Die Abbasiden

Die Abbasiden waren ein muslimisches Herrschergeschlecht, das auf ABUL-ABBAS (um 565–um 653), den Onkel MOHAMMEDS (ein Halbbruder des Vaters von MOHAMMED), zurückgeht: Das Geschlecht der Abbasiden stellte 749/750–1258 die Kalifen. Ihre Hauptstadt war seit 762 Bagdad. Zwischen 1261 und 1517 gab es eine Zweiglinie (Scheinkalifat) in Kairo.
Die Unruhen der Omaijadenzeit gipfelten in der Machtübernahme durch die zweite Kalifendynastie, die der Abbasiden. Der letzte Omaijade MARWAN II. fand 750 in Ägypten den Tod. Unter den Abbasiden veränderte sich das Kalifenreich entscheidend: Die Stammeszugehörigkeit, die noch unter den Omaijaden eine große Rolle spielte, verlor mehr und mehr an Bedeutung. Stattdessen zählte nun nur noch der Glaube, der die arabische Welt sowohl staatlich als auch religiös einte. Der Mittelpunkt des Reiches wurde in das 762 auf Anordnung des zweiten Abbasidenkalifen AL-MANSUR (754–775) gegründete Bagdad verlegt, Verwaltungs- und Steuerrecht wurden einer grundlegenden Reform unterzogen.

Umgestaltung des Staates

Der Staat wurde nach persischem und byzantinischem Vorbild umgestaltet. Die politischen Geschicke bestimmten Wesire. Der Einfluss des Kalifen auf die Politik konnte nur durch den Hofstaat, der diesen wie eine Mauer umgab, weitervermittelt werden.
Bereits unter dem Kalifen HARUN AR-RASCHID (786–809, der Held der Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“) zeigten sich erste Auflösungserscheinungen des Reiches. Unter seinen Söhnen AL-AMIN und AL-MAMUN brach ein regelrechter Krieg aus, aus dem AL-MAMUN als Sieger hervorging. Die Einheit des Kalifats konnte in der Folge jedoch nicht gesichert werden, als sich Sonderdynastien in Marokko sowie in Kairuan bildeten. Seit dem 9. Jh. nahm der Einfluss der Sunniten zu.
Die „Mihna“ von 833–847sollte die Sunniten der Herrschaft der Kalifen unterwerfen. Dieses Unternehmen scheiterte aber kläglich. Sie lehnten die Herrschaft der Kalifen ab. Das 9. Jh. leitete den Fall des Kalifats in die politische Bedeutungslosigkeit ein, nachdem das Reich von schiitischen Aufständen heimgesucht und der Kalif als oberster Herrscher de facto entmachtet wurde. An seine Stelle trat 935 der Oberemir, denn es wurde das Amt des Amir al-Umara („Befehlshaber der Befehlshaber“) eingeführt, das ausschließlich osmanische (seldschukische) Würdenträger ausübten. Zugleich lösten sich Teilstaaten aus dem großen Kalifat heraus und wurden selbstständig. Mit dem Einfall der Mongolen in Persien und der Eroberung Bagdads durch mongolische Truppen im Jahre 1258 endete die Abbasidenherrschaft.

Kulturelle Leistungen

Im 9. und 10. Jahrhundert war die Blütezeit der abbasidischen Kultur. AL-MAMUN förderte die Übersetzung wichtiger Werke des Abendlandes:

  • ARISTOTELES,
  • PLATON,
  • EUKLID,
  • GALEN
  • und andere griechische Gelehrte wurden im „Haus der Weisheit“ von Bagdad, das von AL-MAMUN gegründet worden war, übersetzt.

Dieses „Haus des Wissens“ funktionierte als Lehr- und Forschungsstätte und hatte zentrale Bedeutung für die gesamte damalige islamische Welt. Es ist seiner Bedeutung gemäß (als Stätte der Wissenschaft und der Lehre) mit einer heutigen Universität zu vergleichen Im „Haus der Weisheit“ waren u. a. eine Bibliothek und ein Observatorium untergebracht, fertigten die Wissenschaftler bedeutende Überrsetzungen aus dem Indischen, Chinesischen und Griechischen in die arabische Amtssprache an. Die mamun'sche Bibliothek war die bedeutendste des Altertums nach der alexandrinischen. Es wurden u. a. wichtige Werke aus Byzanz gesammelt.
Aber dieses Haus brachte auch bedeutende eigene Gelehrte hervor, u. a. MUHAMMAD IBN MUSA AL-CHWARIZMI, der die erste Karte der damals bekannten Welt zeichnete und Volumen und Umfang der Erde berechnete.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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