Luise von Preußen

Die Eltern der Königin LUISE VON PREUSSEN

Die Eltern: In der Mitte des 18. Jahrhunderts ging es dem Hause Mecklenburg-Strelitz finanziell nicht schlecht. England zeigte ein starkes Interesse an ihm. GEORG II. und III. von
England
waren auch Kurfürsten von Hannover. Diese suchten nach Verbündeten, falls sich FRIEDRICH DER GROSSE von Preußen entscheiden sollte, seine verstreuten niederrheinisch-westfählischen Besitzungen durch einen Krieg gegen Hannover zu vereinen. GEORG II. machte den jungen Prinzen KARL II. von Mecklenburg-Strelitz (1741–1816) zu seinem Schützling und verlieh ihm vorzeitig den Offiziersrang. Jahre später wurde er dann auch Gouverneur in Hannover. Nebenbei flossen immer wieder hohe Geldbeträge in seine leere Kasse. GEORG III. (1738–1820) heiratete KARLS Schwester SOPHIE CHARLOTTE (1744–1818). KARL lebte in Hannover und hielt sich ab und zu auch in Darmstadt auf, wo es eine Fülle von Zerstreuungen für einen Prinzen gab. Hier lernte er 1767 die erst 15-jährige Schönheit FRIEDERIKE VON HESSEN-DARMSTADT (1752–1782) kennen. Man gab sie ihm bereitwillig im Herbst des folgenden Jahres zur Frau. In Hannover gebar sie bis zum Jahr 1775 fünf Kinder, von denen nur zwei Töchter überlebten. Ein Thronfolger sollte her, und man machte sich bereits Sorgen um die Gesundheit der eher zierlichen 23-Jährigen, als sie wieder schwanger wurde. FRIEDERIKE, die ihren Mann liebte, wünschte sich sehr einen Sohn. Sie gebar am 10. März 1776 LUISE. Nach einer weiteren Tochter wurde 1779 endlich der Sohn GEORG geboren. Sie starb 1782 sehr jung im Alter von 29 Jahren und hatte bereits zehn Schwangerschaften.

LUISES Kindheit und Jugend

LUISES Kindheit und Jugend: LUISE VON MECKLENBURG-STRELITZ wird am 10. März 1776 in Hannover als Tochter von Prinz (später Herzog) KARL LUDWIG VON MECKLENBURG-STRELITZ und FRIEDERIKE VON HESSEN-DARMSTADT geboren.
LUISE ist erst sechs Jahre alt, als ihre Mutter 1782 im Alter von 29 Jahren stirbt. Die Stiefmutter CHARLOTTE (Schwester ihrer Mutter) und die Erzieherin SALOME VON GELIEU übernehmen von nun an die Erziehung. Auch die Stiefmutter stirbt 1785. Erzieherin und Bezugsperson ist nun Fräulein VON WOLZOGEN. Der Vater kündigt seine hannoverschen Ämter und begibt sich auf ausgedehnte Reisen. Seit der Kündigung reicht sein Einkommen nur noch für die eigenen „bescheidenen“ Ansprüche. Die drei Prinzessinnen

  • THERESE (14 Jahre),
  • LUISE (10 Jahre) und
  • FRIEDERIKE (8 Jahre)

ziehen 1786 nach Darmstadt zur Großmutter. Dort verlebten die Mädchen eine unbeschwerte, glückliche Jugend. LUISE bestach durch eine unbekümmerte Frische,

  • sie sagte, was sie dachte,
  • war unpünktlich,
  • naschte gern und viel.

Im Unterricht zeigte LUISE, die als lebhaft, vorlaut und aufsässig galt, wenig Motivation und eher mangelhafte Leistungen. Nur dem Religionsunterricht folgte sie mit Begeisterung. Zeit ihres Lebens konnte sie jedoch nie fehlerfrei schreiben, weder auf Französisch noch in ihrer Muttersprache. Ihr Interesse an geistiger Bildung erwachte erst später, und sie beeindruckte durch ihre natürliche Intelligenz.
Ihre Schwester, Prinzessin THERESE, verliebte sich in KARL ALEXANDER VON THURN UND TAXIS, der steinreich, aber nur ein Fürst (dazu noch katholisch!) war. Man sah nach einigem Zögern die Verbindung doch als eine gute Partie an. 1789 fand dann auch die Hochzeit statt. Die drei Schwestern mussten sich schweren Herzens trennen. LUISE und FRIEDERIKE lebten in bescheidenen, nahezu bürgerlichen Verhältnissen. Deshalb blieb ihnen Hochmut immer fremd. Als LUISE 16 Jahre alt war, wurde sie in die Gesellschaft eingeführt. Graf METTERNICH eröffnete mit ihr den Krönungsball anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser FRANZ II. in Frankfurt. In Frankfurt wohnte die Familie im Hause von Frau Rat GOETHE, der Mutter des großen deutschen Dichterfürsten. Auf dem Ball 1793 lernte LUISE den Kronprinzen FRIEDRICH WILHELM kennen. Über ihre Gefühle sprach sie sehr offen, denn sie drückte sie ganz klar und in intensiven Worten aus. Aus der gewachsenen Vertrautheit zum Kronprinzen wird nach 6 Monaten eine unbesiegbare Liebe.

