Der am 14. November 1840 in Paris geborene Sohn eines Kaufmanns wuchs in Le Havre auf. Seine künstlerische Begabung zeigte sich zunächst im Zeichnen von Karikaturen.
1856 begegnete er dem Maler EUGÈNE BOUDIN, der mit seinen Seestücken und Küstenbildern, in denen er atmosphärische Stimmungen zu erfassen suchte, als Vorläufer der Impressionisten gilt. BOUDIN regte den jungen MONET zur Kunst generell und vor allem zur Pleinairmalerei, zur Freilichtmalerei an.
Eine frühe Prägung bedeutete für MONET auch das Werk von CHARLES-FRANÇOIS DAUBIGNY, einem Vertreter der Schule von Barbizon, jenen Künstlern, die im Wald von Fontainebleau und an der Seine Natureindrücke in ihren Bildern festhielten.
1859 schrieb sich MONET in Paris an der privaten Académie Suisse ein, wo er auch CAMILLE PISSARRO begegnete. In den Jahren 1861 und 1862 leistete er Militärdienst in Algerien, wo ihn Licht und Farben des Südens nachhaltig beeindruckten.
Nach seiner Rückkehr trat er in das Atelier des in Paris lehrenden schweizerischen Malers CHARLES GLEYRE ein, zu dessen Schülern auch AUGUSTE RENOIR und ALFRED SISLEY gehörten.
CLAUDE MONET: Selbstporträt;1917, Öl auf Leinwand, 70 × 55 cm;Paris, Musée de l'Orangerie.
Wichtig für MONETs künstlerische Entwicklung war auch die Freundschaft mit dem in Paris lebenden und arbeitenden niederländischen Landschaftsmaler JOHAN BARTHOLD JONGKIND. Doch setzte MONET in diesen Jahren mit Gleichgesinnten (ALFRED SISLEY u. a.) seine Landschaftsstudien im Wald von Fontainebleau fort.
1870 hatte MONET seine langjährige Geliebte CAMILLE DONCIEUX und Mutter seines Kindes geheiratet. MONET ging mit seiner jungen Familie nach London und studierte dort die Bilder JOHN CONSTABLEs und WILLIAM TURNERs, vor allem dessen Darstellungen von Landschaftsmotiven im Nebel. In London trat er auch in Kontakt mit dem Kunsthändler PAUL DURAND-RUEL, der in der Folgezeit zahlreiche Werke MONETs kaufen sollte.
Ende 1871 siedelte MONET nach Argenteuil über und mietete in dieser kleinen, an der Seine im Westen von Paris gelegenen Stadt ein Haus. Dort entstand 1872 sein berühmtestes, einer Stilrichtung Namen gebendes Gemälde „Impression, soleil levant“ („Impression,Sonnenaufgang“, Paris, Musée Marmottan).
1883 zog MONET nach Giverny, wo er – unterbrochen nur von einigen Reisen – in seinem Haus mit Garten und Seerosenteich bis zu seinem Tod am 6. Dezember 1926 lebte.
CLAUDE MONET: „Impression, Sonnenaufgang“;1872, Öl auf Leinwand, 48 × 63 cm;Paris, Musée Marmottan.
So antwortete CLAUDE MONET, als man ihn nach dem Titel seines 1872 in Argenteuil entstandenen Bildes („Impression, Sonnenaufgang“; Paris, Musée Marmottan), einer im Dunst und schwachen Morgenlicht kaum erkennbaren Ansicht des Hafens von Le Havre, fragte.
MONETs Gemälde wurde 1874 in Paris auf der ersten der insgesamt acht Ausstellungen der Künstler um MONET, CAMILLE PISSARRO und EDGAR DEGAS gezeigt, für die die Kritik den Spottnamen „Impressionisten“ prägte, der schließlich Namen gebend für eine äußerst erfolgreiche und angesehene Stilrichtung der Malerei werden sollte.
