Chronologie der Entwicklung von Rechenhilfsmitteln

4. Jahrtausend v.Chr. bis etwa 300 v.Chr.: Das babylonische Zahlbezeichnungssystem mit der Basis 60 (das noch in unserer Winkel- und Zeitmessung fortlebt) gelangt in einem langen Reifungsprozess mit der Erfindung der Null zum Abschluss.
Um 300 v.Chr. bis etwa 1200: Im römischen Reich, später in ganz Europa, ist der Abakus (Abacus) das allgemein genutzte Rechenhilfsmittel. Unabhängig davon ist er (zu allerdings nicht genau fixierbaren Zeiten) auch in fast allen ostasiatischen Ländern in Gebrauch gekommen.
7. Jh.: Das Positionssystem mit der Basis 10 wird in Indien entwickelt, breitet sich im 9. Jh. in den islamischen Ländern aus und kommt ab Ende des 10. Jh. auf verschiedenen Wegen nach Europa.
13. bis 16. Jh.: Das schriftliche („algorithmische“) Rechnen setzt sich allmählich in ganz Europa (außer in Russland) gegen das Abakusrechnen durch. Großen Anteil daran haben Rechenmeister wie ADAM RIES mit ihren Rechenschulen und Rechenbüchern.

1614: Der schottische Edelmann JOHN NAPIER (NEPER) veröffentlicht die erste Logarithmentafel der Welt (im Titel erscheint das von ihm erfundene Wort Logarithmen).
1620 bis 1624: Logarithmentafeln von HENRY BRIGGS (Basis 10), JOST BÜRGI (Basis e, näherungsweise) und JOHANNES KEPLER entstehen.
1624 bis 1650: Aus der Urform einer einzelnen logarithmischen Skala (von der die Strecken mit dem Zirkel abzugreifen waren) entwickeln EDMUND GUNTER, WILLIAM OUGHTRED, SETH PARTRIDGE und EDMUND WINGATE verschiedene Formen des Rechenstabes bzw. vervollkommnen diesen (im Wesentlichen bis zu seiner endgültigen Form).
Um 1623: Der Tübinger Professor für Mathematik, Astronomie und Hebräisch WILHELM SCHICKHARDT (auch SCHICKARD oder SCHICKARDT) baut die erste mechanische Rechenmaschine, die jedoch in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verbrennt.
1644: BLAISE PASCAL baut in Frankreich eine Rechenmaschine für Addition und Subtraktion (Zweispeziesrechner) und bekommt 1649 ein königliches Privileg für die Herstellung solcher Rechner (von denen neun Exemplare bis heute erhalten sind).

1673: GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ führt die von ihm entwickelte Vierspezies-Rechenmaschine, die auf dem Staffelwalzenprinzip beruht, jedoch technisch noch nicht ausgereift ist, der Londoner Royal Society vor; 1694 wird die Maschine mithilfe des Pariser Mechanikers OLIVIER verbessert.
1703: Die erste Abhandlung von LEIBNIZ über das Rechnen im Binärsystem erscheint. LEIBNIZ entwickelt auch die Idee des Sprossenrades und einer binär arbeitenden Maschine (1679), setzt jedoch beides nicht in die Tat um.
1709: GIOVANNI POLENI erfindet und beschreibt unabhängig von LEIBNIZ das Sprossenrad.
18. Jh.: Bau funktionstüchtiger Rechenmaschinen u.a. von ANTON BRAUN d. J. (Wien 1766), PHILIPP MATTHÄUS HAHN (Echterdingen 1770), J. H. MÜLLER (Darmstadt 1783).
Elemente der späteren programmgesteuerten Rechentechnik werden in Gestalt von Lochstreifen- und Stiftwalzensteuerungen komplizierter Abläufe in der Textilherstellung und in den Musik- und Unterhaltungsautomaten entwickelt.
1793: Die meistaufgelegten Logarithmentafeln aller Zeiten (über 100 Auflagen bis Mitte des 20. Jh.) von GEORG (FREIHERR VON) VEGA erscheinen erstmals. Etwa zur gleichen Zeit propagiert JAMES WATT in England den dort als „Soho rule“ bezeichneten Rechenstab als universelles Rechengerät des Ingenieurs.
1812: CHARLES BABBAGE fasst den Plan, Zahlentafeln durch eine programmgesteuerte mechanische Maschine berechnen zu lassen, um vor Rechenfehlern(!) sicher zu sein.
1818: CHARLES XAVIER THOMAS beginnt in Paris mit der Serienproduktion mechanischer Tischrechenmaschinen (etwa 1500 Stück bis 1878).
1822: Die von BABBAGE gebaute „Differenzenmaschine“ zur Berechnung der Funktionswerte von Polynomen dritten Grades funktioniert und bringt ihm finanzielle Unterstützung durch die Royal Society für weitere Projekte (langjährige Arbeit an einer universell verwendbaren „analytischen Maschine“ führte allerdings nicht zum Erfolg).
1840 bis 1900: Blütezeit grafischer Rechenmethoden (Nomographie); besonders in Frankreich entwickelt.
Die numerische Mathematik (einschließlich der Fehlerrechnung) beginnt sich als eigener Zweig der Mathematik herauszubilden.
1878: Beginn der Fertigung von Rechenmaschinen in Glashütte
1882: HERMANN HOLLERITH vollendet seine Tabellier- und Sortiermaschine für Lochkarten (1890 werden 45 Exemplare dieser Maschine erfolgreich bei der 11. US-amerikanischen Volkszählung eingesetzt).

