Deutsche Einigungskriege

Der Deutsche Bund – die preußisch-österreichische Rivalität

1815 war auf dem Wiener Kongress der Deutsche Bund zur Neuordnung Europas nach der napoleonischen Fremdherrschaft gegründet worden. Dieser Bund vereinte sehr unterschiedliche Staatsgebilde.
Zunächst gehörten mit Preußen und Österreich zwei europäische Großmächte zum Bund. Neben diesen Mächten gab es das sogenannte „Dritte Deutschland“. Das waren 33 mittlere und kleine Fürstenstaaten sowie vier Freie Reichsstädte mit zusammen genommen 17,5 Mio. deutschen Bürgern (zum Vergleich: Preußen hatte um 1850 etwa 17 Mio., Österreich rund 39 Mio. Einwohner).
Seit der Gründung existierten im Deutschen Bund Rivalitäten zwischen den beiden großen Mächten Deutschland und Österreich um die Vorherrschaft im Bund und damit in Deutschland.
Die als „Drittes Deutschland“ bezeichneten Kleinstaaten und Reichstädte waren in diesem Gerangel zwar bemüht, als eigenständige Kraft aufzutreten, befanden sich aber in einer zwiespältigen Situation:

  • Einerseits neigte die Staatengruppe aus Angst vor dem Überhandnehmen der preußischen Militärmacht stärker zur Zusammenarbeit mit Österreich.
  • Andererseits waren es vor allem die lukrativen wirtschaftlichen Beziehungen zur aufstrebenden preußischen Industrie, die diese Staaten zu einer gemeinsame Politik mit Preußen tendieren ließen.

Insgesamt zeigte sich also zunehmend, dass im Deutschen Bund der Raum für zwei sich so unterschiedlich entwickelnde Großmächte zu eng war. Das erkannte insbesondere der preußische Ministerpräsident BISMARCK.
BISMARCK wollte Deutschland unter preußischer Führung einigen. Diese Einigung konnte jedoch nach seiner Überzeugung nur „von oben“ durch gemeinsamen Beschluss der Landesfürsten zustande kommen.
Diesem Ziel seiner Politik musste zwangsläufig Österreich im Wege stehen. Deshalb verfolgte BISMARCK mit großer Konsequenz den Plan, Österreich als Mitbewerber um die Führungsposition im zukünftigen Deutschland auszuschalten.
Den Anlass zur Verwirklichung dieses Plans sah er nach dem Deutsch-Dänischen Krieg gekommen.

Der Deutsche Krieg

Anlass und Kriegsvorbereitung

Nach der Niederlage im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 um die beiden norddeutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein, musste Dänemark beide Herzogtümer abtreten.
Beim Streit um diese Beute gerieten sich Preußen und Österreich erneut in die Haare:
BISMARCK, dessen Ziel es war, in Norddeutschland die Vorherrschaft zu erringen, wollte beide Herzogtümer für Preußen annektieren.
Österreich verfolgte den Plan, Schleswig-Holstein unter einem dort regierenden Fürsten als neuen Staat des „Dritten Deutschland“ in den Deutschen Bund aufzunehmen. Diesem Vorschlag stimmten auch die Mittel- und Kleinstaaten im Bund zu.
Preußen musste ihn aber zwangsläufig ablehnen. Von da an begann auf beiden Seiten die Kriegsvorbereitung.

Kriegsverlauf

Als Österreich im Sommer 1866 die Schleswig-Holstein-Frage vor den Bundestag brachte, sah BISMARCK darin einen Bruch der getroffenen Vereinbarungen. Er ließ deshalb preußische Truppen in das von Österreich verwaltete Holstein einrücken.
Österreich seinerseits beantragte die Mobilisierung der nichtpreußischen Truppen des Bundesheeres des Deutschen Bundes zum Kampf gegen Preußen. Diesem österreichischen Antrag stimmte die Mehrzahl der Bundesstaaten zu, u. a. die Mittelstaaten Bayern, Hannover, Sachsen und Württemberg.
BISMARCK konterte und erklärte den Deutschen Bund für aufgelöst. Gleichzeitig ließ er, um den Aufmarsch der preußischen Armee gegen Österreich zu sichern, Truppen gegen das Bundesheer in Hannover und Sachsen vorrücken.
Damit hatte der Deutsche Krieg begonnen.
Er dauerte nur wenige Wochen im Juni und Juli 1866. Die Bundestruppen waren schon Ende Juni geschlagen. Der Zusammenstoß mit der Hauptstreitmacht der Österreicher endete am 3. Juli in der Schlacht bei Königgrätz mit einem überzeugenden preußischen Sieg.

Die Schlacht bei Königgrätz

Die schnelle und unerwartete Kriegsentscheidung fiel vor allem durch die geschickte Kriegführung des preußischen Generalstabschef HELMUTH VON MOLTKE. Außerdem war es ein Sieg der modernen Waffen und neusten technischen Errungenschaften (Telegrafie, Eisenbahn) Preußens über das nach veralteten Prinzipien organisierte Heer Österreichs.
Bei Königgrätz (Hradec Kralove) in Ostböhmen standen 221 000 Preußen 215 000 Österreichern und 21 000 Sachsen gegenüber. Die Schlachtentscheidung erzwang ein überraschender Flankenangriff einer in Eilmärschen herangeführten preußischen Armee. In den Kämpfen verloren fast 6 000 Österreicher und Sachsen ihr Leben.
Nach dem Sieg bei Königgrätz setzten die Preußen rasch den Vormarsch auf Wien fort, und Ende August wurde der Deutsche Krieg mit dem Frieden von Prag offiziell beendet.

Ergebnisse des Deutschen Krieges

Im Frieden von Prag wird Österreich auf Drängen von BISMARCK sehr maßvoll behandelt. Dennoch hat BISMARCK sein Hauptziel erreicht:

  • Österreich erkennt die Auflösung des Deutschen Bundes an.
  • Österreich verzichtet damit auch auf die Teilnahme an der Neugestaltung Deutschlands und überlässt Preußen die Führung.

Ein Jahr später entsteht auf deutschem Boden folgerichtig der Norddeutsche Bund. In diesem Bund von 22 Klein- und Mittelstaaten besitzt Preußen eindeutig die Vormachtstellung. Der Bund sollte aber nur ein Zwischenschritt auf dem Weg der von Bismarck favorisierten Einigung Deutschlands „von oben“ dar.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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