Internationale Stilentwicklung nach 1945

Amerika
Als Siegermacht gab es kaum wirtschaftliche Verluste, so dass auch eine finanzstarke Industrie zur Entwicklung neuer Materialien, Technologien und Absatzmärkte beitrug.

Doch anders als das deutsche Design mit seinem sozialen Anspruch, qualitativ hochwertiges und dennoch preiswertes Design für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen, erkennt die amerikanische Marktwirtschaft die Bedeutung des Designs für die Absatzsteigerung.

Das Styling war geboren. Einer der bedeutendsten Vertreter des Styling war der Designer RAYMOND LOEWY (1893–1986). Sein Anspruch, allen Dingen eine schöne Hülle zu verpassen, führte zu zahlreichen „Modernisierungen“ schon vorhandener Produkte, um sie attraktiver und damit verkäuflicher zu machen.

Neu war auch die Einführung von Produkten nach einer gründlichen Marktanalyse und mit erheblichem Werbeaufwand. Als Zeichen des amerikanischen Designs dieser Zeit gelten noch heute sein Coca-Cola-Zapfgerät (1947), der Grayhound-Reisebus (1954) oder seine Verpackung für Lucky Strike.

Von internationalem Einfluss waren seine Produktgestaltungen im Stromliniendesign (streamline). Anfangs förderte die Tropfenform in der Automobilbranche die Leistung und verminderte den Energieverbrauch von Verkehrsfahrzeugen durch eine bessere Aerodynamik. Doch schon bald eroberte sie den gesamten Markt der Haushaltsprodukte. Radiogeräte, Anspitzer, Möbel, Rasierer, Staubsauger usw. erhielten ein Stromliniendesign und vermittelten den Eindruck dynamischer Moderne weltweit.

Von entscheidendem Einfluss auf die Entwicklung des Designs des Nachkriegsamerika war die Arbeit des Architektenehepaares CHARLES (1907–1978) und RAY (1912–1988) EAMES. Sie experimentierten mit neuartigen Materialien, wie geformten Schichtholz oder mit Glasfieber verstärktem Kunstharz.

Neben bequemen Sitz- und Ruhemöbeln entwickelten sie u. a. modulare Schrankbausysteme und beschäftigten sich mit der Suche nach Designlösungen, welche den menschlichen Grundbedürfnissen entsprechen und industrielle und handwerkliche Produktion sinnvoll miteinander verbinden. Eindrucksvolles Beispiel dafür ist ihr eigenes Wohnhaus (Case Study House Nr. 8, Nähe Los Angeles). Als die berühmtesten Möbel von CHARLES EAMES gelten bis heute der luxuriöse und bequeme Lounge Chair (1955) und die Stühle der Aluminium Group (1958).

New Bauhaus

Nach der Schließung des Bauhauses 1933 durch die Nationalsozialisten emigrierten viele Künstler ins Ausland.

  • WALTER GROPIUS,
  • LUDWIG MIES VAN DER ROHE,
  • MARCEL BREUER,
  • LYONEL FEININGER und
  • LÁSZLÓ MOHOLY-NAGY

gingen nach Amerika, wo NAGY 1937 in Chicago „The New Bauhaus“ gründete. Die wesentlichen Grundsätze wurden übernommen und die Traditionen mit Ergänzungen naturwissenschaftlicher Inhalte und maschineller Produktionstechniken fortgesetzt. Die Lehrmethoden des Bauhauses galten für die amerikanischen Designschulen als vorbildlich und wurden von vielen übernommen. 1944 wurde die Schule in „Institute of Design“ umbenannt.

Italien

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Italien besonders auch unter der Mithilfe Amerikas die Stahlindustrie, was einen Aufschwung der Produktion in den technischen Bereichen zur Folge hatte. So wurden vor allem Automobile, Motorräder oder Schreibmaschinen zu Exportschlagern. Bei diesen Produkten zeigte sich deutlich der amerikanische Einfluss mit seinen organischen geschwungenen Formen (Vespa-Roller, Fiat 500, Schreibmaschine „Lettera 22“).

Für die enorme Entwicklung des italienischen Designs war vor allem die Zusammenarbeit kleinerer flexiblerer Produktionsbetriebe mit Architekten und Künstlern von Vorteil. So konnten vor allem die Architekten, zum Beispiel

  • ACHILLE CASTIGLIONI (geb.1918),
  • CARLO MOLLINO (1905–1973) oder
  • GIÓ PONTI (1891–1979)

ihre oft experimentalen, individualistischen Designentwürfe verwirklichen.

Merkmale des Designs waren dynamische, elegante Formen, neue Materialien und Techniken, die innovative Formgebungen ermöglichten. Die wachsende Bedeutung des Designs in Italien widerspiegelte auch die Triennale in Mailand, die sich zur wichtigsten europäischen Designausstellung entwickelte.

Skandinavien

Die Designentwicklung in Skandinavien konnte auf eine lange Tradition bei der Herstellung von Gebrauchsgütern zurückblicken. So gab es schon in den 30er-Jahren kunstgewerbliche Firmen mit hohem Ansehen vor allem in der Glas- und Keramikherstellung und in der holzverarbeitenden Möbelindustrie.

Das in großen Mengen vorhandene Naturmaterial Holz, aber auch das exotische Teakholz wurde in vielfältiger Weise bearbeitet und innovativ gestaltet. Neue Methoden der Schichtholzverarbeitung ermöglichten organische Formungen, die sich dem Körper ideal anpassten und dem Zeitgeist entsprachen.

Skandinavisches Design war vor allem leicht, praktisch, von zurückhaltendem Äußeren und von ausgegeprägt hoher Verarbeitungsqualität. Zu den bekanntesten Designern zählten der Däne ARNE JACOBSEN (1902–1971) mit seinem „Ameisenstuhl“ (1952)

und der Finne ALVAR AALTO (1898–1976), der neben der berühmten Vase für die Firma Iittala, 1930 für seine organisch geformten Sitzmöbel aus schichtverleimtem Birkenholz berühmt wurde.

Der Einfluss der internationalen Moderne zeigte sich vor allem in den Arbeiten des Dänen VERNER PANTON (1926–1998), der mit Stahldraht und starkfarbigen Kunststoffen experimentierte („Eistütenstuhl“, Ende der 50er-Jahre, „Panton Chair“,1967).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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