1887: Beginn der industriellen Großproduktion mechanischer Rechenmaschinen in den USA (Felt)
1889: Die Firma Burroughs produziert die ersten mechanischen Rechenmaschinen mit mechanischem Druckwerk.
1896: HOLLERITH gründet die Tabulating Machine Company, aus der 1924 die Firma IBM hervorgeht.
1909: PERCY E. LUDGATE publiziert unabhängig von BABBAGE die Idee einer universell programmierbaren Rechenmaschine, führt dabei bedingte Sprünge und das Prinzip des Drei-Adress-Befehls ein.
1910: ROBERT VON LIEBEN erfindet die Elektronenröhre mit Steuergitter. PAUL EHRENFEST erkennt die Anwendbarkeit der Aussagenlogik auf die Konstruktion und Untersuchung elektrischer Schaltkreise.
1932: Der Mathematiker WILHELM CAUER löst an der Universität Göttingen lineare Gleichungssysteme mit bis zu zehn Variablen mittels speziell dafür konstruierter Analog-Rechenanlagen.
1936: KONRAD ZUSE beginnt in der Wohnung seiner Eltern mit der Konstruktion programmgesteuerter Rechenmaschinen auf Relaisbasis.
1936/37: Die Mathematiker ALAN TURING und EMIL POST definieren unabhängig voneinander den Begriff der algorithmischen Berechenbarkeit mithilfe einer universellen programmierbaren idealen Maschine und beweisen damit die Existenz algorithmisch unlösbarer Aufgaben (Beginn der theoretischen Informatik).
1937: Beginn der Arbeiten an der auf Relaisbasis arbeitenden programmgesteuerten Rechenmaschine MARK I bei IBM unter der Leitung von HOWARD AIKEN.
1938: Der von ZUSE fertiggestellte Rechner Z1 verwirklicht erstmals das Gleitkomma-Prinzip.
1941: ZUSES Rechenmaschine Z3 nimmt den Betrieb auf (1944 durch Bombenangriff zerstört).

