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Friedrich List

* 06.08.1789 Reutlingen
† 30.11.1846 Kufstein

FRIEDRICH LIST war einer der bedeutendsten deutschen Nationalökonomen im Zeitalter der frühen Industrialisierung. Seine Verdienste bestanden vor allem in der Lehre von der Selbstständigkeit der nationalen Wirtschaft. Zur Durchsetzung seiner Ziele forderte er Schutzzölle und den Ausbau des Eisenbahnnetzes zur Verbesserung der Infrastruktur. Er gilt als Vorkämpfer der deutschen Zollunion.
Bis heute haben seine Ideen von der Schaffung großer Wirtschaftsräume mit einer entsprechenden Verkehrsstruktur nicht an Aktualität verloren.
Von vielen angefeindet und missverstanden, beging FRIEDRICH LIST am 30. November 1846 in Kufstein Selbstmord.

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Schule und Ausbildung

Am 6. August 1789 wurde DANIEL FRIEDRICH LIST als achtes Kind des Weißgerbers JOHANNES LIST und seiner Frau MARIA BARBARA in Reutlingen geboren.
Nachdem List von 1798 bis 1804 die Lateinschule besucht hatte, begann er im elterlichen Betrieb die Gerberlehre.
1805 trat LIST eine kaufmännische Lehre beim Stadtschreiber CHRISTOPH FRIEDRICH LENZ an, einem promovierten Juristen in Blaubeuren. Seine erste Laufbahnprüfung absolvierte er beim Königlichen Finanzdepartement in Stuttgart. Nach anschließender einjähriger Tätigkeit in der Stadtschreiberei Ulm bewarb sich LIST 1811 für die Aktuarstelle (Buchhalter) im Oberamt in Tübingen. 1813 quittierte er hier den Dienst, um sich auf seine bereits begonnenen universitären Studien zu konzentrieren.
1816 kritisierte LIST in einem Schreiben an König WILHELM I. die Lethargie des Schreibinstituts, die zu einer Lähmung der Nationalkraft führen würde. Er unterbreitete dem König den Vorschlag, an der Universität Tübingen eine Staatswissenschaftliche Fakultät einzurichten. An dieser darauf gegründeten Fakultät bekam LIST einen Lehrstuhl.
1820 wurde LIST in den Württembergischen Landtag gewählt. Nachdem er dort im Namen seiner Wähler Beschwerde gegen ungerechte Behandlungen durch königliche Beamte vortrug, wurde LIST wegen Majestätsbeleidigung angeklagt. Am 6. April 1822 wurde LIST zu einer zehnmonatigen Festungsstrafe verurteilt. Er floh zunächst nach Frankreich, um sich der Haft zu entziehen. 1824 kehrte er freiwillig nach Stuttgart zurück und hoffte, den König umzustimmen. Da ihm das nicht gelang, verließ er am 26. April 1825 Deutschland und siedelte sich in New York an.

LISTS Wirken in Amerika

In Amerika entdeckte er in Pennsylvania Kohlevorkommen. Er finanzierte den Bau einer Eisenbahn (der zweiten der USA) und ließ so die Kohle zum Weitertransport zur Küste bringen. Damit erwarb LIST ein Millionen-Vermögen.
Im amerikanischen Wahlkampf unterstützte er ANDREW JACKSON. Nach dessen Wahlsieg hätte LIST Minister oder sogar Vizepräsident der USA werden können. Sein Heimweh nach Deutschland war aber der Grund, dass JACKSON ihn als US-Generalkonsul nach Deutschland sandte. Durch seine so erworbene Immunität war er frei von Strafverfolgungen.

Schaffung des „Deutschen Zollvereins“ und Entwicklung einer nationalen Volkswirtschaft

In Deutschland organisierte LIST den deutschen Handels- und Gewerbeverein und trat für die Schaffung des „Deutschen Zollvereins“ ein. 1838 haben sich unter der Führung Preußens 38 deutsche Kleinstaaten zu einer Zollunion zusammengeschlossen. Dieser gemeinsame Markt wurde zu einer Vorstufe der Vereinigung Deutschlands unter BISMARCK. BISMARCK krönte auch diesen wirtschaftlichen Zusammenschluss durch eine reichseinheitliche Währung, die Mark, im Jahre 1873.

LISTs weiterer Kampf galt vor allem der Herausbildung einer modernen wirtschaftlichen Infrastruktur. Er schlägt ein Netz von Eisenbahnen und Wasserwegen vor, fordert eine Vereinheitlichung der Gesetze, Steuer- und Abgabesysteme, um die Entstehung einer nationalen Volkswirtschaft zu beflügeln. Er entwarf Pläne für Eisenbahnlinien in Sachsen, Bayern und Württemberg, ebenso Kanalprojekte, u.a. den Rhein-Donau-Kanal. Seine Vorschläge erfahren zwar allgemeine Zustimmung, aber finanzielle Mittel zur Umsetzung erhält er nicht.
Das Vermögen LISTs war durch die Pleite seiner amerikanischen Bank verloren, sodass er private Mittel für die Erfüllung seiner Ideen nicht einsetzen konnte. Im Gegenteil, er hatte finanzielle Probleme, um seine Familie zu versorgen. Aus diesem Grund ging er auf den Rat seines Stuttgarter Verlegers COTTA (ein Freund von GOETHE und SCHILLER) ein, ein mehrbändiges Standardwerk zur modernen Handels-, Manufaktur- und Volkswirtschaftslehre herauszugeben. Viele Veröffentlichungen in Zeitschriften, Denkschriften, Büchern, seine Reden und Vorlesungen sammelte und ordnete er und gab schließlich den 1. Band des „Nationalen Systems der Politischen Ökonomie“ heraus. Von sechs ursprünglich geplanten Bänden blieb es nur bei diesem einen. Dieser aber hatte durchschlagenden Erfolg.