LUISE – Königin von Preußen-Hohenzollern

Die Prinzessinnen LUISE und FRIEDERIKE wurden im Dezember 1793 in Berlin mit allen Ehren und von begeisterten Menschen empfangen. Prinz FRIEDRICH WILHELM und LUISE heirateten am 24. Dezember 1793.
FRIEDRICH WILHELMs Bruder LUDWIG heiratete LUISEs Schwester FRIEDERIKE nur zwei Tage später. So kamen die Schwestern gemeinsam an den preußischen Hof. LUISE gewann durch ihr offenes Wesen schnell die Herzen der Untertanen. Ungezwungen bot sie dem Prinzen nach der Hochzeitsnacht das „Du“ (!!) an, der freudig annahm. Der Hof allerdings, an dem sie u. a. den Wiener Walzer einführte, nahm bald Anstoß an ihrer zügellosen Art. Leider ging ihr dadurch die Ungezwungenheit und der Spaß an dem neuen Leben etwas verloren. Nach einem tragischen Unfall wird im Oktober 1794 eine tote Tochter geboren. LUISE brachte am 15. Oktober 1795 Kronprinz FRIEDRICH WILHELM zur Welt und am 22. März 1797 Prinz WILHELM, der 1871 erster Kaiser des Deutschen Reiches wird. In einem Brief an ihren Bruder GEORG schrieb sie:

„Ich bin nicht zur Königin geboren, …, doch will ich gern das Opfer werden, wenn nur sonst in Zukunft dadurch was Gutes gestiftet werden kann …“

1797 mit dem Tod FRIEDRICH WILHELMs II. übernahm ihr Ehemann den Thron und einen heruntergewirtschafteten Staat. FRIEDRICH WILHELM III. möchte im Stile FRIEDRICHS DES GROSSEN regieren. Er setzte sich zum Ziel, den Schuldenberg abzutragen. Aus lauter Sparsamkeit blieb der König mit seiner Familie im Kronprinzenpalais Unter den Linden in Berlin wohnen. LUISE erhielt nicht den sonst üblichen eigenen Wohnsitz und musste mit einem Etat von 1000 Talern monatlich auskommen. Modisch ehrgeizig, machte LUISE bald Schulden. Am 13. Juli 1798 wurde Prinzessin CHARLOTTE geboren, später verheiratet mit Zar NIKOLAUS I. (Zarin ALEXANDRA FEODOROWNA).
FRIEDERIKE, LUISEs Schwester, war gerade 18 Jahre alt, als ihr Mann LUDWIG verstarb. Sie war eine umgängliche junge Witwe und lernte im Herbst 1798 den PRINZEN ZU SOLMS-BRAUNSFELS kennen. Als sie „illegitimen Mutterfreuden“ entgegensah, befahl der moralische König die Hochzeit und verlangte, dass sie Berlin verließ. Ihre drei Kinder sollten am preußischen Hof erzogen werden. LUISE musste zum ersten Mal auf die Gesellschaft ihrer Schwester verzichten. Von den in den letzten Jahren ausgetragenen Schwangerschaften überlebten Prinz KARL (1801) und Prinzessin ALEXANDRINE (1803), zwei Kinder starben nach wenigen Monaten. Es nahm anscheinend niemand Rücksicht auf die Gesundheit der fast ständig Schwangeren, außer ihr Bruder GEORG, zu dem sie über all die Jahre ein inniges Verhältnis hatte.
Die große literarische Bewegung der Zeit GOETHEs und SCHILLERs ging an ihr scheinbar vorbei, obwohl sie die bekannten Dichter auch persönlich kennenlernte. Am Schreibstil ihrer Briefe ist der Einfluss guter Literatur zu spüren, denn sie drückte sich gewählt und präzise aus.

