Karl der Große

KARL DER GROSSE wurde am 2.4. 747 geboren und stammte aus dem Geschlecht der Arnulfinger, das später nach ihm Karolinger genannt wurde. Er war Sohn PIPPINs III., DES JÜNGEREN, und der BERTHA (BERTRADA).

KARL DER GROSSE war mit einer Langobardin (möglicherweise Desiderata) verheiratet, 771 vermählte er sich mit der Alemannin HILDEGARD (vier Söhne, fünf Töchter), 783 mit der Fränkin FASTRADA (zwei Töchter) und 796 mit der Alemannin LIUTGARD. Außerdem hatte er aus sechs Friedelehen noch sieben Kinder.

Karl als König

KARL übernahm 768 die Regentschaft im Frankenreich zusammen mit seinem Bruder KARLMANN. Nach dessen Tod (771) regierte er allein. Der erfolgreiche Krieg gegen die Langobarden 773/774 brachte ihm den Titel „König der Langobarden“ (774) ein. Der Kampf gegen das arabische Spanien (778) führte zur Errichtung der Spanischen Mark. 781 setzte KARL seinen zweiten Sohn PIPPIN als König in Italien ein. Im gleichen Jahr gab er das Königreich Aquitanien, das er wieder mit dem Reich verband, seinem Sohn LUDWIG DEM FROMMEN.

Sachsenkriege

Die Kriege mit den Sachsen (772–804) waren die größte militärisch-politische Kraftanstrengung des Frankenreiches unter KARL. 772 drang er in Sachsen ein, eroberte die Eresburg und zerstörte das Heiligtum Irminsul. Nach einem Gegenschlag der Sachsen 774 gegen Fritzlar rüstete er zur Unterwerfung des Volkes, die in zwei Feldzügen (775/776) erreicht schien. Als aber 782 ein gegen die Slawen gesandtes fränkisches Heer von den Sachsen am Süntel vernichtet worden war und KARL eine große Zahl sächsischer Geiseln bei Verden hatte hinrichten lassen, kam es zu einem allgemeinen Aufstand unter Führung des WIDUKIND. Nach zwei fränkischen Siegen (783) brach der Aufstand zusammen (Taufe WIDUKINDs 785), ebenso die Aufstände von 792 und 804. Das Ergebnis war die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen und ihre völlige Eingliederung in das Fränkische Reich.

Ende der Agilofingerherrschaft in Bayern

Die Bayern waren Mitte des 6. Jh. in merowingische Abhängigkeit geaten und die merowingischen Herrscher hatten einen eigenen Herzog aus dem Geschlecht der Agilofinger eingesetzt. 757 hatte hatte sich Herzog TASSILO III. unabhängig gemacht: Er verweigerte dem König die Gefolgschaft. KARL nahm ihn 788 gefangen und vereinigte Bayern wieder mit dem Reich. Zur Sicherung der Ostgrenze

  • unterwarf KARL in mehreren Feldzügen (791, 795, 803) die Awaren an der Theiß und Donau,
  • machte Böhmen tributpflichtig (805/806) und
  • befriedete die Liutizen (789, 812) und Sorben (806).

Mit dem nördlichsten Slawenstamm, den Abodriten (auch: Obotriten), hatte er bereits in der Zeit der Sachsenkriege ein Bündnis geschlossen, das erst 817, nach seinem Tod, zerbrach. Im Osten und Norden sicherte er die Grenzen durch die Befriedung der Dänen; nach dem Tod König GÖTTRIKs (810), der zur Abwehr der Franken das Danewerk errichtet hatte, schloss KARL mit dessen Nachfolger HEMMING einen Frieden (811).

Grenzsicherung

Die Grenzen sicherte er durch Einrichtung von Marken. Mit der Beseitigung selbstständiger Herzogtümer und Stammesstaaten verband KARL die Einführung der Grafschaftsverfassung. Von seiner Tätigkeit als Gesetzgeber zeugen die Kapitularien; er ließ die Volksrechte der einzelnen Stämme aufzeichnen. Zur Aufsicht über die örtlichen Beamten (Grafen, Bischöfe) bestellte er Königsboten, die jährlich die Bezirke des Reiches bereisten.

Kulturelle Erneuerung

KARL war für jede Art der Bildung aufgeschlossen, sprach Latein und verstand Griechisch. Die kulturelle Erneuerung förderte er durch die Heranziehung berühmter Gelehrter. Das Haupt der Akademie am Hof KARLs war ALKUIN (732-804).

Der Angelsachse war an der Kathedralschule von York ausgebildet worden und später dort Schulleiter. 781 traf er anlässlich einer Rom-Reise KARL DEN GROSSEN in Parma. KARL berief den berühmten Lehrer an seinen Hof in Aachen und machte ihn zu seinem Berater und zum Leiter der Hofschule.

Neben ALKUIN wirkten u.a. der langobardische Geschichtsschreiber PAULUS DIACONUS (728–797), KARLs Biograph EINHARD (770–840), der gotische Theologe THEODULF (750/760–821) und der aus Aquileja in Norditalien stammende lateinische Grammatiker PAULINUS von Aquileja (vor 740–802) sowie der irische Gelehrte DUNGAL. Durch Zurückgreifen auf die Werke der Antike belebte KARL deren Kenntnis (karolingische Renaissance), auch bei seiner Bautätigkeit hielt er sich an die Vorbilder des Altertums. Daneben ließ er aber auch die alten germanischen Heldenlieder aufzeichnen. Letztere gingen aber zumeist in späterer Zeit verloren.

Kaiserkrönung

Der europäischen Vormachtstellung als König eines fränkischen Großreiches, das die Staaten der Völkerwanderungszeit abgelöst und das Christentum weit nach Norden und Osten verbreitet hatte, war sich KARL sehr wohl bewusst, ohne jedoch selbst den Kaisertitel anzustreben. Diesen legte ihm durch Akklamation am 25.12.800 erst Papst LEO III. in Rom zu, nachdem er die Entwicklung zuvor gefördert hatte. Dieses neu erstandene Kaisertum des Westens wurde erst 812 von Byzanz anerkannt. Dem Vorbild der Kaiserkrönung folgten später die deutschen Könige.

KARL starb am 28.01.814 in Aachen. Er wurde in der Aachener Pfalzkapelle beigesetzt. Seit 1215 ruhen die Gebeine im KARLsschrein.

Reliquiar Karls des Großen.

Reliquiar Karls des Großen.

Karl der Große - Reliquiar Karls des Großen.

Bedeutung

KARL gilt als eine der größten europäischen Herrscherpersönlichkeiten. Durch seine politische Konzeption, der Verschmelzung

  • antiken Erbes,
  • christlicher Religion und
  • germanischer Gedankenwelt

hat er die geschichtliche Entwicklung Europas maßgeblich bestimmt. Kaiser FRIEDRICH I. BARBAROSSA ließ KARL 1165 heilig sprechen. Das Mittelalter sah in KARL das Ideal des christlichen Herrschers, dessen Züge in Sage und Geschichtsschreibung verklärt wurden (Karlssagen). An seine Bedeutung für das Europa der Gegenwart erinnert der Karlsspreis.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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