1942: JOHN W. MAUCHLY und JOHN P. ECKERT beginnen mit der Arbeit an einem Rechner auf Röhrenbasis (ENIAC). Etwa gleichzeitig übergibt Bell Telephone den von GEORGE STIBITZ konstruierten Relaisrechner.
1943: Der Großrechner COLOSSUS (unter der Leitung von ALAN TURING entwickelt) wird in Großbritannien für die Dechiffrierung des Funkverkehrs der faschistischen Wehrmacht eingesetzt. Das ist die erste wesentliche nichtnumerische Anwendung einer programmgesteuerten Rechenanlage.
1944: Der von HOWARD H. AIKEN mit der Harvard-Universität konstruierte Rechner MARK I wird im Dauerbetrieb für ballistische Rechnungen eingesetzt.
Der Mathematiker JOHN VON NEUMANN entwickelt das Konzept eines Rechners mit einheitlichem Speicher für Programm und Daten (1949 realisiert).
1945/46: KONRAD ZUSE entwickelt mit seinem Plankalkül eine nicht zur Anwendung gekommene Programmiersprache, die erstmals nicht ausschließlich am numerischen Rechnen orientiert ist.
1946: Der Rechner ENIAC geht in Betrieb.
1947: Beginn der Arbeiten an der Transistortechnik
1949: Der Rechner EDSAC (Großbritannien) arbeitet als Erster mit einheitlichem Speicher für Programm und Daten.
1951: Die technische Realisierung des Flächentransistors (u.a. durch WILLIAM BRADFORD SHOCKLEY und GORDON KIDD TEAL) revolutioniert die Elektronik.
1952: Erste numerisch gesteuerte Werkzeugmaschine (mit Röhrenschaltung)
1954: Erste problemorientierte Programmiersprache FORTRAN (entwickelt von JOHN BACKUS bei IBM);
Beginn des Einsatzes von Computern zur Formelmanipulation (automatisches Differenzieren)
1954: TRADIC erster Rechner der „2. Generation“ (auf Transistorbasis)
1955: In den USA bieten 24 Firmen insgesamt 38 Typen von Computern an.
1956: Disketten werden als Speichermedien eingeführt, kommen aber erst im Jahre 1970 als „Floppy Disk“ für den allgemeinen Gebrauch in den Handel.
1957: Die erste sowjetische Großrechenanlage BESM 1 führt die Berechnungen für den Start von „Sputnik 1“ durch.
1958: Problemorientierte Sprache ALGOL 58
1960: Unter dem Einfluss der zunehmenden Computernutzung beginnt die (ursprünglich auf Probleme der Logik orientierte) Algorithmentheorie sich zur Komplexitätstheorie zu entwickeln. Begriffe wie „in Realzeit“, „in linearer Zeit“ bzw. „in polynomialer Zeit berechenbar“ entstehen.
1965: Beginn des Einsatzes integrierter Schaltkreise (Chips)
1960 bis 1977: Durch grafische Datenverarbeitung (etwa ab 1960) und Textverarbeitung (etwa ab 1975) verliert der Computer zunehmend den Charakter eines bloßen „Rechengerätes“ (der Anteil numerischer Rechnungen beträgt heute weniger als 2 %).
1967: Die ersten elektronischen Taschenrechner kommen auf den Markt.
1968: Die Kopplung von Rechner und Bildschirm begründet eine neue Ära in der Kommunikation zwischen Mensch und Computer. Das Wort „Informatik“ tritt seinen Siegeszug an. Weltweit beginnt die Aufspaltung der Computerfirmen in Hardware- und Software-Produzenten.
1970: Sprache PASCAL (Autor NIKLAUS WIRTH)
Um 1971: Übergang zu hoch integrierten Chips, die ihrerseits nur noch mit Computerhilfe konstruiert werden können
1972: Sprache PROLOG (Autor: ALAIN COLMERAUER)
1973: Beginn der Datenfernübertragung
1975: BILL GATES und PAUL ALLEN gründen die Firma Microsoft.
1976: Gründung der Firma Macintosh (Apple);
Beweis eines lange ungelösten mathematischen Problems (der Vierfarbenvermutung) durch systematisches Durchmustern einer großen Zahl von Möglichkeiten mittels Computer
1978: Erste Personalcomputer (Apple) werden gebaut.
1980: Erstes kommerzielles Programmpaket zur Lösung vielfältiger mathematischer Aufgaben (MAPLE)
1981: Das Betriebssystem MS-DOS kommt auf den Markt.
1984: In Berlin wird das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik gegründet.
1985: Erstes Betriebssystem der Windows-Serie
1988: Anfänge des Internet
1990: Beginn der Entwicklung spezielle mathematischer Programme für Computer; mit diesen sogenannten Computeralgebrasystemen (CAS) sind neben den vom Taschenrechner gewohnten arithmetischen Operationen auch das Rechnen mit Symbolen, grafische Darstellungen und das individuelle Programmieren spezieller Funktionen möglich.
1991: Der finnische Student LINUS TORVALDS beginnt mit der Arbeit am nichtkommerziellen Betriebssystem LINUX.
1992: Portable Computer (Notebook)
1993: Pentium-Prozessor

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