Sommersitz

FRIEDRICH WILHELM III. sah sich in der Umgebung von Berlin und Potsdam nach einem Sommersitz um und fand das kleine Dorf Paretz. Hier wurde ein ländliches Schlösschen gebaut. Das von Freunden „Schloss Still-im-Land“ genannt wurde. Es war in vieler Hinsicht mehr ein Gutshof und ländliche Einsiedelei. Die ganze königliche Familie hielt sich gern in Paretz auf, wo sie ein bürgerliches Leben führte. Dort verbrachte die Familie auch die glücklichsten Tage. Der König fand hier die nötige Erholung, und LUISE genoss die Landluft, die ihrer Gesundheit gut bekam. Die schöne, junge königliche Frau vergaß ihre Hoheit und mischte sich in die lustigen Tänze der Dorfjugend. Man residierte nicht viel anders als in den übrigen Schlössern, nur offener und freier, ohne die höfische Etikette und Zeremonien. Nur noch ein einziges Mal, für einen Tag, kam LUISE 1810 nach Paretz.
Im Juni 1806 während ihrer ersten Genesungskur in Bad Pyrmont knüpfte sie Freundschaft mit BLÜCHER, dem preußischen Generalleutnant und Gouverneur von Westfalen. Durch Vorfälle im Herzogtum war er ihr ein Begriff geworden. Unter dem Pseudonym Gräfin von Hohenstein blieb sie ihren Pflichten als preußische Königin treu. So traf sie sich in Bad Pyrmont mit zahllosen Fürsten und Politikern, auch mit dem Kurfürsten WILHELM I. VON HESSEN-KASSEL, der durch den Verkauf seiner Landeskinder als Soldaten steinreich geworden war.

Nach der Niederlage von Jena und Auerstedt

Nach der Niederlage von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 floh die königliche Familie ins Exil nach Königsberg in Ostpreußen. In den Jahren des Exils wurde LUISE immer häufiger von Krankheiten geplagt, wo sie auch schwer an Typhus erkrankte. Die Rückkehr nach Berlin war in weite Ferne gerückt. LUISE versammelte Künstler und Gelehrte um sich. Heimlich und gegen den Willen ihres Ehemannes bildete sie sich weiter, las viele Bücher und nahm Privatunterricht. In Königsberg wurden Prinzessin LUISE 1808 und Prinz ALBRECHT 1809 geboren. Die Rückkehr des Königs mit seiner Familie nach Berlin erfolgte erst im Dezember 1809. Hier wurden LUISE und der König auf das Herzlichste willkommen geheißen. Die schwierige Lage des Staates, die angespannte Zeit und die damit verbundenen familiären Sorgen zerrten an ihrem Gesundheitszustand. Im Laufe der folgenden Jahre wurde LUISE zum wichtigsten Berater ihres Mannes, obwohl dieser ihren Einfluss nicht wahrhaben wollte und ihn ständig herunterspielte. Trotzdem sah er es gern, dass die Königin ihm einige repräsentative Aufgaben abnahm. Sie

  • ging auf Reisen,
  • sprach auf Empfängen,
  • empfing Deputierte,
  • nahm in Potsdam und auf Reisen an Paraden teil.

