Jan van Eyck

Das Leben des Künstlers

Es existieren keine Aufzeichnungen über das genaue Geburtsdatum des flämischen Künstlers JAN VAN EYCK. Es wird angenommen, dass er um 1390 in Maaseyck in der Provinz Limburg (heute Beligien) geboren wurde. Es ist ebenso wenig bekannt bei wem van EYCK in die Lehre ging oder welchen Beruf er erlernte.

Die frühesten Quellen, in denen JAN VAN EYCK erwähnt wird, stammen aus dem Jahre 1422 und bezeugen ihn als Maler unter JOHANN VON BAYERN, Graf von Holland. In dessen Dienst war VAN EYCK mit der Ausmalung des Binnenhofes der Residenz zu Den Haag betraut, die 1424 abgeschlossen wurde.

Als JOHANN VON BAYERN 1425 verstarb, fand VAN EYCK als Hofmaler eine Anstellung beim Herzog PHILLIP DEM GUTEN VON BURGUND, in dessen Diensten er lebenslang blieb. Zunächst verweilte VAN EYCK am Hof des Herzogs in Lille. Obgleich sein Vertrag auf ein Jahr begrenzt war, führte eine Verlängerungsklausel dazu, dass er viele Jahre dort blieb.

Neben dem Anfertigten von Porträts und dem Dekorieren fürstlicher Residenzen war VAN EYCK auch für das Entwerfen höfischer Kleidung und Schmuck für Festlichkeiten und Turniere zuständig. In seinen Wirkungsbereich fiel ebenfalls das Bemalen von Statuen, Schildern und Bannern.

JAN VAN EYCK zeigte zusätzlich zu seinen künstlerischen Qualitäten auch Talent für die Diplomatie. PHILIP DER GUTE VON BURGUND entsendete ihn innerhalb von zehn Jahren auf zahlreiche Geheimmissionen. Auf einer dieser diplomatischen Reisen nahm VAN EYCK am 18. Oktober 1426 in Tournai an einem Fest des heiligen Lukas teil. Es wird angenommen, dass er hier die Bekanntschaft mit den Künstlern ROGIER VAN DER WEYDEN, ROBERT CAMPIN und JACQUES DARET machte.

Von Oktober 1428 bis Dezember 1429 gehörte VAN EYCK einer Delegation nach Portugal an, um dort ein Porträt der Tochter König JOHANNS I. zu malen. Auf diese Weise konnte sich Herzog PHILIPP ein Bild seiner zukünftigen Frau ISABELLA machen.

Gegen 1430 ließ sich JAN VAN EYCK in Brügge nieder, wo er als Hof- und Stadtmaler ein hohes Ansehen genoss. Im Jahre 1433 heiratete er seine Frau MARGARETA, mit der er zwei Kinder bekam. Der Herzog von Burgund erwies VAN EYCK seinen Respekt, als er für eines der beiden Kinder eine Patenschaft übernahm.

Nach sechzehnjähriger Zusammenarbeit mit dem burgundischen Herzog starb JAN VAN EYCK 1441 in Brügge. Dort wurde er in der Kirche St. Donatian am 9. Juli 1441 beigesetzt.

Das Werk des Künstlers

JAN VAN EYCK gilt als Begründer der Renaissancemalerei in Flandern und den Niederlanden. Sein Stil zeichnet sich durch liebevoll-realistische Detailschilderungen aus. Er orientierte sich am Realismus der Brüder LIMBURG und an den Innovationen in der Lichtführung, wie sie der Maler ROPBERT CAMPIN entwickelt hatte.

Bei VAN EYCK musste der symbolische Charakter mittelalterlicher Kunst zu Gunsten einer realistischen Abbildung der Natur und des Menschen weichen. Seine technischen Fertigkeiten und sein Talent, sorgfältig beobachtete Details präzise wiederzugeben, fanden bei seinen Zeitgenossen große Bewunderung. Bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts galt er auch in Italien als herausragender Maler seiner Zeit.

Neben den traditionellen Tempera- und wässrigen Leimfarbensystemen verwendete VAN EYCK oftmals Ölfarben. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder HUBERT entwickelte er eine besondere Technik der Ölmalerei, die eine lasierende Übermalung, weichere Übergänge und stärkere Leuchtkraft der Farben ermöglichte.

