Balthasar Neumann

Stationen des Baumeisters BALTHASAR NEUMANN

BALTHASAR NEUMANN, der Sohn eines Tuchmachers, wurde 1687 in Eger geboren. Als Taufdatum ist der 30.01.1687 eingetragen. In Eger lernte er bei seinem Paten BALTHASAR PLATZER das Geschütz- und Glockengießen. Im Jahre 1711 erhielt er außerdem den Lehrbrief für die Ernst- und Luftfeuerwerkerei der Büchsenmacher.

Im gleichen Jahr ging er auf Wanderschaft und veranlasst durch den berühmten Gießer IGNAZ KOPP kam er nach Würzburg. Hier arbeitete er als Geselle bei dem berühmten Gießer.

1712 trat er in die fränkische Kreisartillerie ein. Dort lernte NEUMANN den Ingenieurhauptmann A. MÜLLER, der im Würzburger Bauwesen eine bedeutende Rolle hatte. MÜLLER war nicht nur NEUMANNs Vorgesetzter, sondern auch sein Lehrer. Er erkannte die Begabung NEUMANNs und riet ihm, sich in Architektur weiterzubilden.

Diesen Rat befolgte NEUMANN und studierte Geometrie, Feldmesserei und Architektur. Bereits 1715 zeichnete er zur Verschönerung der Stadt Würzburg einen ersten Plan.

1717 nahm BALTHASAR NEUMAN am Türkenfeldzug teil und erlebte die Belagerung und Eroberung Belgrads.

Über Wien kehrt er schließlich 1718 nach Würzburg zurück.

Als Oberst der fränkischen Artillerie erwarb er sich weitere Kenntnisse im Ingenieurwesen, im Wasser- und Festungsbau und in der Landvermessung. Dies kam ihm bei seinen späteren Bauaufgaben zugute.

1719 wurde er von Bischof JOHANN FRANZ VON SCHÖNBORN zum fürstbischöflichen Baudirektor in Würzburg ernannt und leitete seit 1720 den Bau der Würzburger Residenz.

In jenen Jahren löste in Deutschland eine verstärkte Orientierung an französischen Architekturvorbildern die Vorherrschaft italienisch-hochbarocker Muster ab, und so unternahm auch NEUMANN 1723 eine ausgedehnte Studienreise nach Paris.

Von den königlichen Architekten ROBERT DE COTTE und GERMAIN BOFFRAND ließ er seine Pläne für die Würzburger Residenz begutachten. Zurückgekehrt begann NEUMANN seit 1719 unter FRIEDRICH CARL VON SCHÖNBORN seine großen Bauprojekte in Würzburg – u. a. Residenz, Hofkirche und Theaterstraße, die ihn bis an sein Lebensende beschäftigen sollten.

1731 erhielt er einen Lehrstuhl für Zivil- und Militärbaukunst an der Würzburger Universität. Mit dem Tod seines Auftragsgebers 1746 wurde NEUMANN für einige Jahre seiner Ämter enthoben. 1749 nahm er seine Aufgaben als Baudirektor in Bamberg und Würzburg wieder auf, die er bis zu seinem Tod 1753 erfüllte.

BALTHASAR NEUMANN wurde 1753 in der Marienkapelle in Würzburg beigesetzt.

Die Würzburger Residenz und Profanbauten

Als BALTHASAR NEUMANNs Lebensaufgabe kann der Bau der Würzburger Residenz bezeichnet werden. 1719 hatte er mit den Planungen begonnen, 1720 (Grundsteinlegung) mit den Ausführungen. Die zusammen mit MAXIMILIAN VON WELSCH und JOHANN LUCAS VON HILDEBRANDT entstandenen drei Baublöcke umgeben einen nach Westen geöffneten 65 Meter tiefen Ehrenhof. Die seitlichen Blöcke umschließen jeweils einen Innenhof.

Zwei- oder zweieinhalbgeschossig sind die Gebäude aufgezogen. Die Erdgeschosse sind als Rustika-Mauerwerk errichtet, der gesamte Baukörper wird durch Pilaster und Portikusportale gegliedert. Die Gartenfront erstreckt sich über eine Länge von 167 Metern.

Höhepunkt des Schlosses ist das hinter der Einfahrtshalle gelegene große Treppenhaus, das NEUMANNs Hauptleistung ist. Für einen Fürsten des Barock war die Treppe als Stätte des Empfangszeremoniells der wichtigste Ort einer Residenz.

Das Treppengebäude ist dreiteilig:

  • der mittlere Lauf leitet zum Wendepodest empor,
  • die beiden seitlichen führen in Gegenrichtung weiter zum Gardesaal.

Indem Treppengebäude und Beletage zu einem großen Gesamtraum verschmolzen wurden, konnte NEUMANN seine Idee von einem riesigen, den gesamten Raum überspannenden Gewölbe verwirklichen.

