Transmigrasi in Indonesien

Im Jahre 2010 betrug die Bevölkerungszahl in Indonesien knapp 238 Mio. Einwohner. Indonesien steht damit nach China, Indien und den USA in der Bevölkerungszahl weltweit an 4. Stelle.

Die Insel Java hat eine Bevölkerungsdichte von etwa 868 Einw./km² (vgl. Deutschland im Jahr 2010: 229 Einw./km²).
Auf nur 7 % der Staatsfläche wohnen in Indonesien damit mehr als zwei Drittel der gesamten Bevölkerung.

Projekte, die das Ziel verfolgten, die Bevölkerung planmäßig von der Insel Java auf andere Inseln umzusiedeln, wurden nach der Unabhängigkeit ab 1945 in Angriff genommen.

Das Projekt Transmigrasi

Ziele

Das Projekt Transmigrasi (lat. trans = hinüber, migrare = wandern) diente mehreren Zielen:

  • Abbau des Bevölkerungsdrucks auf den Inseln Java, Bali, Madura und Lombok,
  • regionale Entwicklung der Außeninseln des Archipels,
  • bessere Integration ethnischer Minderheiten in die Gesellschaft und stärkere Sicherung der Grenzregionen.

Maßnahmen zur Realisierung

Der Staat unterstützte die ausgewählten Transmigranten-Familien finanziell und materiell. Er bezahlte u. a. die Überfahrt und stellte zu günstigen Bedingungen 2 ha gerodetes Brachland, ein Holzhaus, Saatgut, Schädlingsbekämpfungs- und Düngemittel für drei Jahre sowie landwirtschaftliche Geräte zur Verfügung. Außerdem sorgte er im ersten Jahr für den Lebensunterhalt der Familie. Danach mussten sich die Siedler, die nach 5 Jahren erfolgreicher Arbeit auch Eigentümer des Bodens wurden, jedoch selbst versorgen.

Erfolge

Innerhalb von etwa 90 Jahren wurden offiziell rund 18 Mio. Menschen umgesiedelt. Bis 1990 wurden 350 neue Siedlungsgebiete, vor allem auf den Inseln Sumatra, Kalimantan und Sulawesi, für jeweils rund 6000 Familien erschlossen. Jeder Siedlungsplatz für eine Familie kostete umgerechnet rund 14000 Euro.

Neben diesen voll unterstützten Transmigranten gab es noch viele Familien, die sich spontan entschlossen umzusiedeln. Diese Familien erhielten aber nur das Land und sonst nichts.
Insgesamt wurden von 1952 bis 1989 rund 900000 Familien, das waren rund 3,7 Mio. Menschen, im Rahmen von Transmigrasi umgesiedelt. Weiteren rund 700000 Familien (etwa 2,5 Mio. Menschen) wurde die Umsiedlung durch Landvergabe ermöglicht. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Menschen, die sich den Siedlern anschlossen, ohne eine Form der Unterstützung zu erhalten. Schätzungen sprechen vom Sechsfachen der offiziellen Transmigranten. Dies entspräche einer Zahl von über 30 Mio. Menschen.
Die Umsiedler sahen im Projekt eine Möglichkeit, sich und ihren Kindern eine Zukunft zu schaffen, denn 70 % der offiziellen Umsiedler aus Java besaßen vorher kein eigenes Land und lebten deshalb häufig am Rande des Existenzminimums. In den neuen Siedlungsgebieten entwickelten sich viele Orte zu Marktzentren. Insgesamt verbesserte sich deutlich die Infrastruktur in den vorher wenig entwickelten Regionen, z. B. durch den Bau von Straßen (u. a. den Trans-Sumatra-Highway), Wasserleitungen, Schulen, medizinischen Einrichtungen und Tempeln, Moscheen und Kirchen.

Probleme

Bei der Realisierung des Projekts traten aber auch auch erhebliche Probleme auf, u. a. folgende:

  • Die Siedlungsgebiete befinden sich vor allem in der Zone des tropischen Regenwaldes. Die Siedler, die alle landwirtschaftliche Erfahrungen mitbringen mussten, nutzten ihnen vertraute landwirtschaftliche Produktionssysteme, z. B. den Trockenfeldbau für Trockenreis, Mais und Maniok, da dies billig ist und schnell zu Erträgen führte. Diese Art des Anbaus war jedoch den natürlichen Bedingungen nicht angepasst und führte schnell zur Erschöpfung des Bodens und zur Bodenerosion.
  • Vor allem die Siedler, die nicht unterstützt wurden, rodeten andererseits mit Brandrodung illegal den Regenwald, um neue Ackerflächen zu gewinnen. Dadurch trugen sie zur weiträumigen Vernichtung der tropischen Regenwälder Indonesiens bei.
  • Durch Erbteilung verringerte sich häufig drastisch die Anbaufläche pro Familie. Um sich ernähren zu können, wurden durch Brandrodung des Regenwaldes illegal neue Felder angelegt, oder die Menschen suchten Arbeit in der Holz- und Erölindustrie oder auf Plantagen. Viele Menschen gaben aber auch gänzlich auf, weil sie trotz größter Anstrengungen keine wirtschaftliche Selbstständigkeit erreichen konnten.
  • Es kam teilweise zu erheblichen Konflikten mit der ortsansässigen Bevölkerung. Indonesien ist ein Vielvölkerstaat mit zahlreichen Völkern und ethnischen Gruppen, von denen einige noch auf dem Steinzeit-Niveau leben. Teilweise überwiegt in dünn besiedelten Regionen, z. B. auf Irian, mittlerweile die Zahl der Umsiedler in der Gesamtzahl der Bevölkerung. Vor allem die unterschiedlichen Religionen, Lebensweisen und Wirtschaftsformen führten und führen zu ethnischen Spannungen bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Anfang des Jahres 2001 kam es beispielsweise zur Ermordung von über 1000 Zuwanderern in Zentralkalimantan (Insel Borneo) durch die Ureinwohner.
    Insgesamt gesehen haben sich im ohnehin unruhigen Indonesien die Konflikte zwischen den Völkern und ethnischen Gruppen in den letzten fünf Jahren noch verschärft.
    Viele Familien versuchen u. a. deshalb und aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, nach Java zurückzukehren.

Das eigentliche Ziel, den Bevölkerungsdruck von Java zu nehmen, ist damit nicht erreicht worden. Denn von 1980 bis 1990 wuchs die Bevölkerung auf Java sogar noch um immerhin 1,7 %. Das entspricht in nur einem Jahr einem Wachstum um mehr als 1,5 Mio. Menschen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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