- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.2 Kunst des Mittelalters
- 2.2.2 Romanik
- Profanarchitektur
Die Pfalzbauten und Burgen der deutschen Herzöge und Könige waren von starken Ringmauern umgeben. Reste von Pfalzen und Burgen befinden sich heute u.a. noch in
Burgen ließen sich die Herzöge und Grafen auf ihrem Lehen errichten. Sie standen in Pracht und Ausstattung den Pfalzen oft nicht nach.
Pfalzen¹ waren im Mittelalter große Wirtschaftshöfe mit Palas (Repräsentationssaal), Kapelle, einer hohen Burgwallanlage mit Steinummauerung sowie einem Bergfried, einem Turm.
Auf den Pfalzen hielten die deutschen Kaiser Hof und sprachen Recht. Pfalzen waren also (zeitweilige) Regierungs- und Verwaltungssitze, aber auch Münzprägestätten (MONETA PALATINA).
¹ Pfalz und Palas, aus lat. „palatium“ (Palast), nach der Bezeichnung „Palatin“ (lat. „mons Palatinus“), einem der sieben Hügel Roms, auf dem der römische Kaiser, Augustus, seine Wohnanlage bauen ließ.
HEINRICH II. ließ um 1005–1015 in Goslar einen zweigeschossigen romanischen Bau errichten, der Ort von 23 Reichstagen wurde und das wichtigste profane Baudenkmal der Salierzeit darstellt (HEINRICHs Lieblingspfalz war allerdings die Kaiserpfalz Bamberg.) Der Kaisersaal im Obergeschoss mit seinen dreiteiligen Fenstern und eingebauter Warmluftheizung ist mit fast 50 m Saallänge der größte jemals in Deutschland gebaute der Romanik.
Für Kaiser HEINRICH III. war es die schönste seiner Pfalzen, denn er hielt sich sehr oft in Goslar auf. Die Ulrichskapelle ist die allein erhaltene Pfalzkapelle der Anlage. Sie diente, nachdem die Kaiser das Interesse an der Anlage verloren hatten, bis ins 19. Jahrhundert als Gefängnis. 1867–1879 wurde die bis dahin als Kornspeicher zweckentfremdete Goslarer Pfalz von Preußen nach den Maßstäben der damaligen Zeit restauriert.
Unter FRIEDRICH I. BARBAROSSA (1122–1190) wurde die Kaiserpfalz in Bad Wimpfen begonnen. Bewohnbar war sie wohl allerdings erst mit seinem Enkel FRIEDRICH II. Sie ist die größte staufische Pfalz nördlich der Alpen. Die Anlage ist 210 m lang und 80 m breit. Sie besitzt noch heute zwei Bergfriede, den „roten“ und den 58 m hohen „blauen Turm“. Allerdings wurde der blaue Turm nach Bränden mehrfach umgestaltet und erhielt im 17. Jahrhundert einen barocken Helm. Erst in den 1840er-Jahren wurde er mit einem gotisierenden Spitzdach ausgestattet.
Weitere romanische Profanbauten sind u.a.:
Als der Normanne WILHELM DER EROBERER (1027–1087) in der Schlacht von Hastings die Briten besiegte und die Inseln besetzte, ließ er (ab 1070) als Schutz vor den Einheimischen eine Burg, den White Tower errichten. Es war zunächst nur ein Holzfort und wurde genau dort aufgebaut, wo sich zu römischer Zeit bereits eine Festung befand.
THEODOR FONTANE berichtet in „Ein Sommer in London“:
„... seine Lage indes, auf einem Hügel inmitten der Stadt und in unmittelbarer Nähe der Themse, darf noch jetzt als überaus günstig bezeichnet werden: er beherrscht Stadt und Strom. Es ist um deshalb auch mindestens wahrscheinlich, daß der alte Römerturm, dessen Überbleibsel einem noch jetzt als Fundament des weißen Towers gezeigt werden, wirklich an dieser Stelle gestanden habe, da keinem Kriegsverständigen, geschweige einem Cäsar, die Vorteile dieser besonderen Lage entgehen konnten.“
Die Kalksteine, von denen sich der Name Weißer Turm ableitet, brachte man per Schiff aus dem französischen Caen nach London. 12 Jahre nach der Eroberung Englands war der Weiße Turm – ursprünglich von einem Wassergraben umgeben – im Stile normannischer Romanik erbaut.
Im White Tower befindet sich eine dreischiffige romanische Basilika mit Tonnengewölbe und Apsis. Die St. John’s Chapel ist die älteste noch in ihrer Ursprungsgestalt existierende Kirche Londons.
Der Tower of London wurde in späterer Zeit immer stärker erweitert. Er besteht heute aus 43 Türmen bzw. Häusern. Er diente u.a. als Festung, Waffenkammer (stronghouses) und als Gefängnis.
Nicht nur die Burgen und Pfalzen waren mit dicken Mauern bewehrt, sondern auch die mittelalterlichen Städte. Von der romanischen städtischen Architektur hat sich jedoch nur wenig erhalten. Erwähnenswert ist das Romanische Haus in Bad Kösen. Es ist heute Heimatmuseum. Wohntürme gibt es z.B. in Regensburg und San Gimignano.
Zum großen Teil erhielten sich Kirchen, wie z.B. das Portal im Westwerk der Stadtkirche St. Petri in Seehausen. Aber auch die Kirchen wurden z.T. in späterer Zeit umgebaut.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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