LISTS Wirken heute

Mit seinem Buch hat LIST den Grundstein gelegt für eine Dynamisierung der Wirtschaftstheorie. Vor allem die praktische Anwendung und Verbindung mit anderen Wissenschaften wie Geschichte, Soziologie und Rechts- und Staatswissenschaft führten zu einer starken Verbreitung des Werkes. Größtes Ansehen erfuhr er außerhalb Deutschlands. So bezeichnet ihn JOHN KENNETH GALBRAITH (amerikanischer Nationalökonom und Diplomat, * 15.10.1908) als den bedeutendsten Weltökonom. LIST schreibt:

„Wirtschaft, das lehrt doch bloßer Augenschein, das ist für Menschen wie Gesellschaften ein permanent ablaufender Prozeß der Lebenserhaltung und -vorsorge, der überhaupt nicht von seinem Umfeld getrennt werden kann: Natur, Technik, Staat, Gesetze und Regeln. Die Smithsche Marktwirtschaft ist in all das eingebettet, davon abhängig; denn nirgendwo haben Arbeitsamkeit und Sparsamkeit, Erfindungs- und Unternehmergeist der Individuen Bedeutendes hervorgebracht, wo sie nicht durch bürgerliche Freiheit, die öffentlichen Institutionen und Gesetze, durch die Staatsadministrationen und durch die äußere Politik, vor allem aber durch die Einheit und Macht der Nation unterstützt gewesen sind.“

In Deutschland blieb LIST lange verkannt und missverstanden. Seine Schutzzollidee, die die wirtschaftliche Kraft der einzelnen Länder stärken sollte, wurde z. B. zum Schließen statt Öffnen der Märkte angewandt als Rechtfertigung für Besitzstandswahrung.
LIST war in Deutschland Außenseiter, hatte immer Schwierigkeiten bei der Vergabe finanzieller Mittel und Anstellungen. Er scheiterte mit seinem Versuch, das englische System der Industrialisierung und der Schutzzölle in Deutschland einzuführen.
In den USA, Belgien, Frankreich und Ungarn aber erfuhr LIST ungeteilte Zustimmung und Bewunderung.
LISTs Gesundheitszustand war stark zerrüttet, sodass er zur Erholung nach Italien wollte. Auf der Durchreise traf er am 26. November 1846 in Kufstein ein. Finanzielle Sorgen, Depressionen, Lebensüberdruss, ständige Kopfschmerzen führten zu seinem Selbstmord. LISTS Leiche wurde am 3. Dezember auf einer Anhöhe der Stadt Kufstein gefunden. In der Hand hielt er die Pistole, mit der er sich erschossen hatte. Auf dem Kufsteiner Friedhof wurde er beerdigt.
In mehreren Orten stehen heute Denkmale von FRIEDRICH LIST. So wurde eines 1863 vor der Tübinger Universität errichtet, eines 1906 in Kufstein. 1932 wird eine Büste in Realing, Pennsylvania, aufgestellt. Auch in Leipzig steht ein Denkmal von LIST. Viele Schulen und Lehranstalten tragen LISTS Namen.

1789Beginn der Französischen Revolution
17896. August Daniel Friedrich List geboren
1790ADAM SMITH in Edinburgh gestorben (16.7.)
1795erste Pferdeeisenbahn in England
1796Einführung der Pockenschutzimpfung
1804Proklamation BONAPARTES zum Kaiser NAPOLEON I.
1804RICHARD TREVITHICK baut in South Wales die erste arbeitsfähige Dampflokomotive der Welt, war aber nicht erfolgreich
1807Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen
1809CHARLES DARWIN geboren (12.2.)
1813Preußische Kriegserklärung an Frankreich (16. März)
1813Völkerschlacht bei Leipzig
1814Abdankung NAPOLEONs
1814erste erfolgreiche Dampflokomotive von STEPHENSON
1818Heirat von F. LIST mit KAROLINE SEYBOLD
1818KARL MARX geboren (5.5.)
1819Erstes Dampfschiff von USA nach Europa (26 Tage)
1820FRIEDRICH ENGELS geboren (28.11.)
1825Erster Dampfeisenbahnverkehr in England
1825LIST verlässt mit seiner Familie Deutschland Richtung New York
1826J. RESSEL entwickelt die Schiffsschraube
1828Gründung des Süddeutschen Zollvereins zwischen Bayern und Württemberg
1829-1837JACKSON Präsident der USA; Aufschwung des liberalen Kapitalismus
1832Rückkehr LISTs nach Deutschland als US-Konsul, zunächst in Baden
1834in Leipzig
1835erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth
1837Eröffnung der Eisenbahnlinie Leipzig-Dresden
1838Eisenbahnlinie Berlin-Potsdam
1839in Deutschland wird die erste Lokomotive gebaut
1846am 30. November begeht FRIEDRICH LIST Selbstmord
1870-1880Höhepunkt des Eisenbahnbaus in Deutschland

