Thermisches und solares Tageszeitenklima der immerfeuchten Tropen
Ein Tageszeitenklima zeichnet sich im Gegensatz zum Jahreszeitenklima (mit deutlichen Unterschieden zwischen Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter) durch starke tageszeitliche Schwankungen von Klimaelementen, vor allem der Temperatur aus.
Das (thermische) Tageszeitenklima ist für solche Gebiete charakteristisch, in denen die Sonne tagsüber sehr hoch über dem Zenit steht und eine hohe tageszeitliche Einstrahlung bedingt. Das sind insbesondere die niederen Breiten beidseitig des Äquators. Der Tag endet hier recht abrupt. Die Übergangstageszeiten (z. B. morgendliche und abendliche Dämmerung) sind sehr kurz oder fehlen gänzlich. Die tiefe Nacht setzt unvermittelt ein.
Viele Naturprozesse entsprechen diesem Rhythmus: Bodenbildung mit Streuzersetzung und Humusbildung, chemische Verwitterung, Pflanzenwachstum, Fortpflanzung usw. vollziehen sich ganzjährig und unterscheiden sich gegebenenfalls nur durch die Tag-Nacht-Veränderungen.
In unseren heimischen gemäßigten Breiten herrscht überwiegend Jahreszeitenklima. Kennzeichnend sind ausgeprägte jahreszeitliche Schwankungen der Klimaelemente, verbunden mit einer deutlichen Saisonalität der Naturprozesse, z. B. die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt und die Intensität der Verwitterung, in den vier Jahreszeiten.
Ein Tageszeitenklima ist im Jahresverlauf durch eine hohe Stetigkeit der Temperaturen, meist auch der Niederschläge, ohne auffällige Jahreszeiten gekennzeichnet:
Der Tag ist über das gesamte Jahr hinweg mit zwölf Stunden fast durchweg gleich lang. Damit ist auch die Einstrahlung bzw. die Energiezufuhr durch die hochstehende Sonne ganzjährig gleichförmig hoch. Die Monatsmitteltemperaturen liegen über das gesamte Jahr hinweg fast gleich hoch, weisen folglich kaum Schwankungen auf (Bild 1).
- Die täglichen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind dagegen bedeutend größer. Vor allem im Kronenbereich der Bäume im tropischen Regenwald sind diese Veränderungen spürbar.
Hier gibt es die größten Schwankungen der Temperatur, der Luftfeuchte, der Verdunstung, und der Windgeschwindigkeit sowie der -Konzentration in der Luft (Bild 2).
Dagegen ist der Tagesverlauf vieler Klimaelemente im Waldinneren und hier wieder unmittelbar über dem Boden recht ausgeglichen, weil durch das immergrüne, dichte Blätterdach und Pflanzendickicht kaum Luftmassenaustausch mit der „Außenwelt“ stattfinden kann.
- Auch die Niederschläge unterliegen diesem täglichen Wandel. Sie fallen als Zenitalregen, wenn im Zusammenhang mit dem mittäglichen Sonnenhöchststand die erwärmte Luft aufsteigt (Konvektion) und es zu heftiger Wolkenbildung kommt. Die täglichen Regenmaxima folgen deshalb mit geringer Verzögerung den täglichen und jährlichen Sonnenhöchstständen. Und sie entstehen fast immer durch konvektive Vorgängen, also mit der Entstehung von Quellwolken (Cumulus).
Das thermische Tageszeitenklima ist für Gebiete der Erde charakteristisch, in denen die Sonne ganzjährig hoch nahe dem oder im Zenit (senkrecht im 90° Winkel) steht und eine hohe tägliche Einstrahlung bedingt. Das sind die immerfeuchten Tropen nahe des Äquators. In Südamerika liegen das Amazonastiefland, in Afrika das Kongobecken und in Asien die Inselwelt Indonesiens überwiegend in dieser Klimazone.
Bedingt durch den hohen Tagesbogen der Sonne enden die Tage auch recht abrupt. Übergangstageszeiten, also die morgentliche und abendliche Dämmerung, sind ganz kurz oder fehlen gänzlich. Nahezu unvermittelt bricht die tiefdunkle Nacht ein.
Diesem tageszeitlichen Rhythmus und den besonderen klimatischen Bedingungen hat sich insbesondere die Pflanzen- und Tierwelt angepasst:
Die immerfeuchten Tropen der Erde sind die Zone der immergrünen tropischen Regenwälder.
Die Pflanzen des Regenwaldes zeigen keine innerjährliche Periodizität (Wachstum, Austrieb, Blühen, Fruchten, Blattabwurf). Ihre Baumrinde ist ungewöhnlich dünn, glatt und hell. Die Borkenbildung an den Stämmen ist ebenso undeutlich wie die Ausbildung von Jahresringen.
Die trotz allem vorhandenen Jugend-, Aufbau- und Reifephasen der Pflanzen vollziehen sich ganzjährig und im Pflanzenbestand nebeneinander. Neben einem blühenden Baum können also solche stehen, die gerade Früchte ausbilden oder reife Früchte tragen.
Manche Tiere haben bestimmte Gestalt- und Verhaltensmerkmale erworben, z. B. die Nachtaktivität.
Auch andere Naturprozesse, wie die chemische Verwitterung, die Zersetzung organischen Materials, die Bodenbildung oder die Nährstoffauswaschung, vollziehen sich ganzjährig und entsprechend der klimatischen Bedingungen außerdem sehr rasch.