Sie kümmerte sich mit Hingabe um die Angelegenheiten der Regimenter. LUISE wurde überall in den Provinzen freundlich aufgenommen. Als Ehefrau von FRIEDRICH WILHELM III., der von Amt und Verantwortung überfordert war, musste sie dessen Launen und Krisen ertragen und auffangen. Dennoch gelten LUISE und FRIEDRICH WILHELM III. als Traumpaar und die Ehe als glücklich. Am 14. Oktober 1809 bringt die Königin im Alter von 33 Jahren ihr letztes Kind zur Welt. Die besorgten Ärzte – ihre Leibärzte HUFELAND und BROWN – empfahlen im Frühjahr 1810 wieder dringend eine Kur in Bad Pyrmont.
Königin LUISE von Preußen brachte zehn Kinder zur Welt, von denen nur sieben das Kindesalter überlebten. Im Sommer 1810 gestattete ihr der König einen Besuch beim Vater in Hohenzieritz bei Neustrelitz. Schon bei der Ankunft in Hohenzieritz fühlte sie sich nicht wohl und war betrübt darüber, dass sie gerade jetzt und hier beim Vater schwer krank wurde.
LUISE AUGUSTE WILHELMINE AMALIE, KÖNIGIN VON PREUSSEN, verstarb am 19. Juli 1810 um 9 Uhr vormittags an einer Lungenentzündung.
Ein großer Trauerzug begleitete ihren Sarg, als sie am 25. Juli die letzte Fahrt nach Berlin antrat. Am 30. Juli wurde sie in der Domkirche feierlich beigesetzt, bis das Mausoleum im Park von Charlottenburg fertiggestellt war. Genau 17 Jahre nachdem die 17-jährige LUISE VON MECKLENBURG-STRELITZ nach Berlin gekommen war, am 23. Dezember 1810, wurde der Sarg in die Charlottenburger Gruft gebracht.
Königin LUISE VON PREUSSEN (16. November 1797–19. Juli 1810) gilt zweifellos als die bedeutendste deutsche Königin. Bereits zu Lebzeiten idealisiert (z. B. durch NOVALIS, H. VON KLEIST), wurde LUISE nach ihrem frühen Tod als Verkörperung weiblicher Tugend und Vaterlandsliebe mystifiziert.
In Preußen entstand ein LUISE-Kult, der in Zirkeln und Vereinen bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gepflegt wurde und teilweise skurile Züge annahm. THEODOR KÖRNER, FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK, FRIEDRICH RÜCKERT und ERNST MORITZ ARNDT widmeten der „Königin der Herzen“, wie sie vom Volk genannt wurde, Poeme.

LUISE als Politikerin

Die zunächst unpolitisch wirkende Königin LUISE änderte im Laufe des Jahres 1804 ihr politisches Bewusstsein entscheidend. Aus Leichtsinn wurde Verantwortungsbewusstsein, aus Gleichgültigkeit gegenüber der Politik Engagement für die Geschicke Preußens. Obwohl man ihr schon als Kronprinzessin die Einmischung in Staatsangelegenheiten untersagt hatte, fühlte sie sich verpflichtet, an den großen Entscheidungen, die die Zeit forderte, mitzuwirken.
Den stärksten Einfluss auf LUISES politisches Bewusstsein hatte jedoch ihr größter Feind, NAPOLEON. LUISE registrierte die politischen Veränderungen in Europa und empfand die Preußen dabei zugedachte Rolle als Demütigung. NAPOLEON I. verletzte in zunehmendem Maße die vertraglichen Rechte Preußens. Mit FRIEDRICH WILHELM III. begann sie über dessen Neutralitätspolitik zu debattieren. Es begann die Zeit, sich mit der Außenpolitik auseinanderzusetzen. LUISES engster politischer Partner, zu dem sie auch ein gutes persönliches Verhältnis hatte, war der preußische Außenminister HARDENBERG. Während ihrer Ehe stand sie stets pflichtbewusst und mit Rat ihrem schwankenden und entschlusslosen Mann zur Seite. Sie riet ihm, sämtliche Kontakte zu dem französischen Kaiser abzubrechen. Weiterhin gab sie den Anstoß für die Kontaktaufnahme zu der Großmacht Russland und Österreich.
Der als Zauderer bekannte König versuchte erfolglos zu lavieren. Die politischen Ereignisse des Jahres 1806 nahm LUISE sehr besorgt auf. Im Bündnisvertrag mit Frankreich wird Preußen Hannover angeboten. „NAPOLEON ist ein Schuft!“, schrieb sie ihrem Ehemann mutig entschlossen und patriotisch. Sie wuchs mit den Aufgaben des Widerstandes gegen NAPOLEON I. und wurde somit zur Symbolfigur. Als das preußische Heer 1806 bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen wurde, floh die königliche Familie mit den Kindern nach Königsberg in Ostpreußen. Auch im Exil gehörte es zu ihren hoheitlichen Aufgaben, den Staat zu repräsentieren und ausländische Gäste sowie Diplomaten zu empfangen. Geknebelt durch die riesigen Kontributionszahlungen an Frankreich, befand sich Preußen damals in einer katastrophalen Lage.

LUISE VON MECKLENBURG-STRELITZ (1776–1810) ging als „Königin der Herzen“in die preußisch-deutsche Geschichte ein.

LUISE VON MECKLENBURG-STRELITZ (1776–1810) ging als „Königin der Herzen“in die preußisch-deutsche Geschichte ein.

