Ludwig van Beethoven

Kindheit und Jugend

LUDWIG VAN BEETHOVEN wurde am 17.12.1770 in Bonn als Sohn von Hofsänger JOHANN VAN BEETHOVEN (1740–1792) und MARIA MAGDALENA VAN BEETHOVEN, geborene KEVERICH (1746–1787) getauft.

1781 wurde er Schüler von CHRISTIAN GOTTLOB NEEFE (1748–1798), der zu jener Zeit Musikdirektor und Hoforganist am Bonner kurfürstlichen Nationaltheater war. Bei ihm lernte er Klavierspiel und Orgel, den Generalbass sowie Komposition. Außerdem machte NEEFE ihn bekannt mit den Werken der Vorklassik, besonders der Mannheimer Schule.

1784 wurde BEETHOVEN Mitglied der Bonner Hofkapelle als Bratschist und Cembalist. 1787 reiste er nach Wien, um Schüler WOLFGANG AMADEUS MOZARTs (1756–1791) zu werden, doch eine schwere Erkrankung der Mutter zwang ihn schon bald zur Rückreise. Erst 1792 reiste BEETHOVEN ein zweites Mal nach Wien und konnte JOSEPH HAYDN (1732–1809) als seinen Lehrer gewinnen. Außerdem studierte er bei JOHANN GEORG ALBRECHTSBERGER (1736–1809) und JOHANN SCHENK (1753–1836) Theorie sowie bei ANTONIO SALIERI (1750–1825) italienische Gesangskomposition. 1795 trat BEETHOVEN nach vielen privaten Konzerten in Wiener Salons erstmals mit großem Erfolg in der Öffentlichkeit als Pianist auf und spielte sein Klavierkonzert B-Dur op. 19. Im gleichen Jahr wurden drei Klaviertrios als BEETHOVENs op. 1 herausgegeben.

Der Komponist erfuhr große Förderung durch den Wiener Adel, bei dem er ein hohes Ansehen besaß, was ihm ein Auskommen sicherte und eine freie Existenz als Musiker ermöglichte. Viele seiner Werke sind seinen Mäzen gewidmet, u. a.

  • Graf FERDINAND VON WALDSTEIN („Waldsteinsonate“, C-Dur op. 53),
  • Fürst CARL LICHNOWSKY (Klaviertrios op. 1),
  • Graf RASUMOWSKY (Rasumowsky-Quartette, C-Dur op. 9),
  • Graf FRANZ VON BRUNSWIK, Erzherzog RUDOLPH (Messe „Missa solemnis“, op. 123) sowie
  • Fürst NIKOLAUS ESZTERHÁZY (Messe in C-Dur op. 86).

Als BEETHOVEN 1808 eine Stellung in Kassel angeboten wurde, setzten Adelige ihm ein jährliches Einkommen aus unter der Bedingung, dass er in Wien bliebe, was er annahm.

Frühe Schaffensphase bis 1802

In BEETHOVENs erste Schaffensphase fallen seine ersten beiden Sinfonien (C-Dur op. 21, 1799–1800; D-Dur op. 36, 1801–1802), die beide noch deutlich den Einfluss HAYDNs spüren lassen, sowie die ersten drei Klavierkonzerte, die Klaviertrios op. 1 (1795), Klaviersonaten (u.a. Klaviersonate Nr. 8 c-Moll op. 13 – „Sonate pathétique“, 1798/1799) und frühe Streichquartette. In diesen Jahren knüpfte BEETHOVEN an den Stil der Wiener Klassik an, der geprägt war von

  • einer ausgewogenen Melodik,
  • einem klar strukturierten Satzgefüge und
  • Divertimentocharakter.

Um 1795 zeichnete sich BEETHOVENs zunehmendes Gehörleiden ab, das ihn im Verlauf der Jahre immer tiefer in depressive Zurückgezogenheit trieb. Bereits 1808 litt er unter starker Schwerhörigkeit, musste das Konzertieren aufgeben und 1819 ertaubte er vollständig. In den letzten Jahren konnte BEETHOVEN mit der Außenwelt nur noch mittels schriftlicher Aufzeichnungen kommunizieren. 400 Konversationsbücher sind aus dieser Zeit erhalten. Ein Ausdruck seines Leidens wurde das sogenannte „Heiligenstädter Testament“, ein Abschiedsbrief an seine Brüder, den er 1802 schrieb. Nur die Kunst sei es, die ihn vom Selbstmord zurückhalte, der Drang, alles hervorzubringen, „wozu ich mich aufgelegt fühlte“. Seine überwältigende Vorstellungskraft, die er in der zunehmenden Isolierung in Musik fasste, ging einher mit einem künstlerischen Sendungsbewusstsein, wie es typisch für den geniehaften Künstlertypus des 19. Jh. werden sollte.

Mittlere Periode 1802–1812/1814

Die mittlere Schaffensperiode zeigt einen BEETHOVEN, der kompositorisch neue und individuell eigene Wege ging. Er brachte verstärkt außermusikalische Inhalte in die Musik, wobei es mehr eine poetische Idee als ein konkretes Programm ist, das sich in seinen Werken wiederfindet (u.a. „Sturmsonate“ op. 57, oder auch die Sinfonie Nr. 6, die „Pastorale“ op. 68). BEETHOVEN suchte auch nach neuen musikalischen Formen und ersetzte z.B. in der Klaviersonate op. 26 den üblichen Sonatenkopfsatz durch Variationen. Außerdem steigerte er den Klang der Musik bis ins Extreme und verließ die herkömmliche Ästhetik ausgewogener Schönheit zugunsten eines neuen Ausdruckideals.

