Josquin Desprez

JOSQUIN DESPREZ wurde um 1440 im französischen Sprachgebiet Burgunds geboren, der genaue Ort ist unbekannt wie überhaupt seine Biografie noch viele Leerstellen hat. Er war als Jugendlicher Sänger an der Kollegiatskirche von St. Quentin und erhielt seine musikalische Ausbildung vermutlich von dem Komponisten JOHANNES OCKEGHEM (1425–1496). Ob er, wie bisher angenommen, von 1459–1474 Kapellsänger am Mailänder Dom war, wird von der neuesten Forschung angezweifelt. In seiner ersten Schaffensphase bis ca.1485 ist sein Werk vom Stil seines Lehrers OCKEGHEM geprägt, er pflegt die Kunst des melismatischen Kontrapunktes.

Seine zweite Phase beginnt mit dem Wechsel nach Italien, wo er von 1486–1494 Mitglied der päpstlichen Kapelle in Rom war. Während seiner italienischen Zeit erreichte JOSQUIN künstlerische Reife und galt um die Jahrhundertwende als berühmtester Komponist in Europa. Er wurde der „Fürst der Musik“ genannt. Die Kunst der franko-flämischen Polyphonie verschmolz in seinen Werken dieser Periode mit dem stärker harmonisch geprägten Stil der Italiener. Außerdem wurde die Verbindung von Wort und Ton enger.

Um 1500 wurde JOSQUIN Mitglied der französischen Hofkapelle unter König LOUIS XII., bevor er 1503 an den Hof Ferrara nach Italien zurückkehrte, der in diesen Jahren die besten Musiker jener Zeit versammelte. Die Pest veranlasste ihn schon ein Jahr später zur Flucht aus der Stadt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Condé-sur-l’Escaut, wo er als Probst tätig war. Er starb am 27.08.1521.

In seiner letzten Schaffensphase prägte JOSQUIN einen zunehmend expressiven Stil, in dem die Musik direkter Ausdruck des zugrundeliegenden Textes wurde und deklamatorischen Charakter bekam.

JOSQUIN war der erste Komponist der Musikgeschichte, der auch über seinen Tod hinaus berühmt blieb und dessen Werke kontinuierlich gespielt wurden. Dazu trug wesentlich die Erfindung des Notendrucks durch den Italiener OTTAVIO PETRUCCI (1466–1539) bei, denn JOSQUINs Messvertonungen waren Teil der ersten drei Messbücher, die in den Jahren 1502, 1505 und 1514 erschienen. Mit dem Notendruck wurde die Vervielfältigung von Kompositionen preiswerter, was ihre Verbreitung und Konservierung förderte.

In JOSQUINs Musik finden sich Zeichen für den Wandel des Musikideals in der Hochrenaissance: An die Stelle rational und meisterhaft konstruierter Sätze trat zunehmend eine subjektive und expressive Färbung. Zudem ging JOSQUIN die Autonomie des eigenen künstlerischen Anspruchs durchaus vor dienstliche Verpflichtungen. Er war damit auch Vorbote eines neuen Künstlerselbstverständnisses.

Gesamtwerk

JOSQUINs Gesamtwerk umfasste:

  • 18 Messen (wobei die Autorenschaft bei einigen angezweifelt wird), darunter:
    – „L’Homme armé super voces musicales“,
    – „Fortuna Desperata“,
    – „Malheur me bat“,
    – „De Beata Virgine“,
    – „Pange lingua“;
     
  • ca. 90 Motetten;
     
  • 70 weltliche Kompositionen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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