Im Juli 1807 versuchte LUISE NAPOLEON I. in Tilsit in einem Vier-Augen-Gespräch zu mehr Milde gegen den Verlierer Preußen zu bewegen. Diese Idee stammte von ihrem Ehemann auf Anraten der preußischen Politiker HARDENBERG und KALCKREUTH, die sich keinen besseren Rat mehr wussten.
ALEXANDER I. VON RUSSLAND unterstützte das Vorhaben. Mit HARDENBERG stimmte sie sich Stunden vor dem Treffen mit NAPOLEON in Tilsit bis in alle Einzelheiten ab. Wenn auch der Versuch erfolglos blieb, so entstand doch das Bild von der beherzten Patriotin LUISE. An ihren Vater schrieb LUISE im April 1808:

„Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt. Für mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in dieser Ergebung, in dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig und in solcher Ruhe, wenn auch nicht irdisch glücklich, doch, was mehr sagen will, geistig glückselig. Es wird mir immer klarer, dass alles so kommen musste, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbare neue Weltzustände ein, und es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt hat und in sich abgestorben zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns. Das sieht niemand klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit ihm darüber eine lange Unterredung, und er sagte in sich gekehrt wiederholentlich: das muß auch bei uns anders werden.“

Der greise BLÜCHER, so berichtet eine Anekdote, soll am 30. März 1814, als er vom Montmartre herab auf das besiegte Paris blickte, gesagt haben: „Luise ist gerächt!“

LUISE als Reformerin

Königin LUISEs Einfluss trug mit dazu bei, dass in Preußen längst überfällige Reformen durchgesetzt wurden. Schon die Art wie FRIEDRICH WILHELM und LUISE beschlossen, den Bund fürs Leben einzugehen, so ohne aufwendiges „höfisches Getue“, war ungewöhnlich. LUISE führte nach der Hochzeit das „Du“ zwischen ihnen beiden ein. Für damalige Sitten und Gebräuche eine Revolution. Gegen die verstaubte Etikette machte sie sich stark und stieß damit manchen Höfling – nicht nur ihre Oberhofmeisterin GRÄFIN VOSS – vor den Kopf. Sie kleidete sich schon als Kronprinzessin bürgerlich einfach im Empirekleid, sicher recht praktisch im Hinblick auf LUISES zehn Schwangerschaften. Sie wagte es, den verpönten Walzer zu tanzen.
Prinzessin LUISE VON MECKLENBURG-STRELITZ brachte ihren Ehemann auch dazu, lange Hosen zu tragen, so wie beim Bürgertum üblich. Ihr Reformeifer beschränkte sich nicht nur auf die Kleidermode und die Haartracht. Wenige Beispiele zeigen schon, dass sie als junge Frau an der Seite ihres Mannes bereit war, neue Wege außerhalb der Konventionen zu beschreiten.
In den Jahren 1806/07 begann Königin LUISE, durch den Zusammenbruch des alten Preußen, das totale Versagen der Armee und die ständige Finanznot des Staates zu erkennen, was neue Maßnahmen verlangte. In diesem historischen Moment trat LUISE an die Seite der fortschrittlichen Kräfte Preußens. Diese Persönlichkeiten – eine eher kleine Gruppe – und deren Einfluss wurden von ihr bis zu ihrem Tod unterstützt, um die wichtigsten Reformen in Preußen einzuleiten.
Nun endlich begannen in Preußen politische und wirtschaftliche Reformen. Einer von denen, die den rückständigen preußischen Staat reformieren wollten, war der FREIHERR VOM STEIN. LUISE war von VOM STEIN fasziniert. Unter der Führung der Reformer FREIHERR VON HARDENBERG, FREIHERR VOM STEIN, WILHELM VON HUMBOLDT, VON SCHARNHORST und VON GNEISENAU, gefördert durch seine Gemahlin LUISE, musste der König FRIEDRICH WILHELM III. die Reformen auf sämtlichen Gebieten akzeptieren:

  • Heeresreform,
  • Bildungsreform,
  • Agrarreform,
  • Verwaltungsreform,
  • Finanzreform,
  • Regierungsreform,
  • Städteordnung,
  • Gewerbefreiheit,
  • freie Berufswahl,
  • freie Wahl des Wohnsitzes,
  • Judenemanzipation.
NAPOLEON und LUISE in Tilsit zum Vier-Augen-Gespräch

NAPOLEON und LUISE in Tilsit zum Vier-Augen-Gespräch

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