Georg Forster

Am 27. 11. 1757 wurde JOHANN GEORG ADAM FORSTER in Nassenhuben bei Danzig (Gdansk) als ältester Sohn JOHANN REINHOLD FORSTERs geboren. Sein Vater war der Pfarrer des kleinen Geburtsortes FORSTERs, er war aber auch Botaniker. Von Kindheit an erwarb der künftige Naturforscher und Weltreisende, Schriftsteller und Übersetzer, Politiker und Revolutionär JOHANN GEORG FORSTER seine Bildung vor allem auf Reisen. Im Jahre 1765 beauftragte Russlands Zarin KATHARINA II. (1729–1796) den Vater, REINHOLD FORSTER mit Forschungen in den deutschen Siedlungen an der Wolga im Gouvernement Saratow. Kaum elfjährig begleitete GEORG FORSTER seinen Vater auf dieser etwa 4000 km langen Reise. Da der ältere FORSTER offenbar wahrheitsgemäß über die Mißwirtschaft des Woiwoden von Saratow und über die Ausbeutung der deutschen Ansiedler berichtete, wurde seine weitere Anwesenheit in Russland unerwünscht und er musste in St. Petersburg monatelang auf seinen kärglichen Sold warten. So begaben sich Vater und Sohn FORSTER im Jahr darauf nach England, aus dem ihre Vorfahren um 1640 nach Danzig emigriert waren.

Weltumseglung mit JAMES COOK

In England ergab sich im Jahre 1772 für die FORSTERs plötzlich die Möglichkeit, an der zweiten Weltumseglung JAMES COOKs teilzunehmen. JOHANN REINHOLD FORSTER erklärte sich bereit, JAMES COOK als Naturforscher zu begleiten, vorausgesetzt, er durfte seinen noch nicht 18jährigen Sohn GEORG als Gehilfen bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten mitnehmen. Diese Weltumseglung mit JAMES COOK prägte entscheidend Leben und Werk des GEORG FORSTER, neben der französischen Revolution von 1789 in späteren Jahren. COOK befehligte das größere der beiden Schiffe, die Resolution, Kapitän TOBIAS FURNEAUX (1735–1781) das kleinere, die Adventure. COOKs Schiff hatte 112 Mann Besatzung, das andere nur 81 Mann, hinzu gesellten sich

  • Sternkundige,
  • Naturforscher,
  • Maler und
  • ihre Bedienten.

Mancher der Offiziere, Unteroffiziere und Matrosen waren bereits erfahrene Weltreisende. Auf der Resolution, dem Schiff, das den beiden FORSTERs Unterkunft bot, fuhr auch WILHELM HODGES mit, ein englischer Landschaftsmaler,

„der nicht nur Ansichten von verschiedenen Gegenden, sondern auch, soweit seine Kenntnis der menschlichen Figur reichen wollte, die Einwohner gezeichnet hat.“

Dreimal um die Erde

Die Fahrten von 1772–1775 umfassten eine Länge vom dreifachen Erdumfang, eine Strecke, wie sie nie zuvor in der Geschichte der Seefahrt zurückgelegt wurde. Etwa 1100 Reisetage waren die FORSTERs unterwegs, neunhundert davon auf See. Zweihundert Tage blieben für Forschungen an Land übrig.
Das besondere an dieser Erdumseglung bestand darin, dass die beiden Fregatten, die Resolution unter dem Befehl COOKs und die Adventure unter dem Kommando von TOBIAS FURNEAUX, nicht wie bisher üblich, von Ost nach West um die Erde segelten, sondern in umgekehrter Richtung und gegen die Passatwinde. Nach dem Passieren des Kaps der Guten Hoffnung segelten sie weit nach Süden, bis im Januar 1773 Eismassen zur Umkehr zwangen.

  • Neuseeland
  • Gesellschaftsinseln (Sozietätsinseln), zu denen auch Tahiti gehört
  • Freundschaftsinseln (Tonga-Inseln)
  • die Osterinsel

gehörten zu COOKs Reisezielen. Er entdeckte die von ihm so benannten Neuen Hebriden und Neukaledonien.