Ein Großteil der Arbeiten VAN EYCKs ist nicht mehr erhalten. Aufgrund der Quellenlage ist eine Chronologie seiner Werke schwer zu erstellen. Es existieren heute noch neun Gemälde, die eindeutig signiert sind und zwischen 1432 und 1439 datiert werden.

Der Genter Altar
Die erste datierte und zugleich bedeutendste Arbeit von JAN VAN EYCK ist der 1432 fertig gestellte Flügelaltar in der Kirche St. Bavo in Gent. Der Genter Altar ist das größte und bedeutendste Kunstwerk der altniederländischen Malerei, das uns erhalten blieb. Bei diesem monumentalen zweiflügeligen Klappaltar handelt es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von HUBERT und JAN VAN EYCK, die JAN nach dem Tod seines älteren Bruders im Jahre 1426 alleine vollendete.

Im geschlossenen Zustand gliedert der Altar sich in drei Zonen. Unten knien in gemalten Nischen die betenden Stifter JODOCUS VYD und ISABEL BORLUUT zu Seiten der gemalten Steinfiguren Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten. Darüber öffnet sich die Wand und gibt den Blick frei in einen zeitgenössischen Wohnraum mit der Verkündigung Marias durch den Erzengel Gabriel. Durch ein Fenster blickt der Betrachter auf eine zeitgenössische Stadtlandschaft mit flämischen Häusern des 15. Jahrhunderts. In der obersten Panele verweisen die Propheten Zacharias und Micheas auf das Verkündigungsgeschehen. Zwischen ihnen sind zwei Sibyllen dargestellt.

Die unteren Tafeln des geöffneten Flügelaltars stellen die Anbetung des Lammes dar. Die Mitteltafel zeigt Engel, Heilige, Märtyrer, Apostel und Propheten um das Lamm gruppiert in einer tropisch blühenden Landschaft. Auf den vier Außenflügeln nähern sich von rechts Eremiten und Pilger und von links setzten sich die gerechten Richter und die Könige in Bewegung. Bei der mittleren Gruppe des oberen Registers handelt es sich um den aus der byzantinischen Tradition stammenden Bildtypus der „Deesis", einer Dreiergruppe von Gottvater, Maria als Himmelskönigin und Johannes dem Täufer. Links erscheinen singende und rechts musizierende Engel. Auf den beiden schmalen Außenflügeln sind in Nischen Adam und Eva abgebildet.

Durch genaue Naturbeobachtung gelangte JAN VAN EYCK bei seiner Arbeit fast instinktiv zur Anwendung der Zentral- und Luftperspektive. Seit seiner Vollendung fand der Genter Altar Bewunderung durch die Zeitgenossen.

JAN VAN EYCK: Genter Altar, Altar des Mystischen Lammes, Szene: Ansicht des geöffneten Altars, vor 1426–1432, Öl auf Holz, 350 × 461 cm, Gent, Kathedrale St. Bavo.

JAN VAN EYCK: Genter Altar, Altar des Mystischen Lammes, Szene: Ansicht des geöffneten Altars, vor 1426–1432, Öl auf Holz, 350 × 461 cm, Gent, Kathedrale St. Bavo.

Jan van Eyck - Genter Altar, Altar des Mystischen Lammes, Szene: Ansicht des geöffneten Altars

In die frühe Schaffenszeit von JAN VAN EYCK fällt die Mitarbeit am Turin-Mailänder Stundenbuch, das über eine Zeitspanne von 70 Jahren für eine Reihe von Auftraggebern produziert wurde. Die Miniaturen in diesem Werk zeugen von der erstaunlichen Fähigkeit VAN EYCKs, mithilfe des Lichts den Räumen des Alltags eine höhere Bedeutung zu verleihen.

Zu den ersten Arbeiten von JAN VAN EYCK zählen die „Madonna in der Kirche“ (1426, Staatliche Mussen Preußischer Kulturbesitz, Berlin) und die „Verkündigung an Maria“ (National Gallery of Art, Washington (D. C.). Beide Werke zeigen den „Naturalismus der Köstlichkeiten.“ Die Augen des Betrachters werden in den Bann gezogen von edlen Gewändern, juwelenbesetzten Kronen, zierlichen Maßwerk und reicher Fliesengliederung.