In dieser Phase entstanden auch die Sinfonien Nr. 3 bis 8, die von einer neuartigen dramatischen Konzeption geprägt sind. Alle musikalischen Augenblicke scheinen immer nur Voraussetzung für den folgenden sein, permanent strebt das Werk seinem Finale entgegen.

BEETHOVENs Klavierkonzerte Nr. 4 und Nr. 5 gelten als Gipfelpunkt der Gattung. Anders als die ersten seiner Klavierkonzerte, die noch ganz in der Tradition des 18. Jh. standen, gehen diese Werke weit über die übliche heitere Unterhaltung hinaus. BEETHOVEN

  • verstärkte das symphonische Element,
  • intensivierte die thematische Arbeit und
  • schuf eine ausgeprägte Dialogstruktur.
  • Außerdem schränkte er die Improvisationsmöglichkeiten des Interpreten ein, indem er die Kadenzen selbst schrieb und zum integralen Bestandteil der Komposition machte.

In dieser Phase komponierte BEETHOVEN auch das Violinkonzert D-Dur op. 61. Seine einzige Oper „Fidelio“, durchdrungen von humanistischem Menschheitsideal und im Stil der französischen revolutionären Rettungsoper, wurde 1805 unter dem Titel „Leonore“ uraufgeführt und noch zweimal überarbeitet. Ihr war kaum Erfolg beschieden.

Späte Periode ab 1815

BEETHOVENs letzte fünf Klaviersonaten, darunter die „Große Sonate für Hammerklavier“ op. 106 tragen die charakteristischen Züge seines Spätwerks. Hier wandte BEETHOVEN sich zurück zu polyphonem Denken und knüpfte an die vorklassische Tradition des kontrapunktischen Satzes an. So schloss er op. 106 mit einer groß angelegten Fuge. Doch er verband die Tradition mit der von ihm entwickelten Dramatik des Sonatenhauptsatzes und neuen poetischen Ideen. Gleiche Tendenzen lassen sich auch in seinen späten Streichquartetten nachweisen. Sein humanistisches Sendungsbewusstsein fand Ausdruck in der 9. Sinfonie, in der das ungewöhnliche Chorfinale FRIEDRICH SCHILLERs (1759–1805) „Ode an die Freude“ zitiert, sowie in der „Missa solemnis“.

Wirkung

Die Wirkung besonders der Sinfonien BEETHOVENs ist einmalig in der Musikgeschichte. Im Laufe des 19. Jh. wurden sie zum Inbegriff des klassischen Monumentalwerks, das durch seine jeweilige Einzigartigkeit besticht. Ihre formale Struktur wurde zum zentralen Merkmal der gesamten Gattung und das Werk nachfolgender Komponistengenerationen wurde danach bewertet, wie es sich mit den Sinfonien BEETHOVENs auseinandersetzte. JOHANNES BRAHMS (1833–1897) bekannte, er habe für seine erste Sinfonie beinahe 20 Jahre gebraucht, weil er meinte, nach BEETHOVEN keine Sinfonie mehr schreiben zu können.

Werke

Zu den Hauptwerken BEETHOVENs gehören u.a.:

  • 9 Sinfonien:
    – Nr. 1 C-Dur op. 21 (1799/1800),
    – Nr. 2 D-Dur op. 36 (1801/1802),
    – Nr. 3 Es-Dur op. 55 (1803/1804, „Eroica“),
    – Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806),
    – Nr. 5 c-Moll op. 67 (1804–1808, „Schicksalsinfonie“),
    – Nr. 6 F-Dur op. 68 (1807/1808, „Pastorale“),
    – Nr. 7 A-Dur op. 92 (1811/1812),
    – Nr. 8 F-Dur op. 93 (1811/1812),
    – Nr. 9 d-Moll op. 125 (1822–1824, mit Schlusschor nach der Ode „An die Freude“ von SCHILLER);
     
  • 5 Klavierkonzerte;
     
  • 1 Violinkonzert D-Dur op. 61 (1806);
     
  • diverse Orchesterwerke (Ouvertüren, Ballett);
     
  • 16 Streichquartette;
     
  • 6 Klaviertrios;
     
  • 10 Violinsonaten, darunter:
    – F-Dur op. 24 (1800/1801, „Frühlingssonate“),
    – A-Dur op. 47 (1802/1803, „Kreutzersonate“);
     
  • 32 Klaviersonaten, darunter:
    – c-Moll op. 13 (1798/1799, „Sonate pathétique“),
    – cis-Moll op. 27,2 (1801, „Mondscheinsonate“),
    – C-Dur op. 53 (1803/1804, „Waldsteinsonate“),
    – f-Moll op. 57 (1804/1805, „Appassionata“),
    – Es-Dur op. 81 a (1809/1810, „Les Adieux“),
    – B-Dur op. 106 (1817/1818, „Große Sonate für das Hammerklavier“);
     
  • 2 Messen, darunter:
    D-Dur op. 123 (1819–1823, „Missa solemnis“);
     
  • Oratorium „Christus am Ölberge“ op. 85 (1803);
     
  • Oper "Fidelio" op. 72 (1804/1805, 2. Fassung 1806, 3. Fassung 1814);
     
  • Chor und Orchesterwerke;
     
  • 91 Klavierlieder, darunter:
    „An die Hoffnung“ op. 32 (1805, andere Fassung op. 94, 1813–1815),
    „Adelaide“ op. 46 (1795/1796),
    – Liederkreis „An die ferne Geliebte“ op. 9 (1816);
     
  • etwa 70 Scherzkanons und etwa 200 Volksliedbearbeitungen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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