Sauerkraut gegen Skorbut

Zu den entscheidenden Grundlagen der erfolgreichen zweiten Weltreise JAMES COOKs gehörte u.a. - Sauerkraut. FORSTER betonte, wie wichtig die Gesundheit der Schiffsbesatzung gerade bei langandauernden Seereisen ist. Deshalb war man, um diese Gesundheit zu fördern und zu erhalten, „diesmal auf außerordentliche Mittel bedacht“. Und dazu gehörte, dass „vor allen Dingen unser deutsches Sauerkraut nebst eingekochter gallertiger Fleischbrühe in großer Menge an Bord geschafft“ wurde. Allein die Resolution hatte sechzig große Fässer Sauerkraut geladen.
Es gelang zwar, den Skorbut in die Schranken zu weisen, zumindest auf der Resolution, denn auf der Adventure nahm man es mit dem Sauerkraut nicht so genau.

Fleischvorräte

Doch als eine vegetarische Speise war Sauerkraut allein nicht nahrhaft genug, deshalb mussten auch Pökelfleisch und Zwieback den Hunger stillen. Das Fleisch war aber „vom Salz fast verzehrt“ und der Zwieback verfaulte. „Bei solcher Nahrung konnten sich die Kranken nur sehr langsam erholen, denn sie hatten nichts zu ihrer Stärkung.“
Auf Huaheine, einer der Gesellschaftsinseln in unmittelbarer Nachbarschaft von Tahiti, tauschten die Entdeckungsreisenden verschiedenes Eisengerät, das die Einheimischen infolge der ersten Begegnung mit COOK bereits kennen- und schätzengelernt hatten, gegen „einen großen Vorrat von lebendigen Schweinen und Hühnern“. Die Resolution

„hatte allein zweihundertneun Schweine, dreißig Hunde und ohngefähr fünfzig Hühner an Bord und das andere, die ‚Adventure', nicht viel weniger.“

Irgendwann waren die Fleischvorräte aufgezehrt und die Inseln, wo man diese Vorräte hätte erneuern können, lagen weit im Norden, in wärmeren Gegenden (die Schiffe durchsegelten das südliche Polarmeer). Und so gehörte es zu den Erfahrungen dieser Weltreise auch, dass COOKs Leute oft „Seehunde, Pinguine und Albatrosse als Delikatessen genossen“.
Einmal, so erzählt FORSTER, kamen sie

„an einen Platz, wo viele tausend Seeraben auf kleinen bewachsenen Erdhügeln nisteten. Diese Gelegenheit, der ganzen Mannschaft eine Mahlzeit zu verschaffen, konnten wir nicht ungenutzt lassen. Die Vögel waren mit Menschen noch so unbekannt, dass die Matrosen in kurzer Zeit einige hundert totgeschlagen hatten.“

Idyllisches Tahiti – Blicke und Lächeln

„Königin der tropischen Inseln“ nannte GEORG FORSTER das heute zu Französisch-Polynesien gehörende Tahiti. Die Insel gehörte zu denen, deren Bevölkerung sich den Seeleuten gegenüber besonders friedfertig und offen verhielt. Die Frauen auf Tahiti

„waren hübsch genug, um Europäern in die Augen zu fallen, die seit Jahr und Tag nichts mehr von ihren Landsmänninnen gesehen hatten.“

Wie FORSTER bemerkte, gab es unter den Tahitierinnen „verschiedene Frauenspersonen, die sich ohne Schwierigkeiten den Wünschen unserer Matrosen überließen“. Ihre Gesichtszüge bezeichnete er als unregelmäßig und einfach, aber ihre schönen, großen Augen, „ein ungezwungenes Lächeln und ein ständiges Bemühen zu gefallen“ bezauberten die Matrosen, so dass diese „Hemd und Kleider weggaben, um sich diesen neuen Mätressen gefällig zu bezeigen.“

Idyllisches Tahiti – Botanisches und Zoologisches

Die Naturwissenschaftler nutzten die Zeit, um neues botanisches und zoologisches Wissen zu erkunden. GEORG FORSTER erzählt:

„Da unsere Begleiter gewahr wurden, dass wir Pflanzen sammelten, waren sie sehr emsig, dieselben Sorten zu pflücken und herbeizubringen. Es gab auch in der Tat eine Menge von wilden Arten in den Plantagen. Mancherlei kleine Vögel wohnten in den Bäumen und sangen sehr angenehm, obgleich man, ich weiß nicht warum, in Europa den Irrtum hegt, dass es den Vögeln in heißen Ländern an harmonischen Stimmen fehle. In den Gipfeln der Kokosbäume pflegte sich ein kleiner, saphirblauer Papagei aufzuhalten, und eine andere grünliche Art mit roten Flecken sah man häufig in den Pisangbäumen, traf sie auch oft zahm in den Häusern an. Ein Eisvogel, ein großer Kuckuck und verschiedene Arten von Tauben hüpften auf den Zweigen umher, indes ein bläulicher Reiher gravitätisch am Seeufer einherging, um Muscheln, Schnecken und Würmer aufzulesen.“