Weitere Hautwerke des Künstlers sind die um 1435 entstandene „Madonna von Lucca“ (Städtisches Kunstinstitut, Frankfurt) und die ein Jahr später vollendete „Madonna des Kanonikus van der Paele“ (Stedelijk Museum, Brügge).

„Der kleine Marienaltar“ ist auf das Jahr 1437 datiert. Dieser Reisealtar war vermutlich eine Auftragsarbeit für den italienischen Kunstfreund MICHELE GIUSTIANI. Die Mitteltafel zeigt Maria mit dem Kind unter einem Thronhimmel in einer römischen Basilika und befindet sich heute in der Gemäldegalerie in Dresden.

1437 vollendete VAN EYCK die „Heilige Barbara“ (Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen). Seine Signatur befand sich ebenso wie bei dem zwei Jahre später entstandenen Bild „Kleine Maria am Brunnen“ (Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen) auf dem Rahmen des Gemäldes.

Die „Madonna des Kanzlers Nicholas Rolin“ zählt zu den monumentalen Werken VAN EYCKS. Die Szene zeigt die Begegnung Rolins mit der Muttergottes. Romantische Architekturformen verleihen der stillen Handlung Feierlichkeit und Würde. Wie bei dem Genter Altar zeigt sich auch hier das außergewöhnliche Talent VAN EYCKs zum Porträtieren.

JAN VAN EYCK: „Madonna des Kanzlers Nicholas Rolin“;1435, Öl auf Holz, 66 × 62 cm;Paris, Musée du Louvre.

JAN VAN EYCK: „Madonna des Kanzlers Nicholas Rolin“;1435, Öl auf Holz, 66 × 62 cm;Paris, Musée du Louvre.

Künstler Jan van Eyck - Madonna des Kanzlers Nicholas Rolin

In seiner Schaffenszeit fertigte JAN VAN EYCK mehrere Porträts an, die eine neue Phase in der Geschichte der Malerei einleiten. Sie sind das Resultat einer genauen Beobachtung des Menschen und einer objektiven Bestandsaufnahme der dargestellten Persönlichkeiten.

  • Das „Bildnis eines Ritters vom Goldenen Vlies“ (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin) zeigt BAUDOIN DE LANNOY, den Kammerherrn PHILIPPS DES GUTEN und GOUVERNEUR der Stadt Lille.
  • „Der Mann mit dem roten Turban“ (1433, National Gallery, London)
  • „Bildnis des Kardinals Nicholaes Albergati“ (Dresdner Kupferstichkabinett)
  • „Das Bildnis des Goldschmiedes Jan de Leeuw“ (1436, Kunsthistorisches Museum, Wien)
  • „Giovanni Arnolfini“ (um 1438, Gemäldegalerie, Berlin)
  • „Margareta van Eyck“ (1439, Groeninge Museum, Brügge)

Im Jahre 1434 hatte sich GIOVANNI ARNOLFINI zusammen mit seiner Frau GIOVANNA ARNOLFINI von JAN VAN EYCK malen lassen. Dieses berühmte Doppelbildnis „Die Arnolfini-Hochzeit“ ist ein Hochzeitsdokument für den italienischen Bankier. Das Paar wird in einem bürgerlichen und zugleich herzlich verspielten Interieur gezeigt. An der Wand hinter dem Ehepaar ist ein Rundspiegel zu sehen, der die Spiegelung des Zimmers mit dem Künstler selbst zeigt. Über dem Spiegel steht in gotischer Kalligrafie: „Johannes de eyck fuit hic 1434“ (Jan van Eyck ist 1434 hier gewesen). Diese Signatur lässt darauf schließen, dass der Künstler Zeuge der Eheschließung war.

Mit dem Tod JAN VAN EYCKs im Jahre 1441 starb einer der bedeutendsten und innovativsten Vertreter der altniederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts.

JAN VAN EYCK: „Die Arnolfini-Hochzeit“;1434; National Gallery, London.

JAN VAN EYCK: „Die Arnolfini-Hochzeit“;1434; National Gallery, London.

van Eyck, Jan - Die Arnolfini-Hochzeit

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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