Die sich in rasantem Tempo vollziehende Internationalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen und die damit verbundene Notwendigkeit eines unkomplizierten Finanztransfers sowie die Gründung und die Aktivitäten internationaler Unternehmen verlangen auch im Finanzbereich nach einer Globalisierung.
Gegenwärtig werden täglich im Durchschnitt etwa 1970 Milliarden Dollar über den globalen Währungsmarkt gehandelt. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden weltweit täglich nur etwa 15 Milliarden Dollar gehandelt. Der Großteil dieser Finanzgeschäfte sind reine Geldtransfers, die relativ unabhängig von Warenströmen oder finanziellen Investitionen ablaufen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um „virtuelle“ Finanzbeziehungen, die sich über weltweit vernetzte Computer vollziehen. Dazu gehören beispielsweise der Ein- und Verkauf von Devisen (ausländischen Währungen) oder von Aktien, wie das bei Börsengeschäften üblich ist. Auf den Geld- und Devisenmärkten der entwickelten Industrieländer gibt es bereits eine vereinheitlichte Preisgestaltung. Das ist ein Zeichen dafür, dass es bei diesen Geschäftsfeldern bereits einen globalisierten Markt gibt.
Die Internationalisierung der wirtschaftlichen und damit auch der finanziellen Aktivitäten bedeutet für Deutschland in erster Linie die Konzentration auf den europäischen Raum. Mit der Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und der Einführung des Euro als gemeinsamer Währung wird das Ziel verfolgt, aus 15 nationalen Finanzmärkten einen gemeinsamen Binnenmarkt zu schaffen. Dafür wurde die Institution der Europäischen Zentralbank (Bild 1) geschaffen. Gemäß der Kriterien im Vertrag von Maastricht sind alle beteiligten Länder zu einer stabilitätsorientierten Geld- und Zinspolitik verpflichtet, um Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung abzubauen.
Die Staatsschuldenkrise im Euroraum ist eine Haushalts- und Verschuldungskrise mehrerer Mitgliedstaaten der Eurozone. Sie begann 2010 mit der griechischen Finanzkrise, nachdem Griechenland die tatsächliche Höhe seiner defizitären Haushaltslage sowie seines übermäßigen Verschuldungsgrads offenlegte und sich aus eigener Kraft weder am Kapitalmarkt mehr ausreichend refinanzieren noch fällige Schulden und Zinsen zurückzahlen konnte.
Weitere Länder der Eurozone mit hohen Haushaltsdefiziten und Verschuldungsgraden (Irland, Portugal, Spanien und Italien) konnten sich ebenfalls immer weniger aus eigener Kraft am Kapitalmarkt finanzieren und werden auch zu den Krisenländern gezählt. Durch Unterstützung des IWF und des von der EU verabschiedeten Europäischen Stabilisierungsmechanismus wurden sogenannte „Rettungsschirme“ aufgebaut, die durch konkrete Hilfsmaßnahmen in Form von Liquidität und Bürgschaften bisher einen Staatsbankrott in einem Land der Eurozone vermieden haben.
Der Prozess der Verflechtung der nationalen Märkte ist ein allumfassender Vorgang, der aber die nationale Verantwortung der Politik jedes Landes für die eigenen Wirtschafts- und Finanzfragen nicht ersetzt.
Als wichtige Kontrollmechanismen des globalisierten Finanzmarktes gelten:
Diese Mechanismen sind notwendig und wichtig. Zum Beispiel müssen sie die Durchschaubarkeit finanzieller Geschäfte gewährleisten. Dazu gehören der Schutz von Anlegern vor betrügerischen Finanzgeschäften, das Verhindern von Wettbewerbsverzerrungen und ein „Frühwarnsystem“, das auf herannahende Wirtschafts- und Finanzkrisen rechtzeitig aufmerksam macht.
Im Vergleich zu der zunehmenden Verflechtung der Volkswirtschaften entwickelter Industrieländer hat sich die Einbeziehung von Entwicklungländern in globale Finanzmärkte als problematisch erwiesen. Das hängt vor allem mit den starken Entwicklungsunterschieden und den erheblichen nationalen Besonderheiten sowie der starken Krisengefährdung der Volkswirtschaften dieser Länder zusammen:
Die in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts forcierte Liberalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Industrieländern und den Ländern der Dritten Welt führte zu einem starken Anstieg der Einfuhren aus den Industrieländern. Da kein gleichwertiges Exportäquivalent vorhanden war, wirkte sich die Liberalisierung des Welthandels negativ auf die Handelsbilanzen der Entwicklungsländer aus. Dazu kam noch die Verringerung der Erlöse aus dem für Entwicklungsländer typischen Rohstoffexport, weil die Weltmarktpreise für montane und agrarische Rohstoffe seit den 1990er Jahren z. T. drastisch gefallen sind. Insgesamt haben sich also die Tauschrelationen im Welthandel, die Terms of trade, zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zuungunsten der Entwicklungsländer eher verschlechtert, anstatt verbessert.
Die Entwicklungsländer waren daraufhin gezwungen, Kapital aus dem Ausland aufzunehmen, was wiederum die Auslandsverschuldung weiter in die Höhe trieb. Die meisten Entwicklungsländer und viele Schwellenländer sind heute hoch verschuldet und auf die Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank angewiesen.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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