Jenseits bewohnter Siedlungen fanden sie in wildem Gebüsch so manches ihnen unbekannte Gewächs. „An den verwachsensten Stellen fanden wir verschiedene Pflanzen, desgleichen einige Vögel, die bis jetzt noch unbekannt waren.“ Regnerisches und stürmisches Wetter wurde dann zum Anlaß genommen, „die gesammelten Pflanzen und Tiere in Ordnung zu bringen und die unbekannten zu zeichnen“.

Auf den Gesellschaftsinseln

Den Aufenthalt auf den Gesellschaftsinseln, zu denen auch Tahiti gehörte, resümierend, schrieb FORSTER, sie hätten unter den Bewohnern

„Gesinnungen ... gefunden..., die der Menschheit Ehre machen. Lasterhafte Gemütsarten gibt's unter allen Völkern, aber einem Bösewicht in diesen Inseln könnten wir in England oder andern zivilisierten Ländern fünfzig entgegenstellen.“

Von einer „lasterhaften Gemütsart“ erfuhr COOK erst auf seiner dritten Weltreise, an der die FORSTERs nicht teilnahmen: es gab auch Fälle von Menschenopfer auf Tahiti.

Rätselhafte Osterinsel

Die Osterinsel wurde am Ostersonntag 1722 von dem niederländischen Seefahrer JAKOB ROGGEVEEN entdeckt. Das Eiland ist die östlichste Insel Polynesiens („Vielinselwelt“) und gehört heute zu Chile, von dessen Küste es 3600 km entfernt liegt. Auffallend sind mehrere Meter hohe Steinfiguren, die wahrscheinlich Menschen darstellen. Auch GEORG FORSTER begegnete diesen steinernen Zeugen einer vergangenen Kultur.
Die Forscher entdeckten

„eine große Anzahl schwärzlicher Säulen, die in verschiedenen Gruppen aufrecht nebeneinander standen und der Gegend nach dieselben zu sein schienen, die Roggeveens Leute für Götzenbilder hielten. Wir waren aber jetzt schon ohne genauere Untersuchung anderer Meinung und vermuteten, dass es solche Totenmäler sind, wie sie die Tahitier und andere Bewohner der Südsee bei den Begräbnisplätzen errichten ...“

FORSTER gab diese Beschreibung der großen Statuen:

„Auf dem Kopfe war ein hoher, runder, zylindrischer Stein aufgerichtet, der über fünf Fuß im Durchmesser und in der Höhe hatte. Der Aufsatz, der dem Kopfputze einiger ägyptischer Gottheiten gleichsah, bestand aus einer anderen Steinart, denn er war von rötlicher Farbe, auch war an dessen beiden Seiten ein Loch zu sehen, als hätte man ihm seine runde Form durch ein Dreh- oder Schleifwerk gegeben.. Der Kopf nebst dem Aufsatz machte die Hälfte der ganzen Säule aus, so weit sie über der Erde sichtbar war.“

Neben geschnitzten menschlichen Figuren beiderlei Geschlechts wurde eines Tages von einem tahitischen Begleiter
„eine geschnitzte Frauenshand von gelbem Holz, ohngefähr in der natürlichen Größe“ gefunden.

„Die Finger derselben waren aufwärts gebogen, wie sie die Tänzerinnen auf Tahiti zu halten pflegen, und die Nägel daran waren sehr lang, denn sie standen mehr als dreiviertel Zoll über die Spitzen der Finger hervor. Sie war von dem seltenen wohlriechenden tahitischen Holz gemacht, womit man allhier dem Öl einen guten Geruch zu geben pflegt. Auch dieses Holz hatten wir auf Oster-Eiland nicht gefunden, ebensowenig als wir bemerkt hatten, dass man hier lange Nägel zu tragen gewohnt sei. Wir konnten also nicht begreifen, wie dies hübsch gearbeitete Stück hierher gekommen.“

Der ältere FORSTER bekam es geschenkt und überließ es später dem Britischen Museum.

