zum 500 km südlich gelegenen Dalanzadgad oder flog mit einer kleinen Propellermaschine in die Gobi. Die Maschine landete auf der betonhart getrockneten Naturfläche. Kam Sturm, musste sie angepflockt werden, kam Regen, konnte sie tagelang im Morast nicht starten. Von dort wurde 70 km nach Westen zu einem ersten Jurtenlager für Ausländer gefahren: drei Schlaf-, eine Ess- und eine Küchenjurte. In den 70er Jahren entstand das erste Camp mit ca. 30 Jurten, eine große Prachtjurte für Versammlungen, ein Versorgungsgebäude, Brunnen, Stromaggregate. Die Flugzeuge landeten nun neben den Jurten. Heute gibt es ein zweites ähnlich großes modernes Camp in der Nähe, das privat betrieben wird.

Verschiedene Exkursionen können vom Camp aus unternommen werden:

  • Flugsandfeld: Hier können unberührte Sicheldünen (Barchane) besichtigt werden. Diese aktiven Wanderdünen nennen die Einheimischen wegen der ständigen Windbewegung „Singende Dünen“ (Bild 8).
     
  • Adler-Schlucht: eine 200 m tiefe und minimal nur 3 m breite Klamm im Gobi-Altai. An sonnengeschützter Stelle ist ein mehrjähriger Eiskörper zu besichtigen. An den Gebirgshängen sind Muflons, Steinböcke, halbwilde Bergziegen und im Vorland Murmeltiere und Erdhörnchen zu beobachten. In der Höhe schweben zuweilen Bartadler und Geier (Bild 9).
     
  • Dinosaurier-Cañon: Bucht in einer mächtigen Ausräumungszone eiszeitlicher Ablagerungen (Bild 10). An der Oberfläche liegen Versteinerungen vom Knochengerüst riesiger hoch entwickelter Wirbeltiere (Reptilien) der Jura-Zeit (Bild 11). Im Jahre 1922 war hier erstmals eine wissenschaftliche Expedition tätig, zahlreiche weitere Expeditionen folgten (u. a. 1930, 1965, 1971, 1994). Die erste Expedition fand bereits Überreste von nahezu 100 Sauriern und als Sensation versteinerte Dinosaurier-Eier. Damit wurde nachgewiesen, dass diese Tiergiganten sich über Eier fortpflanzten. Auch drei Skelette von Sauriergattungen sind gefunden worden und konnten aus Originalteilen fast vollständig wieder zusammengefügt werden. Ein Dinosaurier-Skelett gehört heute zu den Prunkstücken im Zentralmuseum in Ulan Bator.
     
  • Nunataks (od. Nunatakr): Der Begriff kommt eigentlich von Felsen, die isoliert aus dem Inlandeis herausragten. Er könnte aber hier auf die Rest- oder Zeugenberge bzw. Inselberge angewandt werden, die als einsame Pfeiler in den Ausräumungszonen pleitozäner Ablagerungen stehengeblieben sind und ihre Umgebung um 100 m und mehr überragen. Sie ertrinken einerseits in ihrem eigenen Verwitterungsschutt und werden andererseits vom Flugsand eingedeckt, der sich an ihren Hängen ablagert. Dieser wiederum wird hier wie anderswo von der Pflanze Saksaul festgehalten (Bild 12). Der bis zu 6 m hohe, oft verkrüppelte Strauch mit unscheinbaren Blättchen besitzt ca. 10 m lange Wurzeln. Der Heizwert der harten, zähen Wurzeln übersteigt den Heizwert der Braunkohle.
Flugsandfeld mit Sicheldünen (Barchanen) in der Südgobi

Flugsandfeld mit Sicheldünen (Barchanen) in der Südgobi

Dschingis Khan in der Wüste Gobi - Flugsandfeld mit Sicheldünen
Die Adlerschlucht im Gobi-Altai mit mehrjährigem Eiskörper