Als der damalige Konkurrent, der Wiener Architekt JOHANN LUCAS VON HILDEBRANDT, die statische Zuverlässigkeit des Projektes anzweifelte, war sich der Oberst der fränkischen Artillerie NEUMANN seiner Sache so sicher, dass er anbot, nach Abschluss der Bauarbeiten unter dem Gewölbe Kanonen abfeuern zu lassen. Dazu ist es nicht gekommen, aber das Gewölbe überstand sogar die schwere Bombennacht 1945.

Mit zum Ruhm dieses in Mitteleuropa einzigartigen Treppengebäudes trugen die dann in den Jahren 1751–1753 von GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO ausgeführten Fresken bei, die als das Haupt- und Meisterwerk des italienischen Malers gelten.

Fresken im Treppenhaus des Würzburger Residenzschloßes, Szenen zur Apotheose des Fürstbischofs, Detail

Fresken im Treppenhaus des Würzburger Residenzschloßes, Szenen zur Apotheose des Fürstbischofs, Detail

Balthasar Neumann - Fresken im Treppenhaus des Würzburger Residenzschloßes

Um 1732–1743 errichtete Neumann auch die Hofkirche im Südflügel der Residenz. Wie zumeist bei den Kirchenbauten NEUMANNs umschließt auch bei der Hofkirche ein rahmendes Rechteck als Außenbau bewegte Raumfolgen, hier bestehend aus drei Ovalen. Die Ausstattung mit Stuck und Stuckmarmor wird ergänzt durch Fresken von TIEPOLO.

Als Oberbaudirektor war NEUMANN für die Pläne und die Organisation der Arbeiten zuständig, aber er kümmerte sich auch um die Ausstattung und Einrichtung der Gebäude. Glas und Spiegel lieferte er teilweise selbst, da er als selbstständiger Unternehmer eine Glashütte im Steigerwald und eine Spiegelschleiferei in Würzburg unterhielt.

Bemerkenswert sind auch NEUMANNs Lösungen für die Raumgestaltungen der Treppen der Schlösser Bruchsal (1731–1733) und Augustusburg zu Brühl (bei Köln; 1744–1748).

Gemeinsam mit JOHANN LUCAS VON HILDEBRAND schuf NEUMANN in den Jahren 1733–1745 das Sommerschloss Werneck für FRIEDRICH CARL VON SCHÖNBORN.

Kirchenbauten

BALTHASAR NEUMANNs Kirchenbauten, die seinen heutigen Ruf nicht minder begründen als die Würzburger Residenz, waren vom Aufwand her betrachtet eher Nebentätigkeiten. Begonnen hat er seine Arbeit an Sakralgebäuden mit der Schönbornkapelle am Würzburger Dom um 1721.

Es folgten die Benediktinerklosterkirche Münsterschwarzach (1727–1743), die 1821 zerstört wurde, die Wallfahrtskirche Gößweinstein (1730–1739), die Kirche Sankt Paulin in Trier (1734–1753) und dann die Wallfahrtskirche Käppele in Würzburg.

Das Käppele liegt auf dem Nikolausberg in Würzburg. Es entstand in den Jahren 1747–1752 als letztes Bauwerk BALTHASAR NEUMANNs.

1743 erarbeitete er einen Plan für sein Hauptwerk, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen bei Bamberg, in dem er in einem langrechteckigen Außenbau verschieden große elliptische Räume in der Grundriss- und in der Gewölbezone ineinander übergehen ließ.

Diese „kurvierte“, den Kirchenraum in „Schwingungen“ versetzende Innenarchitektur, die an die böhmischen Barockbauten JOHANN DIENTZENHOFERs anknüpfte und die Gedanken des italienischen Architekten GUARINO GUARINI zur Raumdurchdringung vollendet sowie der runde oder ovale überkuppelte Raum über der Vierung wurden zu BALTHASAR NEUMANNs „Markenzeichen“.

In der Benediktinerabteikirche Neresheim (um 1746 begonnen) variiert er die ovale Grundrissform durch frei stehende schlanke Säulen, die die monumentale Mittelkuppel tragen und dadurch den Eindruck völliger Schwerelosigkeit vermitteln.

Der Mathematiker BALTHASAR NEUMANN

Für seine Berechnungen entwickelte BALTHASAR NEUMANN im Jahre 1713 einen speziellen Proportionalzirkel, das „instrumentum architecturae“. Das Instrument gehört zur Analogrechengeräte. Mit ihm konnten die Proportionen der verschiedenen Säulenarten bequem abgelesen werden.

Proportionalzirkel wurden hauptsächlich im 17. und 18. Jahrhundert verwendet. Sie stellten eine Erleichterung für Berechnungen und Konstruktionen dar, die zuvor, wenn überhaupt, nur anhand von Tabellen möglich waren.

Die Leistungen NEUMANNs wurden auf dem bis zur Umstellung auf den Euro gültigen 50-DM-Schein der Deutschen Bundesbank gewürdigt. Neben NEUMANNs Porträt ist der Proportionalwinkel (-zirkel) gut zu erkennen.

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