Alles Polynesier

Und was die Bewohner der Oster-Insel betraf, vermutete FORSTER, nachdem er einige Worte ihrer Sprache gehört hatte, dass diese „ein Dialekt der tahitischen“ zu sein scheint. „Es wird also an beiden Enden der Südsee einerlei Sprache geredet. Ihr ganzes Aussehen ließ uns vermuten, dass sie ein Zweig desselbigen Volksstamms sein müßten.“

Freundschaftliche Inseln (Tonga-Inseln)

Friendly Islands, Freundschafts-Inseln, taufte JAMES COOK den Tonga-Archipel. Heute ist Tonga eine konstitutionelle Monarchie, politisch unabhängig seit 1970. Entdeckt wurden die Tonga-Inseln von dem Niederländer ABEL JANSZOON TASMAN. COOK hat sie näher erkundet. Besonders beeindruckt war er von dem freundschaftlichen Verhalten der Ureinwohner. Auch FORSTER schwärmte von der freundlichen Aufnahme durch die Polynesier. So wie die britischen Schiffe aufgenommen wurden, „mussten wir uns von ihrer Gemütsart allerdings die vorteilhaftesten Begriffe machen und sie für offenherzige, gutgesinnte Leute halten, die nichts weniger als mißtrauisch wären.“
Die Bewohner trieben Handel und „haben von jeher die Fremden, welche bei ihnen landeten, freundlich und leutselig aufgenommen“. Die äußeren Lebensbedingungen ließen sie Ackerbauern werden und ebenso geschickte Handwerker und Künstler.

Suche nach dem Südland

Bevor COOK von seiner ersten Weltumseglung zurückkehrte, war man in Europa noch der Meinung, dass eine Terra australis, ein Festland im Südmeer existierte, das sich bis zum 30. Grad südlicher Breite erstreckte. Dem entspräche eine Lage etwas nördlich von Neuseeland. Deshalb war von COOK auch die Frage zu klären, ob Neuseeland möglicherweise zu diesem Südkontinent gehörte. Von diesem Festland sprachen bereits Geografen der Antike. Verschiedene Seefahrer vor COOK wollten es gesichtet haben. Nördlich des Äquators durchzieht der 30. Breitengrad z.B. die Stadt Kairo in Ägypten, das nördliche Florida und Nordmexiko. Also wurden auf dem 30. Grad südlicher Breite ähnlich warme Gegenden vermutet. Ein dort existierender Südkontinent wäre demnach „unter einem günstigen Himmelsstrich gelegen und deshalb ein wichtiger Gegenstand der europäischen Politik“. Nun war zwar COOK auf seiner ersten Weltreise bis zum 40. Grad südlicher Breite gekommen und hatte dort kein Festland entdeckt. „ Man ließ sich dadurch aber nicht irremachen.“
Und COOK erhielt den Befehl, auf einer zweiten Reise die warme Jahreszeit

„zu Entdeckungen gegen den Südpol hin anzuwenden, sobald aber die Jahreszeit kalt, stürmisch, neblig und unsicher würde, nach den Wendekreisen zurückzukehren und die Lage der bisher entdeckten Inseln vermittels unserer neuen astronomischen Instrumente genauer zu bestimmen. Fände er kein großes Festland, so sollte er so nahe am Südpol wie möglich ostwärts segeln, bis er die Erdkugel umrundet hätte.“

Nach langen, gefährlichen Kreuzfahrten durch den Südpazifik notierte FORSTER:

„Die neuesten in England und Frankreich herausgekommenen Karten deuten zwischen 40° und 53° westlicher Länge und 54° und 58° südlicher Breite eine große Küste an, die bereits in einer Karte von Ortelius vom Jahre 1586, ja sogar schon in der Mercatorschen Karte von 1569 angezeigt worden ist. Über einen Teil des Distrikts, wo die westliche Küste hätte liegen sollen, segelten wir hinweg, fanden aber nirgends eine Spur von Land. es muß also entweder gar nicht vorhanden oder auf den Karten unrichtig eingezeichnet worden sein.“

Gibt es ein südliches Grönland?