Die Adlerschlucht im Gobi-Altai mit mehrjährigem Eiskörper

Das Stammland Dschingis Khans - Die Adlerschlucht im Gobi-Altai

Die Wüste Gobi – Geburtsstätte Dschingis Khans

Am nordöstlichen Rand der Gobi, in den Steppen zwischen Onon und Kerulen (Bild 13), liegt das Stammgebiet DSCHINGIS KHANS (1155 oder 1167 bis 1227). Sein eigentlicher Name ist TEMUDSCHIJN. Er entstammt dem verarmten mittleren Adel und wuchs als Außenseiter auf. Gerade seine Herkunft und Entwicklung dürften ihn zum charismatischen Anführer gemacht haben, der bei den nomadisierenden zentralasiatischen Stämmen eine neue politisch-militärische Ordnung einführte und das größte Weltreich aller Zeiten schuf. Bis zum Jahre 1205, nach vielen Erfolgen und Rückschlägen, hatte TEMUDSCHIJN alle tatarischen Stämme der Region unterworfen. Im Jahr darauf, er war bereits 50 Jahre alt, hob ihn die Versammlung der Khane auf den „weißen Filz der Ehre“ und erklärte ihn zum Großkhan. Dies geschah 1206 an der Quelle des Onon mit der Absicht, einen Ersten unter Gleichen zu haben. TEMUDSCHIJN aber sah das anders.

Er nahm den Namen DSCHINGIS KHAN (der vom Himmel Gesandte) an und gab seinen Stämmen als „vom Himmel auserwähltes Volk“ den Namen Mongolen (die Siegenden). DSCHINGIS KHAN führte eine strenge Militärordnung mit Zehner-, Hundert- und Tausendschaften ein, die von zuverlässigen Anführern befehligt wurden. So entstand ein einheitliches gehorsames mongolisches Heer, von schneller, beweglicher, leichter Reiterei.
Auch Rechtsnormen setzte er durch. Bei Todesstrafe durfte kein Mongole einen anderen berauben, betrügen oder befeinden. Er selbst war tolerant und fürsorglich gegenüber seinen Freunden und Gefolgsleuten, aber brutal und grausam zu jedem, der sich ihm nicht unterordnete. Seine Feinde soll er lebendigen Leibes in Kessel mit kochendem Wasser geworfen haben.

Von DSCHINGS KHAN wurde auch ein Verkehrs- und Nachrichtensystem geschaffen. Seine berühmten „Pfeilreiter“, bei häufigen Pferdewechsel auf den Pferden festgebunden, sollen 2000 km in sechs Tagen zurückgelegt haben.

Die Steppen am Kerulen gehören zum Stammgebiet DSCHINGIS KHANS.

Die Steppen am Kerulen gehören zum Stammgebiet DSCHINGIS KHANS.

Die Wüste Gobi in der Mongolei - Die Steppen am Kerulen gehören zum Stammgebiet DSCHINGIS KHANS

Mehr von Zufällen ausgelöst als weitsichtig geplant, begannen seine Feldzüge in alle Himmelsrichtungen, die stets Raubfeldzüge waren. Es ging immer um Beute; Gefangene wurden nicht gemacht. Wer nicht bereit war, für ihn zu kämpfen, wurde getötet. An der Beute waren alle, auch die einfachen Soldaten beteiligt. Das motivierte seine Krieger, erforderte aber immer neue Eroberungszüge. Im Jahre 1225, ein Jahr vor der Einnahme von Tiflis, kehrte er in sein Stammland zurück, wo er 1227 verstarb. Gut 20 Jahre hat er Weltgeschichte geschrieben.