Gegen das Urteil der Akademie und der École des Beaux-Arts, das das Primat der Kontur gebenden Linie vertrat, wandten sich die Impressionisten einer Malerei des Lichts und der Farbe zu, die den Gegenstand in seiner augenblicklichen Erscheinung erfasste.
CLAUDE MONET: „Herbst in Argenteuil“;1873, Öl auf Leinwand, 56 × 75 cm;London, Courtauld Institute Galleries.
Das Interesse an der Gestaltung ihrer Sinneseindrücke und Empfindungen ließ die „Maler des modernen Lebens“, wie der Schriftsteller CHARLES BAUDELAIRE sie charakterisierte, in Landschaftsdarstellungen wie in Schilderungen des Pariser Großstadtlebens die gegenständliche Form immer mehr aufgeben.
MONET konzentrierte sich in seinen Werken auf die Wahrnehmung der farbigen Erscheinungen in der Natur und ihren Veränderungen im Licht. Er bediente sich der Technik des kurzen Pinselstrichs, die es ihm ermöglichte, mit nebeneinander gesetzten Farben das flüchtige Spiel des Lichts wiederzugeben.
Bestrebt, die farbwandelnden Lichtwirkungen einzufangen, malte er in seinen als Serie aufzufassenden Bildern ein und dasselbe Motiv zu verschiedenen Tageszeiten. Ob es Bilder des Bahnhofs Saint-Lazare in Paris (1876/77), der Heuschober (1889–1893) oder der Kathedrale von Rouen (1892–1894) sind, stets tritt der Gegenstand zurück hinter das Erfassen des Bildmotivs in seiner momentanen Erscheinung im Licht.
Durch diese Vorgehensweise, ein Motiv immer wieder aufzugreifen, wurde MONET zu einem Begründer der seriellen Kunst, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts von Künstlern, wie ANDY WARHOL, vielfach praktiziert werden sollte.
In den letzten 25 Jahren seines Schaffens waren Seerosen das beherrschende Motiv in den Bildern CLAUDE MONETs. Im Garten seines Hauses in Giverny hatte der Maler einen Seerosenteich angelegt, den er im Verlauf der Jahre zu beträchtlichen Ausmaßen erweiterte.
Nach einer längeren, vor allem durch den Tod seiner zweiten Frau ALICE ausgelösten Schaffenspause begann MONET – ermuntert auch von seinem Freund, dem Politiker GEORGES CLEMENCEAU – um 1914 wieder intensiv zu malen.
Mit großem Elan verfolgte der damals fast fünfundsiebzigjährige, durch Augenoperationen beeinträchtigte Künstler nun sein großes Projekt: die auf riesige Leinwände gemalten, mehrteiligen und raumfüllenden Seerosenbilder, die sich teilweise seit 1921 in den eigens dafür umgestalteten Räumen der Orangerie in Paris befanden.
In unzähligen Bildern widmete MONET sich dem Motiv. Großformatige Skizzen entstanden in den Sommermonaten im Freien, in der Natur. Im Atelier arbeitete MONET im Winter ununterbrochen weiter daran. Dabei konzentrierte sich sein Blick, wie in „Seerosen – Gelbes Nirwana“ (um 1920), immer mehr auf die Wasseroberfläche mit den auf ihr treibenden Pflanzen und den Spiegelungen der Wolken.
CLAUDE MONET: „Seerosen“ (»Gelbes Nirwana«);um 1920, Öl auf Leinwand, 200 × 427 cm;London, National Gallery.
Kleinflächig nebeneinander gesetzte Farbtöne in lebhaft virtuosen Pinselbewegungen nehmen die Bildfläche ein. Diese scheint identisch mit der Wasseroberfläche zu werden, behauptet sich aber zugleich als eigene Realität, nämlich als die der Malerei.
MONET entfernte sich mit seinen späten Werken vom Impressionismus der frühen Jahre und näherte sich einer abstrakten Malerei – wie auch WASSILY KANDINSKY, einer der Begründer der Abstraktion erkannte – ohne jedoch seinem Credo untreu zu werden, stets nach der Natur zu malen.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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