Am 11. Dezember 1772 segelten COOKs Schiffe, die sich erstmals auf der zweiten Weltreise in höhere südliche Breiten vorwagten,

„an einer Eisinsel vorbei, die wenigstens eine halbe englische Meile lang war. Die Wellen brachen sich mit solchem Ungestüm daran, als ob es ein unbeweglicher Felsen gewesen wäre. Der Kälte des Himmelsstrichs ungeachtet waren unsere Schiffe doch immer noch von Sturmvögeln, Albatrossen und Pinguinen umgeben. Ein Nordkaper und verschiedene Wale, die sich zwischen den Eismassen zeigten und die traurigen Seegegenden in diesem eiskalten Klima einigermaßen belebten, brachten uns auf den Gedanken, dass wir doch vielleicht noch ein südliches Grönland zu erwarten hätten.“

Messung der Wassertemperatur in dichtem Nebel

Als der Tag anbrach, zog dichter Nebel auf, aber das Meer lag still. Eine günstige Gelegenheit für den älteren FORSTER und den Sternkundigen WILHELM WALES,

„in einem kleinen Boot die Wärme der See in verschiedener Tiefe zu messen. Als sie jedoch damit beschäftigt waren, wurde der Nebel so dick, dass sie beide Schiffe aus den Augen verloren. Wie ihnen dabei zumute sein mochte, läßt sich leicht erahnen. In einem kleinen Boote, in dem sie weder Mast noch Segel hatten, sondern nur zwei Ruder, befanden sie sich auf dem unermeßlichen Ozean, fern von irgendeiner bewohnten Küste, überall von Eis umgeben und ohne Lebensmittel. Unter ständigem Rufen ruderten sie eine Weile bald hier- , bald dorthin, aber umsonst. Alles war still um sie her, und sie konnten vor Nebel keine Bootslänge weit sehen.“

Ein Glockenläuten aus großer Entfernung wies ihnen schließlich den rettenden Weg zur Adventure.

Kein großes Festland

Auf der Suche nach dem Südland, zwischen Neuseeland und Tahiti, wurde die Zeit mächtig lang. Denn das einzige, das auf dieser Fahrt gewonnen wurde,
„war die Gewißheit, dass in den mittleren Breiten der Südsee kein großes Land zu finden ist. Je näher wir den Wendezirkeln kamen, desto besseren Mutes wurde unser Schiffsvolk“.
COOK und seine Gefährten wiesen nach, dass keine Terra australis existierte.

Haben wir also Land verfehlt, so muß es ein Eiland sein, das seiner Entfernung von Europa und seines rauhen Klimas wegen für England von keiner Wichtigkeit sein kann. Für uns ist es genug, erwiesen zu haben, dass unter dem gemäßigten Himmelsstrich in der Südsee kein großes, festes Land anzutreffen sei, und wenn dergleichen überhaupt vorhanden sein sollte, dass es innerhalb des antarktischen Zirkels liegen müsse.“

Doch COOKs Expedition hatte auch

„die für die Wissenschaft wichtige Entdeckung gemacht, dass die Natur mitten im großen Weltmeer Eisschollen bildet, die kein Salz enthalten, sondern alle Eigenschaften des reinen und gesunden Wassers haben.“

Eine Ahnung von Antarktika

Als COOKs Schiff am 30. Januar 1774 etwa auf dem Längengrad, auf dem die Osterinsel liegt, eine südliche Breite von 70° 10' erreichte (auf der Nordhalbkugel entspräche das der Südspitze von Nowaja Semlja oder den Mündungen der Ströme Ostsibiriens), die Grenze des Packeises erreichte, muss der Kapitän wohl eine Ahnung gehabt haben, dass hinter den Eismassen und bedeckt von ihnen Land existierte, wenn auch nicht die gesuchte Terra australis. In seinem Reisebericht schrieb COOK:

„Ich will nicht sagen, dass es unmöglich gewesen wäre, noch weiter nach Süden zu gelangen; aber es zu versuchen, wäre ein gefährliches und unbesonnenes Unternehmen gewesen, an welches, so glaube ich, niemand in meiner Situation gedacht hätte. Es war in der Tat meine Meinung und die der meisten an Bord, dass sich dieses Eis bis zum Pol hin erstreckte, oder dass es möglicherweise auf Land stößt, mit dem es seit frühester Zeit verbunden ist...Als wir ganz nah an das Eis herankamen, konnten wir einige Pinguine hören, sahen sie jedoch nicht. Ähnlich war es mit einigen Vögeln und anderen Dingen, welche uns glauben ließen, dass ganz in der Nähe Land war. Es muß weiter nach Süden zu hinter diesem Eis liegen. Aber selbst wenn dies wirklich so ist, so kann dieses Land den Vögeln oder anderen Tieren keinen besseren Zufluchtsort bieten als eben das Eis, mit dem es ganz bedeckt sein muß. Ich, der ich den Ehrgeiz besaß, nicht nur weiter nach Süden vorzudringen als irgend jemand zuvor, sondern so weit, wie es für Menschen möglich ist, bedauerte nicht, hier vor die Notwendigkeit des Abbruchs gestellt zu werden.“ (Zitiert in: Otto Emersleben, a.a.O., S. 237-239)