Sein Sohn ÖGEDEI führte den Feldzug nach Westen fort, bis er 1241 bei Liegnitz vernichtend geschlagen wurde. Unter ihm wurde Karakorum Hauptstadt und Zentrum des Weltreiches (Bild 14). Zeitweilig sollen dort tausende Gesandte akkreditiert gewesen sein. Die Karawanenwege führten in Karakorum zusammen. Nach dem Tod ÖGEDEIS (1241) setzte bereits der Zerfall des Imperiums in unabhängige Teilreiche ein. Als sich
DSCHINGIS KHANS Enkel, KHUBLAI, ohne die Generalversammlung der Heerführer und Gouverneure zu fragen, zum neuen Khan erklären ließ, war das Auseinanderbrechen des Weltreiches nicht mehr aufzuhalten.
KHUBLAI KHAN verlegte die Hautstadt von Karakorum nach Peking. Dort ließ er sich 1259 zum Kaiser von China proklamieren und begründete so die Yuan-Dynastie. Er trat damit als „Sohn des Himmels“ die Nachfolge der Dynastien von drei Jahrtausenden an.

Von Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt des Mongolischen Weltreiches am Orchon westlich von Ulan Bator, sind nur noch Säulenbasen des von 68 Säulen getragenen zweistöckigen Khanpalastes geblieben.

Von Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt des Mongolischen Weltreiches am Orchon westlich von Ulan Bator, sind nur noch Säulenbasen des von 68 Säulen getragenen zweistöckigen Khanpalastes geblieben.

Das Stammgebiet Dschingis Khans - Karakorum, die ehemaligen Hauptstadt des Mongolischen Weltreiches

Nur gut 50 Jahre existierte das mongolische Weltreich; 100 Jahre später zerfielen auch die mongolischen Einzelreiche. Mit kleinem mongolischem Bevölkerungsanteil, ohne Staatsideologie und Verwaltungssystem konnten keine Nachfolgereiche entstehen, die sich auf die frühere Weltmacht beriefen.

So plötzlich wie das Weltreich des DSCHINGIS KHANS entstand, so schnell war es auch wieder verschwunden.
Bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts existierte auch in der Zeit der Volksrepublik der Name DSCHINGIS KHANS faktisch nicht; seine Raubkriege waren verfemt. Jetzt feiert er eine Renaissance. Die Straße, die vom Flughafen ins Zentrum von Ulan Bator führt, trägt heute seinen Namen. Das modernste Hotel wurde nach ihm benannt. Gedenksteine und -tafeln sind errichtet worden (Bilder 15 und 16). Es gibt glorifizierende Filme über ihn, und in Wohnungen und Jurten löst zunehmend sein Bild das des Revolutionshelden von 1921, SUCHBAATAR, ab.

Der 1990 zu Ehren DSCHINGIS KHANS am heiligen Ort „Weit wie das Meer“ im Süden seines Stammgebietes aufgestellte Obelisk

Der 1990 zu Ehren DSCHINGIS KHANS am heiligen Ort „Weit wie das Meer“ im Süden seines Stammgebietes aufgestellte Obelisk

Gobi im Mongolischen Becken - Der Obelisk am heiligen Ort „Weit wie das Meer“

Berühmte Forscher haben sich um die Gobi verdient gemacht. Zu ihnen gehören der russische Offizier NIKOLAI PRSHEWALSKIJ, der die letzten Wildpferde entdeckte, die nach ihm benannt wurden und heute wieder ausgewildert werden; SVEN HEDIN, der Lamaismus-Forscher und Autor großartiger Reiseberichte, der Paläontologe ROY CHAPMAN-ANDREWS, der die Dinosaurier-Eier gefunden hat, der Insektensammler HANS LEDERER, der Übersetzer der „Geheimen Geschichte“ der Mongolen ERICH HAENISCH und auch die Geografen MURSAJEW und OBRUTSCHEW.

Darstellung der leichten Reiterei DSCHINGIS KHANS auf dem Obelisk in seinem Stammgebiet

Darstellung der leichten Reiterei DSCHINGIS KHANS auf dem Obelisk in seinem Stammgebiet

Dschingis Khans Wüste Gobi - Darstellung der leichten Reiterei DSCHINGIS KHANS auf dem Obelisk
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