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Friedrich List." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/friedrich-list (Abgerufen: 20. May 2025, 08:22 UTC)

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Wirtschaftlicher Liberalismus

Die theoretische Grundlage zur Erklärung des Nutzens der Errichtung eines europäischen Binnenmarktes bildet die Freihandelsidee des wirtschaftlichen Liberalismus. Wirtschaftlicher Liberalismus bezeichnet den Glauben an eine Wohlstandsmehrung durch Freihandel und marktwirtschaftlichen Wettbewerb.
Zwei Theorien stehen dabei im Mittelpunkt:
ADAM SMITH: Die Theorie der absoluten Kostenvorteile und
DAVID RICARDO: Die Theorie der relativen Kostenvorteile.

Bismarcks Weg der nationalen Einigung Deutschlands „von oben“

Seit der Zeit des preußischen Verfassungskonfliktes betrieb BISMARCK eine Politik der Einigung Deutschlands „von oben.“ Er wollte damit auch einen Großteil seiner inneren Feinde aus den Reihen der Liberalen auf seine Seite ziehen. Nach den preußischen Siegen im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und im Deutschen Krieg von 1866 über Österreich war ihm der Erfolg seiner politischen Strategie gewiss. Sein Ansehen in der öffentlichen Meinung, auch bei den Liberalen, stieg enorm. Eine Folge der Politik BISMARCKS war die Spaltung des politischen Liberalismus. Die Liberalen, die BISMARCK folgten und die Einheit vor die Freiheit stellten, sammelten sich nun in der Nationalliberalen Partei, die die Politik von BISMARCK unterstützte. Die Proklamation des preußischen Königs zum Deutschen Kaiser in Versailles durch die Fürsten war eine von BISMARCK einstudierte Geste, die eines ganz klarmachte: Das Deutsche Reich war ein Geschenk der Fürsten an das Volk, und dieses Geschenk konnte von den Fürsten auch wieder zurückgenommen werden.

Der Norddeutsche Bund – Zwischenstufe zur nationalen Einheit Deutschlands

Der Norddeutsche Bund entstand nach der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Deutschen Krieg von 1866 um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Im Frieden von Prag wurde der Deutsche Bund nach dem Ausscheiden Österreichs aufgelöst und an seiner Stelle der Norddeutsche Bund gegründet. Er umfasste als Bundesstaat die 22 nördlich der Mainlinie liegenden deutschen Mittel- und Kleinstaaten sowie drei Freie Reichsstädte. Der Bund stand unter der Hegemonie Preußens, das nicht nur die größte Fläche besaß, sondern auch den Präsidenten und Kanzler stellte.
Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes wurde die Einheit Deutschlands nördlich der Mainlinie vollzogen. Insofern konnte der Bund auch nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zur Einigung Gesamtdeutschlands sein. Bismarck als Bundeskanzler schuf dafür gegen die Interessen Frankreichs durch Bündnisse mit den süddeutschen Staaten die entsprechenden wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen.

Preußens Vormachtstellung im Norddeutschen Bund

Nach dem Sieg über Österreich im Deutschen Krieg 1866 beherrschte Preußen den Norden Deutschlands. Mit dem Norddeutschen Bund wurde ein Bundesstaat geschaffen, in dem Preußen schon allein aufgrund seiner Größe und seiner militärischen Stärke die Vorherrschaft hatte. Die übrigen Einzelstaaten auf dem Gebiet des Norddeutschen Bundes mussten diese Vormachtstellung Preußens anerkennen, konnten aber ihre Eigenständigkeit behalten. Dies war auch in der Einschätzung der politischen Lage durch BISMARCK begründet. Er wollte die preußische Monarchie durch die Annexion der Einzelstaaten, die sich gegen die Interessen anderer europäischer Mächte, vor allem Frankreich, gerichtet hätte, nicht aufs Spiel setzen. Deshalb ging er den Weg über den Bundesstaat. Auch in den einzelnen politischen Institutionen des Bundes sicherte Preußen seine Vormachtstellung ab. Von besonderer Wichtigkeit war hier der Bundesrat, in dem sich Preußen ein Vetorecht sicherte. Geschaffen in Anlehnung an den Bundesrat des ehemaligen Deutschen Bundes, war er das wichtigste politische Organ. Von besonderer Bedeutung war die Position des Bundeskanzlers, zu dem BISMARCK vom preußischen König ernannt wurde. Auf militärischem Gebiet sicherte sich Preußen seine Vormachtstellung dadurch, dass laut Bundesverfassung der preußische König in Friedens- und Kriegszeiten oberster Feldherr der Bundestruppen war.

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