Branntwein gegen Verdruss

Das Leben an Bord war hart, sicher mitunter eintönig und langweilig, zumindest dann, wenn kein Landgang für mancherlei Abwechslung sorgte. Als die Resolution gerade zwei Jahre auf See war, sie befand sich auf dem Wege zu den Freundschaftlichen Inseln, unterließen es die Matrosen daher nicht,

„diesen Tag nach ihrer gewohnten Art, das heißt bei vollen Gläsern zu feiern. Sie hatten von ihrem täglichen Deputat an Branntwein ausdrücklich etwas gespart und sich vorgenommen, allen Kummer und Verdruß in Grog, der wahren Lethe des Seemanns, zu ersäufen.“

Anfang Januar 1774, unterwegs in südlichen Breiten, stellte FORSTER fest:

„Unser langer Aufenthalt in diesem kalten Himmelsstrich fing nun an, den Leuten hart zu fallen, denn die Hoffnung, in diesem Jahr noch nach Haus zu kommen, war nun ganz dahin. Auf jedem Gesicht sah man deshalb stumme Verzweiflung ausgedrückt. Nach und nach aber fanden sich die Leute in ihr Schicksal und ertrugen es mit finsterer Gleichgültigkeit. Es war aber auch in der Tat sehr niederschlagend, dass wir über unsere künftige Bestimmung in ständiger Unwissenheit gehalten wurden, indem ohne ersichtlichen Grund gegen jeden von uns ein Geheimnis daraus gemacht wurde.“

Entdeckung der Neuen Hebriden

Zwei Jahre durchkreuzte COOKs Expedition den Südpazifik, um „lauter schon entdeckte Inseln aufzusuchen, die Fehler unserer Vorgänger zu berichtigen und alte Irrtümer zu widerlegen“. Das dritte Jahr sollte nun endlich mit neuen Entdeckungen „für die beiden ersten Jahre ... entschädigen.“
Nach einem Aufenthalt auf der Insel Mallikolo landete COOK auf der Insel Tanna. Nach anfänglichem Zögern (man wusste ja nicht, wie die Einheimischen sich verhielten), wagten sich die Naturforscher in die Wälder, um bisher unbekannte Pflanzen zu suchen. Doch da sie von den Insulanern, die den Fremden offenbar mißtrauten, nicht aus den Augen gelassen wurden, begnügten sich die Europäer „mit zwei oder drei neuen Pflanzenarten und kehrten nach dem offenen Strand zurück.

Auf Tanna machte FORSTER die Beobachtung, dass die Männer „nicht die geringste Achtung gegen die Weiber“ zeigten, diese aber „auf den kleinsten Wink gehorchten und oft den Dienst von Lasttieren versehen mussten“. Und er erläutert:

„Indes pflegen alle ungesitteten Völker den Weibern die allgemeinen Rechte der Menschen zu versagen und sie als Geschöpfe von niederer Art zu behandeln. Solange der Mensch unablässig mit der Sorge um seine Erhaltung beschäftigt ist, so lange können sich nur wenig verfeinerte Empfindungen zwischen beiden Geschlechtern entwickeln, vielmehr muß der Umgang sich nur auf tierischen Genuß beschränken. Der Wilde sieht auch nicht die Schwäche und das sanfte, duldende Wesen der Frau als schutzbedürftige Eigenschaften, sondern als einen Freibrief zur Unterdrückung und Mißhandlung an.“

Auf der Hebrideninsel Eromanga musste sich die COOK-Expedition eines Angriffs der Insulaner erwehren.
Die COOK'sche Expedition erfüllt auch hier ihre Aufgabe, die darin bestand, „den allhier befindlichen Haufen von Inseln ganz zu umschiffen.“ COOK nannte diese Inseln Neue Hebriden. Sie gehören zu Melanesien („Schwarzinselland“, sogenannt wegen der dunkelfarbigen Bevölkerung) und bilden seit 1980 die Inselrepublik Vanuatu.

Giftiger Fisch auf Neukaledonien

Auch Fische bereicherten zuweilen die Speisekarte. Wenn die Art für die Europäer unbekannt war, wurde der Fisch erst beschrieben und gezeichnet. Einmal schickte COOK einen Fisch, der nach Ansicht der FORSTER giftig sein konnte. Aber der Kapitän meinte, diesen schon gegessen zu haben, ohne jeden Schaden. Also freuten sie sich auf eine frische Mahlzeit, begannen die Leber zu verzehren, die aber so ölig schmeckte, dass sie nach nur ein paar Bissen die Mahlzeit beendeten. Des Nachts wurden sie durch Übelkeit geweckt. Selbst der Morgen hielt noch Schwindel und Schwere im Kopf bereit.
Doch fand sich FORSTER soweit wiederhergestellt, dass er am Vormittag aufbleiben und einige Pflanzen und Vögel zeichnen konnte. Als dann Mittags einige Insulaner, die an Deck kamen, weil der ältere Forster mit ihnen reden wollte, den Fisch sahen, der soviel Unwohl verursacht hatte,

„gaben sie durch Zeichen zu verstehen, dass er Schmerzen im Magen hervorrufe, dann legten sie den Kopf mit geschlossenen Augen in die Hand, um anzudeuten, dass er Betäubung und sogar den Tod verursache.“

Kannibalismus auf Neuseeland

Sturm und Nebel vor Neuseeland trennten die Adventure von der Resolution. Kapitän FURNEAUX, der den Kontakt zu COOK verloren hatte, schickte, bevor das Schiff die neuseeländischen Gewässer verließ, nochmals ein Boot mit zehn Mann an Land, „um eine Ladung Löffelkraut und Sellerie von dort zu holen“. Wie FORSTER später erfuhr, hatte der junge Leutnant, der das Boot befehligte,

„die Vorurteile der seemännischen Erziehung noch nicht abgelegt. Er sah z.B. alle Einwohner der Südsee mit einer Art Verachtung an und glaubte dasselbe Recht über sie zu haben, das sich in barbarischen Jahrhunderten die Spanier über das Leben der amerikanischen Wilden anmaßten.“

Die Bootsbesatzung ging an Land und schnitt Kräuter ab. Vermutlich hatten sie ihre Jacken ausgezogen. Denn es wurde erzählt, einem der Männer sei von einem Einheimischen die Jacke gestohlen worden.

„Darauf habe man sofort Feuer auf sie gegeben und so lange damit fortgefahren, bis die Matrosen kein Pulver mehr gehabt hätten. Als die Insulaner dies gewahr wurden, seien sie sofort auf die Europäer losgerannt und hätten sie bis auf den letzten Mann erschlagen.“

Der schwer bewaffnete Suchtrupp, der losgeschickt wurde, als die Besatzung nicht zurückkehrte, machte eine entsetzliche Entdeckung. Als er an Land kam,

„war ein Haufen von Eingeborenen versammelt, die sich gegen ihre Gewohnheit beim Anblick der Europäer in wehrhafte Verfassung setzten. Der seitwärts gelegene Berg wimmelte von Menschen, und an vielen Orten stieg Rauch auf, der vermuten ließ, dass das Fleisch der erschlagenen Europäer zu einer festlichen Mahlzeit zubereitet werden sollte.“

Selbst die hartherzigsten Matrosen packte das Grauen, bevor sie aus Rache viele Insulaner töteten, die anderen verjagten und die Kanus zertrümmerten. Angesichts des Kannibalismus der Maori stellte Forster die Frage:

„Was ist der Neuseeländer, der seinen Feind im Kriege umbringt und frißt, gegen den Europäer, der zum Zeitvertreib einer Mutter ihren Säugling von der Brust reißt und seinen Hunden vorwirft? (Der Bischof Las Casas sah diese Abscheulichkeit unter den ersten spanischen Eroberern von Amerika.)
Die Neuseeländer fressen ihre Feinde nur dann, wenn sie sie im Gefecht und in der größten Wut erlegt haben.“

Auch die FORSTER stießen bei einem ihrer Erkundungsgänge auf Spuren des Kannibalismus der Maori, der Ureinwohner Neuseelands.

Bekanntschaft mit den Europäern durchaus nachteilig

Zu den Ergebnissen der COOK'schen Expedition, die in der warmen Jahreszeit die Wasser des Pazifik zwischen den beiden Wendekreisen befuhr, gehörten die Entdeckung neuer sowie die genauere Erkundung bereits entdeckter Inseln für die „Erdbeschreiber“. Die „Naturkundigen“ erfuhren von neuen Pflanzen und Vögeln, für die „Menschenfreunde“ brachte sie „insbesondere verschiedene unbekannte Abänderungen der menschlichen Natur“.
Als Humanist bedauerte FORSTER, dass die europäischen Entdeckungen in der Südsee sich nachteilig auswirkten auf Leben, Sitten und Gebräuche der Südsee-Insulaner. (Dabei konnte er noch nichts davon wissen, dass kontinentferne, idyllische Inseln in den Weiten des Pazifiks als feste Flugzeugträger und als Testgelände für Kernwaffen geeignet sind.) Hier sind FORSTERS Gedanken:

„Es ist Unglücks genug, dass alle unsere Entdeckungen so vielen unschuldigen Menschen das Leben gekostet haben. So hart dies für die kleinen, ungesitteten Völkerschaften der Fall sein mag, die von Europäern aufgesucht worden sind, so ist es wahrscheinlich doch nur eine Kleinigkeit im Vergleich mit dem unersetzlichen Schaden, den ihnen diese durch den Umsturz ihrer sittlichen Grundsätze zugefügt haben. Wäre dieses Übel gewissermaßen dadurch wiedergutgemacht, dass man sie wirklich nützliche Dinge gelehrt oder irgendeine unmoralische oder verderbliche Gewohnheit unter ihnen ausgerottet hätte, so könnten wir uns wenigstens mit dem Gedanken trösten, dass sie auf einer Seite wiedergewonnen hätten, was sie auf der anderen verloren haben mochten. So aber fürchte ich, dass unsere Bekanntschaft den Bewohnern der Südsee durchaus nachteilig gewesen ist, und ich bin der Meinung, dass gerade jene Völkerschaften am besten weggekommen sind, die sich immer von uns ferngehalten und unseren Seeleuten nie erlaubt haben, allzu vertraut mit ihnen zu werden. Hätten sie doch in den Minen und Gesichtszügen der Seeleute den Leichtsinn lesen und sich vor der Liederlichkeit fürchten mögen, die ihnen mit Recht zur Last gelegt wird.“

Letzte Lebensjahre

Nach der Rückkehr schrieb FORSTER einen ausführlichen Bericht über seine Weltreise mit COOK. Der Reisebericht erschien 1777 unter dem Titel „A voyage round the world “ und 1778 auf deutsch als „ Reise um die Welt“. Im selben Jahr erhielt FORSTER 24-jährig einen Lehrstuhl für Naturgeschichte in Kassel. 1784 folgte er einem Ruf nach Wilna. Er kehrte bereits 1788 nach Deutschland zurück und hielt sich in Göttingen auf. Hier begegnete er LICHTENBERG. Von dort holte ihn der Kurfürst von Mainz als Bibliothekar an seine Bibliothek. 1790 machte er eine Reise mit dem jungen ALEXANDER VON HUMBOLDT durch die Niederlande, Großbritannien und Frankreich. Die französische Revolution begeisterte ihn. 1793 bereiste er als Mitbegründer der Mainzer Republik und Vizepräsident des „Rheinisch-deutschen Nationalkonvents“ Paris. Dort erkrankte er und starb am 11. Januar 1794 an einer Lungenentzündung.

Grabschrift für Georg Forster

Weltumsegler! Du suchtest auf pfadlosem Ozean Zonen,
Wo die Unschuld der Ruh böte vertraulich die Hand!
Edler Forscher, was fandest du dort? Die Kinder der Erde
All' an Schwachheit sich gleich, alle dem Tode geweiht.
Sohn der Freiheit! Du öffnetest ihr die männliche Seele,
Ihr, die vom Himmel herab sandte der Vater zum Heil.
Ach! Es wandte die Göttin sich schnell von der blutigen Erde;
Forster! Du schwebtest mit ihr, hin wo dein Suchen sich lohnt.

Friederike Brun (1765–1835)

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